Was
zu tun ist in dieser Zeit
verfasst
von Jergan Affaran, magus ordinarius an der Akademie zu Beilunk
Heißt
es nicht, dass ein Äon vergeht durch ein Augenzwinkern des ewigen LOS? Doch
wenn sich sein ewig wachendes Auge schließt, so gibt er dem EINEN eine Möglichkeit
Einfluss auf die Welt zu nehmen. Vor Zehntausenden von Jahren ging das Äon
der Achaz mit dem 2. Drachenkrieg zu Ende, der Tausenden das Leben kostete.
Vor noch längerer Zeit endete das Äon des EINEN, als die Götter
beschlossen die Welt zu zerstören. Doch nun hat, wie wahrscheinlich nur
wenige wohlinformierte Collegi wissen, der Lichtvogel, der aus dem Allei
stieg, das Karmakorthäon verkündigt. Der Beginn eines neuen Äons. Und was
bringt dieser Umbruch mit sich? Kriege, sage ich. Denkt an die Answinkrise,
den Khomkrieg und den Orkensturm, zudem die härteste Bedrohung: die
leibhaftige Auferstehung Borbarads.
Diese
Kriege geschahen alle in der Zeit, in der LOS sein Auge schloss, denn was für
uns Jahre sind, sind für IHN Sekunden. Doch wenn er sein Auge wieder öffnet,
wird er den Frevel sehen und ihn zu verhindern suchen. Er wird uns unterstützen
auf SEINE Weise. Doch es kann lange dauern bis diese Unterstützung
eintrifft, denn, wie erwähnt, was für uns Jahre sind, sind für IHN
Sekunden.
Doch,
so sage ich euch, wir müssen uns halten, bis die Unterstützung unsere
Gegner hinwegfegen wird. Denn dies ist die Probe des ewigen LOS. Erweisen
wir uns als würdig und überleben, so wird ein Zeitalter uns gehören. Wir
müssen aushalten gegen diese underische Bedrohung und wir müssen es alle
tun. Vergesst Grenzen, Gilden, Stände oder Rassen!
Wir
alle sind von der Präsenz des Sphärenschänders bedroht! Wir müssen uns
einen, um gegen die Übermacht zu bestehen. Ein großes Bündnis muss
entstehen, ein Bündnis gegen die Finsternis!
Ein
Bündnis zwischen den Magiergilden, den Kirchen und den Regierungen, ein
Bündnis zwischen Andersgläubigen, ein Bündnis zwischen arm und reich, ein
Bündnis zwischen Gesetzeshütern und Verbrechern! Und wir müssen furchtlos
sein, denn die Furcht führt zum Verrat.
Die
Furcht ist die mächtigste Waffe des Sphärenschänders, neutralisiert sie
mit Mut und Glaube! Doch bedenkt auch die Andersartigkeit der Kriegführung!
Dämonen und Untote kämpfen auf der einen, verängstigte Soldaten auf der
anderen Seite. Wir müssen gleiches mit gleichem bekämpfen! Auch wir müssen
underisches Herbeirufen und auf unsere Gegner senden. Es müssen nicht Dämonen
sein, denn denkt an die Djinni, Geister oder Feen! Sie verspüren weder
Angst noch Furcht, zudem sind sie dem Verrat abgewandt, wenn sie sterben
hinterlassen sie keine Überreste, die der zwölfmalverfluchte in seinen
endlosen Heerwurm einziehen könnte. Holt euch Verbündete in den
Feenreichen und auf den Inseln im Nebel, denn sie sind mächtiger als vieles
andere! Überzeugt Riesen, Drachen und Trolle auf eurer Seite zu kämpfen,
denn sie sind Kinder der SUMU und Erbfeinde des EINEN. Schickt Boten zu
Fuldigor um ihn um Rat zu bitten! Überzeugt Answinisten und Söldner auf
der Seite des Sphärenschinders von ihrer Gottlosigkeit, denn auch sie haben
Ehre. Bietet ihnen Geld, auf dass sie die Seiten wechseln! In diesem Krieg
brauchen wir mehr nur als die Schwerter der Soldaten! Wir brauchen die Äxte
der Zwerge, die Bögen der Elfen, die Keulen der Trolle, den Feueratem der
Drachen, die Magie der Gilden und die Szepter der Geweihten.
