ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
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De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I
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 Kommentar über die verwerfliche, doch ob ihrer unerklärbaren Komplexität durchaus als interessant zu bewertende Fluchmagie der Hexen und Hexer, welche sich selbst sind geneigt zu nennen 'Kinder Satuarias'

Finitum est!

Nach langen Jahren aufopferungsvoller Studien und mannigfaltigen Forschungsreisen in die entlegensten Gebiete der zwölfgöttlichen Lande sehe ich mich nun endlich in der Lage, meine im steten Streben nach der Vermehrung des Wissens für die allwissende Hesinde errungenen Erkenntnisse mit meinen interessierten Collegae zu teilen. So vernehmt denn nun, was ich über das Wesen und die Magie der sogenannten 'Kinder Satuarias' habe in Erfahrung bringen können, denn diese waren Gegenstand nahezu all meiner Forschungen.

An dieser Stelle und zu dieser Zeit will ich vor allem und in erster Linie über die seltsamen und trotz all unserer redlichen Bemühungen noch immer nicht vollständig erfaßten magischen Phänomene berichten, die dem gemeinen Volke als 'Hexenflüche' bekannt sind. Um uns diese fremdartige Form der Anwendung astraler Kräfte begreiflich machen zu können, kommen wir nicht umhin, uns systematisch und mit aller Sorgfalt den folgenden Punkten ausführlicher zu widmen:

1) Formen und Auswirkungen von Verfluchungen.
2) Techniken des Verfluchens.
3) Aufhebung eines Fluches und präventiver Schutz.

 

 

Punkt 1: Formen und Auswirkungen

Auf meinen verschiedenen Fahrten habe ich die obskursten Berichte und sonderbarsten Erzählungen über magische Begebenheiten, die dem Wirken einer Hexe oder eines Hexers zugeschrieben werden, gesammelt und ausgewertet. Auf dem derzeitigen Stand meiner Arbeit meine ich, die bei den uns bisher bekannten Verfluchungen auftretenden Effekte in drei Hauptgruppen unterteilen zu können. Es sind dies (a) die Verwandlung von lebenden Wesen, (b) die Beherrschung des Geistes und (c) die magische Veränderung unbelebter Materie.

An der Magica Mutanda (a) entstammende Zauber erinnern viele der bekanntesten und gefürchtetsten Hexenflüche, denen man in unserer unruhigen Zeit begegnen kann. So wurde mir nicht selten vom sogenannten 'Hexenschuß' berichtet, einem plötzlichen, meist im Rücken auftretenden Schmerz, der, obwohl in der Regel nur von kurzer Dauer, doch von erstaunlicher Effektivität zu sein scheint, so man denn danach strebt, ein humanoides Wesen vorübergehend zur nahezu vollkommenen körperlichen Handlungsunfähigkeit zu verdammen. Weitere bekannte Flüche dieses Gebietes wären der schlagartige Verlust des Augenlichts und plötzlich auftretende Sprachstörungen bis hin zur vollkommenen Sprachunfähigkeit. Beide Flüche wurden in der Vergangenheit eher mit der Magica Controllaria in Verbindung gebracht, sollen in dieser Auflistung jedoch zu den Verwandlungen gerechnet werden, da es sich nach meiner persönlichen Ansicht um äußerst konkrete körperliche Veränderungen von Sinnes- bzw. Sprachorganen handelt. Des weiteren wissen wir von äußeren Entstellungen bei Mensch wie Tier, die von schlichten Warzen und eitrigem Ausschlag bis zur Verstümmelung oder in seltenen Fällen dem unkontrollierbaren Anschwellen bestimmter Gliedmaßen reichen, von der berüchtigten Unfruchtbarkeit, welche in tragischen Ausnahmefällen gar abscheuliche Miß- und Fehlgeburten hervorgerufen haben soll, und der gerade in den ländlichen Gebieten oft am meisten gefürchteten Kornfäule, welche die Ernte ganzer Felder binnen kürzester Zeit nahezu vollkommen zu vernichten vermag. Von einem weiteren Fluch wußte man mir zu berichten, der bei dem Verfluchten das Absondern eines für menschliche Sinne fast unmerklichen Geruches bewirkt, der den Betroffenen vielen Tieren gegenüber als jagdbare Beute oder zu bekämpfende Fremdrasse erscheinen läßt und sie zu einem ihrer Art entsprechenden Verhalten veranlaßt, welches den Leidtragenden der Verfluchung durchaus in sein Leben bedrohende Situationen zu bringen im Stande ist. Früheren Zuweisungsversuchen, die diesen Fluch auf eine Beherrschung der dem Verfluchten gegenüber feindlich auftretenden Tiere zurückführten, muß an dieser Stelle also ebenso aus- wie nachdrücklich widersprochen werden. Es hat den Anschein, als existiere des weiteren noch eine ähnliche Variante dieser Verfluchung, die das Opfer gegenüber anderen Menschen und Nichtmenschen als unsympathisch oder gar Abscheu erregend erscheinen läßt. Über diese höchst interessante Anwendungsmöglichkeit der satuarischen Fluchmagie war es mir jedoch leider nicht möglich, Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Ein weiterer verabscheuungswürdiger Fluch richtet sich scheinbar gezielt auf die Tötung des jeweiligen Opfers, indem er ihm ohne äußerlich erkenntliche Wirkung allmählich aber im stetig wachsenden Maße die Lebenskraft entzieht.

Von der Anwendung dieses Fluches wußten mir jedoch mit Abstand die wenigsten Quellen zu berichten, obgleich mir vielfach die Vermutung zugetragen wurde, hinter vielen unerklärlichen aber doch bisher noch stets als auf einer natürlichen Ursache beruhenden Todesfällen möge in Wahrheit das rachsüchtige Wirken einer Hexe stecken. Einer Bewertung dieser auf Spekulationen und Mutmaßungen beruhenden Aussagen bitte ich mir an dieser Stelle jedoch aus, mich enthalten zu dürfen, da die ungesicherte Beurteilung eines Sachverhaltes ohne die dazu berechtigenden Kenntnisse meine Sache nicht ist.

Über der Magica Controllaria (b) ähnliche Flüche wurde mir nicht weniger Interessantes zugetragen, jedoch kann aufgrund der meist nicht eindeutig als auf einer Verfluchung beruhend zu erkennenden Auswirkungen dieser 'Spielart' der Fluchmagie nur das wenigste davon als gesichert gelten. Auffallend häufig stieß ich auf Berichte über Menschen, die von einem Tag auf den anderen von fähigen Handwerkern zu ungeschickten Tolpatschen geworden sein sollen. Diesen Unglücklichen sagt man nach, sie seien meist über mehrere Tage hinweg 'vom Pech verfolgt' worden, so daß ihnen auffallend häufig das ein oder andere Mißgeschick unterlief. Ebenfalls sehr zahlreich waren Erzählungen über Personen, die über alle Maßen von ihren innersten Ängsten übermannt wurden. Platzangst, Höhenangst aber auch beispielsweise eine unbestimmte, panische Furcht vor Feuer können bei dem von diesem Fluch Betroffenen schwerste seelische Qualen verursachen, die nicht selten auch dauerhafte Schäden hinterlassen. Einige vereinzelte Geschichten, die von tapferen Kriegern berichten, die angeblich urplötzlich kein Blut mehr sehen konnten oder unfähig waren, aus freien Stücken Metall zu berühren, müssen jedoch wohl ebenso ins Reich der abergläubischen Dichtung verwiesen werden, wie die Erzählungen über einen Fluch, der sein Opfer urplötzlich überaus empfänglich für die Reize des eigenen Geschlechts machen soll, denn zu sehr widersprechen sich die wenigen Aussagen der angeblichen 'Augenzeugen', als daß ein studierter Magus, der etwas auf sich hält, ernstlich in Betracht ziehen könnte, ihnen Glauben zu schenken. Keine Fiktion, sondern bittere Realität scheint jedoch eine Verfluchung zu sein, die dem von ihr Betroffenen im wahrsten Sinne des Wortes 'den Schlaf raubt'. Das Opfer dieses Fluches findet oft wochenlang keinen Schlaf, ohne jedoch immun gegen die unangenehmen Auswirkungen des Schlafentzuges zu sein, welche von anfangs noch unbedenklicher Übermüdung und Nervosität bis hin zu übertriebener Gereiztheit, Tobsuchtsanfällen und irrationalen Hirngespinsten reichen. Kein Trank oder Zauber vermag dem Bemitleidenswerten, der nach wenigen Tagen ohne Schlaf vollkommen apathisch werden dürfte und zu keinerlei sinnvollen Handlungen mehr zu gebrauchen ist, zu der ihm fehlenden Ruhe zu verhelfen. Ob allerdings auch die Vertreter des Elfenvolkes, welche ja bekannt dafür sind, sich in ihren Schlafgewohnheiten in beträchtlichem Maße von uns zu unterscheiden, in gleicher Weise negativ von diesem Fluch getroffen werden können, vermag ich nicht zu berichten, da mir kein einziger Fall bekannt ist, der von der Verfluchung eines Elfen berichten würde.  

Zuletzt seien nun die weniger zahlreichen, offenbar an die Magica Transformatorica (c) angelehnten Abarten der Fluchmagie erwähnt, welche wohl die geheimnisvollsten und aus magietheoretischer Sicht interessantesten sein dürften. Trotz intensiver und im Endstadium meiner Forschungen gar gezielter Suche, fand ich jedoch nur überaus spärliche Informationen über Verfluchungen, die dieser letzten der drei Hauptgruppen zuzuordnen wären. Als halbwegs gesichert gilt die Existenz eines Fluches, der jegliche feste Nahrung, die der unglückliche Verfluchte berührt, sofort und auf der Stelle hart wie Stein werden läßt, was die Nahrungsaufnahme für den Betroffenen nahezu unmöglich macht. Da das Opfer sich nunmehr lediglich von Suppen und nur mäßig nahrhaften Getränken ernähren kann, tritt schon bald eine nicht zu unterschätzende Entkräftung ein, die bei längerem Andauern der Wirkung des Fluches sogar zum Tode führen kann. Eine weitere, gerade in ländlichen Regionen bekannte und gefürchtete Verfluchung, soll der Hexe angeblich eine gewisse Macht über das Wetter verleihen. Verläßliche Quellen wußten mir von Fällen zu berichten, in denen durch das Wirken einer Tochter Satuarias ganze Ortschaften und Felder durch plötzlich auftretenden Hagel stark beschädigt worden sein sollen. Allerdings gilt als nicht ganz sicher, ob dieser Effekt tatsächlich durch satuarische Fluchmagie hervorgerufen werden kann, oder ob er nicht vielmehr auf einen druidischen Zauber zurückzuführen ist - eine durchaus berechtigte Frage, die bei mehreren der oben genannten Verfluchungen nicht immer eindeutig von der Hand gewiesen werden kann.

 Soviel sei also an dieser Stelle zu den uns bisher bekannten Varianten der satuarischen Fluchmagie gesagt. Zu anderer Zeit werden wir uns an dieser Stelle nun zunächst mit den verschiedenen 'Fluchtechniken' beschäftigen, um weitere, wertvolle Erkenntnisse über diesen verwerflichen aber doch ungemein faszinierenden und erschreckend unerforschten Zweig der Magie zu gewinnen.

Rukus Ambrosius, Magus

von: Frank Brosow
Erschienen in Opus no. 10 am 21.3.1999.
Zu diesem Artikel erschienen folgende Reaktionen oder Fortsetzungen: De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - 2, Leserbrief zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I.



Wieder ein Geweihter der HESinde an der Academia Limbologica

Nach einstimmigem Beschluss des Akademierates - Meister Achmed weilte nicht bei uns - wird nun der Hesindetempel unserer Akademie endlich nachbesetzt werden.
Wir haben bereits ein zu diesem Zwecke gefertigtes Schreiben an die Magisterin der Magister, die Erhabene Haldana von Ilmenstein, nach Kuslik schicken lassen. Gleichermaßen erging ein ebensolches Schreiben an Erzwissensbewahrer Abelmir von Marvinko. Wir hoffen inständig, dass der Hohe Schlangenrat unserem Ansuchen stattgeben wird.
Zur Person des Mentors und Lehrmeisters wird der Akademierat selbst die Entscheidungen treffen; dies ist seit jeher so vereinbart. Der oder die Geweihte wird die Räumlichkeiten im Turm der Schlange beziehen können, welche zu den Zeiten, als unsere Akademie noch sechs mal zwölf Scolaren als auch zwölf Lehrmeister umfasste, bereits für den Hesindetempel genutzt worden waren. Die einzelnen Räume sind großzügig eingerichtet und fehlendes Inventar wird gerne von der Akademie beschafft werden.
Willkommen ist uns jedweder und jedwede Geweihte der HESinde, sei es ein wandernder Mentor, Draconiter oder gar ein Mitglied der Schwesternschaft der Mada, wobei bereits eine sehr vielversprechende Bewerbung eingegangen ist. Weitere Interessierte mögen sich bitte beim Akademierat zu einer Unterredung melden.
Ein zusätzlicher Anreiz und eine gar große Freude ist es, dass wir dem oder der Hesindegeweihten - nach einem alten Contract mit der Halle der Weisheit zu Kuslik - die zeitweilige Betreuung des Teleskopes in den Goldfelsen überlassen können. An diesem der Göttin Heiligen Ort mag der Geweihte Weisheit und Erleuchtung im Geiste sowie in der Seele finden.
Und so möchte ich nun mit den rituellen Worten des letzten Festes im der Göttin geweihten Mond schließen:

"Nur was erleuchtet ist, ist wirklich frei."

Grossmeister Erilarion Androstaal

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 10 am 21.3.1999.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Ankunft von Hochwürden Argelia von Kuslik an der Academia Limbologica.



Entdeckung wundersamer Geoden-Hexerei
von Thelador Kenet

Gar Wundersames habe ich in diesem Text zu berichten, handelt er doch von den Mysterien der Zwergendruiden, auch Geoden geheißen. Denn, so glaube ich, hatte ich das Glück einem zu begegnen (bzw. aus der Ferne zu beobachten) und seiner Magie ansichtig zu werden.
Doch den geneigten Leser möchte ich nun nicht weiter auf die Folter spannen und ihm von diesem bemerkenswerten Ereignis erzählen.

Es war an einem sonnigen Abend vergangenen Monats, als ich ein wenig durch die Wälder der Umgebung auf der Suche nach ein wenig Erholung und Ruhe wanderte, als ich plötzlich eine rauhe Stimme hörte. Sie konnte nicht weit sein, dachte ich mir, doch ich konnte keine einzelnen Worte verstehen. Ich wirkte schnell einen EXPOSAMI um die Herkunft auszumachen und spürte nur ein Lebewesen von annähernd menschengroßer Gestalt. Ich ging dem leise nach und kam auf eine Lichtung. Und dort sah ich ihn: einen Zwerg, mit langen braunen Haaren, gewandet in eine wollene Kutte und kein festes Schuhwerk sondern nur Sandalen tragend. Mir war sofort klar, dies konnte keiner der axtschwingenden Kämpfer sein, von denen so viele Geschichten erzählt werden, auch war es kein Priester, da er ohne Ornat war. Es konnte nur einer der geheimnisumwitterten Zwergendruiden sein! Das Besondere war jedoch - daß er sich mit einem Stein unterhielt! Nun gut, eigentlich war es eher ein Felsen, war der "Stein" doch etwa genau so groß wie der Zwerg selber. Endlich konnte ich auch die Worte verstehen (ich mußte mich aber ziemlich anstrengen, da der Zwerg einen seltsamen Dialekt sprach, und mein Zwergisch ist auch nicht mehr das beste). Jedenfalls tat der Geode so, als könnte der Stein ihn verstehen! Gespannt lauschte ich nun dem Monolog, denn der Fels antwortete natürlich nicht. Der Fels sollte nicht eingeschnappt sein und die Kindereien lassen, er möge doch endlich wieder "Gestalt annehmen" und zurück zu Dabrasch gehen, um sich mit ihm zu versöhnen. Schließlich seufzte der Geode laut und wandte sich vom Fels ab, drehte sich genau in meine Richtung. Ich war mir sicher, daß er mich gesehen hatte und verschwand schnell im Dickicht. Ich sprach sofort einen SPURLOS, TRITTLOS und einen GEWANDTHEIT und schon war ich auf der anderen Seite der Lichtung. Ich traute meinen Augen nicht: Inzwischen war der Fels verschwunden, dafür aber ein zweiter Zwerg (genauso wie der andere gekleidet) anwesend! Sie unterhielten sich leise und blickten in die Richtung meines alten Versteckes. Vorsichtig wartete ich ab...
Plötzlich schwiegen die Zwerge, wenige Momente später schnellte der neue Zwerg um und deutete auf mein Versteck. Ich lief sofort los und wollte mir wieder ein neues Versteck suchen, doch ich merkte, daß mir die Geoden direkt auf den Fersen waren. Auch dies führe ich auf ihre große, uralte Macht zurück, haben doch Zwerge viel kürzere Beine, außerdem bin ich recht gut durchtrainiert, wenn ich das sagen darf.
Jedenfalls holten die Zwerge mich noch im Wald ein und stellten mich. Ich wußte nicht, was ich von ihnen erwarten sollte: die meisten Zwerge sind offene und fröhliche Gesellen, doch über Zwergendruiden kennt man nun wahrlich wenige Fakten, man erzählt sich von finsteren Beherrschern aber auch von Freunden der Elemente. Nun, ich schien zum Glück an letztere Sorte geraten zu sein. Jedenfalls fragten sie mich gar nicht, warum ich sie beschattete, sondern warum ich weglief. Nach einigen kurzen Wortwechseln durfte ich sie zu ihrem Lager in einer naheliegenden Höhle begleiten.
Dort führten wir ein langes und intensives Gespräch, daß ich hier gekürzt wiedergeben möchte. Zur Erläuterung sei gesagt, daß der erste Zwerg Dugobalosch und der zweite Cendrasch heißt.

Ich: Sagt, als ich kam sah ich nur Dugobalosch und einen Felsen, und Dugobalosch sprach mit diesem. Als ich dann ein neues Versteck suchte und schließlich wieder hinsah, war der Felsen verschwunden, dafür aber Cendrasch aufgetaucht. Was ist da passiert?
Dugobalosch: Nein, es ist weder ein Felsen verschwunden noch ein Zwerg erschienen. Denn der Felsen ist in uns und wir sind im Felsen.
Ich: also hat Cendrasch sich in einen Felsen verwandelt?
Cendrasch: Hörst du nicht zu? Ich habe mich nicht verwandelt, ich bin der Felsen so wie der Felsen ich ist. Ich habe mich nicht verwandelt, ich habe nur meinen Körper verändert...
Ich: Also eine Illusion?
Cendrasch: ...und meine Form gewandelt. Denn wie uns die Geschichte lehrt, entstanden wir Zwerge aus Gestein, und wenn wir daraus gemacht sind, warum sollten wir nicht wieder welches werden können?
Ich: Das heißt, Geoden können ihren Körper nach Belieben in Stein verwandeln?
Dugobalosch: Du bist wie alle menschlichen Gelehrten, du hörst nicht zu! Wir verwandeln uns nicht! Um aber deine Frage zu beantworten: ganz so einfach ist es nicht, und es ist nicht allen Geoden möglich. Denn unter den Geoden gibt es nur wenige, die das Andenken Angroschs in ihrem Herzen bewahren und Ihn als Schöpfer der Zwerge in Erinnerung behalten. Meistens sind dies Zwerge, die sich dem Erz oder dem Feuer verschrieben haben, selten auch Diener des Humus. Wir sind in der Lage, mit unserem Glauben an Angrosch und Seinem Blut als Fokus mit seinem Körper in dieser Welt eins zu werden.
Ich: Ich verstehe, ihr seid also eine Minderheit bei den Geoden, weil ihr Angrosch verehrt. Doch was meint ihr mit Blut Angroschs?
Cendrasch: Das Blut Angroschs ist das Obsidian, Vulkanglas. Es gibt viele Zwerge, die einen Stein aus Obsidian wie diesen hier (er hielt einen faustgroßen Stein hoch) in Gedenken an unseren Schöpfer mit sich führen. Doch nur die, die Ihm treu blieben, vermögen es, Seine Macht sich zu nutzen zu machen. Verliert man den Glauben, kann man auch den Stein nicht mehr weihen.
Ich: Dann zieht ihr Eure Kraft aus einem Stein?
Cendrasch: Der Stein ist nur Ausdruck unseres Glaubens und Fokus der Kraft Sumus. Denn nur Sumus Kraft gebunden in Angroschs Wille ist wirksam.

Hier wurden die beiden Zwerge plötzlich viel schweigsamer und unterhielten sich mit mir nur noch über heilkräftige Pflanzen. Ich hatte das Gefühl, daß sie mir schon viel mehr erzählt haben, als sie eigentlich wollten.

Um mehr über diese geheimnisvolle Macht zu erfahren, mit der es den Geoden offenbar möglich ist, sich in Gestein zu verwandeln, werde ich mich auf eine Studienreise begeben. Vielleicht finde ich ja sogar die Meisterformel des DURCH ERZ oder des GRANIT UND MARMOR?

Thelador Kenet; Akademie der illusionären Phantasmagorien der schwarzen Schule zu Tjolmar, 18. EFF 29 Hal

von: Philipp Schumacher
Erschienen in Opus no. 10 am 21.3.1999.


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