ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
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Antworten des Autors von "Traktat zu den Acht Elementen..."
Reaktionen zu Opus no. 124 - den ersten Artikel einsehen...

Werter Collega Madajian,

in dem letzten Mond habe ich mich auf einer längeren Reise durch die Heimat der Beni Bornrech befunden und fand deshalb weder Zeit noch Möglichkeit, Eure Reactio zu lesen. Ich hoffe, Ihr könnt diese Unpässlichkeit verzeihen.

Desgleichen möchte ich Euch aber an die Form der Etikette gemahnen: Die Meinung des werten Collegen Acerton vom Donnerberg (dem ich an dieser Stelle danken möchte, statt meiner eine Reactio geschrieben zu haben) als das "Gefasel eines blöden alten Bocks" zu bezeichnen, lässt nicht an den Disput denken, den Ihr Euch rühmt, angeregt zu haben, sondern an eine Stammtischrunde im Blauen Salamander.
Des weiteren lässt Euer Fehlpass, den Verfasser meines Artikels als Ismeth ibn Amed zu benennen, darauf schließen, dass Ihr Euch wahrlich eingängig und in einzigartiger Weise mit dem Artikel befasst habt, ehe Ihr Eure Reaktion verfasst habt.

Ich verstehe Eure Haltung nicht ganz, wenn Ihr, der seinen Namen nach einem Frevler und einem Halbgott wählte, religiöse Bezüge aus dem Traktat bannen wollt – wobei Ihr nichts anderes macht. Denn Eure Rechtfertigungen (vor allem jene aus der Reactio im Opus no. 124, wo Ihr auf die Anzahl Hoher Entitäten bei der Entstehung der Welt – und nebenbei in nicht ganz sauberer Schleife auf Euer neuestes Traktat – verweist) beziehen sich meines Erachtens nach auf das große Buch Eures Glaubens: Die Annalen des Götteralters.

Woher nehmt Ihr aber die Rechtfertigung, jenes Buch als Wahrheit darzustellen. Nur weil ein größerer Teil daran glaubt. Ist es nicht eher so, dass die Minderheiten die wahre Erkenntnis besitzen und die Mehrheit nur einen Bruchteil? Warum einen Glauben der Hoffnung und einen Glauben, dessen eine große Säule die Suche nach Erkenntnis ist, als Idiotie abstempeln? Gerade deshalb verstehe ich Eure Haltung nicht: Ihr selbst habt Euch der Erkenntnis verschrieben, verurteilt aber eine erkennende Religion.

Ihr bezeichnent ihn als Irrglauben. Die Welt ist schön. Was das soll? Nun, das will ich Euch gerne nahe bringen: Die Welt wurde von Rur erschaffen – mit allem, was darauf ist. Mögt Ihr die Schöpferin in Eurem Glauben als Los bezeichnen – es bleibt ein Fakt, in dem wir uns wohl einig sind. Warum sollte also eine solche Entität etwas Unvollkommenes und Hässliches schaffen? Das entzieht sich meinem Verständnis. Euer Verweis auf Dämonen und Borbaradianer zeugt aber von Eurem Unverständnis. So wie Rur die Welt geschaffen hat, ist sie schön. Aber er hat keine Dämonen geschaffen und auch keine Dämonenknechte. Deshalb ist es unsere Aufgabe, die Ungeborenen zurück in den Äthrajin zu treiben und so das Maß der Schönheit zu gewähren. Was ist an dieser Sicht der Dinge falsch? Ich vermeine, dass Eure Priester dasselbe Euch ans Herz legen.

Und was die Läuse und den Dreck angeht: Beides sind natürliche Bestandteile der Welt und damit nichts Häßliches im objektiven Sinne. Eure negative Bewertung resultiert aus Eurem persönlichen Ästhetikverständnis.

