De Mysteriis
Filiarum et Filiorum Satuariae I
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Kommentar über die verwerfliche, doch ob ihrer unerklärbaren
Komplexität durchaus als interessant zu bewertende Fluchmagie der Hexen und Hexer, welche
sich selbst sind geneigt zu nennen 'Kinder Satuarias'
Ungeachtet
der ebenso heftigen wie unbedachten und in äußerstem Maße provokativen Kritik, die mir
schon zu diesem frühen Zeitpunkt der Präsentation meiner Forschungsergebnisse über die
Geheimnisse der sogenannten 'Kinder Satuarias' entgegen schlägt, will ich diese meine
Beitragsreihe nun unbeirrt weiterführen, denn was ich über dieses Thema im Weiteren zu
berichten haben werde, scheint mir zu bedeutsam zu sein, um dem geneigten Leser länger
vorenthalten zu werden.
Wie von mir bereits angekündigt, werde ich mich im Folgenden mit den Möglichkeiten
der Fluchbrechung und den entsprechenden präventiven Schutzmaßnahmen beschäftigen. Viel
wurde von Seiten meiner Kritiker schon über dieses Problem gesagt und leider auch
geschrieben. Es scheint unter unseresgleichen in der Tat derer viele zu geben, die sofort
meinen, sich ereifern zu müssen, wenn sie eines magietheoretischen Stichwortes wie
'Fluchbrechung' ansichtig werden. Mit Begeisterung referieren sie sodann ebenso ungefragt
wie übereilt ihre eben für solche Momente bereits zurechtgelegten Phrasen, die sie einst
in möglichst wörtlicher Form ebenso von ihren Lehrmeistern vorgesetzt bekamen oder in
einem allgemein anerkannten aber angesichts der neuesten Erkenntnisse unserer Zeit oft
hoffnungslos veralteten Werk über die arkanen Künste gelesen haben mögen. Im
Allgemeinen pflege ich nicht, mich an dieser zwar lästigen, doch auch von strebsamem
Interesse zeugenden Angewohnheit besagter Collegae über die Maßen zu stören, doch wo
man aus Übereifer beginnt, Unwahrheiten zu publizieren und ihre Richtigstellung durch
andere mit gleichsam frenetischem Eifer zu sabotieren sucht, da gerate ich doch mitunter
in zornige Erregung. Daher will ich nun die Gelegenheit nutzen, um einige der durch meine
Kritiker in die Welt gesetzten Halb- oder Unwahrheiten aufzuklären und durch eine
systematische Betrachtungsweise dieses Themas zu ersetzen.
Drei Arten der Bekämpfung von satuarischer Fluchmagie können nach unseren bisherigen
Erkenntnissen als zuverlässig und wissenschaftlich belegbar betrachtet werden. Es sind
dies:
- magische
- göttliche und
- seelenheilkundige Methoden
Alle diese trotz ihrer identischen Zielsetzung doch augenscheinlich durchaus
unähnliche Mittel zur Aufhebung bereits vollzogener Verfluchungen sollen Gegenstand
dieses Artikels sein, und ich werde versuchen aufzuzeigen, daß die hier von mir
vorgenommene Einteilung durchaus nicht so klar umrissene Grenzen aufweist, wie es zuerst
den Anschein haben mag, sondern daß diese drei unterschiedlichen Methoden nur allzu oft
nahtlos ineinandergreifen müssen, um dieser mächtigen Form der satuarischen Magie
effektvoll entgegenzuwirken. Doch zuerst sei nun die Rede von den magischen Mitteln der
Entzauberung eines Verfluchten durch Einsatz der Magica Contraria.
Zu diesem Zweck möchte ich als erstes auf den von mir bereits angesprochenen
Beherrschungs-Zauber zurückkommen, welcher in seiner Form und Auswirkung den permanenten
Hexenflüchen nicht unähnlich, nach allgemeinem Verständnis jedoch nicht mit selbigen
identisch zu nennen ist. Selbst in den angesehensten und gelehrtesten Kreisen unserer
Zunft grassiert noch immer das üble Gerücht, daß dieser Zauber auf magischem Wege
schwerer zu brechen sei, als ein 'wahrhaftiger' Hexenfluch. Dies ist jedoch gelinde gesagt
grober Unsinn. Zwar mag es sich bei diesem Zauber um einen der mächtigsten aus dem
Gebiete der Magica Controllaria handeln, der selbstredend dementsprechend schwer zu
brechen ist, jedoch gilt eben dies auch für einen jeden Hexenfluch, da beide dieser
magischen Phänomene in dieser Beziehung auf ähnlichen astralen Mustern aufbauen. Ich
garantiere mit meinem guten Ruf als angesehener Gelehrter der arkanen Künste dafür, daß
ein jeder satuarischer Fluch, egal durch welche Mittel, im besten Fall ebenso schwer, so
er denn permanent gesprochen wurde wahrscheinlich sogar noch schwerer zu brechen ist, als
eben dieser viel zitierte Zauber. Denn gerade die Präsenz einer ursprünglich
ausschließlich der Fluchmagie entstammenden magischen Komponente in der Thesis dieses
außergewöhnlichen Zaubers macht ihn erst so machtvoll, wie er unbestreitbarer Weise nun
einmal ist.
Die Entzauberung eines Verfluchten ist nun in der Tat eine höchst schwierige
Angelegenheit, die von vielen Faktoren beeinflußt wird, und wohl nur von wahren Meistern
der arkanen Künste erfolgreich und zuverlässig angewendet werden kann. In der Tat
scheint sich die Erfahrung des Contramagiers positiv auf den erforderlichen Kraftaufwand
auszuwirken, und natürlich will auch die eigentliche Thesis des Zaubers zur Aufhebung der
Magica Controllaria zugehöriger Effekte in einem möglichst hohen Grade der Perfektion
beherrscht werden. Doch auch die Fähigkeiten der Hexe, welche den Fluch dereinst gewirkt
hat, beeinflussen den Grad der Schwierigkeit einer magischen Fluchbrechung erheblich, denn
wie ich jederzeit öffentlich zu versichern bereit bin, ist die magische Erfahrung der
verfluchenden Hexe ein wichtiger Faktor zur Bestimmung der Mächtigkeit eines Fluches, die
sich eben nicht nur im erforderlichen Kraftaufwand, sondern auch in der Schwierigkeit der
Entzauberung selbst ausdrückt. Als ein zusätzlicher Nachteil für jeden unglücklich
Verfluchten erweist sich zudem seine eigene geistige Stärke, denn die innere
Willenskraft, die ihn gegen so viele Spielarten der Magie zu schützen vermag, gereicht
ihm im Zusammenhang mit der satuarischen Fluchmagie ausschließlich zum Nachteil, da
inzwischen wohl als gesichert gelten darf, daß die sogenannten 'Kinder Satuarias' den
magischen Schutzwall im Geiste eines jeden humanoiden Wesens ohne größere Mühen zu
umgehen in der Lage sind. Diese Möglichkeit steht dem auf das Wohl des Verfluchten
abzielenden Contramagiers jedoch nicht offen, und so muß er zu allem anderen am Ende auch
noch den Willen des Verfluchten selbst überwinden, um ihm letztendlich mit Hesindes Hilfe
Erlösung bescheren zu können.
Ist 'Hesindes Hilfe' im oben behandelten Fall der Bekämpfung
hexischer Fluchmagie eher als rhetorische Wendung, denn als wahrhaft göttliches
Eingreifen zu verstehen, so wissen wir doch durchaus von Fällen, in denen die Götter
höchst selbst sich dazu herab ließen, einem unwürdigen Menschenwesen gegen diese
lästerlichen Auswüchse der Magie beizustehen. Gerade der Götterfürst selbst soll in
seltenen Fällen besonders treuen Seelen unter seinen Anhängern die schlagartige
Befreiung von oder den unüberwindbaren Schutz vor einem Hexenfluch gewährt haben. Doch
solche Wunder geschehen so selten, daß man sie im Grunde gar nicht recht gewillt ist, in
eine solche Aufstellung mit einzubeziehen.
Wenn Geweihte der allwissenden Hesinde jedoch
um ein Mirakel ihrer Göttin bitten, um den verabscheuungswürdigen Verwünschungen die
Stirn bieten zu können, so geschieht das stets, um einem Bedürftigen seelischen Beistand
zu leisten. Ich hatte einmal das unsagbare Vergnügen, einem solchen Wunder der Göttin
beizuwohnen. Wer sich dieses als ein plötzliches Abfallen des Fluches von seinem Opfer
nach kurzem Gebet und angemessenem Opfer ausmalt, der hängt vollkommen weltfremden
Vorstellungen nach. Die Göttin wird ihre Geweihten vielleicht in ihrem Tun bestärken,
doch im Wesentlichen hängt der Erfolg der Fluchbrechung von den Fähigkeiten der
Geweihten selbst und übrigens auch von der Macht der verfluchenden Hexe ab und ist selbst
ein Mirakel der Göttin noch kein Sieg über, sondern bestenfalls eine wirksame Waffe
gegen die schändliche Fluchmagie. Die Geweihte, der die Göttin dieses Wunder in meiner
demütigen Anwesenheit zuteil werden ließ, bat die Mutter der Weisheit nachdrücklich um
ihren göttlichen Beistand, und begann sodann, sich über Stunden hinweg mit dem
unglücklich Verfluchten zu beschäftigen, beruhigend auf ihn einzureden und die
lästerliche Magie durch ständige Gebete zu vertreiben. Im Grunde tat die Geweihte nichts
anderes, als es auch ein 'gewöhnlicher' Seelenheiler hätte tun können, doch ohne
göttlichen Beistand, ist eine solche Aufgabe im Grunde wohl fast nicht zu bewältigen.Die
sogenannte Seelenheilkunde bietet, sofern durch keinerlei göttliches Wirken unterstützt,
mit Abstand die gewagteste, schwierigste und in den meisten Fällen wohl auch
aussichtsloseste und gefährlichste Möglichkeit, sich eines satuarischen Fluches zu
erwehren. Die Zahl der Kundigen ist gar klein, wesentlich kleiner als die Zahl derer, die
sich für Kundige halten. So mag es ein ernstes Problem darstellen, überhaupt einen
Menschen zu finden, der sich dieser Hesinde gefälligen Kunst verschrieben und sie zu
einer gewissen Meisterschaft getrieben hat. Zu den kompetentesten Seelenheilern sind
offensichtlich auch die Druiden der Angroschim zu rechnen, doch auch ihrer hat es nur
wenige in unseren Tagen, und oftmals mißtrauen sie den Menschen und leben in
unauffindbarer Abgeschiedenheit jenseits aller nennenswerten Ansiedlungen. So ein
Verfluchter jedoch wirklich das Glück hat, rechtzeitig einen menschlichen Seelenheiler
aufzufinden, so muß er ihn immer noch bezahlen können, denn ein Seelenheiler weiß für
gewöhnlich nur zu gut, wie wertvoll seine Dienste sind und läßt sie sich auch
dementsprechend entlohnen. Eine Garantie für Heilung gibt es jedoch nicht. Zwar kann ein
Seelenheiler den Geist des Verfluchten soweit beruhigen, daß der innere Widerstand, der
das Opfer gewöhnlich vor Eingriffen in seinen Geist zu schützen pflegt, nicht zum Tragen
kommt, jedoch ist es ohne magische oder gar göttliche Hilfe weitaus schwieriger und
gefährlicher, sich auf diese Art an die Bekämpfung eines Fluches heran zu wagen, da hier
die Macht der verfluchenden Hexe scheinbar besonders stark zum Tragen kommt. In der Tat
können und werden im Falle einer mißlungenen Behandlung höchst unerfreuliche
permanente, geistige und seelische Schäden bei dem zu behandelnden Opfer auftreten.