Aventurien
muss der Dunkelheit geschlossen entgegentreten, sonst wird es in ewige
Finsternis fallen.
Zu
den Waffen meine Brüdern und Schwestern! Zu den Waffen! Erschienen in Opus no. 37 am 10.10.1999.
Die Götterbindung als Geißel der
Unterdrückten
von
Dexter C. O. von Bahrenstein
Ich habe mich lange in meine
Studierstube zurückgezogen und nachgedacht, so lange, bis ich mit meinen
leider an Raum und Zeit gefesselten Gedanken an die Grenzen des Ersinnbaren
gestoßen bin, doch habe ich dann den entscheidenden Schritt getan, den
Schritt, der das Tor in die Ewigkeit öffnet. Gepriesen sei BORbarad,
der meine Gedanken in die richtigen Bahnen gelenkt hat, und mir diesen alles
entscheidenden Schritt ermöglicht hat, ein Thema anzugehen, an dem die
genialsten Menschen Aventuriens gescheitert sind, mit Ausnahme von IHM
und meiner unterwürfigsten Wenigkeit.
Doch seht: Im Krieg der feigen
Mittelreicher, die nun schon seit so vielen Jahren mit Hilfe ihrer besten
Regimenter versuchen, IHN und seine geheiligten
Getreuen aus den uns zustehenden Landen zu vertreiben, sind mit jeder
Minute, in der sie diesen aussichtslosen Kampf weiter fortsetzen, etliche
weitere Seelen für die Ewigkeit verloren, ein weiterer unschuldiger Mensch
durch den Antrieb seiner Götter gefallen, der nun auf alle Ewigkeit in den
Niederhöllen darben muss. Jawohl, durch den Antrieb seiner Götter, die es
in ihrer Macht über jenen Gläubigen, der sich völlig ohne Zweifeln in die
Hände dieser Macht gegeben hat, die ihn nun ohne auch nur einen seiner ungöttlichen
Gedanken daran verwendet hat, was nun mit diesem Wurm geschehe, denn die
12-Götze hat denn noch unendliche Reserven, die bereit sind in den Kampf zu
ziehen, und die mit ihrem sicheren Tod die Pseudo-Obhut des nichtigen
12-Gottes verlassen und die Ewigkeit der Folterung allein ertragen müssen.
Dieses ist die Wahrheit, denn anders ist es nicht in den Reihen derer, die
sich damit brüsten unter dem Schutze und der Obhut eines ihrer Götzen zu
stehen, welche sich selbst 12götter zu nennen pflegen, doch jeder Wissende
weiß, dass man es nicht wagen darf, seine Seele in den Schoß dieser grässlichen
Geschöpfe zu legen.
Denn hat man es einmal getan, so nehmen
sie die Seele in alle Ewigkeit gefangen und zwingen sie zu abstoßenden
Handlungen wie den Feldzug gegen den allmächtigen Bethanier, der bei
Betrachtung mit dem gesunden und nicht praiosverblendeten Verstand ohne jede
Hoffnung auf Erfolg geführt wird und schon bald scheitern wird. So haben
der besessene Reichsbehüter und seine nichtsnutzigen Generäle unendliche
tausend Seelen gutwissend in die Niederhöllen geworfen, beherrscht von
ihren sogenannten Göttern, die sich wie kleine Blagen gegen das
unvermeidliche aufgelehnt haben, die Beherrschung ganz Deres durch BORbarad,
den Erretter der Verlorenen, den Befreier der Seelen, den gottgeborenen
Herrscher aller Geschöpfe.
Somit besinnt euch, Sklaven der Götter,
auf das, was wirklich zählt, die ewige Freiheit BORbarads
und die endgültige Wahrheit.
Gezeichnet und gesiegelt,
Dexter Coroniel Ortheus von Bahrenstein
Exficius Magistere Bethanium
Spektabilität der Schule des vollendeten Wissens zu Brabak
Der größte Borbaradianer aller Zeiten
Autor von "Wider die Inquisition - Die Lügen des Lichtes"
Entwickler der ANIMUS BLASPHEMIE
Leugner der 12e
Ergebener BORbarads
Mitglied im "Rat der Weisen"
gegeben zu Brabak. Erschienen in Opus no. 37 am 10.10.1999.
