Korrespondenz aus dem
Káhet Ni Kemi
Für die geneigte Leser- und Leserinnenschaft in der
Fremde berichtet Dr. Enrico Radan Barmin.
Was geschieht in Mer’imen?
Wie zuverlässige Quellen der Rabenschwinge berichten, ist
es in der nördlichen Provinz des Kemireichs, dem an Al’Anfa grenzenden
Mer’imen, zu Vorfällen gekommen, die in ihrem Zusammenhang zwar noch nicht
ganz klar sind, aber alle Anzeichen einer Krise zwischen der dortigen
Regentschaft und der Königsmacht in Ynbeth aufweisen. Wie
unbestätigterweise gemeldet wird, befindet sich Hátya (Provinzregent)
Rhuawn Al’Mansour, ein der Boronskirche skeptisch gegenüberstehender
Novadi, nach einem Besuch Mehib (Bischof) Ne’mekaths unter Hausarrest in
seiner Residenz in der Festung Zyral. Offenbar haben beleidigende
Äußerungen des Hátya gegenüber der Staatskirche diese Maßnahme nötig
gemacht. In diesem Zusammenhang ist auch erwähnenswert, dass im Vorfeld
des angeblichen Arrests mehrmals die Leibgarde der Al’Mansours der in der
westlichen mer’imener Provinz Câbas herrschenden Akîbet (Baronin) Phatapi
Al’Menkauhour – welchselbige angeblich die fragwürdigen Äußerungen ihres
Regenten an die Boronskirche weitergetragen hat - einen Besuch abgestattet
hat, was Ihre Majestät, Nisut Peri III. Setepen zumindest dazu
veranlasste, ihre Oberkommandierende Chanya Al’Mout’pekeret mit einem
Halbbanner ausgewählter Soldatinnen und Soldaten dorthin zu entsenden.
Gleichzeitig verdichten sich die Gerüchte, wonach sich der mer’imener Adel
– unter Ausschluss der Akîbet von Câbas - zu einem geschlossenen Treffen
versammelt hat, obschon Mehib Ne‘mekath über alle Vorgänge in Zyral eine
Nachrichtensperre verhängt hat. Von offizieller Seite gab es keinerlei
Stellungnahmen zu den Ereignissen im kem’schen Norden, doch die
“Rabenschwinge” wird weiter nachforschen.
Hátyat (Markgräfin) erklärt Notstand in Yleha für
beendet!
Noch sind die Wunden nicht geheilt, die eine
Dämonenpaktiererin und Echsenschamanin, die "ylehische Hexe" genannt wird,
gerissen hat. Seit über zwei Jahren trieb diese abscheuliche Gestalt ihr
Unwesen in der kem'schen Nordostprovinz Yleha und für diesem Zeitraum ist
Yleha zum Notstandgebiet erklärt worden. Gerade als sich Yleha wieder aus
dem Sumpf der daVanchaschen Fehlregierung erheben wollte, wurde es von den
dämonischen Horden der Hexe niedergeschmettert, die fortan das Land
unsicher machten. Immer weitere Überfälle auf Händler und Reisende,
Verschwörungen und selbst Attentate auf Adel und Kirche verängstigten das
Volk, schließlich gipfelte die Hysterie in einem Bürgerkrieg gegen die
unschuldigen Catco und die Achaz.Erst mit dem ruhmreichen Feldzug gegen
die Hexe wurden die dämonischen Truppen zerschlagen und den finsteren
Machenschaften ein vorläufiges Ende gesetzt. Doch die Hexe selbst war
geflohen und lauert nun in ihrem Versteck darauf, dass sie wiederum
zuschlagen kann.
Yleha leckt sich nun die Wunden und der Siegesstimmung folgte ein neuer
Optimismus. Schon bei der Siegesfeierlichkeiten zu Ehren der gefallenen
Soldaten wurde klar, dass sich mit dem Verschwinden der Hexe auch ein
Großteil der ylehischen Sorgen und Nöte in Luft aufgelöst hatten, so
endete zum Beispiel der Bürgerkrieg von einem Tag auf den Anderen in einen
gerechten Frieden. Yleha hatte aus der Vergangenheit gelernt und so rief
die Hatyat persönlich wenige Wochen nach dem Sieg per Erlass das "Ylehische
Nachrichtensekretariat" ins Leben. Diese neue ylehische Behörde, die
direkt der Hatyat und dem ylehischen Kronrat unterstellt ist, soll in
Zukunft als eine Vereinigung von geheim operierenden Bütteln,
Informationssekretariat, Ylehischem Archiv und hatyatlicher Schreibstube
die innere Sicherheit gewährleisten.
Dazu die Hátyat: "Ich will keinen ylehschen Geheimdienst, sondern ein von
Kirche und Militär unabhängiges Sekretariat, das mir genau sagen kann, was
in meinem Land vorgeht, und das noch bevor der Topf überkocht! Das
Sekreatriat soll vor allem Informationen sammeln und auswerten, nicht
jedoch selber eingreifen."
Einen Mond später, zum Fest der ylehsichen Regenzeitenwende hob die Hátyat
dann den Notstand auf. Dazu meinte sie: "Yleha hat genug gelitten, es
hatte mehr Zeiten unter direkter Bedrohung durch äußere Feinde,
Militärprotektorat, Notstand oder Diktatur erlitten, als normale Zeiten.
Gewiss ist es leichtsinnig, den Notstand jetzt schon aufzuheben, aber
Yleha benötigtendlich wieder etwas Luft zum atmen! Handel und Wirtschaft
sind inzwischen fast zum erliegen gekommen und jeder wird wohl zustimmen,
dass sich Yleha besonders auf diesen Gebieten entwickeln muss. Auch die
Stimmung im Volk ist besorgniserregend, eine erschreckende
Hoffnungslosigkeit und eine Gleichgültigkeit machen sich breit, vom
einstigen Enthusiasmus und Stolz der Ylehis ist nichts mehr zu spüren. Das
muss sich ändern, und der erste Schritt ist die Aufhebung des Notstandes.
Das bedeutet aber nicht, dass die Zeiten der Wachsamkeit vorbei sind! Das
Militär wird weiterhin verstärkt werden, doch wir werden uns wieder mehr
auf die äußeren Feinde, vor allem in Anûr konzentrieren müssen!
Zur
"Rabenschwinge Aktuell"
Zum Káhet Ni Kemi
von: Armin Abele Erschienen in Opus no. 147 am 24.3.2002. |