SILENTIUM
Wie in der letzten Ausgabe des Opus berichtet wurde kam es in
den Hallen der Bibliothek an der Akademia Limbologica zu einiger Verwirrung und beinahe
wäre ein wohl wertvoller Schatz verloren gegangen. Der mit uns um die Thesis jenes
wiederentdeckten Zaubers bangende Leser sei hiermit informiert, dass es Meister Achmed ibn
Mhukkadin Ghunar in der letzten Woche gelungen ist das von Tinte durchnäßte
Pergamentstück, welches Teile der Thesis des "Materialia Reversum" enthielt, in
- Hesinde sei Dank! - vortrefflicher Form zu duplizieren. Die Tulamiden scheinen uns in
diesen Bereichen der Alchimie um einiges voraus zu sein, denn Meister Achmed ibn Mhukkadin
wandte hierzu eine Technik an, welche Meister Barius und mir selbst vollkommen fremd war.
Wir möchten ihm hierfür unseren herzlichen Dank aussprechen, denn Meister Achmed ibn
Mhukkadin befindet zur Zeit gerade in zähen Verhandlungen mit der Großen Grauen Gilde
des Geistes, welcher unsere Akademie beizutreten gewillt ist. Die Verhandlungen stehen, so
berichtete uns Meister Achmed, anscheinend kurz vor dem erfolgreichen Abschluss.
Doch nun kehren wir wieder zurück zu jenen verhängnisvollen Geschehnissen in den Hallen
der Bibliothek unserer Akademie. Zwei Tage nach ebendiesen Vorfällen rief ich als
Grossmeister der Akademie die übrigen Lehrmeister zu mir, um endlich etwas wider diesen
inakzeptablen Zustand in der Bibliothek zu unternehmen. Während also Meister Achmed an
der Kopie des Pergamentstückes werkte, saßen wir zusammen und berieten, was wohl zu tun
sei.
Dazu sei dem Leser zu vorderst einmal mitgeteilt, um welche problematio es sich hierbei
handelt. Nun ist es nämlich so, dass das Eingangsportal zu unseren
Bibliotheksräumlichkeiten von in Arkanium gefassten Majuskeln umrahmt wird, welche
folgende Inschrift zeigen: "SILENTIUM!" Eine durchaus sinnvolle Aufschrift für
den Eingang einer Bibliothek, mag sich da der Leser denken, und zurecht, das ist es wohl,
doch handelt es sich hierbei um ein Aeternom, also ein Artefakt, dessen Präservanz
permanent zu sein scheint.
Man mag sich also selbst als Laie in Sachen Magie vorstellen,
was dieser auf dem Artefakt liegende Zauber bewirkt (und wer die 3. Ausgabe des OPVS
gelesen hat, dem mag nun einiges klarer werden). Man stelle sich also vor, in den
Räumlichkeiten der Bibliothek herrscht immer vollkommene Stille, kein Laut - das sind
ideale Studienbedingungen, so will es scheinen. Doch wie der Artikel in der 3. Ausgabe des
OPVS wohl überzeugend zeigte, bringt eine derartige Einrichtung auch einige Nachteile mit
sich. Ich mag jetzt nicht beginnen die vielen Unfälle der Vergangenheit aufzuzählen, es
sei hier nur erwähnt, dass sich bereits ein Todesfall vor mehr als zwei Jahrhunderten in
der Bibliothek ereignete.
Mögen auch die bisherigen Grossmeister davon berichten, dass es sich bei jenem objectum
um ein uraltes Artefakt handelt, welches bereits vor der Zeit hier weilte, noch bevor
unsere Akademie dies Gebäude bezog, so finde ich, ist es nun doch endlich an der Zeit
dieses objectum zu entfernen oder besser noch seiner Wirkung zu berauben.