ACADEMIA
LIMBOLOGICA
Die Pforte VII
Beilage zu
Opus no. 37, der 13. Peraine 29 Hal.
Noch sind die Rätsel um die Pforte unter der Bibliothek der Academia
Limbologica nicht gelüftet. Die Ereignisse der letzten Zeit warfen ganz im
Gegenteil neue auf und noch immer ahnt niemand, was wirklich vor sich geht...
Nachdem sich alle Anwesenden von ihrem ersten Schreck erholt und in der dunklen Gestalt im
Türeingang den Assistenten des Meister Barius erkannt haben, kann man heraneilende Schritte vernehmen. Augenblicke
später wird Colonileus beiseite geschoben und der Großmeister selbst betritt - allen
Anwesenden ein strahlendes Lächeln zeigend - den Laborraum. Dann ändert sich sein Gesichtsausdruck schlagartig und er dreht sich zu dem Assistenten um: "Ich habe den Anblick des Todes oft genug
erblickt... und überhaupt, in welchem Tonfall redest du denn mit Meisterin Sheddja?! Unser Anliegen als
'Schnüffelei' zu bezeichnen ist, gelinde gesagt, eine Frechheit!" Prüfend wandert sein Blick an dem Scolaren hinab und wiederum
aufwärts, als er mit ehrfurchtgebietender Stimme meint: "Sobald das hier vorüber
ist, meldest du dich bei mir, und dann machst du erst mal das Labor hier
sauber... außerdem wird es Zeit für ein gepflegtes Äußeres..."
Noch ein abfälliger Blick und der Großmeister wendet sich wieder lächelnd an seine Collegi, scheinbar ist seine Aufregung von vorhin verschwunden: "Freunde, seht her!"
Bei diesen Worten holt Erilarion einen dicken Folianten hinter seinem Rücken hervor. "Als ich mich auf mein Gemach
zurückgezogen hatte, da begann ich - wie meistens in solchen Situationen - in ebendiesem Buch zu
blättern." Jetzt, wo er euch das Buch hinhält, könnt ihr auch den Titel erkennen: Es sind die
'Gespräche Rohals des Weisen'. "Und seht her, was ich gefunden habe..."
Damit drückt Erilarion dem ein wenig überrascht aussehenden Rukus den Folianten in die Hand. Der greise Magus
hält den aufgeschlagenen Octavo eine Zeit lang in Händen, ehe er dann mit bedeutungsvoller Stimme zu rezitieren beginnt:
"Magister, quid est natura daimonii?
Coram id, quod cupidus te eripere. Coram etiam id, quod cupidus te fallere et decipere, cum solum oculo docto spectes. Omnino in occulto enim potentia, cuius scientia interdicta dat, nam nihil daimonii sentire est in opus
eius."
"Hmm...", sinnt Rukus weiter nach. "Offensichtlich ist das, was dich vernichten will. Offensichtlich ist auch das, was dich täuschen und hintergehen will, so du es nur mit geschultem Auge betrachtest. Vollkommen im Verborgenen jedoch wirkt die Macht dessen, der verbotenes Wissen gibt, denn in seinem Wirken ist nichts Dämonisches zu erkennen..." Er legt den Folianten zur Seite und streicht sich nachdenklich durch den Bart. "In diesen Worten liegt fürwahr Gewicht. Doch wie
passt dies alles zusammen?" Fragend blickt er zuerst den Großmeister, dann jeden der anderen Anwesenden an.
Meisterin Sheddja, seit dem Auftauchen des Großmeisters äußerlich wieder
völlig ruhig, geht, während Rukus das Bosparano übersetzt, langsam in die Knie und hebt das Tuch, das sie zuvor
fallen ließ, mit den Fingerspitzen wieder auf. Mit großer Sorgfalt breitet sie es wieder
über den Körper auf dem Labortisch und dreht sich dann wieder zu den anderen um.
"Habt Dank, Großmeister, aber der Adept hat nicht unrecht. Ich sollte mich nicht in die Forschungen des ehrenwerten Meister Barius einmischen, verzeiht." Doch besonders ernst scheint sie ihre Entschuldigung nicht zu nehmen und ihr Gesicht verliert die strengen
Züge erst, als sie ihren Blick vom Adepten Colonileus löst. "Wir sollten persönlich
mit dem Meister aus Charypso sprechen, anstatt in seinem... Studierzimmer nach ihm zu suchen, wo... wo sich offensichtlich nichts Lebendiges finden
lässt." Die Meisterin schaudert von ihren eigenen Worten und tritt dann wieder
näher zur Türe, dem hellen Praioslicht, das den Vorlesungssaal erhellt, entgegen. Dann wendet sie sich wieder an Colonileus: "Wo ist dein Meister?"
"Nun, um ehrlich zu sein, werte Meisterin, ob der Klärung eben dieser Frage bin ich hier her gekommen. Ich wollte den Meister selbst vor einigen Minuten in seinem Gemach wegen einer Frage aufsuchen. Zu meiner Verwunderung, denn um diese Zeit erholt er sich meist von einer arbeitsamen Nacht, war er dort nicht aufzufinden. Darum habe ich angenommen, er würde sich hier aufhalten. Jedoch anstelle meines Meisters fand ich euch hier vor und diese Besucher. Wenn der Meister erfährt, dass ich zugelassen habe, dass ihr diesen Raum betretet, noch dazu in Begleitung von Fremden, wird er vor Wut toben. Dies ist sein Labor -
dennoch verzeiht meinen etwas schroffen Ton. Jedoch würde mich nun selbst interessieren, was hier vor sich geht..."
Mit diesen Worten betritt der Studiosus den düsteren Raum und geht direkt auf den Tisch in dessen Mitte zu, um sodann das Tuch wieder zu entfernen. "Bei allen Göttern!
Was hat er hier getan?" Mit offenem Mund betrachtet er eine auf dem Tisch liegende Leiche. Die Haut wurde an den meisten Stellen entfernt und Brust wie auch Bauchraum sind eröffnet. "Und dieser Gestank..." Schnell eilt Colonileus zum Wandschrank, um dort ein kleines Fläschchen zu holen. Er öffnet es und gießt eine seltsamriechende
durchsichtige Flüssigkeit über den toten Körper. "So, das sollte ihn eine Weile frisch halten. Nun wollen wir mal sehen..." Er beginnt die aufgeschnittene Bauchwand wegzuklappen, um dann mit den Händen im eröffneten Raum herumzuwühlen...
"Magen, Omentum majus, Hepar... Lien... Ileum, Jejunum und Colon... hier scheint alles noch da zu
sein... wollen wir uns mal die Brust zu Gemüte führen." Mit den Händen presst er die schon zersägten Rippen auseinander, befestigt sie mit zwei eisernen Haken und beginnt auch hier zu wühlen.
"Die Lungen sind da, wurden jedoch von den Arteriae und Venae Pulmonales abgetrennt... aber... das Herz wurde entfernt...!" Er richtet sich wieder auf, wischt sich die Hände am ohnehin schon schmutzigen Schurz trocken und geht zum anderen Tisch, auf dem ein Buch aufgeschlagen daliegt. "Das
Paraphernalium? Kapitel über Präparation des frischen Herzens..." Die ungläubige Stimme verstummt und tiefe Sorgenfalten beginnen das Gesicht des
Scolaren zu überziehen... "Wie kann das sein? Was will der Meister mit einem menschlichen
Herz... Er hat, seit ich hier studiere, noch keine Beschwörung vollzogen... lieber würde er sterben, als leichtfertig einen Dämon nach Dere zu
invozieren... Er muss es sehr eilig gehabt haben, denn den Leichnam nach der Arbeit nicht einmal mit Phormalin zu beträufeln, sieht ihm nicht ähnlich!" Colonileus hebt des Kopf und wirft dem Großmeister einen mehr als besorgten Blick zu...
Erschienen in Opus no. 37 am 10.10.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte VI. |