ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
seit Praios 29 Hal


Korrespondenz aus dem Káhet Ni Kemi

Für die geneigte Leser- und Leserinnenschaft in der Fremde berichtet Dr. Enrico Radan Barmin.

Mysteriöse Ereignisse in der Provinz Rekáchet!

Es war gerade die heiligste Stunde der Nacht angebrochen, also die Stunde, die eigentlich dem Herre Boron geweiht ist, namentlich die 1. Tepy-Stunde, wie man in kem'schen Landen die Mitternachtsstunde nennt. Die Türen des Tempels waren weit geöffnet und aus dem Weihrauchgefäß, das Mira Tem´kat in Händen hielt, stieg Rauch gen Alveran. Die Boron-Priesterin Mara Tem'kat und ihre jüngste Tochter, ebenso wie die hier stationierten Ritterinnen und Ritter des Ordens der Wächterinnen und Wächter des Kultes des Hl. Raben zur Insel Laguana, hatten sich hier eingefunden, um, wie es die Ordensregeln besagen, zu dieser Stunde eine Andacht zu Ehren des Höchsten abzuhalten. Gerade wollte die Gruppe schweigend das Haus des Göttergottes betreten, als über ihnen am Himmel ein unirdisches, gleißendes, goldfarbenes Licht erschien, das die gesamte Nacht mehrere Minuten lang taghell erleuchtete und die Herzen aller, die es wahrnahmen, unangenehm berührte.

Dessen unbeeindruckt stimmte die Tempelvorsteherin den Choral des Heiligen Laguan an, in den die restlichen versammelten Ordensbrüder und -schwestern einstimmten. Derart gestärkt betrat man die Tempelhalle und die Priesterin hielt im Inneren des Tempel eine verkürzte Andacht. Als das Licht wieder der Dunkelheit der Nacht gewichen war, zogen unter lautem Donnern schwere Wolken auf, die bis zum Morgen hin das Land Rekáchet sowie die Grenzgebiete der Nachbarprovinzen Wachtelfels, Rekmehi und Djuimen mit Schneefall überzogen.

Bestürzung machte sich auf den Straßen des Dorfes Mohema breit und man versammelte sich auf dem großen Platz vor dem alten Tempel. Der Akîb Fiorenzo el'Corvo ni Rekáchet eilte durch die Menschenmasse, die sich unter Schreien und Klagen dort eingefunden hatte, zum Familientempel der Tem'kat und erklomm mit zwei großen Schritten die Stufen. Dort verweilte er einen kurzen Augenblick und blickte besorgt nach oben, bevor er mit lauter Stimme das Wort an seine Untertanen richtete: "Der Herr Boron ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich Dere unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken, wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einfielen." Mit ernster Miene schaute der Akîb über die stiller werdende Menge. "Wollen wir hier vor dem Herren stehen und wie die Klageweiber uns die Haare raufen und weinen? Oder wollen wir hier aufrecht vor Boron stehen, fest im Glauben und im Vertrauen auf die Liebe des Herrn?"

Er riss sich das Rabenamulett vom Halse und zeigte es in Richtung seiner Landsleute, während die andere Hand nach oben deutete. "Nun, was bewegt euer Herz und Sinn wirklich? Dieses hier, das Symbol unseres Glaubens, die Stärke unseres Landes, das er uns allen, ja, uns allen vor Jahrtausenden durch den Heiligen Kacha anvertraut hat, oder dieses Phänomen, das die bittere Saat des Zweifels in die Herzen der Schwachen sät?" Ob dieser Rede herrschte erst einmal einige Momente Stille auf dem Platz, bevor die Versammelten in Hochrufe und Lobgesänge ausbrachen. In diesem Augenblick öffneten sich die Pforten des Tempels und die Ordensleute marschierten heraus. Akîb und Tempelvorsteherin wechselten einen kurzen Blick und erhoben dann im stillen Einvernehmen gemeinschaftlich die Stimme zum Hochgesang Borons, während hinter ihnen im Inneren des Tempels der große Tempelgong erklang:

"Großer Boron wir loben dich. Herr wir preisen deine Stärke, vor dir neigt ganz Dere sich und bewundert deine Werke. Wie du warst vor aller Zeit, jetzt und auch in Ewigkeit.
Alles was dich loben kann, dein Volk der Kemi und Alveraniare, stimmen deinen Lobpreis an, Junge und Alte durch Zeiten, durch Jahre, wie Du warst vor aller Zeit, so bist Du in Ewigkeit."

