Wi(e)der die Faulheyt
von Melekh al-Shafir ben Khalid
Es betrübt mich was ich hierzulande und auch anderswo erblicken musz.
Nämlich dasz ein Grossteil der sogenannten 'Gelehrtenschaft' Aventuriens
gegen HESindes Tugenden verstöszt! Denn heiszt es nicht
"Unwissen und Unbildung sind eyn Greuel und selbst wenige Augenblicke können genutz werden, um den Geyst eines Aventuriers
weyterzubilden"?
Aber all die, welche sich Gelehrte, Magister und wie sonst noch nennen, scheren sie sich auch nur im Geringsten um die
hesindianischen Gaben? Nein! Sie sitzen still in ihren gemütlichen Zimmern und laben sich an ihrem groszen
Wissensschatz. Denn es ist nicht so, dasz es zu wenige Gelehrte in Aventurien gäbe, aber diejenigen welche
groszes Wissen und und eine ausreichende Ausbildung genoszen haben, diejenigen erfreuen sich an der Macht, welche ihnen das Wissen vermittelt. Es ist nicht im Sinne der Herrin
HESinde, all das erlangte Wissen für sich alleine zu behalten,
sondern es dem Volk und die Kollegenschaft zu vermitteln! Ich bin erbost über die grosze Faulheyt, welche die Gelehrtenschaft Aventuriens fest in ihrem Griff hat! Nur
allzuwenigen gelingt es, sich aus diesem Würgegriff zu befreien.
Ein jeder der sich einen 'Gelehrten' nennt sollte sich schämen, die Gabe auf solcherley Art zu missbrauchen.
Es fällt mir schwer zu glauben, das die Herrin HESinde ein solches Treiben duldet!
Wahrhaftig, es ist uns durch unser Wissen grosze Macht gegeben, doch nicht mit der Absicht, all dieses Wissen alleine für uns zu Behalten.
Gar viele Doctorii profitieren von dem guten Willen anderer wahrhaft Gelehrter - die ihr Wissen preisgeben, um
Aventurien zu erleuchten -, indem sie sich das von ihnen veröffentlichte Wissen zu eigen machen, aber in keinster Weise bereit sind, ihr eigenes zu
teylen! Mag sein, dasz sich manche unter uns sträuben etwas zu veröffentlichen, weil sie sich vor dem Spott anderer fürchten, doch soll gesagt sein, dasz solche, welche Spotten über die Mühen und Anstrengungen
anderer, sich nicht zu den Unsrigen zählen dürfen! Alleine der Wille, eine Schrift zu
verfassen, welche dem Willen der Herrin dient, verdient mehr Anerkennung, als all das Wissen, das andere für sich behalten.
Möge das 'Opus' auf ewig fortbestehen,
nicht den Weg alles Derischen gehen.
In NAndus Namen -
Amen.
Magus Melekh al-Shafir ben Khalid
Magister de sensuum medaccia
Custos majoris circuli elati de manifestariis esphaeris
Schreiber der 'Dragentrutz Gazette' und des 'Opus veritatis scientæque'
Kommentar des Großmeisters
Werter Collegus, ich kann Euch nur beipflichten! Schlimme Zeiten scheinen für
HESindes Künste angebrochen zu sein. Denn wie schon Rohal der Weise zu sagen pflegte:
"Wissen ist da, um den Unwissenden wissend zu machen."
Denn wo der Keim des Wissens erst entspringt, kann auch der wunderschöne Baum der Weisheit gedeihen und alsbald Früchte tragen. Denn höret: Mit dem Wissen ist es wie mit dem Getreide, hortet man es zu lange im Kornspeicher, so wird es schimmlig und verdirbt. Teilt man es jedoch unter den Hungerleidenden aus, so wird man für immer in der Gunst der Götter stehen und den gerechten Lohn erhalten. Und darum gebührt es denen nicht, sich weise zu nennen, die ihr Wissen nicht verbreiten und in Worte fassen, auf dass ganz Dere erfahre, was sie in ihren dunklen Studierkammern erforscht haben.
Und so sind die Postillen der Gelehrten auch nicht mehr Woche für Woche dick
wie Enzyklopädien sondern füllen nur mehr magere zwei Seiten.
