Korrespondenz aus dem Káhet
Ni Kemi
Die Häuser Pâestumai und Morganor erschließen Jade- und Obsidian-Mienen in
Altoum
Wie uns der Sprecher der Häuser Pâestumai und Morganor am gestrigen Tag
bestätigte, ist es den beiden Familien gelungen, nach zähen Verhandlungen mit den
Eingeborenen vom Stamme der Haipu, eine Art Monopol-Vertrag auszuhandeln, der
die beiden Familien allein berechtigt, in den Stammesgebieten der Haipu im
Altimont Obsidian und vor allem Jade abzubauen. Wie wir in Erfahrung bringen
konnten, soll noch im Laufe dieses Mondes mit der Erschließung der ersten
Jade-Miene begonnen werden.
Hoher Besuch
Wie bereits vor einiger Zeit berichtet, verweilte ihre cronprincessliche Hoheit Ela
Setepen anlässlich der ersten Sitzung des Inselrates einige Tage in der südlich vor
Aeltikan gelegenen Inselstadt Re'cha als Gast Seiner Erlaucht Rodrigo Diaz de Vivarya
con ya Sermo. Die Cronprincessin nutze den Aufenthalt in der kem'schen Überseeprovinz unter anderem auch zu einer ausführlichen Besichtigung der
Hauptstadt Neu-Prêms. In dem Hátya Ni Chrysemis hatte sie einen kundigen Führer
zur Seite, der ihr die Besonderheiten Re'chas näherzubringen versuchte. Kurz nach
dem Mittagsmahle begann die Besichtigung. Die Cronprincessin, in bester Laune,
schritt am Arme seiner Erlaucht durch die Straßen der Stadt. In einigem Abstand -
jedoch stets wachsam - folgten einige Gardisten der Schwarzen Armee. Immer wieder
sorgte die kleine Gruppe für Aufmerksamkeit und sowohl ihre cronprincessliche Hoheit
als auch Seine Erlaucht hatten für die staunenden Bürger und Bürgerinnen stets ein
freundliches Lächeln auf den Lippen und so verwunderte es nicht, dass die beiden
Adeligen den einen oder anderen begeisterten Zuruf ernteten. Ein altes Mütterchen soll
sogar beim Anblick der am Arm des Hátyas untergehakten Cronprincessin gemurmelt
haben: "Ach, was für ein schönes stolzes Paar die beiden doch wären."
Die Erkundung der Stadt führte zunächst in Richtung des auf einer Halbinsel gelegene
Viertel der Achaz. Auf dem Weg dorthin machte man Halt im Tempel des HERRN,
welcher zwischen der Stadt und dem etwas abseits gelegenen Viertel der Achaz
liegt. Nach einem Gottesdienst folgte nun die Besichtigung des Achazviertels.
Anschließend folgten einige Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie zum Beispiel der
Feuerturm, bevor man schließlich das Maraskanerviertel betrat. Die Cronprincessin
schien hochinteressiert sowie bester Laune zu sein. Darauf anschließend stattete man
jenem geheimnisumwobenen ehemaligen Stadtteil im Nordwesten - welcher den Namen "Stadt der Geister" trägt - einen Besuch ab. Nach der Großen Seuche im
Jahre 18 S.G., wo die Kranken hier wohnten, blieb jener Teil verlassen, sodass
fast alle Gebäude verfallen sind. Es wird behauptet, dass hier des Nächtens die Geister der
Verstorbenen umherwandern. Fasziniert lauschte ihre cronprincessliche Hoheit den
Erzählung seiner Erlaucht Rodrigo Diaz de Vivarya con ya Sermo. Bevor es nun wieder
zurück zur Residenz des Hátyas ging, folgte noch eine Besichtigung der Klippen.
Auch dies nahm einiges an Zeit in Anspruch. Anschließend spazierte man zurück,
wobei auffiel, dass die beiden hohen Personen offenbar ein sehr enges Verhältnis
pflegten.
Veteraninnen und Veteranen verabschiedet
In einer feierlichen Zeremonie wurden heute in der Hauptstadt der Táhekatet Chentasû
die ersten Veteraninnen und Veteranen der Schwarzen Armee nach der Inkraftsetzung
des neuen Armeegesetzes in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Den
Verabschiedeten ist gemein, dass sie alle ihre Dienstverträge im Jahre 3 S.G.
unterzeichnet und nach Ablauf der zwanzigjährigen Dienstpflicht um weitere 5 Jahre
verlängert hatten. Die meisten von ihnen haben in den frühen brabakischen Kriegen,
auf den Inseln und im Unabhängigkeitskrieg gegen Al'Anfa für das Káhet Ni Kemi
gekämpft.
Schon am Morgen des Tages war der Marktplatz Djáests für die Zeremonie vorbereitet
worden. Auf einer kleinen Bühne, verziert mit Lanzen, Standarten und Bannern, war ein
kleiner Tisch aufgebaut worden, auf dem einundzwanzig gesiegelte Pergamentrollen
lagen. Das oberste Kommando der Schwarzen Armee unter der Führung der Fédàykîm-Gardekriegsherrin war nahezu vollzählig angetreten, um den in tadelloser Uniform und
Disziplin angetretenen einundzwanzig Männern und Frauen in einer letzten Zeremonie
für ihre Taten für das Reich und das Volk der Kemi zu danken. Und so geschah es
dann auch. Pünktlich nach dem Mittagsregen marschierte der kleine Trupp unter der
Führung der einundfünfzigjährigen Hauptfrau Merit'semát in bester Ordnung auf die
Tribüne zu, um direkt vor der Tribüne stillzustehen und die anwesenden Offizierinnen
und Offiziere zu grüßen. Gardekriegsherrin Chanya Al'Mout'pekeret erwiderte den
militärischen Gruß kurz und knapp und bat die Hauptfrau auf die Tribüne. Dort
verlas die Frau Gardemajorin Quenadya Mezkarai eine kurze Zusammenfassung der
Laufbahn der alten Kämpin, die hernach aus der Hand der Oberkommandierenden ihre
Entlassungsurkunde entgegennehmen durfte. Eine letzte Umarmung durch die Oberkommandierende, ein letzter Salut vor der Standarte ihres XXIV. Banners, und die
Seesoldatin verließ die Bühne als Zivilistin. So wurde diese kurze, aber würdige
Zeremonie für jede der Zwanzig wiederholt, deren Weg sich nach einer privaten Feier
im "Waskirfass" - das das Oberkommando für diesen Zweck anmietete - nach
Tel'Akhbar in Ahami führen wird, wo sie ein Stück Land zur Bewirtschaftung und
Besiedelung erhalten haben.
Opus-Korrespondent Doctor Enrico Radan Barmin
Erschienen in Opus no. 125 am 14.10.2001.
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