Aber zurück zu meiner These: Ich habe nie behauptet, dass die Wesen vor Madas Frevel Körper ohne Seele gewesen wären, wie Ihr es aufgreift in Eurer Reactio im Opus no. 122. Denn eine Seele haben sie immer schon gehabt. Es geht darum, dass ihnen bis zu diesem Zeitpunkt nicht ein freier Geist in dem Maßen zur Verfügung stand, wie es jetzt der Fall ist. Und hättet Ihr mein Traktat aufmerksamer gelesen, wäre Euch sicher aufgefallen, dass ich darin benenne, dass mit dem Untergang der Zitadelle der Magie auch die Zitadelle des Geistes vergangen ist – und damit ist die Frage nach dem Standort jener Zitadelle hinfällig.

Wenn Ihr mir jetzt aber genau beweisen könnt, dass die Wesen vor Madas Frevel genauso freien Willens waren, wie wir es jetzt sind, dann ziehe ich allerdings meine These zurück. Ein solcher Beweis ist aber dahingehend meines Erachtens nicht mehr möglich, da wir keinerlei Verständnis von den Wesen früherer Kulturen haben und allerhöchstens deren subjektive Meinung als Grundlage hätten.

Eure These, dass mit der Vernichtung Pyrdakors der Hohe Diener Famerlor dem Bruderlosen anheimfallen müsste, ist vollkommen richtig und an dieser Stelle möchte ich Euch mein Lob für diese wahre Erkenntnis aussprechen. Doch wurde der Güldene Drache nie vernichtet, denn er weilt immer noch in dieser Welt. Dies mögt Ihr verstehen, wenn Ihr Euch näher mit der Drachen-Ei Akademie nahe As’Tuzak befasst.

Alles andere hat der werte College Acerton schon vollkommen richtig dargelegt.

Nun aber noch etwas zu Eurer Person: Ihr rühmt Euch, mein Traktat in zehn Minuten widerlegt zu haben. Zudem erscheint mir Euer gesamter zweiter Artikel wie eine Hymne auf Euch selbst. Dass Ihr zwanzig Thesen selber erstellt habt, spricht für Euch und ist eine nicht zu verachtende Leistung. Im Bereich der Zauberwerkstatt und der Analyse seid Ihr wahrscheinlich wahrlich eine Koryphäe.

Was allerdings Magietheorie und magiephilosophische Diskussionen angeht, da seid Ihr noch einzigartiger. Eine Widerlegung in zehn Minuten zu erstellen, zeugt nicht von Können, sondern von falscher Arroganz – was aber bekanntlich einigen Garethjas eigen ist und ihnen nicht immer förderlich ist, wie wir wissen. Für mich zeigt es, dass Ihr Euch gar nicht eingehend mit dem Thema beschäftigt habt, sondern nur die für Euch erstbeste Formulierung aufgegriffen habt, um diese dann selbstgefällig zu zerreißen. Nun, wie Ihr seht, ist das nicht der richtige Weg für eine argumentative Diskussion, die beinhaltet, dass man sich erst mit allen Aspekten des Themas vertraut macht, um sich nicht hinterher in Ausflüchte verstricken zu müssen.

Um in Euer Sprache zu bleiben:
Ich möchte auf eine winzige Kleinigkeit hinweisen, die allerdings Eure gesamte Reactio zum Einstürzen bringen könnte: Ihr habt Euch nicht die Ruhe und die Zeit genommen, ein wirklich stabiles Konstrukt aufzubauen, das wirklich entschieden das meinige zu Fall bringen könnte.

Wenn es Euch interessiert: Ich habe mir eindringlich alle drei Reactiae (Eure beiden und die eine von College Acerton) mehrmals durchgelesen und mir für das Verfassen dieses Textes Zeit genommen. Alles in allem resultiert daraus eine Arbeitszeit von drei Stunden, die mir bei Euren kurzen Textes und wackeligen Behauptungen angemessen erschien.

Schade, dass Ihr mir nicht Nandus' Erleuchtung wünscht, dafür möge er Euch erleuchten, dass er nur ein Aspekt Hesindes ist, den ihr personalisiert habt. Aber ich bin zuversichtlich, dass Ihr dies in dem einen oder anderem Leben erkennen werdet.

Hochachtungsvoll,
Keideran der Erleuchtete

Erschienen in Opus no. 125 am 14.10.2001 als Reaktion oder Fortsetzung zu Zu dem "Traktat zu den Acht Elementen und zur Wiedergeborenen Magie".


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