Es sollte daher nicht unerwähnt bleiben, daß die meisten Hexenflüche von durchaus
begrenzter Dauer sind und es oftmals ratsamer erscheinen mag, eine solche Verwünschung im
bildlichen Sinne quasi auszusitzen, als sich in die Hände eines Seelenheilers zu begeben
und seinen eigenen Geist dem Risiko dauerhafter Schädigungen auszusetzen. Anders ist dies
natürlich bei den permanent gesprochenen Flüchen. Hier hilft oftmals wirklich nur die
Erfüllung der von der Hexe im Zuge der Verwünschung gestellten Aufgabe, sofern keine
kundige Geweihte, kein wahrhaft begabter Contramagier oder zumindest ein fähiger
Seelenheiler aufzutreiben ist. Eine Verfluchung ist nun einmal eine äußerst
unerfreuliche Situation für ein jedes denkendes Wesen. Aus einer solchen Lage wieder
herauszukommen, ist in jedem Fall mehr als schwierig.
Wünschenswert wäre es natürlich, solche Situationen von vornherein vermeiden zu
können, sich also präventiv vor der unheilvollen Magie der soganennten 'Kinder
Satuarias' schützen zu können. Dies ist bis zu einem gewissen Grade auch in der Tat
möglich und funktioniert am Besten durch eine Kombination weltlicher, arkaner und
göttlicher Mittel.
So ist bisweilen zu beobachten, daß bestimmte Bevölkerungsgruppen für bestimmte
Verfluchungen anfälliger als andere zu sein scheinen. Gesunde, kräftige und mitunter
auch besonders tapfere Menschen vermögen scheinbar erfolgreicher bestimmten Arten von
Verfluchungen zu widerstehen, als schwächliche, alte oder anderweitig körperlich oder
geistig benachteiligte Personen. Eine gute körperliche Verfassung scheint also zwar kein
sicheres, jedoch zumindest ein in Ansätzen sinnvolles Mittel zum Selbstschutz vor
satuarischer Fluchmagie darzustellen.
Einen weiteren beträchtlichem Schutz vermag der Mensch auch aus seinem Glauben zu
ziehen. So erfreuen sich geweihte Schutzamulette nicht zu Unrecht recht großer
Beliebtheit gegen allerlei Arten von schändlicher Hexerei. Besonders von einigen
Edelsteinen ist bekannt, daß sie ihren Träger vor magischen Angriffen zu schützen
vermögen. Genannt seien an dieser Stelle nur der Bernstein unseres Herrn Praios oder aber
auch der Topas, der als Stein der Mada gilt, und mit ihren und der Allwissenden Symbolen
versehen für sich allein bereits vor satuarischer Fluchmagie bewahren können oder deren
Auswirkungen doch zumindest stark vermindern soll.
Die sicherste Methode zum Schutz vor einer Verfluchung dürfte es jedoch sein, sich von
den sogenannten 'Kindern Satuarias' stets fern zu halten, sie nicht zu reizen und ihnen
kein Unrecht anzutun. Selbst späte Reue mag zuweilen von Erfolg gekrönt sein, und so
wurde mir sogar von einem Verfluchten berichtet, der den Mut aufbrachte, sich seiner
Peinigerin zu stellen und sie für begangenes Unrecht um Verzeihung zu bitten, woraufhin
der Fluch durch einfaches Handauflegen wieder von ihm genommen wurde.
Wie man sieht ist dies ein weites Feld, und längst nicht alles, was wir über die
satuarische Fluchmagie wissen könnten, ist bereits erforscht. Das, was wir wissen scheint
uns mehr Fragen aufzuwerfen, als zu beantworten. Warum zum Beispiel lassen sich scheinbar
alle Flüche, selbst die, welche wir im ersten Teil meiner Beitragsreihe eindeutig den
Verwandlungen zugeordnet haben, durch einen Gegenzauber brechen, der sich eindeutig und
ausschließlich gegen der Magica Controllaria entstammende Zauber richten sollte? Diese
und andere Fragen über das tatsächliche und wahrhaftige Wesen der satuarischen
Fluchmagie werde ich im nächsten Teil meiner bescheidenen Beitragsreihe zu erörtern
versuchen, den der geneigte Leser schon bald an gleicher Stelle wird vorfinden können.
Rukus Ambrosius, Magusvon: Frank Brosow Erschienen in Opus no. 13 am 11.4.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - 2.
Zu diesem Artikel erschienen folgende Reaktionen oder Fortsetzungen: De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - 4, Ad Responsum atque De Mysteriis Filiarum et Filiorum Satuariae I - Partum 3. |