occulta Traditio
universa cuiuscumque existat et existet 3. Teil I Das Eine All In sämtlichen Überlieferungen der occulta Traditio universa befinden sich - nach den einleitenden Worten des Proems - Abschriften urzeitlicher Stanzen, in Stein gemeißelter Worte früherer Völker und Rassen. Diese Stanzen werde ich im folgenden wortgetreu übernehmen und sie zu explizieren und zu deuten versuchen. I.1. - Der ewige Allvater hatte die unendliche Ewigkeit im tiefen Schlaf verbracht. I.2. - Zeit war nicht, denn sie schlief im unendlichen Schoß der Dauer. I.3. - Der Universalgeist (das Nayrakis) war nicht, denn es gab nichts, in dem er sein konnte. I.4. - Die göttlichen Wege zur Seeligkeit waren nicht, die großen Ursachen des Leidens waren nicht, denn niemand war da, sie hervorzubringen oder sich in ihnen zu verfangen. I.5. - Die Ursachen des Daseins, die Elemente, waren nicht. I.6. - Was sichtbar war und was unsichtbar ist, ruhte im ewigen Sein. I.7. - Allein vorhanden, erstreckte sich die eine Form des Seins grenzenlos, unendlich, unverursacht und in traumlosem Schlaf, und Leben pulsierte ohne Bewusstsein im universalen Raum - in jener Allgegenwart, die das geöffnete Auge des Los wahrnimmt. Diese ersten Stanzen treffen, wie wohl nach der ersten Lektüre
ersichtlich sein dürfte, Aussagen über den Urzustand der Welt, den Zustand
des einen Alls vor der ersten Bewegung, vor dem ersten Frevel (Pralaya)
also. Dass ein solcher Zustand nur symbolisch dargestellt, nicht aber
beschrieben werden kann, bedarf keiner langen Überlegung. Auch kann er
nicht anders als im Negativen symbolisiert werden, denn da es sich um den
Zustand von Absolutheit per se handelt, treffen auf ihn keine jener
spezifisch positiven Attribute zu, die wir normalerweise benutzen, um die
Welt, in der wir leben, zu beschreiben (Worte wie groß, weit, lange etc.
würden niemals ausreichen, um diesen Zustand zu beschreiben). Man kann
also jenen Zustand nur andeuten durch Benutzung der Negativform all der
extrem abstrakten Eigenschaften, die der Mensch als äußerste, mit seinem
Vorstellungsvermögen gerade noch erreichbaren Grenzen mehr erfühlen als
begrifflich verstehen kann. Bei all den Unterschieden, die vor allem die Götterwelt der uns vorausgegangenen Kulturen und Rassen betreffen, kann man aufgrund der hier vorliegenden Stanzen doch sagen, dass es über die Jahrtausende hinweg eine gemeinsame Entstehungsgeschichte der Welt gegeben hat, die bis in unsere Tage überliefert wurde. Natürlich muss angenommen werden, dass dieses Wissen - ebenso wie in unserer Zeit auch - bei weitem nicht allen damals lebenden oder herrschenden Rassen bekannt war; mehr noch, ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass es sich bei den Wissenden stets um eine kleine, ausgewählte Gruppe von Bewahrern handelte, die es sich allesamt zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hatten dieses Wissen für die Nachwelt zu bewahren. II All das Eine II.1. - Aber wo war die Erdriesin, als der Allvater des Universums sich im Zustand des Schlafes befand? II.2. - Wo waren die Dämonen, die übelsten Söhne des Erwachens im Pralaya (Frevel)? II.3. - Wo war Stille? Wo Ohren, sie wahrzunehmen? Nein, es gab weder Stille noch Laut, gab nichts, nur unaufhörlichen ewigen Atem, der sich selbst nicht kannte. II.4. - Noch hatte die Stunde nicht geschlagen; noch war der Strahl nicht in den Keim eingedrungen. In unergründlicher Finsternis und in ihrem Sultan ruhten die Dämonen, die Erzeuger von Form aus dem Formlosen. II.5. - Sumus Herz hatte sich noch nicht geöffnet, um den einen Strahl eindringen und ihn dann, von der Einheit zur Zweiheit werdend, in den Schoss fallen zu lassen. II.6. - Noch waren die sieben Sphären nicht aus dem Lichtgewebe geboren. II.7. - Diese beiden sind der Keim, und der Keim ist letzter Grund für das Sein. Noch war die Welt verborgen im göttlichen Denken und im göttlichen Schoß. Diese Stanzen beschreiben einen Zustand, der auf den ersten Blick
