ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
seit Praios 29 Hal


Der Allaventurische Beschwörungskonvent zu Brabak

Sub luce maglina, ducentesimus incluti magi in Brabak appeteunt

'In spärlichem Licht (metaph. dunkle Halle), erscheinen 200 berühmte Magi in Brabak'

"Non academiae, sed liberae refemus"*
Dratchur Meredin Hazar in seiner Begrüßung am 2. Efferd

Brabak - Am 2. Efferd des Jahres 1024 n.Bf. treffen zirka 200 Magi in der dunklen Halle zu Brabak zusammen, diskutieren und halten Vorträge rund um das Gebiet Beschwörung. Der eigentlich für nur einen Tag angesetzte 'allaventurische Konvent der Beschwörer' wird auch am 3. Efferd fortgesetzt, da diese Gelegenheit Anlass zu langen Diskussionen und Beiträgen war. Trotz der praiostäglichen Pause waren selbst am 5ten und 6ten Efferd noch Vorträge zu hören und etliche Magi hielten sich in den Räumlichkeit auf. Am Abend des 3. Efferd verabredet man sich auf unbestimmte Zeit wieder zusammenzutreffen. "Der Bethanier wurde vernichtet, und jetzt gilt es die Macht zurückzugewinnen und das Ansehen der Magie wieder zu verbessern" so die Meinung der meisten.

Hier soll ein kurzer Abriss der Geschehnisse gegeben werden, bevor wir uns den einzelnen Vorträgen und Berichten widmen:

Der 1. Tag
9. Stunde - Einzug der Magister von Brabak und Begrüßung der angereisten Magi und Magae durch die Spektabilität von Brabak, Demelioe Nandoniella Terbysios. Vorstellung des Tagesablaufes.
10. Stunde - Verschiedene Begrüßungen: Galin von Raschtulswall, Umbraskador il Brabak und Manjerra von Raschtul halten jeweils eine Rede zur Begrüßung. Später folgen Schilderungen über die Forschungen an ihren Akademien.
11. Stunde - Der erste Vortrag von Magister Dratchur Meredin Hazar: Die Netze der Kraft - Commentariolum zur sphärengebundenen Magie.
13. Stunde - Magister Drakmore Eolan Cardin: Die Theorie des Arkans als Grundlage der Materie und ihre Folgen für beschwörende Magie.
14. Stunde - Magister Merefin Pericles Hefaron: Nodices und Nodix - Warum der Bethanier so schnell an Macht gewann.
15. Stunde - Diskussionen über die einzelnen Vorträge in kleineren Gruppen von ungefähr je 20 Magi, in welchen der Vortraggeber jeweils Erklärungen abgibt.
19. Stunde. Beginn des Abendprogramms - Thomeg zu Raschtullswall: Theologischer Exkurs über Kraftlinien und ihre Bedeutung im Bezug auf die Beschwörung.
20. Stunde - Magister Borgana ibn Walut: "Aus persönlichen Gründen nicht mehr anwesend." Vertretung durch Thar Dornesdokh.
21. Stunde - Meisterin Sheddja: Theoretische Betrachtung Elementarer und Dämonischer Komponenten in der Chimärologie.
22. Stunde - Magister Thundar Hurlemanoff: Ceterum censeo Heptarchinem esse delendam.
23. Stunde - Magister magnus Polberra: Inopinabilis.
24. Stunde - Ende des ersten Tages und Vorstellung des Zeitplanes des nächsten. Man verabredet sich zur 9ten Stunde.

Der 2. Tag - Die meisten Magi trafen zwar schon etwa zur 8ten Stunde ein, doch war in dem Chaos von Diskussionen kein geordneter Beginn vor der 11ten Stunde möglich.
11. Stunde - Zusammenfassung des letzten Tages von Magistra Yarasia und Beginn der neuen Vorträge.
12. Stunde - Magistra Yarasia: Gebündeltes Chaos - Die Diener Asfaloths.
13. Stunde - Vortrag von Djamila al Mandran.
14. Stunde - Magicus Gahlin v. Raschtulswall: Madas Haare - Warum sie die Sphären verbinden.
15. Stunde - Magistra Manjerra von Raschtul: Das 7te Element: Die Kraft - und warum kann man mit einem Element Dämonen beschwören?
16. Stunde - Magister Dahomir Rebrosko: Die Kraft in ihren Grundformen - wandelbar und gefügig auch in der Beschwörung.
ab der 17. Stunde - Diskussionen und Vorträge in kleineren Gruppen.
21. Stunde - Spektabilität Demelioe Nandoniella Terbysios: Zusammenfassung der Tage und Ausblick in die Zukunft.
Weitere Diskussionen wurden bis tief in die Nacht hinein geführt...


Kurzberichte von Teilnehmern des
Konventes in chronologischer Abfolge


"Ganze zwei Wochen dauerte die Reise, bis ich schließlich im tiefen Süden angelangt war. Das Klima, die drückend heiße Sonne und die trockene Luft geben dem ganzen Körper ein Gefühl des Verdörrens. Als ich den Urwald, den ich mit Hilfe eines Dschinns überwunden hatte, hinter mir ließ und entlang des Mysobs meinen Weg fortsetzte, wurden die bisherigen Unannehmlichkeit zu schieren Qualen. Schließlich lag das berüchtigte Brabak vor mir. Zuflucht so vieler menschlicher Hunde - der Sündenpfuhl Aventuriens. Und mitten in seinem Herzen die dunkle Halle der Geister.
Der Granitbau überragt alle Gebäude Brabaks. Die Mauer wird durch winzige Fenster und etliche Wasserspeier vor der totalen Schwärze gerettet. Der einzige Zugang liegt hinter einer bronzenen, mit Dämonenfratzen verzierten Tür in der Mitte der 70 Schritt breiten Fassade. Neben der Tür öffnet ein basaltener gehörnter Vogeldämon seinen scharfen Schnabel, in dem es ständig feucht-blutrot glänzt. Dieser Zustand ließ mich nicht gerade beglückt aufschreien, doch legte ich meine Hand in den Schnabel und bewegte den kleinen Türklopfer, der sich darin befand. Ich wurde wohl für würdig empfunden, denn keine Minute später wurde ich Zeuge, wie die schwere Bronzetüre auseinander glitt. Der Flur, der sich mir offenbarte, wurde von schwarzem Nebel durchwabert und seltsame Geräusche drangen an mein Ohr. Wie aus dem Nichts erschien nach einigen Schritten in dem Raum plötzlich vor mir die riesige Jadestatue Iribaars, des Herrn des verbotenen Wissens. Neben der Gestalt wartete eine Frau auf mich. Die unglaubliche Schönheit ihres Gesichtes, das von einer blonden Mähne umschlungen war, wurde durch ihre zerstreut aufgesetzte Lesebrille, wie sie alte Gelehrte oft tragen, nur verstärkt. Ihrem Körper wurde durch ein schwarzes Samtkleid geschmeichelt und die filigranen Finger waren auf einen Ebenholzstab gestützt. Magistra Yarasia forderte mich mit gütiger Stimme auf ihr zu folgen und hinter ihr herwankend brachte sie mich in das 3te Stockwerk in mein Gästezimmer."

