Tractatus ad Collegi
Magister Magnus Isandrian Magnisfexus Desgrandan et Spectabilitas Gorn Of
Dagon
Sehr
geehrte Leserschaft des Opus veritatis scientiæque,
sehr geehrte Collegae et Collegi,
sehr geehrter Magister Isandrian Magnisfexus Desgrandan,
sehr geehrte Spektabilität Gorn Of Dagon!
Aus
der letzten Ausgabe des Opus veritatis scientiæque musste ich mit Schrecken
entnehmen, dass offensichtlich ein Disput zwischen zwei – wohl angesehenen
– Vertretern der Künste der guten Herrin HESinde zu
entbrennen scheint. Dieses lässt mich mit Unbehagen und Unverständnis
reagieren, zumal es sich bei den Verfassern wohl um Koryphäen ihres
jeweiligen Fachgebietes handelt. Sollten nicht gerade solch‘ hochgestellte
Persönlichkeiten den Blick auf das richten, was außerhalb ihrer
Studierzimmer, ihrer Bibliotheken, ihrer Akademie geschieht? Haben diese
beiden Vertreter der einzigartigen Kraft der guten Herrin HESinde
nicht die Aufgabe, diese Kräfte in ihrem Sinne einzusetzen, anstatt sich
– verzeiht den kriegerischen Ausdruck – in Geplänkeln gegenseitig
anzugreifen? Oder kann es gar sein, HESinde vergib, dass
sie den Blick für das Wesentliche verloren haben?
Was
dieses ist, steht in einer Zeit, in der der Bethanier zwar durch den
aufopferungsvollen Mut der legendären Sieben Gezeichneten vernichtet wurde,
seine Heerscharen aber immer noch blutige Ernte in ehemals Reichsangehörigen
Gebieten halten, meines Erachtens vollends außer Frage. Der Feind ist NICHT
in einzelnen Personengruppen wie z.B. Druiden, Geoden, Schamanen oder Hexen
zu suchen. Vielmehr ist der Feind in Tobrien, auf Maraskan, aber auch in den
eisigen Landen jenseits des Bornlandes zu finden. Dort, wo Glorana die Schöne
versucht, mit der Kraft und den Ausgeburten des Gegenspielers unseres guten
Herren FIRun ein eisiges Regiment zu führen gedenkt.
Bevor
sich nun aber seine Spektabilität in seinen getätigten Äußerungen bzgl.
der Wesenszüge der Hexen bestätigt fühlt, gebe ich zu bedenken, dass es
sich bei dieser Buhle zwar sehr wohl um eine Anhängerin Satuarias, mithin
eine Hexe, handelt. Jedoch ist hierbei nicht zu verkennen, dass es auch
unter den Vertretern der Gildenmagie Magier gibt, die um die Nachfolge des
Bethaniers buhlen. Als Beispiele hierfür seien hier nur Xeraan und G.C.E.
Galotta genannt. Aber auch andere nicht namentlich bekannte Collegae et
Collegi haben sich der dunklen Seite verschrieben mit der Intention, ihren
unheiligen Durst nach Wissen und Macht mit Hilfe der Gefolgschaft des
Bethaniers – wenn nicht sogar mit seiner persönlichen Hilfe – zu
stillen. Dass in diesem Zusammenhang gerade in den angrenzenden Gebieten zu
den schwarzen Landen geradezu Zwölfgötter lästerliche Taten geschahen,
braucht in diesem Zusammenhang wohl nicht ausdrücklich erwähnt zu werden.
Diese geschahen nur zu dem Zweck, Rituale vorzubereiten, die dem Gefolge des
Bethaniers den Weg in unsere Sphäre, und damit in unsere Lande, ebnen
sollten. Hieraus resultierte – teilweise ist dem immer noch so –, dass
ein sich offensichtlich zu seiner Profession bekennender Magus in diesen
Gebieten gemieden, wenn nicht gar verfolgt wird. Und dieses auch dann, wenn
dieser in dem Ort schon seit Jahren lebte und dort als Zwölfgöttergläubiger
bekannt war.
Die
Collegae et Collegi wurden nach Bekannt werden derartiger Vorkommnisse somit
so behandelt, wie seine Spektabilität mit den Anhängern Satuarias
verfahren würde: Diejenigen, die sich nicht unter einem Schleier von Lüge
und Kumpanei verbargen, sich demnach nach Assoziation seiner Spektabilität
wie die Anhänger Satuarias verhielten, wurden verfolgt, oder im schlimmsten
Fall gar getötet!
Ich
selber musste eine – wohl reisende – Collega, die mit einem Schild über
ihre – angebliche – Kollaboration mit den Erben des Bethaniers um ihren
gebrochenen Hals an einer Weide hing, von selbiger abschneiden, um dann
ihren Leib der reinigenden Kraft des Feuers zu übereignen.
Dass
Magister Magnus Isandrian Magnisfexus Desgrandan diesen Verfall von Ehre und
Sitte, wie es augenfällig bei Xeraan – aber auch anderen Subjekten in den
schwarzen Landen – der Fall ist, in seiner Responsio bereits angesprochen
hat, ist ihm wahrlich hoch anzurechnen. Nur stellt sich mir die Frage, ob es
– gerade gegenüber einer Spektabilität – der Polemik und des Zynismus
bedurft hätte. Dieses zeugt nicht vom Glauben in die eigene rhetorische –
und argumentative – Stärke, sondern spricht eher dafür, dass sich der
Magister Magnus zwar in der – zweifelsohne anerkannten – Akademie
auskennt, jedoch den offenen Disput mit Collgae et Collegi bisher gescheut
hat. Sollte er dennoch – wider erwarten – den Disput gesucht haben, so
bleibt mir aufgrund seines rhetorischen Verständnisses nur die conclusio, dass
diese mit den Mitteln der guten Herrin HESinde
ausgetragen wurden... Ob dieses aber dann noch in Relation zu den Lehren
steht, die er gegenüber seiner Spektabilität anmahnt, wage ich zutiefst zu
bezweifeln!
Bevor
nun jedoch ein Aufschrei der Absolventen der Akademie – oder des Magister
Magnus persönlich – durch dieses Fachblatt flutet, so möchte ich hinzufügen,
dass es nicht mein Anliegen war, einen solchen Sturm zu entfachen. Denn
unsere Kräfte müssen dorthin gelenkt werden, wo der Feind sitzt, und nicht
auf die eigenen Reihen! Zu oft geschah dieses in der Vergangenheit, und zu
groß war der Schaden, den die einzelnen Gilden davontrugen. Die Kräfte in
die richtige Richtung zu lenken war mein Anliegen, den Geist und das Auge für
die wesentlichen – die gefährlichen – Geschehnisse zu öffnen mein
Begehren!
Abschließend
möchte ich noch hinzufügen, dass sich dieser Aufruf nicht nur an die
verehrten Collegae et Collegi im Allgemeinen und im Besonderen richtet,
sondern an alle, die in den Künsten unserer allseits geschätzten und
geachteten guten Frau HESinde mächtig sind. Denn um
den Feind, der sich im Norden formiert, um von dort das Land mit seiner
unheiligen Macht zu unterjochen, zu bezwingen, darf es keine Schwäche in
den eigenen Reihen geben. Soll das Vorbild, was die Sieben Gezeichneten
durch ihr heldenhaftes Auftreten gaben, unverstanden in den Sphären
verhallen? War es nicht das Anliegen der guten Frau HESinde
– und auch ihrer Brüder und Schwestern –, uns durch die Einheit der
Gezeichneten zu zeigen, wie der Bethanier – und damit auch seine Erben –
zu bezwingen ist? Wenn nun aber zwei hervorstechende Persönlichkeiten die
Zeit finden sollten, ihre – verbalen – Kräfte statt gegen den Feind
gegeneinander zu lenken, so zeigt es mir, dass sie – ungeachtet ihrer
Stellung und ihrer Titel – es nicht verstanden haben, was die Götter uns
für ein Zeichen gesandt haben, zumal die Opfer, die für den Sieg gegen den
Bethanier erbracht werden mussten, auch von den Anhängern Satuarias,
namentlich von Luzelin vom Blauen Wald, zu erbringen waren!
Borgana
ibn Walut Almawed,
Magus des Konventes der verfinsterten Sonnenscheibe, Spärenkundliches
Institut und Halle der Geister zu Brabak et
Magus der Kaiserlich Garethischen Lehranstalt der Magie wider Geister und
trans-sphärische Wesenheiten zu Perricum
Erschienen in Opus no. 36 am 3.10.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Responsum et correctura: Responsio de errore filiae et filii satuariae.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: So erkennet die Wahrheit. |