Magier, Gelehrte, Geweihte der Göttin! Höret den Ruf HESindes, nehmt Pergament, Feder und Tinte zur Hand und schreibt nieder euer Wissen...
Großmeister Erilarion Androstaal Erschienen in Opus no. 50 am 16.1.2000.
Bannbaladin?
Hilfe ist gut, doch noch besser ist zu wissen, von wem diese kommt! -
A.S., Streuner aus dem Süden
Lasst mich euch von meinen Reisen berichten. Es war ein kalter Firunstag,
mein Glauben unerschütterlich doch noch den Hort jenes Drachen zu finden,
der einst meinen Vater gefressen hatte. Ich musste ihm nahe sein, ich roch
schon den Schwefel, den Gestank den dieses Wesen verbreitete, und sah es
schon vor meinen Augen sterben. Nun, vielleicht war ich einfach zu
unvorsichtig? So begab ich mich weiter auf die Höhen dieses Berges und es
wurde merklich wärmer, fast wie an einem sonnigen Praiostag. Das elende
Wesen musste schon schlafen, schließlich war es schon Mitternacht um. Ja,
nun war ich mir sicher, bei PRAios,
ich würde dieses Wesen auf jene grausame Weise töten, wie es einst meinen
Vater tötete! Ich bemerkte, dass der Pflanzenwuchs hier oben etwas
zunahm. Das Tier musste wohl schon etwas länger hier seinen Hort angelegt
haben. Ich konnte den schmalen Pfad hinunterblicken, und sah diesen tiefen
Abgrund. Ich hoffte nur, nicht auszurutschen... Ich konnte schon den Gipfel
des Berges sehen, kurz vor ihm lag eine große Höhle, vermutlich jener
gesuchter Drachenhort, mir zum Greifen nahe. Ein paar Schritt noch, und ich
hatte diese dunkle, stinkende Höhle erreicht. In ihr saß jener Drache,
jedoch nicht schlafend, wie ich zuerst erwartet hatte. Es war um
Mitternacht, bei PRAios, diese Wesen
mussten doch auch schlafen! Er starrte mich aus seinen glühenden Augen an.
Er wusste, warum ich gekommen war. Der sonst so geschwätzige Drache sagte nur einen Satz: "Ich
habe viele tapfere Krieger kommen sehen, unter ihnen viele Freunde, doch
niemals einen Krieger, der seinen Feind zur Hilfe nahm." Zu dieser
Zeit verstand ich nicht. - Ich legte meinen Pfeil an, doch fand keine
Gelegenheit mehr zu zielen. Er stieß mir seine Pranken mit der Wucht von zehn
Ochsen in den Bauch, so dass ich blutend gegen die Wand flog. Womit er nicht
gerechnet hatte war der junger Kämpfer in meiner Begleitung, so erfahren und
mutig und überdies auch so still, dass der Drache ihn nicht bemerkte. Dieser
stieß ihm seinen Andergaster in den großen, schuppigen Rücken. Der Drache
schrie vor Schmerz und fing an Feuer zu spucken. Ich wurde schwer verwundet und
verlor die Besinnung. Als ich erwachte, merkrte ich, dass PERaine
gütig zu mir gewesen war. Außer ein paar kleineren Wunden und Brandmalen war
mir nichts wiederfahren. Mein Freund rief mir zu, dass diese Schätze nun nicht
mehr dem Drachen gehörten, und man sich davon eine gute Ausrüstung kaufen könne!
Ich wandte mich ab, um den toten Drachen zu sehen. Tatsächlich, ein glatter Durchstoß
durch sein kaltes Herz! Ich nahm hinter mir ein flüchtiges Gelächter wahr und
hörte nur noch, wie mein Begeleiter rief, dass dies nun alles ihm gehöre.
Doch dies nahm ich schon gar nicht mehr wahr. Es war bereits zu spät. Nun
erkannte ich, dass nicht wirklich der Drache mein Feind war. Aber es war zu spät
für meine Erkenntnis...
Überlieferung von Gabriel Schattenherz, Paladin der Zwölf. Erschienen in Opus no. 50 am 16.1.2000. |