- ein Adept aus Punin in seinen Schilderungen gegenüber einem Magister


"Am ersten Efferd begann die Anreise. Keine Minute verging, wo nicht die fremden Stimmen von einigen Magi zu hören waren. Gegen Abend rief mich und die anderen plötzlich ihre Spektabilität in die Kuppel. Erwartungsvoll stieg ich die Stufen zu ihr hinauf. Im Zimmer warteten die anderen bereits. Das Problem schilderte unsere Spektabilität in kurzen Worten. Die Schule des Schmerzes in Elburum hatte einen Abgesandten geschickt, und gegen Nacht hatten sich einige Magi aus Warunk und Yol-Ghurmak angekündigt. Sollten wir die Abreise aller Mitglieder der GGGdG aufs Spiel setzen und die Verärgerung der anderen Akademien? Nach einer kurzen Diskussion handelten wir schnell. Die Türe würde sich für keinen der Magi aus den Schwarzen Landen öffnen, draußen jedoch würden wir ihnen die Fügung erklären müssen, wollten wir keinen offenen Kampf hervorrufen. Jeder Satz war bedacht. "Uns sind die Hände gebunden, erst müsst ihr den Einzug in die Bruderschaft der Wissenden erlangen, sonst kann keiner von uns, euch, hier, Einlass ohne Zwang und Not gewähren." Kalte Blicke waren das einzige, was uns erwidert wurde, der Abgesandte aus Elburum tat alles um ein möglichst gutes Klima zu bewahren. Er nächtigte noch bei uns und reiste, nachdem er sich tausendfach für die Unannehmlichkeiten entschuldigt hatte, sehr früh am Morgen ab. "Diese Speichellecker taten doch alles daran in die Bruderschaft aufgenommen zu werden." In Erwartung und Vorbereitung verbrachte ich den Rest des Tages."

- Magister Dratchur Meredin Hazar, am 1. Efferd in seinen Aufzeichnungen


"Ein Meer von Magiern, umhüllt von edlem Stoff. Fast künstlerisch wirkte das Farbenspiel aus schwarz und weiß auf mich. Die Beschwörer der Elementaren, in ihren weißen Tunikas, und die der Dämonen, in schwarze Seidenumhänge gehüllt. Doch war unvergleichlich mehr Schwarz im Raum, alle Adepten, Studiosi und Magi, die aus Brabak stammten, schienen sich hier versammelt zu haben. Die Akademie Mirham war durch sieben Adepten und die gelehrten Magister Darsinias Hefeistos Corô Orphelius und Dahomir Rebrosko vertreten. Aus Fasar war Magister Tardisilius Rafar ibn Sadesh zu uns gestoßen, der einst Schüler von Thomeg Atherion war. Und hinzu kamen etliche Lehrmeister, die unter dem "strengen Blick" der Bruderschaft ihre Arbeit hier im Süden verrichteten und heute angereist waren. Doch gegen jene Übermacht stand auch eine beachtliche Summe an Graumagiern im Raum, das Konzil der elementaren Gewalten hatte mit Gahlin vom Raschtulswall einen im ganzen Kontinent geschätzten Magicus gesandt, dieser hatte nicht minder erfolgreichere Collegae mitgebracht, Thomeg zu Raschtullswall und Hieropyna vom Raschtullswall waren mit ihren Arbeiten in weiten Teilen Aventuriens der gelehrten Bevölkerung ein Begriff. Die seit kurzem zu Ruhm aufgeschwungene Academia Limbologica schickte mit Meisterin Sheddja und Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar und zwei Adepten eine ebenfalls große Gesandtschaft, was zeigte, dass der Konvent auch von der Grauen Gilde angenommen worden war. Punin war leider nur durch einen Adepten, der seinen Namen hier nicht nennen wollte, vertreten. Die Stadt der Magie, genannt Arkania, schickte trotz der Kriegslage seine Spektabilität Drakmore Eolan Cardin. Den langen Weg von Lowangen war der Magister Thundar Hurlemanoff, der Abgesandte aller Lowangener Akademien, geeilt. Aus Rashtul war Manjerra von Raschtul mit 3 Studiosi angereist, wohl auch in der Hoffnung hier einige der entflohenen Adepten zu finden - dieser Wunsch wurde jedoch nicht erfüllt. Als ein Saalordner, wohl einer der Studiosi, eintrat und mit einem schweren Holzstock auf die Steinquader des Bodens zu hämmern begann und gleichzeitig "silentium, silentium, collegae" rief, trat sofort Ruhe ein. Mit lauter und schriller Stimme kündigte er den Beginn des Konventes an und bat die Sitze vor dem Rednerpult einzunehmen. Wir setzen uns. Als schließlich nur noch das Knistern von Stoff zu hören war, schwang die Flügeltüre hinter dem Rednerpult auf. Einfache schwarze Roben, die Gesichter unnatürlich bleich, barfuss und in den Händen ihren Magierstab, so zogen die Magister von Brabak ein und nahmen ihre Plätze über dem Podium ein. Zuforderst die schöne Magistra Yarasia dicht gefolgt von Magistra Neres, deren offene schwarze Haare nur einige Spann über dem Boden abgeschnitten waren, dann die Magister Hazar, Borgana, Polberra, Pericles, Heitor, mit tief ins Gesicht gezogenen Kapuzen wirkten sie wie ein Zug Boronis, und schließlich ihre Spektabilität gefolgt von den restlichen Magistern. Die Schlichtheit der Magister war erstaunlich, da man anderes von ihnen gewohnt war, aber den größten Gegensatz dazu bildete Magistra Terbysios. Die Spektabilität hatte die Linien ihres Gesichtes in die orientalischsten Formen gezwungen, wie wir es von den Tulamiden kennen. Die strahlenden Augen und der harte Mund waren von einem Turban aus Goldgeflecht gekrönt, auf dessen Spitze eine Boronsotter aus purem Gold majestätisch herrschte. Ihre langen Haare wurden von kleinen Schädelfiguren durchwirkt. Ihren Leib umhüllte ein langer Mantel, dessen hoher Stehkragen bis weit über ihren Hinterkopf hinausragte. So glänzend war mir die alternde Schönheit noch nie vorgekommen."

- Adeptus Mirain Dorilios von Brabak


"Nach etlichen, sich wiederholenden Begrüßungen und mehrmaligen Neuerwähnungen, dass Magie in diesen Tagen verboten wäre, begannen die ersten Reden. Schweren Schrittes ging als erster Magister Meredin Hazar auf das Podium. Sein sehniger und ungewöhnlich kräftiger Körper wurde durch die enganliegende Seidenrobe gewaltig zur Geltung gebracht. Als er oben angelangt war, streifte er seine Kapuze zurück und in seinen langen blauschwarzen Haaren kam eine feine silberne Krone zur Schau. Fremdländische echsengleiche Symbole waren auf ihr verteilt und Glyphen des Drakne waren darauf zu lesen. Ohne Zögern setze er sofort zu sprechen an. Die feindlichen Blicke vieler im Raum schienen ihn nicht zu stören, denn in voller Sicherheit sprach er von den ungeheuerlichsten Dingen. Nach über zwei Stunden, in denen mehrere Magister das Rednerpult kurzzeitig betreten hatten um ihre persönlichen Erfahrungen zu berichten, hatte Magister Hazar seine Rede beendet. Nun betrat der kahlschädelige Magister Cardin die Bühne, präzise, gestochen scharf präsentiert er seine Forschungen."

- Adeptus Tsolvar ibn Sirion aus Fasar


"Herr Cardin, sie haben das Wort!" Mit diesen Worten trat der Diskussionsleiter vom Podium, von dem er kurz zuvor noch die heftigen Auseinandersetzungen über den vorangehenden Vortrag geleitet hatte. Drakmore erhob sich und machte einige gesetzte Schritte auf das Podium zu und stellte sich dahinter. Der seinen Weg begleitenden Beifall - zum Großteil geheuchelt oder nur Vorschußlorbeeren, dessen war Drakmore sich sicher - ebbte ab, als Drakmore seinen ersten Vortrag auf einem Konvent begann:
"Werte Damen und Herren, Collegae et Collegi!
Zu Beginn meines Vortrages möchte ich mich bedanken bei denen, die es mir möglich gemacht haben, heute hier zu stehen und einen Vortrag vor diesem erlauchten Publikum zu halten. Gedankt sei den Magistern der Dunklen Halle, allen Organisatoren dieses Konvents und natürlich nicht zuletzt auch allen Angereisten, die dieses Konvent mit Leben erfüllen und so zu einem interessanten Ereignis gemacht haben - und immer noch machen.
Ich hoffe, mit diesem Vortrag auch meinen Teil zu diesem Konvent zu leisten und uns zumindest mit genügend Diskussionsstoff für den heutigen Abend zu versorgen. (Etwas Gelächter.)
Thema meines Vortrages, wie alle sicher schon dem Programm entnommen haben, ist das Arkan. Diejenigen, die den OPUS aufmerksam lesen, werden schon wissen, worum es geht - ihnen werde ich eine Erweiterung meiner Theorie und eine Wiederholung als Gedächtnisstütze zu bieten haben; alle diejenigen, die den OPUS nicht genau verfolgen, werden trotzdem genug erfahren, um an dem sicherlich folgenden Streitgespräch erfolgreich teilzuhaben. (Wieder etwas Gelächter. )"

Nach diesen einführenden Worten beginnt Drakmore in einem anderen, nicht so gelösten Ton zu sprechen. Er wirkt, trotz seines geringen Alters, schon wie ein professioneller Magister, der gewohnt ist, dass seine Studenten genauestens zuhören.

- aus den Aufzeichnungen eines Novizen
(Den Artikel "Das Arkan", erschienen im Opus no. 83, einsehen.)


"Der dritte Redner, Magister Pericles Hefaron, strich erst im letzten Moment, bevor er seine Stimme erhob, seine Kapuze aus dem Gesicht und ein erschrockenes Raunen durchzog die Reihen der Gäste. Das halbe Gesicht des Magisters glich einer Maske. Nach wenigen Augenblicken des Beobachtens erhob er seine Stimme mit folgenden Worten "Seid beruhigt Collegae, es dauerte nicht lange, bis der Dämon die Rache dafür zu spüren bekam", dann begann er mit seiner Rede über den genauen Vorgang des Dämonenmeisters und wie ein Mensch ohne gegen viele Menschen kämpfen zu müssen die wichtigsten Nodices zur Beschwörung unter sich vereinen konnte. Akribisch erklärte er jeden Schritt Borbarads und stellte damit auch klar, dass sich keiner dieser Plätze, mit Ausnahme des Konzils in der Hand der hier anwesenden Beschwörer befände und es gelte diese der Bruderschaft wieder zugänglich zu machen. Dann folgten lange Diskussionen bis tief in die Nacht hinein, die gegen Abend durch weitere Vorträge einen Flut an Wissen bildeten. Nach der ersten Pause betrat Thomeg zu Rashtul die Rednerbühne. Sein gepflegtes tulamidisches Aussehen ließ an andere berüchtigte Beschwörer wie Tarlisin von Borbra erinnern. Die Haare lang und braun, nach Rosenwasser duftend, und umhüllt mit einer blauen samtenen Robe, die die Zeichen der Götter, Bewegung und der Elemente wiederspiegelte. Einen einfachen ungeschmückten Stab führte seine Hand. So musste sich jedes Kind einen Magier vorstellen, schön und reich. Mit federleichten Schritten erklomm er die Empore und setzte mit gütiger Stimme, der von seinem freundlichen Aussehen geschmeichelt wurde, seine Rede an. Der nächste Vortrag, welcher durch den Magister Borgana gehalten werden sollte, musste leider auf unbestimmt, oder die nächsten Tage verschoben werden. Ein Problem, welches wichtiger zu sein schien, wartete auf seine Lösung. So erklärte sich zur Freude aller Thar Dornesdokh, bekannt durch einige Sphärologische Werke, bereit seine Rede um einige Zeit vorzuziehen und somit eine Pause zu überbrücken. Schon nach wenigen Worten fesselte er die Zuhörer in seinen Bann, ihre Augen folgten seinem Mund. Bis zum Ende hielt er uns in seinem Bann. Ein ersehnter weiteren Höhepunkt des Tages bildete die Rede der Magistra Sheddja von der Academia Limbologica. Gehüllt in die Robe des curriculum scientiae limbologicae, weiß, mit dunkelblauem, silberdurchwirktem Kragen, begann sie sehr erregt über die dämonischen Hybriden zu berichten. Ihre Augen spiegelten Ärger wider, bis sie schließlich, als sie den zweiten Teil des Vortrages erreichte, plötzlich von innerer Ruhe erfasst wurde und fast versonnen fortfuhr."

- Adeptus Tsolvar ibn Sirion aus Fasar


"Als Thurdan Hurlemanoff seine Rede begann und die sofortige Vernichtung aller Heptarchen und ihrer Handlanger forderte, sah man, wie sich im Verlauf des Redens einige Gesichter in maskenhafte Steinfresken zu verwandeln schienen, als er die schändlichen Brutstätten der Heptarchen ansprach. Die Erinnerung daran, dass Magister magnus Polberra, Gaius Cordovan Eslam Galotta direkt in die Arme des Dämonenmeisters trieb, als er jenen aus Brabak verbannte, war noch zu frisch. Und einige Dämonologen kämpften an der Seite des Bethaniers nur um danach festzustellen, dass sie ein Reich der Heptarchen errichtet hatten. Nach tosendem Applaus der GGGdG und der Schüler Thomeg Atherions, doch ohne eine Regung der Schwärzesten, verließ er das Podium. Nun betrat der letzte Redner die Bühne. Magister magnus Polberra, der kleine fette Mann mit der fisteligen Stimme, der eher tot als lebendig zu sein schien, begann zu beschreiben, was sich hinter dem Namen 'Inopinabilis' verbarg. Das Unglaubliche war eine These zur Paktiererei mit Vielgehörnten Dämonen. Der Nekromant führte viele Beweise an, die stichhaltig zu sein schienen. Nachdem manche Magi der Grauen den Raum verlassen hatten, wurden seine Thesen immer gewagter. Seine Stimme hatte gegen Ende des Vortrags bereits eine hysterische Form angenommen, bis er schließlich mit diesen Worten schloss: "Was schadet uns denn solch ein Pakt? Nur den Neid der Machtlosen und der anderen Gilden!" dann verschwand er hinter der großen Flügeltüre und erschien daraus nicht wieder in diesen Tagen."

Adeptus Tsolvar ibn Sirion aus Fasar


"Der nächste Tag folgte ähnlich wie der Erste: Viele Vorträge und heftige Diskussionen. Gegen Abend verabredete man sich in ungewisser Zeit wieder zusammenzutreffen. Nun verließen ein Teil der Magier den Konvent. Von der Kuppel der Akademie aus sah ich weit vor der Stadt, wie sich geflügelte Schlangen, Dschinne und fliegende Teppiche erhoben. Viele mussten ihre Lehrtätigkeit wieder aufnehmen. Der Alltag würde nun für einige wieder eintreten, doch waren immer noch über 100 Magier anwesend, was wohl für morgen einen weiteren langen Tag voraussagte."

Adeptus Mirain Dorilios von Brabak


Wir sind erfreut bekannt geben zu dürfen, dass in der nächsten Ausgabe des Opus einige der am Konvent gehaltenen Vorträge in gekürzter Form wiedergeben werden können.

Fußnote:
* "Nicht die Akademie, sondern die Freiheit wollen wir neu beleben."

von: Johannes Fuss
Erschienen in Opus no. 101 am 25.3.2001.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Reactio ad "Der Allaventurische Beschwörungskonvent zu Brabak".



Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (I.)

Auszüge aus dem gleichnamigen Kollektan
aller der Rohalszeit entstammenden Bände 
der 'Gespräche Rohals des Weisen' 
in freier Transkription, 
verfasst in der Sprache des Volkes, 
getätigt durch Lizentiatus Vitus Ehrwald,
Abgänger der Herzog-Eolan-Universität zu Methumis,
so geschehen im Jahre 2515 Horas zu Gareth 
mit gnädiger Unterstützung des Pentagontempels 
der Herrin Hesinde

Über das rechte Leben

Meister, sagt, wir verehren die Zwölfe und bemühen uns redlich um ein Leben in ihrem Sinn, doch was wir im Geiste des einen zu tun bestrebt, mag oft den Lehren des anderen widersprechen; was können wir tun, um ein Leben im Sinne der Zwölfe zu führen, ohne einem von ihnen zu missfallen?

Wohl dem, der einen Gott verehrt, an den sein Herz er hängen kann, doch wehe dem, der Seinesgleichen gering zu achten sich erdreistet, nur weil er sieht, wie ungleich achtenswerter sind die Zwölfe. Wer den Göttern wahrhaft dienen will, wird stets bemüht sich zeigen, die von ihnen geschaffene Schöpfung und Ordnung zu erhalten und seinen Brüdern und Schwestern mit Respekt und Anteilnahme zu begegnen. Denn seht, ein jeder Mensch ist den Göttern von Wert, und wenn den Wert der anderen ihr nicht erkennt und schätzt, ihn vielmehr durch gleichgültige Ignoranz herabwürdigt, so wertet ihr die ganze Menschheit ab und damit auch euch selbst und den Wert eurer Verehrung für die Zwölfe.

Über den Dienst an Göttern und Menschen

Meister, sagt, wenn wir die Menschen zu sehr achten, berauben wir die Götter damit nicht der Achtung, die sonst wir für unseren Dienst an ihnen und für unser Seelenheil gern aufgewendet?

Der Dienst an den Göttern ist ehrenvoll und wichtig für euer Seelenheil. Doch auch der Dienst an den Menschen ist ehrenvoll und wird euch nicht weniger zum Seelenheil gereichen. So ihr jedoch meint, im Handeln für die Götter gegen die Menschen grausam oder gleichgültig verfahren zu können, wirkt ihr eurem Seelenheil zuwider, denn welcher Gott sollte euch nach eurem Leben in seiner und seiner Liebsten Nähe wissen wollen, wenn er sieht, dass ihr die, welche zu euren Lebzeiten in eurer Nähe gewesen, nicht mit Respekt und Achtung zu behandeln wusstet! Darum sorgt euch nicht zu sehr um euer Seelenheil, denn wer solches tut, dem gilt Selbstsucht mehr als Göttertreue. Wer stets jedoch sich auch um andere bemüht, zeigt weitaus mehr seine Liebe zu den Göttern und ihrer Schöpfung.

Über den Sinn für das Richtige

Meister, sagt, wie können wir erkennen, ob wir im Sinne der Zwölfe handeln, wo sich ihre Lehren doch in so vielen Punkten voneinander unterscheiden?

Alles, was ist, hat seinen Ursprung im Willen der Götter, welche die Welt in ihrem Sinn geschaffen haben. Auch ihr seid allesamt geschaffen durch der Götter Willen, und sie schufen euch so, dass ihr zu erkennen vermögt, was in ihrem Sinne ist. Wenn ihr daher als Einzelne handelt, so hört auf euer Herz, und ihr werdet wissen, was ihr tun sollt! Doch lasst es nie verrohen und erhaltet euch eure Empfindsamkeit, damit der Rat aus eurem Innersten euch niemals täusche, so dass ihr ihn mit dem Drang nach der Verfolgung eurer eigennützigen Interessen verwechseln mögt. Wenn ihr als Gemeinschaft handelt, dann folgt der geltenden Moral, handelt ihr als Untertanen, so folgt dem euch gegebenen Recht. Doch seid nicht blind dabei und erinnert euch stets an den göttlichen Kern, den jeder Einzelne von euch in sich trägt und auf den zu hören eure oberste Pflicht ist.

von: Johannes Fuss
Erschienen in Opus no. 101 am 25.3.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' - Vorwort.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Aus den 'Gesprächen Rohals des Weisen über Ethik und Moral' (II.).



Korrespondenz aus dem Káhet Ni Kemi
Unruhen in der kem'schen Überseeprovinz

Der Streit von Thorwalern und Liebfeldern hat bekanntermaßen dieser Tage auch das entfernte Tásebá erreicht und in Aufruhr versetzt. Am Morgen nach den Feierlichkeiten mit Mehib [Bischof] Kal`Tan wurde ein Bürger des Imperium Renascenti Horasi grausam erschlagen aufgefunden. In seinem Haupt steckte noch die Skraja, die ihn über das Nirgendmeer geschickt hatte.
Nachdem der Akîb [Baron] Gorthin von Oppstein intensive Nachforschungen veranlasst hatte, wurde der vermeintliche Täter schnell gefunden: Ragnar Hjalvarson hatte sich einige Zeit vor der Tat mit dem Opfer um ein Mädchen gestritten und dabei dieselbe an den Horasier verloren. Der Nordmann beteuerte jedoch, nichts getan zu haben. Zumindest könne er sich nicht daran erinnern, da er am Abend der Tat vollkommen betrunken war und gar auf dem Heimweg eingeschlafen war.
Da von Seiten der Horasier harte Vergeltungsmaßnahmen gefordert wurden, kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Thorwalern und Liebfeldern, die oft zu einigen Verletzungen führten. Der Akib hatte mit seinen Bewaffneten alle Mühe, eine Eskalation der Situation zu vermeiden. Jeder Schänkenwirt betete darum, von Angehörigen beider Völker verschont zu bleiben, zumindest aber von einem Zusammentreffen der beiden.
Der Boron-Geweihte Boromeo Uludaz aber vermutete einen anderen Hintergrund der Tat. Und rasch machten Gerüchte die Runde, dass Boron seinem Diener einen Weistraum gesandt habe. Die Rabenschwinge wird ihre Leser über die heiklen Vorgänge auf dem Laufenden halten!

Doctor Enrico Radan Barmin

von: Johannes Fuss
Erschienen in Opus no. 101 am 25.3.2001.



Reaktion auf:
Eborëus Zachariad: "Die Magie der Menschen (Gilden): Eine Magie der Welt, oder doch nur die Magie eines jeden einzelnen?"

Wie die verehrten Collegae sicherlich bemerkt haben werden und wie es der Collega Zachariad uns gegenüber auch schon betonte - hat sein besagter Artikel im (übrigens äußerst gut gelungenen und interessanten) Opus #100 nur mittelbar mit unserem vorausgegangenen Abschluss unserer Reihe zu elfischer Magie zu tun. Nichtsdestotrotz fühlen wir uns veranlasst, einige ernste und um möglichst wenig Spitzen bemühte Reaktion zu verfassen, mit der wir uns in gewisser Hinsicht von den Aussagen des A.mj. Zachariad distanzieren möchten, in anderer Hinsicht hoffentlich Klarheit schaffen können in Bezug auf unseren Standpunkt gegenüber den genannten Begriffe der "Ignoranz" und des "Elbozentrismus".

Adeptus: Wir sind von Eurem Artikel betroffen, denn ihr verwendet polemisierende Formulierungen, die wir für nicht angebracht und standesgemäß halten. Aber wir sind von Euren Worten dennoch nicht direkt tangiert, auch wenn das vielleicht erst einmal als ein Widerspruch erscheinen mag. Nicht tangiert deswegen, weil wir weder aus Eurem ersten unsere Publikationen betreffenden noch aus Eurem aktuellen Artikel präzise entnehmen konnten, wogegen sich Eure Polemik tatsächlich richtet: gegen die Elfen oder gegen die Konsequenzen, die sich aus unserer Theorie ergeben, wenn man diese ernst nimmt. Das heißt, gegen ein Bild der Elfen, das wir implizit mit unserer Theorie transportieren, und damit gegen unsere Theorie, weil diese notwendig zu einem solchen, um es platt auszudrücken, moralisch zu verurteilenden Bild der Elfen führt? Denn dies ist ja ein großer Unterschied! Sagt Ihr nun, dass die Elfen in ihrer Ignoranz und ihrem "Elbozentrismus" Frevler an der gesamten Schöpfung sind oder wir, weil wir die Elfen in Farben malten, welche für Euch diese beiden Eigenschaften zu enthalten schienen? Es war uns leider nicht möglich, als Ziel Eurer Tiraden explizit die eine oder andere oder gar eine dritte Möglichkeit auszumachen, denn es gelang uns nur unzureichend, die Strukturierung Eures Textes als Systematik zu durchschauen.

Des weiteren und mit obigen Bemerkungen in Zusammenhang stehend, drängte sich uns die Frage auf, ob Ihr letzteren Artikel tatsächlich zwecks einer ernstgemeinten Auseinandersetzung mit unseren Thesen verfasstet, oder ob Ihr Euch nicht unseres Artikels bedientet um eine Euch außerordentlich wichtig scheinende Sache auszuführen. Eure Emotionalität mag denn auch der Sache Eurer Polemik angemessen sein, dem Zusammenhang (i.e. den Intentionen unserer Theorie) jedoch nicht (denn weder bestreiten wir, dass es böse Menschen gibt, noch dass die vergangenen Zeiten schrecklich waren), und so hatten viele Stellen Eures Textes mit unserem Anliegen gar nichts zu tun.

Deshalb behagt uns die von Euch zwecks eines Austauschs über unsere Theorien und über solcherlei Themen insgesamt gewählte Form ganz und gar nicht - denn Eure positive Emotionalität in Bezug auf die Schrecknisse der Gegenwart und Vergangenheit kann nur zu leicht (und trotz Eurer eigenen einlenkenden Worte) als äußerst negative und scharfe Emotionalität gegenüber uns verstanden werden. Wir wollen im folgenden auf verschiedene Punkte Eures Textes eingehen:

Ihr richtet Euch gegen "zwei grundsätzliche Frevel an der gesamten Schöpfung: die Ignoranz und [...] der Elbozentrismus", die Ihr als Konsequenzen bezeichnet, die sich aus unserer Theorie ergeben können (in welchem Falle, unter welcher Bedingung, bezogen worauf? - das will nicht so recht klar werden). Ganz am Ende Eures Artikels bemerkt Ihr, dass Ignoranz als "Nicht-Beachten" oder "Nicht-Wissen" gar "keinen negativen Beigeschmack" hat, was sich unserer Meinung nach nicht so recht mit Eurer anfänglichen Feststellung, hierbei handele es sich um einen "grundsätzlichen Frevel an der gesamten Schöpfung" vereinbaren lässt. Auf diese Ignoranz können wir hier deshalb nicht weiter eingehen, weil wir verständlicherweise unsicher sind, wie diese denn nun eigentlich zu verstehen und zu bewerten ist.

Zum Elbozentrismus: Wir scheinen nicht explizit genug beschrieben zu haben, was wir mit 'Welt' meinen, denn Ihr sagt, aus unserer Theorie würde sich folgendes ergeben: "wenn ein Elf von Welt redet, so kann er ... gar nicht die gesamte Welt mit all ihren Sphären, Domänen oder Globulen meinen ... [sondern er] versteht ... darunter seine direkte Umgebung, sein Wahrnehmungsfeld, in welchem er sich derzeit gerade befindet." Das ist nicht richtig, und eine solche Aussage haben wir auch nie intendiert. Norfold hat in seiner Trinitätstheorie (lest nun sorgfältig:) das Wesen des Teils der spezifischen, momentanen Umgebung des Elfen, die mit seiner Zauberhandlung in Zusammenhang steht, als WELT SEIN bezeichnet.

Wir haben jedoch niemals Aussagen darüber getroffen, was ein Elf sagen würde, wenn er von irgendetwas redet, sondern haben immer wieder betont, dass unsere Beschreibungen sich eines menschlichen Vokabulars bedienen, das uns angebracht erscheint, den Menschen - speziell den Magiern - die elfische Magie, wie sie sich uns darstellt, näherzubringen, haben aber niemals den Anspruch erhoben, dass ein Elf dieses Vokabular tatsächlich teilen würde. Unsere Theorie macht schlicht keine Aussage darüber, was ein Elf meint, wenn er von Welt redet, jedoch möchten wir an dieser Stelle anfügen, dass wir überzeugt sind, dass für einen Elfen die Welt natürlich nicht nur in seiner momentan wahrgenommenen Umgebung besteht, sondern dass er ein mindestens (!) ebenso umfassendes Weltbild und Weltverständnis besitzt wie wir Menschen - und zwar auf dem Hintergrund einer wesentlich längeren Geschichte und eines fundamental anderen, aber in vieler Hinsicht tieferen Verhältnisses zu Magie, einer mithin außergewöhnlichen Sensibilität für magische Strömungen, die den wenigsten Magiern (auch denen Eurer Akademie wahrscheinlich) zu eigen ist.

Ihr zieht also völlig zu Unrecht, wie wir meinen, aus unserer Theorie den Schluss, dass die Elfen nur einen kleinen Teil der Welt als WELT betrachten, (ganz abgesehen davon, dass dies bei Euch den Vorwurf des Hedonismus einzuschließen scheint, wie sich aus Eurer Interpretation, dass ein Elf nur das "Jetzt und Hier" sieht, das er - in augenscheinlich hedonistischer und selbstverliebter Motivation - "in einen Zustand des Gleichgewichts mit seinem SELBST SEIN bringen" will; hier ist unsere Theorie schlechthin ganz und gar missverstanden) dass also ein wesentlicher Teil der Welt, der Realität, wie wir Menschen sie verstehen, für sie nicht existent ist. Das ist zwar formal gesehen richtig (denn tatsächlich gibt es wahrscheinlich für einen Elfen keine Sphären und Domänen und Globulen), aber inhaltlich falsch, da diese Tatsache von Euch einer falschen Interpretation unterzogen wurde: Denn Ihr geht implizit davon aus, dass unsere (menschliche oder gildenmagische) Welt, also unser Weltbild und Weltverständnis, absolute Realität ist, also objektiv die wahre Art, die wahre Gestalt, das wahre Sein der Welt beschreibt! (Und deshalb geht für Euch aus unserer Aussage, für die Elfen gebe es bestimmte Dinge unserer Welt nicht, hervor, dass Elfen nur bestimmte Teile der objektiven Realität kennen, und nicht etwa - wie von uns gemeint - dass Elfen eine andere Realität haben als wir.)

Genau dieses Weltverständnis haben wir kritisiert und möchten uns hier nicht scheuen, in Anlehnung an Euer eigenes Vokabular und Eure eigene Argumentation, dieses als Anthropozentrismus zu bezeichnen, der, wenn man Eurer Argumentation in diesem Sinne folgen würde - was wir nicht tun! -, genauso verdammenswert wäre wie der sogenannte Elbozentrismus, weil es ebenso eine Form von Egozentrismus ist. Lasst uns dies ausführen:

Ihr definiert Elbozentrismus erstens als eine den Elfen eigene Einstellung zur Magie, die sich dadurch auszeichnet, dass Magie für Elfen etwas Natürliches und nichts Sonderbares ist, womit eine "Ignoranz ... gegenüber unserer Form von Welt" einhergeht. Dieses können wir durchaus gelten lassen und würden es nicht unbedingt kritisieren: warum auch sollten wir den Elfen vorhalten, ein gewisses Desinteresse für eine Welt zu hegen, wenn für die Elfen eine Begegnung und Beschäftigung mit ihr zu einer schlimmen (zur schlimmsten) "Krankheit", dem badoc-Werden führt? Diese Tatsache ist ja keine kulturelle Willkürlichkeit, keine genuine Seltsamkeit des Elfenvolkes, keine prinzipielle Arroganz und Herablassung - sondern ein Ergebnis von geschichtlichen, kulturellen, und auch philosophischen Prozessen, in welche wir Menschlein mit unserem Geschichtchen schlicht nicht genug Einblicke haben können, um Urteile zu fällen, wie Ihr das tut.

Zweitens definiert ihr den Elbozentrismus dann als "eingeengte Betrachtungsweise der Welt, nämlich [als] Betrachtung lediglich ihrer jeweiligen Umwelt", was ja, wie wir oben dargelegt haben, schlicht weder unserer Theorie noch unserer Auffassung der Sichtweise von Elfen entspricht (und somit gegenstandslos ist).

Dass es einen Elbozentrismus gibt, würden wir ebenso sehen, dass dieser zu kritisieren oder gar zu verdammen wäre, würden wir aber aufs Schärfste bestreiten - oder aber, wir müssten ebenso Eure Weltauffassung als verdammenswert betiteln (was uns völlig fern liegt), da diese, wie wir gleich ausführen werden, eben als anthropozentrisch (gar als anthropozentristisch?) zu bezeichnen ist. Da die Worte Egozentrismus und Elbozentrismus ersteinmal nur bedeuten, dass das Subjekt, welches mit diesen Worten gemeint ist - also ganz allgemein das Ich oder eben der Elf (als Gesamtheit der Elfen) - sich als Mittelpunkt seiner Welt sieht, ist eine Anwendung des Wortes Anthropozentrismus auf die Weltsicht, die Ihr für Euch in Anspruch nehmt durchaus legitim, besagt dies doch nichts anderes, als dass der Mensch der Mittelpunkt dieser Welt ist - und dass dies Eure Meinung ist, scheint uns aus Zitaten wie dem folgenden nur zu offensichtlich zu werden: "Tausende und abertausende von tapferen Kämpfern fragen zu recht, wo denn die Elfen waren, als ihnen ihr Auge ausgestochen, ihr Bein abgehackt, ihre Geschwister zu Tode gequält oder ihre Eltern erhängt wurden!" Ganz abgesehen davon, dass die Art der Beschreibung, die ihr hier wählt, schlechter Stil ist, der eher der emotionalisierenden Polemik eines Rhetorikers angemessen wäre als der Argumentation eines Gelehrten, wird in diesem Zitat doch offensichtlich, dass Ihr die Belange der Menschen und der menschlichen Welt (i.e. der Welt, wie sie sich den Menschen darstellt und nicht! des Teiles der Welt, der die Menschen betrifft) als das Maß aller Dinge betrachtet und deshalb natürlich die Elfen dafür kritisiert, dass sie in diesen Belangen (die Ihr als die objektiv Wichtigsten seht) nicht ihre schuldige Pflicht getan haben (mit Verlaub und um einer abermaligen emotionalen Reaktion vorzubeugen: auch wir haben gekämpft, haben Leiden gesehen und haben Freunde verloren - bitte seht davon ab uns Blindheit oder mangelnde Einsicht in den Ernst der Bedrohung unserer Welt zu unterstellen.)

Kurz gesagt ist für uns die Konsequenz aus Eurem Elbozentrismus-Vorwurf: entweder verdammenswerter Egozentrismus für Elfen und Menschen oder, wie es unsere Theorie besagt, ein Elbozentrismus oder Anthropozentrismus des jeweiligen Volkes, der gar nicht anders denkbar ist, der a priori als Bedingung der Möglichkeit von Welterfahrung gegeben ist und deshalb nicht in moralische Kategorien gefasst werden kann (nach Windfeders De Natura Magiculturae ist dies eigentlich unnötig, nocheinmal zu betonen...)

Nicht nur in diesem philosophischen, sondern auch im moralischen Sinne möchten wir allerdings eine Aussage Eures Textes scharf kritisieren: Ihr möchtet aufzeigen, "wie wichtig es ist, auch die Elfen ein gesamtheitliches Weltbild, welches durchaus geteilt ist in Strukturen und mehrere Sub-Welten, jedoch im Ganzen gesehen werden kann, zu lehren und ihnen vom unabdingbaren Gleichgewicht zu berichten". Es scheint, obwohl Ihr unseren Texten mehrfach Lob ausgesprochen habt, als würdet Ihr unser wichtigstes und vordringlichstes Anliegen dennoch nicht teilen: Eine fremde Kultur als eine zu behandeln und zu sehen, der wir mit unseren angestammten Kategorien nicht gerecht werden können, sondern der wir vor allem erst einmal Respekt und den Willen, sich tatsächlich auf sie einzulassen, entgegenbringen sollten.

Ihr tut hier so, als seien die Elfen kleine Kinder, denen die weisen Gildenmagier erst einmal die wichtigsten Belange der Welt beibringen müssen. Ihr scheint dabei zu übersehen, dass, wie oben schon angemerkt, die Elfen auf eine wesentlich längere und ereignisreichere Geschichte zurückblicken, die man mit unserer kaum vergleichen kann. Mit Verlaub: Alt-Güldenländisch wurde in Aventurien zum ersten Mal gesprochen als die Zeit der Hochelfen schon vorbei war. Die Elfen haben sich schon vor Jahrtausenden die Finger an Erfahrungen verbrannt, die wir vielleicht erst noch machen werden! Unter der Prämisse, dass auch die Geschichte einer Kultur, eines Volkes unabdingbar zu deren Weltbild dazugehört, lasst uns ein Zitat aus einer älteren Opus-Ausgabe anbringen, welches in einigermaßen prosaischen Worten verdeutlicht, worauf wir hinaus wollen:

"Ich möchte Euch zu bedenken geben, bei dem was ich euch gleich erläutern werde, dass die Elfen lange vor den Menschen das Land besiedelten. Dass die Elfen Völker kommen und verschwinden sahen, sie erlebten wie sich mächtige, gewaltige Städte erhoben und wie sie wieder zu Staub zerfielen... ja sie erlebten sogar den Untergang und das Sterben von mächtigen Göttern. ... [Diese Erfahrung] war schmerzhaft, sie ist schmerzhaft und sie ist noch immer bitter. Aber andererseits ist sie die Grundlage dessen, was wir Elfen am meisten achten: Die Freiheit!" (Magister Magnus Isandrian Desgrandan zu Kuslik; Eine Einführung in die Magie der Elfen - Teil I; Opus #75)

Und dann sprecht Ihr davon, dass wir Menschen uns nicht nur anmaßen können, sondern dies sogar sollten, den Elfen "ein ... Weltbild ... zu lehren und ihnen vom unabdingbaren Gleichgewicht zu berichten"?! Die Elfen wissen wohl, was Gleichgewicht bedeutet, doch mögen sie es aus einem anderen Blickwinkel betrachten, als Ihr und wir - was ist daran verdammenswert? Desweiteren scheint Ihr den Elfen auch noch sagen zu wollen, wie sie ihre Magie einschätzen sollen und wie sie mit ihr umzugehen haben? Wenn wir es nicht ablehnen würden, uns den Kategorien Eurer Argumentation zu bedienen, müssten wir wohl eher Euch als ignorant bezeichnen...

Lieber Adeptus Zachariad: wir haben uns bemüht, nicht im Zorn zu sprechen und sorgfältig jenen Stil zu vermeiden, welcher uns in Euren Ausführungen so scharf entgegensprang. Nocheinmal müssen wir betonen, dass wir Euren Groll und sicherlich viele Eurer Erfahrungen teilen - ihn bloß nicht unserer Sache angemessen sehen und deshalb in dieser Länge reagierten. Es wird nicht nötig sein, diese Diskussion bis zum Letzten auszufechten - sie sollte sich vielmehr entweder verlagern (sowohl das Gleichgewicht der Sphären, als auch die Magie der Elfen bleiben interessante Themen), oder in Friedlichkeit ruhen.

Mit Gruß, M. Travian Norfold und M.ex. Reiju Windfeder

von: Tyll Zybura & Katharina Pietsch
Erschienen in Opus no. 101 am 25.3.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Magie der Menschen (und Gilden): Eine Magie der Welt, oder doch nur die Magie eines jeden einzelnen?.



Zweite Reaktion auf:
Eborëus Zachariad: "Die Magie der Menschen (Gilden): Eine Magie der Welt, oder doch nur die Magie eines jeden einzelnen?"

Ihr erschafft die 'Sphären' und erwartet von uns, sie für euch in Ordnung zu halten. Ihr erschafft Götter und Dämonen und erwartet von uns, den einen für euch zu dienen und die anderen für euch zu bekämpfen. Ihr erschafft die 'Magie' und 'Elemente', trennt damit in Einzelteile, was zusammengehört, und erwartet dann von uns, die selbe Trennung auch zu vollziehen.
Ihr erschafft euch eine Welt, drängt uns diese anstelle unserer Welt auf und erwartet, dass wir unsere Welt für eure aufgeben und für die eure kämpfen als wäre es unsere.

Und dann bezeichnet ihr uns als ignorant, wenn wir eure Erwartungen nicht erfüllen.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge,
Ellyrian Traumlied

von: Tyll Zybura & Katharina Pietsch
Erschienen in Opus no. 101 am 25.3.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Magie der Menschen (und Gilden): Eine Magie der Welt, oder doch nur die Magie eines jeden einzelnen?.



Reaktion auf den Artikel "Was es zu herrschen bedarf"

Collegus!

Ein interessantes Traktat habt ihr da verfasst. Es gibt keinen Punkt, an dem ein Praiosgläubiger nicht zustimmen dürfte, es ist euch gelungen, die Lehre der Praioskirche adäquat wiederzugeben und dabei ihrer inneren Logik erfolgreich Rechnung getragen. Die Zusammenhänge, die ihr darstellt, stellt ihr entlang des praiotischen Dualismus klar dar.

Mir persönlich fehlte eine Problematisierung des Themas: Warum seid ihr nicht auf die konkret vorliegenden Probleme dieser Ordnung eingegangen? Hätten die offensichtlichen Schwächen des Systems nicht in eurem Traktat Anklang finden müssen? Dem geneigten Leser stellen sich einige Fragen:

Was ist mit einer Vermischung von auctoritas und potestas? Was mit einer auctoritas, die nach potestas strebt? Was ist, wenn auctoritas und potestas sich gegenüberstehen? Was ist, wenn sich die potestas mit ihrer potestas auctoritas verschafft?

In eurem ansonsten sehr schönen Essay berücksichtigt ihr diese Fragen leider nicht. Ich hoffe, ihr nehmt diese konstruktive Kritik ernst.

Unabhängig von eurem Text möchte ich die Frage aufwerfen, ob der Begriff "Autorität" in diesem Zusammenhang akkurat ist. Ich denke, ideelle oder moralische Führung (oder der Zusatz moralische bzw. ideelle Autorität) wäre ein passenderer Begriff - denn besitzt nicht die potestas auch Autorität aufgrund ihrer Macht? Im Bosparano ist der Begriff auctoritas weit gefasst. Im Garethi sollten wir versuchen, spezifischer zu sein, um auctoritas und potestas schärfer voneinander abzugrenzen, denn "Autorität" im undefinierten garethischen Sinne kann auch sehr weltlich sein.

Hesinde mit euch, Drakmore Eolan Cardin

von: Tyll Zybura & Katharina Pietsch
Erschienen in Opus no. 101 am 25.3.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Was es zu herrschen bedarf - Versuch einer praiosgefälligen Legitimation.


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