Opus veritatis scientiaeque

Der Schwarze Limbus    

28. Efferd im 54. Götterlauf nach Hal

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Ad Commentariolus von Großmeister Erilarion Androstaal

Hochgeschätzter Großmeister Erilarion Androstaal,

Natürlich habe ich Euren ausgezeichneten Artikel "Besinnt euch, collegi et collegae, wieder auf das Wesentliche!" (Opus no. 1) gelesen - mit sehr großem Interesse, wie ich Euch versichern kann. Ich besitze natürlich auch den Hilffreychen Leitfaden und kenne selbstverständlich die von Euch zitierten Stellen. Und natürlich habt Ihr auch völlig recht, wenn Ihr schreibt, daß ein Hexenfluch - und das nicht einmal nur per definitionem - zumeist eine spontane Reaktion ist. Ich gebe Euch auch vollkommen recht, wenn Ihr es für einem Magus unangemessen haltet, ohne diese moralische Überprüfung Zauber zu wirken. Allein, es dreht sich bei dieser Disputatio ja nicht um Gildenmagier. Die Regelungen die im Hilffreychem Leitfaden zu finden sind, betreffen aber vor allem und zu allererst einmal Gildenmitglieder - wobei ja auch innerhalb der Gilden einige der Aussagen sehrwohl umstritten sind. Da die Gemeinschaft der Töchter Satuarias (die ja in dieser Form auch gar nicht existiert) aber von den Gilden nicht als eigene "Gilde" oder "Zunft" (es gibt leider keinen passenden Begriff) anerkannt ist und ihnen auch nicht die rechtlichen Vorteile eines Gildenmagiers gewährt werden, wieso, so frage ich Euch, sollten sie sich dann an die Regeln der Gilde halten? Möchtet Ihr - verzeiht den Vergleich - ohne die gleichen Vorteile zu genießen, die ein freier Bürger Al’Anfas hat, zwar wie ein Sklave behandelt werden, aber dennoch die Pflichten des freien Bürgers tragen müssen? Würdet Ihr es gutheißen, wenn Ihr zwar perfekt schmieden könntet, aber - dem Recht einer Zunft nach, der Ihr nicht angehören dürft - Euer Handwerk nicht ausüben dürftet, weil Ihr es anders ausübt? Ich für meinen Teil denke, daß die Antwort auf der Hand liegt.
Nun versteht meine Äußerungen aber bitte nicht so, daß ich alles, was wir an Rechten, Pflichten und Traditionen haben, ablehne oder gar bekämpfe. Keineswegs. Ich will nur für mehr Toleranz werben. Denn nicht die Hexen oder die Gildenmagier sind die, die den Kampf gegen das Chaos führen. Nein, es sind die Menschen und Zwerge und Elfen unter der weisen Führung der Götter, die dem Brodem der Niederhöllen gemeinsam die Stirn bieten müssen, um die Schöpfung zu bewahren - jeder auf seine Weise; genauso wie er es am besten kann - egal ob Bauer, Magier, Schmied, Geweihter oder eben auch "Hexe". Natürlich gibt es überall Böse und Gute, doch es gibt sie eben überall; und auf keinen Fall darf man das gesamte verdammen, nur weil man andere Meinung ist. Es geht auch gar nicht darum alles restlos zu begreifen - welcher Geist sollte schon in der Lage sein die gesamte Schöpfung zu durchschauen. "Die Welt ist schön" sagen die Dualisten. Tulmadron ist ein schweres, meist tödliches Gift, aber ohne es ist es recht schwer, ein Antidot zu brauen.

Wir mögen nicht erkennen können wofür es gut sein mag, daß es Hexen gibt, die so sind wie sie sind, aber ich bin mir sicher, daß auch sie und ihre Art zu Zaubern ihren - wichtigen - Platz im Weltgefüge haben. Als positives Beispiel mag die ach so verrufene Yassia dienen, die dereinst dem Fürsten Cuanu von Albernia das Leben rettete, nachdem dieser durch einen vergifteten Dolch schwer verwundet wurde.

Noch eines laßt mich ausführen: Ihr sagt selbst, daß auch Ihr gute Seiten an der Magie der Hexen meint erkennen zu können; gleichzeitig ratet Ihr mir jedoch meine Aussagen zu widerrufen. Nun wie Ihr seht tue ich das nicht, sondern begründe und präzisiere die selben lediglich. Denn eines habe ich im Leben gelernt: Wer stets schweigt und nie zu seinen Ansichten steht, der bleibt wo er ist. Er kommt nicht voran. Wo wäre denn die Magie heute, wenn es nicht stets den Forscher gegeben hätte, der nicht vor der Aussage "das ist per definitionem so" zurückgeschreckt ist? Nein, ich betone es nochmals, ich widerspreche nicht den Regelungen der Gilde, die für Magier gelten, aber ich fordere, daß man sie in Frage stellen darf, wo sie und ihre Anwendung fraglich erscheinen.

Eines muß ich allerdings doch noch anfügen: Die in dem Buch, das ich in meinem zweitem Leserbrief erwähnte ("Die Angst - Betrachtungen über den menschlichen Geisteszustand bei extremen Angstbedingungen" wie der ausführliche Titel lautet), beschriebenen Methoden lehne ich selbstverständlich ab. Der Autor - den ich einmal sogar persönlich unter eher unangenehmen Umständen traf - mag zwar ein brillianter Wissenschaftler sein, aber die Art und Weise wie er zu seinen Ergebnissen gelangte ist abstoßend. Ich habe das Buch an der Halle der Macht eingesehen (die es auch vertreibt) und größtenteils gelesen. Die Versuche belegen jedoch zumeist nur bereits Bekanntes im Bereich der Seelenheilkunde. Für einen gefestigten Geist ist es dennoch (bis zu einem gewissen Grad) empfehlenswert.

Ich hoffe Euch meine Gedanken vermittelt zu haben und ebenso hoffe ich, daß Eure Bedenken gegen meine Person nun zumindest gemildert wurden.

Hochachtungsvoll,
Thundar Hurlemanoff
Absolvent der Academia Arcomagica Scholaque Puniensis
- zur Zeit auf Reisen -
Post bitte an: elementarist@geocities.com

von: Florian Kreuzinger
Erschienen in Opus no. 14 am 18.4.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Commentariolus zum Leserbrief (zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I, 2).

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