E´Quadar Hamurabi ibn
Ferain
4. Artikel der Lebenslauf-Serie. Noch immer nehmen wir
Beiträge entgegen, mehr dazu in Ausgabe 131 (Artikel
einsehen...).
Als Sohn eines Khunchomer Krämers und seiner Frau wurde
Hamurabi vor mehr als 50 Jahren in Khunchom geboren. Während eines
Marktes, Hamurabi war gerade 7 Sommer alt geworden, fiel der schweigsame
Junge einem reisendem Magus aus Rashdul auf. Dieser Mann, Ingafan aus
Rashdul, war Magus der Pentagrammakademie und Lehrmeister für die
Beschwörung dämonischer Mächte. Während einer Nacht- und Nebelaktion
entführte Ingafan den jungen Hamurabi und flüchtete mit ihm aus der Stadt.
Die große Wut und Angst Hamurabis wich in den kommenden Wochen immer mehr
der Faszination über das, was Meister Ingafan ihm von der Magie, den
Sphären und Göttern erzählte, derlei hatte Hamurabi bis dahin noch nie
gehört. Die nächsten Jahre verbrachte der Junge nun mit aufregenden Reisen
im südlichen Mittelreich und in den Tulamidenreichen. Hamurabi lernte
viele große Magier kennen, er lernte die Magie zu nutzen, er lernte das Philosophieren und, am wichtigsten für
ihn, er lernte wie man
wissenschaftlich arbeitet. Während seiner gesamten Scholarenzeit aber
kehrte er nie nach Khunchom zurück. Als Jugendlicher galt Hamurabi eher
als verschlossen und still anderen gegenüber. Die wenigen Male, die
Meister Ingafan ihn zu seiner Heimatakademie in Rashdul mitnahm, pflegte
Hamurabi kaum Kontakt zu den akademieangehörigen Studiosi. Hamurabi war
derart von seinem Lehrmeister beeindruckt und fasziniert, dass er alle
Lehren und Ansichten Ingafans kritiklos übernahm und in sein Weltbild
einbaute. Dass dies nicht immer gut und schön war, musste der junge
Invocatorius erst langsam und schmerzlich erfahren. Der alte Ingafan
machte sich des öfteren einen Spaß mit der Gutgläubigkeit seines Schülers,
so bestand er etwa darauf, dass sein persönliches Siegel von einem
Thorwaler in die rechte Hand Hamurabis eintätowiert werden müsse. Eine
äußerst schmerzvolle Erfahrung. Erst Jahre später, als Ingafan schon
verstorben war, wurde Hamurabi in Brabak auf die wesentlich einfachere
Siegelstockmethode hingewiesen. Bis dato hatte er stets geglaubt, dass ein
Akademiesiegel oder ein persönliches Siegel eines Lehrmeisters
traditionell von einem Thorwaler gestochen werden muss. Als Ingafan einmal
mit einer üblen Hautflechte geschlagen war, machte er Hamurabi vor, er
hätte sich die Duglumspest eingefangen. Unter großem Wehklagen schickte er
seinen Schüler auf die Suche nach den seltsamsten Utensilien für eine
angeblich todsichere Heilungskur. Erst auf dem Totenbett, sehr viel
später, gestand Ingafan, dass er sich ein leckeres Süppchen gebraut hatte
und die Duglumspest nur vorgespielt war. Hamurabi war anfangs sehr
irritiert über die seltsam humoristischen Eskapaden seines Lehrmeisters,
später jedoch machte er sich auch diese Seite seines Vorbildes zu eigen,
er hatte schnell gelernt, dass ein Dämonenbeschwörer sonst nicht viel zu
lachen hat. Bei seinem Zweitstudium in Brabak traf Hamurabi jedoch auf
wenig Verständnis für seine aufgeschlossene humorvolle Art. Zurückblickend
sagt er, dass die Brabaker ihn regelrecht korrumpiert haben. Magister
Pólbera bedrängte ihn schließlich sogar in die schwarze Gilde zu
konvertieren. Eine Entscheidung, die Hamurabi noch heute zum Teil
bedauert.
Drei Jahre nach dem Ende seiner Scholarenzeit entließ Ingafan Hamurabi aus
seinen Diensten. Der junge Adeptus lenkte seine Schritte quer durch die
Tulamidenlande bis er auf Umwegen zum ersten Mal seit seiner Entführung
wieder in Khunchom landete. Seine Eltern waren inzwischen verstorben, zwei
unbeschriftete Grabsteine auf dem örtlichen Boronanger ihre letzte
Ruhestätte. In tiefer Trauer irrte Hamurabi durch die Gassen Khunchoms,
bis er wie durch Zufall vor dem Zelt einer alten Wahrsagerin stehen blieb.
Ohne lange nachzudenken ging er hinein und fragte die alte Frau nach
seinem Schicksal und seiner Bestimmung. Hamurabi wurde ein sehr langes
Leben prophezeit, dafür müsse er aber viel Leid und Schmerz über sich
ergehen lassen. Seine Gabe und seine Spezialisierung auf die Dämonologie
würde zu einem Fluch für ihn werden. Die Wahrsagerin nannte ihn „Kind
des Lichtes, das in der Dunkelheit glüht“. Zum Schluss nahm die Frau
einen kleinen Lederbeutel hervor, in dem kleine rechteckige Beintafeln mit
Buchstaben darauf waren. Sie fragte Hamurabi nach einer Zahl und er nannte
ohne lange zu überlegen die 8. Sie ließ nun der Reihe nach 8 der
Beintafeln aus dem Lederbeutel auf den Tisch fallen. Die Buchstaben
ergaben das Wort „E QUADAR“ mit einer leeren Tafel zwischen dem E
und dem Q. Die Wahrsagerin schaute Hamurabi lange eindringlich an. Er
wusste sofort, als er die Buchstaben sah, dies würde sein neuer Name sein.
Dies sollte sein Magiername sein. Fortan nannte er sich E´Quadar.
Erschienen in Opus no. 135 am 23.12.2001. |