Womit sich jedoch sogleich das erste Problem ergibt, dass nämlich die Impensation bei der
Erschaffung des Artefaktes gewaltig hoch gewesen sein muss und noch dazu eine ultima
occasi geherrscht haben muss, was soviel heißt, dass der Einsatz an permanent verlorener
Kraft immens war und günstige Bedingungen zum Zeitpunkt der Erschaffung geherrscht haben
müssen. Dies wiederum ergibt einen extremen Aufwand an Kraft, um das Artefakt zu
entzaubern, obwohl die Phonik sich ja bloß auf einen Spruch beläuft. Im Laufe unserer
Diskussion wurden zahlreiche Anregungen und Vorschläge gemacht, jedoch eine brauchbare
Lösung haben wir noch nicht gefunden. Wir erhoffen uns jedoch von einer näheren Analyse
weitere Hinweise zur Lösung des Problems.
Grossmeister Erilarion Androstaal von: Philipp Schumacher & Markus Penz Erschienen in Opus no. 5 am 14.2.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Bangen um die Thesis des Materialia Reversum.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: SILENTIUM.
Der folgende Artikel erreichte uns wie schon vor
einigen Wochen in einem schwarzen Umschlag und mit dem Siegel der Schule des
Vollendeten Wissens zu Brabak versehen. Wir wollen keinen Weg zur Weisheit
ignorieren, auch wenn wir der einheitlichen Meinung sind, der von dem hochgeschätzten
Dexter C. O. von Bahrenstein gepredigte Pfad sei nicht der Rechte.
Dexter C. O. von Bahrenstein
Von Borbarad lernen heißt
siegen lernen
erschienen zu Brabak, am 9.
Belhalhar 1022 nBf
Nun labet euch, Blinde, vor
IHM im Schatten eures Sieges und ehret diese, welche geheißen die Gezeichneten, doch wenn
ihr euren Rausch ausgeschlafen habet, dann wird die Wahrheit um so grausamer sein: ER
herrschte, herrscht und wird ewig herrschen! Denn sehet und zittert: Der Tod ist zu
vielen eurer Streiter gekommen und machte auch keinen Halt vor denen, welche ihr für eure
größten Anführer hieltet, und SEIn niederster Paladin vernichtete den Prinzen, welcher
es zu lange wagte sich IHM zu widersetzen und schließlich daran unterging! So sehet ihr,
was früher oder später mit jedem der Kriecher und Speichellecker geschehen wird, welcher
immer noch vor dem Götzen des Lichtes kriechen und sich ihm unterwerfen, auf daß er sie
in sein Un-Reich aufnehme, wo er die armen Häretiker nur noch mit unendlichen Sonnen zu
blenden und in den Wahnsinn zu treiben vermag. Ihr seht also, alles, was auch immer
geschehen mag ist SEIn Sieg, der Sieg, der einen weiteren Schritt zur Ewigkeit ausmacht.
Man muß nur den Mut haben ihn zu gehen. Doch wer diesen Mut nicht hat und statt dessen
nur zu kriechen vermag, der ist es nicht wert zu erkennen: Nur wer die Wahrheit kennt,
vermag nach ihr zu handeln.
Die ewige Lehre vom Sieg, die ER euch gibt, ist die
folgende: Jeder Streiter, der auf eurer Seite fällt, durch den Böswillen der Götzen in
den Tod getrieben (vergl. "Der Neue Weg zur Freiheit" von D. C. O. von
Bahrenstein, p.1 z.13ff, 1. Ausgabe des OPVS), ist auf alle Ewigkeit verloren, schlimmer
noch, es ist ein neuer Krieger im Unendlichen Heerwurm.
Somit ist es vermessen zu
glauben, ein oder zwei läppische verlorene Schlachten und dazu die Pseudo-Vernichtung des
MEIsters wären genug, um SEIne Diener aufzuhalten. Die mächtigsten Magier Aventuriens
versammeln sich unter SEInem Banner, alles niederzuwalzen, welches wagt aufzubegehren. Es
sind noch allzu viele wackere und aufrechte Streiter wider den Lichtgötzen, all die
"Toten" zu erheben, auf daß sie alle auf der Seite kämpfen mögen, die ihnen
ewiges Heil zuteil werden lässt: Die Seite BORbarads. BORbarad ist nicht tot, er ist
nicht gebannt oder gar vernichtet: ER herrschte, herrscht und wird ewig herrschen.
Denn sehet jedes, was auch geschehen mag, ist ein Sieg, doch für euch sind die Siege
nur diese in der eigentliches Definition. Was nun zu blicken ist: Die Welt wird in ihren
Grundfesten erschüttert, ein neues Zeitalter bricht an, und dieses Zeitalter kennt nur
einen Herrscher: BORbarad und seine hohen Paladine.
Also spricht Dexter Coroniel Ortheus von Bahrenstein
Exficius Magistere Bethanium
Spektabilität der Schule des vollendeten Wissens zu Brabak
Einer der größten Borbaradianer aller Zeiten
Autor von "Wider die Inquisition - Die Lügen des Lichtes"
Entwickler der ANIMUS BLASPHEMIE
Leugner der 12e
Ergebener BORbarads
Mitglied im "Rat der Weisen"
gegeben zu Brabak von: Philipp Schumacher & Markus Penz Erschienen in Opus no. 5 am 14.2.1999.
Vom kaanjuk oder dem Namensbogen
Gesegnet sei der Eine, der uns jeden Tag aufs
Neue erfreut mit seinen Geschenken und unseren Glauben jeden Tag aufs Neue mit
Versuchungen prüft!Viele wunderbare und wundersame Dinge habe ich auf meinen
Studienreisen durch die ungläubigen Lande gesehen, erforscht oder auch widerlegt. Und
mögen auch viele eher dem Geiste eines gestörten Kopfes zuzuordnen sein als einem Genie,
so waren es doch gerade die Waffen der fremden Völker, dich mich immer wieder aufs Neue
zu verblüffen wußten! So mag ich euch nun vom kaanjuk erzählen, der selbst
unter Seinen Augen Sein Gutheißen erhält.
Ich saß damals in einer Taverne weit im Norden, wo die Norbarden ihre Zelte
aufschlagen, Hilgerds Heim hieß sie wohl. Und dort hatte ich das Vergnügen, einen
nivesischen Jäger kennenzulernen mit Namen Wolpert. Einige Krüge Wein später zeigte
dieser mir dann voller Stolz seinen Bogen und wahrlich, nie zuvor hatte ich ein solches
Prachtstück gesehen. Aber es waren nicht etwa irgendwelche Verzierungen oder ein
kunstvoll geschliffenes Ende, ja nicht einmal das Holz war von besonderer Qualität, nein,
es war die Tatsache, mit welcher Vollkommenheit diese Waffe zu seinem Besitzer passte.
Sie erweckte den Anschein, als könnte kein
anderer, als der Jäger Wolpert diese Waffe führen und mit ihr ein Ziel treffen. Also
bestellte ich sofort noch einen dieser eher schal schmeckenden Weine, Rastullah möge mir
für diesen Frevel verzeihen, wie habe ich auf meinen Reisen immer den süßen, vollen
Geschmack des Dattelweines vermisst, und fragte den Nivesen, woher er denn dieses
Prachtstück habe. Dieser erzählte mir, nachdem er seine Kehle wieder etwas angefeuchtet
hatte, dass diese Waffe nach einer uralten Tradition angefertigt wurde. Diese kaanjuk,
oder Namensbögen, werden auf magische Weise durch einen Nivesenschamanen an ihre
zukünftige Besitzer gebunden, indem ein Haar desselben in den Bogen eingearbeitet wird.
In einem rätselhaften Ritual, in welchem der Bogen für eine Vollmondnacht in der
heiligen Erde vergraben werden muß, wird der Zauber vollendet. All das habe zur Folge,
daß nur noch der wahre Besitzer mit der Waffe schießen und treffen kann. Und wo diese
heilige Erde denn sei, wollte ich vom Nivesenjäger wissen. Dieser jedoch schien an diesem
Abend dem Wein doch zu sehr zugesprochen zu haben und kippte vornüber hinweg. Als ich
dann am nächsten Morgen erwachte, war der Jäger leider schon verschwunden.
Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar von: Clemens Schumacher Erschienen in Opus no. 5 am 14.2.1999. |