Prüfungsarbeit aus der
Facultas
Anatomica vitae mortusque, Fachgebiet Beschwörung & Beherrschung
Erneut ist es mir eine außerordentliche Freude unserer
geneigten Leserschaft im folgenden einen Artikel präsentieren zu dürfen,
welcher die leicht revidierte Fassung einer Prüfungsarbeit an unserer
Academia darstellt. Wie bereits im letzten Opus gilt, dass sich die
geschätzte Leserin von dieser Arbeit keine hochtrabenden und neuen
wissenschaftlichen Erkenntnisse erwarten mag, sondern anhand dieses
Skriptes die Qualität der Arbeiten an der Academia Limbologica ermessen
und diese Arbeit im speziellen als Maßstab heranziehen kann. Wir haben uns
im folgenden entschlossen auch die responsio corrigens des Meister Barius
anzuhängen, auf dass die Leserschaft erfahre, welche Beurteilung einer
solchen Arbeit zugekommen ist. Somit bleibt mir nur noch viel Vergnügen
bei der Lektüre zu wünschen:
Beschreibe die Materialien, die für die Beschwörung
eines jeden daimonischen Wesens deiner Meinung nach ESSENTIELL sind.
Die Invocatio eines Dämons ist eine komplexe und
schwierige Angelegenheit, der ich mich in dem folgenden Script widmen
möchten. Zuvor sei jedoch gesagt, dass ich von jeglichen moralischen und
persönlichen Ansichten fern bleiben möchte, denn schließlich weiß ein
jeder götterfürchtige Bürger, dass es sich hierbei um die dunkelste aller
Künste handelt, welche zu den genauen Gegenparten der Zwölfe führt und
somit direkt in die Verdammnis – wenngleich die Theorie durchaus
interessant bleibt und ich die Kunst der Daimonologica für eine der
höchsten halte. Von derlei Gerede, ob es nun Beschönigung oder Mahnung
ist, will ich jedoch Abstand halten und ganz objektiv vorgehen.
Die Observatio daimonologica lässt sich nicht allein in
einem stillen Kräutergarten vollführen, für die gerechte Invokation eines
Dämons seien vielerlei Aspekte beachtet und mit in die Tat einbezogen,
denn jeder kleinste Fehler kann nicht allein an das gesundheitliche Wohl
des Zaubernden gehen, das Seelenheil dieses Beschwörers ist ebenso
gefährdet.
Zunächst muss die Domäne des zu beschwörenden Dämons festgestellt werden.
Wenn ich nämlich den Schriften des Degillius recht folge, dann sollte für
das niederhöllische Wesen eine Art heimliche Situation geschaffen werden,
zum einen grotesk dieser Vergleich, zum andern einleuchtend, denn dies
soll die Aggressionen der Wesenheit besänftigen und weiters das seinige
dazu beitragen, dass der Dämon gefügig wird.
Da man Dämonen gewissermaßen auch den Elementen zuordnen kann, wenngleich
es ein weiteres Thema ist, das es auszuweiten gilt, sollte bei der
Invocatio auch jenes beachtet und in die Tat miteinbezogen werden.
Im Falle eines Feuerdämons ist es wohl anzuraten in der Nähe des
Beschwörungszirkels, dessen idealen Aufbau ich zugleich schildern werde,
eine offene Flamme zu positionieren und sich möglichst in rotfarbenen
schrillen Tönen zu kleiden. Auch sollte der Gegenpart des Elements, in
unserem Falle aqua, in Gedanken mit einbezogen werden. So gilt es zu
vermeiden, dass sich solchiges in Sichtweite befindet.
Bei Dämonen, die einer Domäne entspringen, die vielleicht gar mehreren
Elemente zugeordnet ist, wie es beim Nachtdämon pro exemplo zutreffend
ist, gilt es mögliche elementbezogene Essenzen entweder bewusst
ausgeglichen zu vergegenwärtigen oder ganz auf solche zu verzichten.
Etwaige Sternkonstellationen, oder gar keine, wie etwa bei der namenlosen
Sternenleere, können sich ebenso positiv wie auch negativ auf die
Beschwörung einer niederhöllischen Wesenheit auswirken.
Allgemein gilt zu sagen, dass keine Beschwörung je gelingt, so sie unter
Praios strahlendem Antlitz stattfinden soll.
Doch nun zum Aufbau und der Beschreibung des Beschwörungszirkels.
Zufürderst gilt es einen rechten Standort für denselbigen ausfindig zu
machen, hier sollten Element- und Domänenzugehörigkeit berücksichtigt
werden. Der Untergrund spielt zwar keine überaus wichtige Rolle, doch
können sich etwaige Gesteine und Erze durchaus bemerkbar machen. So ist
eine Anrufung auf magischem Gestein wohl nur förderlich, auf Basalt und
dem noch antimagischeren Koschbasalt jedoch nur abzuraten.