praktisch gleichbedeutend mit dem in den ersten Stanzen scheint - so
gleichbedeutend, dass in der occulta Traditio universa eine ganze
Abhandlung vorliegt, um die Feinheiten des vorhandenen Unterschieds zu
vermitteln. Es muss also an vielen Stellen der Intuition und den höheren
geistigen Fähigkeiten des Lesers überlassen bleiben, den Sinn der
allegorischen Ausdrucksweise so weit wie möglich zu erfassen. III Pralaya - der Keim des Frevels - und die Siebenteilung III.1. - Die letzte Schwingung der Ewigkeit durchlebt die Unendlichkeit. Die Allmutter schwillt an und entfaltet sich von innen nach außen gleich der Knospe des Lotus. III.2. - Die Schwingung der Allmutter jagt dahin, berührt mit ihren schnellen Flügeln das ganze Sein und den Keim des Pralaya (Frevels), der in der Finsternis wohnt: in der Finsternis, die über den ruhenden Wassern des Lebens atmet... III.3. - Dunkelheit verbreitet Licht, und Licht wirft einen einzigen Strahl in die Mutter-Tiefe. Durch den Strahl erbebt das ewige Ei des Lichtvogels und lässt den nicht-ewigen Keim des Pralaya fallen, der sich zum Welten-Sein verdichtet und so alles Seiende ausfüllt. III.4. - Dann umklammert Los im zornigen Ringen die Allmutter und das Pralaya geschieht zum ersten Mal. III.5. - Dann fällt der Leib der Urmutter in den Ozean der Unsterblichkeit herab und Land erhebt sich aus dem Wasser. III.6. - Die Wurzel des Lebens war in jedem Tropfen des Urozeans. Finsternis schwand dahin und war nicht mehr darinnen, als der strahlende Wesenskern sechs innen und eines außen ward. III.7. - Das leuchtende Ei, das in sich selbst ist, gerinnt und verbreitet sich in die Sphären. Zum allerersten Mal schließt und öffnet es sich erneut. In dieser dritten Ansammlung von Stanzen wird nun das beschrieben,
worauf alles zuvor hinzielt: Die Entstehung Sumus (Stanze 1), die
Auswirkungen von Sumus Existenz auf das bisherige Sein (Stanze 2), die
Wahrnehmung Sumus durch Los (Stanze 3), das Pralaya, der erste Frevel,
nämlich der Mord Los an Sumu (Stanze 4), die Entstehung der Landmasse
(Stanze 5), die Siebenteilung der Sphären durch Los (Stanze 6) sowie das
Ende des ersten Zeitalters (Stanze 7). Mit diesen Einblicken in längst vergangenes, uraltes Wissen möchte ich nun den geneigten Leser in die Stille nach dem Lesen entlassen, jene Stille, die bei den Wissbegierigen und Verstehen-Wollenden eine Phase der Reflexion über das Gelesene und dann eine Phase der Erkenntnis folgen lässt. Vieles von dem mag uns heute nicht mehr stimmig erscheinen, einiges gar absurd und unseren jetzigen Lehren widersprechend, aber dieser Schöpfungsmythos zeigt uns unwiderlegbar, dass er - in gewissen Abänderungen - über die Jahrtausende und durch die Äonen hinweg sowie durch sämtliche herrschenden Rassen hindurch bereits existiert hat und - in vielen Fällen nur an wenige Auserwählte - weitergegeben wurde. Auf dass uns dies - und vielleicht noch vieles Unentdecktes mehr - unsere Verbundenheit mit uralten Geheimnissen vergangener Völker zeigen möge und uns als eine Vorstufe für ein Wissen diene, welches wir uns im Laufe dieses unseres Zeitalters aneignen müssen, wenn wir als Menschen wahrhaftig teilhaben wollen am Leben (und seinem Bewahren) im Zwölften der Äonen. adeptus maior Eborëus Zachariad von: Philipp Schumacher |
Der Schwarze Limbus (c) 1998-2006 Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels |