ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
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Die Schwarze Essenz

"Fürchtet euch, Sterbliche, denn schwarz ist der Tod, doch schwärzer noch die Kraft, die aus dem Tod entspringt."

"Wenn Mada nicht die Nacht mit sanftem Schein erhellt und Leere zwischen den Sternen an ihrer statt am Himmel klafft und Dere zu verschlingen droht, dann wird das Blut der frisch Verstorbnen schwarz und dreckig und es wird sprengen die Adern, die es gefangen halten und sich ergießen über das Land und in die Hände derer, denen es die Macht der Schöpfung verleiht..."

"...Was an den Ritualen wohl am seltsamsten war, war wohl die schwarze Paste, die der Moha immerzu verwendete. Er strich sie auf Wunden, um dieselben wie durch ein Wunder zu schließen, und schmierte sie auf die Hände, um mit den schwarzen Fingern wie mit Messern den Bauch des zu Behandelnden zu durchdringen. Aber auch Tote bestrich er mit der Paste, um deren Geister zu rufen, Lebende, um deren Geist zu beherrschen... Er nannte die Tinktur die Schwarze Essenz."

Bevor ich nun zu berichten beginne über Erkenntnisse, deren Ursprung ich nicht nennen kann und nicht auszusprechen wage, denn es wäre mein Tod durch Menschenhand und mein Verderben auf ewig durch den Geist meines Vaters, will ich nun festhalten, dass ich dies nicht mache, um andere von meinem Wissen profitieren zu lassen, sondern mehr aus dem Grund, dass ich selbst dieses Wissen nicht länger alleine zu tragen im Stande bin, denn meine Schultern werden schwach je älter ich werde, und alt bin ich nun, alt mehr im Geiste noch als ein Körper es jemals zu erahnen vermag. So sei dies eine Warnung, eine Warnung an euch alle nicht weiterzulesen, wenn ihr von klarem Verstande seid und wisst, dass unheiliges Wissen euch auf ewig in das Verderben zu stürzen vermag nur durch euer Interesse daran...

Nun jedoch will ich beginnen mit der Niederschrift eines der finstersten Rituale, die auf Dere wohl jemals gewirkt. Mit der Erschaffung und Verwendung der Schwarzen Essenz.

Was ist die Schwarze Essenz?

Um dies zu verstehen muss sich der Leser im Klaren sein, was Leben bedeutet und wie die Kraft des Lebens mit derer der Magie in Verbindung steht. In diesem Sinne verweise ich auf meine Artikelreihe "Der Weg des Blutes" (Opus no. 15 ff), in der diese Fragen behandelt werden.
Die wichtigste Erkenntnis der Blutmagie sei jedoch hier noch einmal genannt: Die Erkenntnis, dass im Blut des Menschen DIE Kraft steckt, die ihn befähigt sein Leben zu führen, eine Art von Energie, die sein Herz am Schlagen und seine Organe in ihrer Funktion erhält. Gelingt es nun diese Energie vom Blute zu befreien, an das sie im Körper gebunden ist, und sie dann in die rechten Wege zu lenken, sie erneut jedoch in anderer Weise zu binden, so kann man sie benutzen wie ein Magier die Kraft der Astralität verwendet. Man kann also, wie es scheint, die Gegensätze zwischen Sikaryan und Nayrakis vereinen und daraus eine einzige große und mächtige Kraft erschaffen. Magiern ist es nun möglich dies, nämlich die Befreiung und neuerliche Bindung von Leben, durch Einsatz von Astraler Kraft zu bewerkstelligen, um so die Astrale Kraft, die verwendet wurde, auf ein Vielfaches zu potenzieren und in Rituale oder Beschwörungen einzuweben.
Doch gibt es auch eine andere Variante Lebenskraft zu ENTbinden und zu verwenden – eine Variante, die keinen Einsatz astraler Kräfte fordert? – Nun, diese gibt es. Ich selbst habe sie beobachtet und praktiziert. Es gibt Kräuter, die in der Lage sind auf gar unbekannte Weise die Kraft, die im Blute eines Menschen ist, zu befreien und andere um sie wiederum zu binden, damit sie dem Alchimisten nicht unnütz entfleuchen. Angewandt wird diese Praxis schon seit langem in jenen unerforschten Gebieten Aventuriens, in denen diese Kräuter zu finden sind. Eine davon ist die Insel, auf der ich 10 Jahre meines Lebens in der Obhut eines mohischen Schamanen verbrachte, noch nicht ahnend, wie sehr meine Seele schon in der Hand meines VATERS war: Altoum.

Ad Primum: Die Herstellung der Schwarzen Essenz

Vieles wurde mir in der Zeit, in der ich auf Altoum verweilte, von dem Schamanen des Stammes der Ilmenok beigebracht, doch niemals zeigte er mir, was es mit der seltsamen klebrig-schwarzen Paste auf sich hatte, die er für beinahe alle seiner Rituale verwendete. Lange Zeit dachte ich, diese Paste sei ein unwichtiger Bestandteil des Ritus und würde nur der Tradition halber während der Zeremonien verwendet werden, bis eines Tages durch Zufall der Schamane in meine Hütte kam, als ich dabei war einen OCULUS ASTRALIS zu wirken, um – wie so oft – die Muster der jeweiligen Nacht zu erforschen und in einem Kalendarium niederzuschreiben. Als ich ihn mit dem Astralen Auge erblickte, sah ich, dass nichts Magisches an ihm war. Erstaunt war ich, denn waren die Rituale, die er praktizierte, doch ohne Zweifel von magischer Präsenz durchzogen. So kam ich zum Schluss, dass er die magische Kraft, die er brauchte um seine Wunder zu wirken, aus der geheimnisvollen Paste, dem einzigen an den Ritualen, dessen Bedeutung ich noch nicht verstand, ziehen musste. Und so folgte ich ihm eines Tages, als er sich des Nachts aufmachte allein die geweihten Stätten zu besuchen. Und ich sah, was ich nicht glaubte, dass es möglich sei: Ich sah, wie er aus dem Blut des Mannes, der am selben Tag den Göttern der Mohaha geopfert worden war, diese Schwarze Essenz bereitete: Er durchtrennte mit einem langen Messer die Bauchdecke vom Brustbogen beginnend bis zum Beckenknochen. Nahm dann eine eiserne Zange und brach mit selbiger das Brustbein Stück für Stück entzwei, um sodann Brust- und Bauchpaket mit dem Messer zu entfernen. Nachdem er die einzelnen Organe separiert hatte, gab er diese in eine silbrige Schüssel, auf der mit schwarzen Runen in mir unkenntlicher Sprache Worte geschrieben waren, und begann sie mit einem steinernen Hammer zu zerstampfen. Nachdem er diese Prozedur eine halbe Stunde lang praktiziert hatte, entfernte er die in Blut getränkten Organresiduen mit einem Sieb. Das Blut versah er noch mit etwas Echsenspeichel (wohl um die schon einsetzende Leichengerinnung rückgängig zu machen – weswegen er wohl auch die Organe zerstampft hatte, anstatt nur Blut abfließen zu lassen) und dann mit menschlicher Asche. Sodann öffnete er eine lederne Tasche und nahm eine Frucht heraus. Nur unschwer konnte ich erraten, dass es sich dabei um eine der Würgedatteln (siehe Herbarium) handelte, für deren Beschaffung eine Woche zuvor zwei Mohaha des Stammes ihr Leben gelassen hatten. Er öffnete die Früchte und presste ihr dunkles Sekret in die Schale mit Blut. Danach ergriff er die Schale, strecke sie gen Himmel und rief drei Mal die Worte ETERAM KETRA GERALTEM. Erst Jahre später sollte ich erfahren, dass diese Worte nicht aus dem Bosperano stammten, wie ich erst vermutet hatte, nein, sie sind Teil des Namens eines mohischen Götzen oder Dämons. Als er sodann die Schale wieder senkte, hatte sich das Blut in ihr in eine dicke klebrige und schwarze Paste verwandelt: die Schwarze Essenz. Entsetzt über den Anblick oder eher erfüllt mit Wissensdurst, sprang ich aus dem Gebüsch, in dem ich versteckt mich gehalten hatte und stellte den Mann zur Rede. Er wusste, dass es sein Leben kosten würde, würde einer der anderen im Stamme erfahren, dass er die Leichen der Geopferten stielt, und so schloss er mit mir an diesem Tage einen unheiligen Pakt. Dafür, dass ich ihn nicht verriet, weihte er mich in die Magie des Blutes ein. Erst viel später sollte ich erkennen, dass es kein Gefallen war, den er mir in diesem Augenblick tat...

wird fortgesetzt...

von: Daniel Junker
Erschienen in Opus no. 109 am 20.5.2001.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Schwarze Essenz – partum II.


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