So gilt es sich zu entscheiden, ob man denn als Symbol den fünfeckigen
Stern, das Pentagramm, das siebeneckige Heptagramm, das dreizehneckige
Tridecagramm, oder gar noch komplexere Symbole zu wählen bereit ist.
Das Symbol sollte mit reinweißer Kalkkreide gemalt werden, der Stand der
Sterne erörtert und die Ecken an jenen angepasst werden. In den
Zwischenräumen sind die Zeichen der Elemente, der Dämonenname, wie auch
eine Beschwörungsformel in den Zeichen des Zahjad verfasst. Als der
wichtigste Bestandteil des Symbols sei jedoch der Bann- und Schutzkreis
genannt, der das Portal, welches in die Siebte Sphäre geöffnet wird,
abgrenzt und nur dem gerufenen Wesen Zugang ermöglicht.
Weiters natürlich die Kerzen, die an den Ecken des Symbols positioniert
werden sollten, die quasi den Balken des Portals darstellen; wie bereits
erwähnt, sollte eine offene Flamme keinesfalls bei wasserelementaren
Dämonen Verwendung finden.
Blut sei als eine weitere wichtige Essenz genannt, denn in ihm liegt die
Seelenkraft alles Lebenden, nach dem die Niederhöllischen gieren. Sollte
diese Essenz gar von Magie durchflossen, wie es bei allen arkan begabten
Wesen der Fall ist, so erleichtert es dem Dämon die verwobenen Strukturen
der Matrix und des Limbus zu durchstoßen und einzugreifen in das Leben der
3. Sphäre. Die dem Blut enthaltene ruhende und reine Kraft lockt die
dämonische Wesenheit und mag ihr gar als Opfergabe dienen.
Ob dies dabei essentiell ist, mögen die großen Beschwörer ermessen, mit
Sicherheit mag eine Opfergabe hilfreich sein bei der Anrufung und
folgenden Beherrschung eines einfachen oder gar gehörnten Dämons.
Eine solche Opfergabe reicht von einer mit Blut gefüllten Schale bis
wahrhaftigen Jungfrauen, in denen der Götter Kraft noch am reinsten ist
und somit als Bezugspunkt des Hasses und aller Zerstörungskraft des Dämons
dient.
Vorgelegt von Ucurian ya Enstronzo
Kommentar und Beurteilung durch Meister Barius:
Im ersten zu sagen gilt, dass es mir dünkt, der Eleve hat sich ausführlich
mit der Materie beschäftigt und die wichtigsten Voraussetzungen für eine
grundlegende Beschwörung erklärt ohne dabei zu vergessen, dass noch
weitere spezifische Maßnahmen nicht zu unterlassen sind, um sein
Seelenheil potent zu schützen. Diese waren jedoch nicht Gegenstand der
Frage und werden ausführlich in meiner eigenen Artikelreihe
„De
Natura Daimonii“ behandelt, wozu ich dem Eleven des weiteren anraten
will sich damit auseinanderzusetzen.
Darum wäre die Antwort des Eleven als zufriedenstellend zu bewerten.
Des weiteren will mir doch noch das eine oder andere
ein zu Klärendes sein:
Ad primum: den Begriff des Feuerdämons gibt es nicht, es gibt lediglich
elementare Konjugationen, die sich des Feuers bei ihrer Manifestation
bedienen, der Dämon selbst jedoch ist als gegenstandsloses inneres der
Flamme zu erkennen.
Ad secundum: Es ist falsch, dass Blutmagie in jedem Fall bei Beschwörungen
zu benutzen ist: Um die Sphären zu durchstoßen sollte stets die Kraft des
Magiers selbst ausreichen, da in jedem Fall die immense Energie des Blutes
nicht genügend kontrolliert werden kann und besondere Gefahren mit sich
bringt. Mehr dazu in meiner eigenen Artikelreihe:
„Der
Weg des Blutes“ und
„Die
Schwarze Essenz“.
Allerdings eignet sich Blut hervorragend als Lockstoff und Fügungsmittel
für Daimonii und als Machtfokus für die Beherrschung. Dies jedoch trifft
nicht auf alle Klassen von Daimonii zu und in meiner eigenen Artikelreihe
„De
Natura Daimonii“ gehe ich auch sehr genau auf die Verwendung von
Schwarzer Essenz, der einzigen wissenschaftlich vertrauenswerten Form der
Blutmagie bei Beschwörungen ein.
Meister Barius
von: Marco Dworschak & Daniel Junker Erschienen in Opus no. 154 am 12.5.2002 als Reaktion oder Fortsetzung zu Prüfungsarbeit aus der Facultas Anatomica vitae mortusque, Fachgebiet Anatomie & Heilung.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Prüfungsarbeit aus der Facultas Anatomica vitae mortusque, Fachgebiet Beschwörung & Beherrschung II. |