Als die letzten Worte des Liedes in der Nacht verklungen waren, erhob die Matriachin der Familie Tem'kat ihre Stimme, die mehr einem Flüstern glich und trotzdem jeden der hier versammelten Gläubigen erreichte: "Schwestern und Brüder im Glauben an den Heiligen Raben, wir leben in schweren Zeiten. Die Tage der letzten Schlacht stehen bevor. Das Wort des Herrn ist unser Schwert, das wir gürten müssen, und unser Glaube steht als undurchdringlicher Schild vor uns. Derart gerüstet kann nichts und niemand gegen uns bestehen. Wer sollte gegen uns sein, wenn Boron, der Allmächtige Herr auf höchstem Throne Alverans, mit uns ist? Viel zu lange wurde die wahre Stärke unseres Volkes und des Heiligen Landes in vielen Teilen des Kahets unterdrückt und behindert. Viel zu oft wurde das Wort des Herrn, dieses Wort, das uns ins Leben berufen hat und uns dereinst an die Seite des Herrn bringen wird, dieses Wort, das Gerechtigkeit und Stärke verhieß, dieses Wort, das von den Lippen des Höchsten selbst kommt, selbst hier im Kahet ni Kemi, SEINEM Land, von Ketzern und Irrgläubigen, die sich hier ob unseres eigenen Zögerns und Zagens wie ein Geschwür verbreitet haben, behindert, verschwiegen und belächelt. Wir müssen handeln, nicht länger können wir verschweigen, was hier vorgeht. Das Auge des Herren blickt auf uns herab. Was wird es sehen? Wird es einen Haufen von Lügnern und Zweiflern sehen? Oder wird es voller Wohlwollen auf sein Volk blicken, das Volk, das er über alle anderen Völker erhoben hat, indem er ihm die Erlösung des wahren und gerechten Glaubens brachte. Das Volk, das er lange vor unseren Tagen schon berufen hat, sein Land zu bewachen und zu bestellen. Ein Volk, das fest im Glauben und stolz auf seine Traditionen und seine Geschichte ist. Was wird sein Auge sehen?... Bis zum Morgen werden die Tempeltore weit geöffnet bleiben und der Tempelgong wird weiter geschlagen werden, um einen jeden von euch zu mahnen. Ein jeder von euch soll vor dem Standbild des Heiligen Raben in seinen Heiligen Hallen die Knie beugen und um Gnade bitte. Denn wisset, die, welche voller Sünde vor den Herren treten und aufrichtig bereuen, werden die süße Gnade seiner Vergebung erfahren - die Frevler aber werden vergehen."

Die letzten Worte klangen noch in die Stille der Nacht, als Mara Tem'kat und Fiorenzo el'Corvo gemeinsam den Tempel betraten. In dieser Nacht kam das Dorf nicht zur Ruhe. Allen Ortens hörte man Gesänge zum Herren und das Peitschenknallen von Geißlergruppen. In den Mauern des Tempels wurden stündlich Messen gelesen und zwischen den Borondiensten nahm man durch die gesamte Nacht hinweg die Beichte ab und erwies dem Standbild des Götterfürsten die Ehre. Die Stadtwachen und Ordenstruppen hingegen hatten die ganze Nacht hinweg schwer damit zu tun, die ohnehin schon fanatische Bevölkerung Mohemas, die durch die Worte der Priesterin noch mehr aufgeheizt war, unter Kontrolle zu halten, so dass es bis zum Morgen, als die dicke Wolkendecke aufriss und genauso schnell verschwand, wie sie gekommen war, leider auch einige Verletzte zu beklagen gab.

Bevölkerung von Wachtelfels beunruhigt

Mit Beunruhigung und Sorge betrachtete man in Wachtelfels das mysteriöse Glühen am mitternächtlichen Himmel über Rekáchet. Auch die Kunde von den geheimnisvollen Wetterphänomen führte wahrlich nicht zu einer Besserung der Situation. Akîb Câl'lest Ze'emkha ni Wachtelfels, Tempelvorsteherin Alea Tem´kat und Komturin Shesib Mehyem'ká ni Brabaccio berieten sich in Thergas noch in der gleichen Nacht, wie man am besten vorgehen sollte und hielten dann eine gemeinsame Messe zu Ehren des Höchsten. Die Komturin entsandte am nächsten Morgen je zwei Ordensritter nach Neu-Sziram und nach Lofran.
In Lofran selbst wurde am nächsten Morgen von seiner Gnaden Rianos Nim'ruan eine Messe zu Ehren der lieblichen Boronstochter Rahja und ihres Göttervaters gehalten, während in Neu-Sziram Bruder Gorfin das Wort des Herren verkündete. Nun versucht man allerorten den sich schnell verbreitenden Gerüchten und Spekulationen Herr zu werden, was mit Hilfe der Ordensbrüder und -schwestern auch zu gelingen scheint.

von: Armin Abele et al.
Erschienen in Opus no. 155 am 26.5.2002.



Wenn Zaubern nicht mehr hilft...

Eine Abhandlung über das Gebet und seine Wirkung als Einführung der Wochengebete

35. Teil

MArbo und HESinde zum Gruße!
MArbo, die Tochter BORons, ist sanft und mild. Sie ist der Trost im Angesicht des Todes, aber auch der Trost der Hinterbliebenen. Zu ihr wird gebetet für das Seelenheil eines lieben Menschen. So ein Gebet ist auch für Reisende und Fahrende ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel. So wie es ohne Zweifel zunächst wichtig ist den Leichnam eines Toten zu bestatten und ein Grabgebet zu sprechen, so ist es dann auch wichtig sich der Seele des Verstorbenen anzunehmen, damit diese nicht in die falschen Hände gerät – und dies bei Freund und Feind!
Folgendes Gebet ist ein Beispiel dafür:

Milde MARbo, Fürbitterin der Seele

Sieh auf uns, die wir zu Dir beten!
Besonders aber schau auf die Seele dieses Menschen,
Sei ihr Schutz und Geleit in das Reich Deines Vaters
und führe sie vor Rethon, dass sie nach ihren Taten beurteilt wird!
Sanftheit ist Deine Krone, Milde Dein Szepter,
Gewähre
(Name des Verstorbenen) Deine Gnade!

Gebetsanleitung:
Dieses Gebet ist nicht nur ein Trost für Freunde und Verwandte des Toten, sondern auch direkte Hilfe für die Seele des Verstorbenen! Deswegen kann und soll dieses Gebet am Todestag und den darauf folgenden Wochen auch immer wieder gesprochen werden!

Argelia von Kuslik, Geweihte der Göttin

von: Christoph Huber
Erschienen in Opus no. 155 am 26.5.2002 als Reaktion oder Fortsetzung zu Wenn Zaubern nicht mehr hilft... (34. Teil).
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Wenn Zaubern nicht mehr hilft... (36. und abschließender Teil).



Die Götter hinter dem Horizont

Oh Hesinde sei gesegnet, gesegnet sei die gute Frau zwölfmal.

Hört, was ich der Göttin Wunderbares zu verdanken habe. Sie inspirierte mich aufs Neue.
Ich, Gorgonius von Selem, hatte mich, mancher Leser möge sich erinnern, auf mein Altenteil zurückgezogen um das Leben eines Privatmannes und Vaters zu führen. Wohl war dies auch für einige Wochen und Monate recht befriedigend. Doch die endlosen Tage des Müßiggangs, das Flanieren und das Speisen als einzige Tagesinhalte war sehr schnell ermüdend. So versuchte ich mich damit abzulenken, dass ich den Kindern protziger Eltern die Künste des Rechnens und Schreibens näher bringen wollte. Doch auch das befriedigte mich nicht im Mindesten.
Als ich schon dachte, ich wäre in eine Sackgasse meines Lebens gelaufen, stieß ich in einem Laden auf ein altes Dokument. Es erzählte von einem Seefahrer, welcher das Güldenland bereist haben wollte. Vieles von seinem Gefasel will ich als Unsinn abtun, jedoch stach mir eines ins Auge.

Im Güldenland verehren sie eine andere Götterwelt als hier. Manche ähneln den unseren wie ein Gott des Gesetztes, welcher wohl unser Praios ist. Andere, wie ein ebenfalls mächtiger Wolkengott, erscheinen mir völlig fremdartig. Insgesamt verehren die Menschen 8 Götter, wir jedoch deren 12. Wie ich jedoch schon viel früher in Erfahrung bringen konnte, verehrten die Urväter, welche unseren Kontinent besiedelten, nur 6 Götter und nahmen die anderen 6 per Gesetz dazu, eingefügt aus anderen Kulturen. Die Zwerge, Nordleute, und auch viele andere achten nur einige der 12 oder geben ihnen, wie die Bewohner der Giftinsel, andere Bedeutungen. Nun hätte ich einfach schlussfolgern können, das es eben eine Unmenge von Göttern gibt und die 12, welche das Erzvolk sich aussuchte, nur willkürlich waren.
Doch nein, so einfach konnte es nicht sein, dafür war der Zwölfgötterglauben einfach zu wahrhaftig, zu erfolgreich, zu richtig. Ihr findet das unwissenschaftlich, werter Leser? Ich sehe das anders: die Eroberer eines Kontinents, die Schöpfer der großartigsten aller Kulturen, können sich einfach nicht so irren. Doch warum 12, warum ist ausgerechnet diese Zahl so wahr?
Die Antwort ist erschreckend, und wieder ist es der große Blender, welcher immer nahe der Hesinde lauert. Doch die Wahrheit ist zu wichtig um sie zu verschweigen.
Wahrheit ist, dass die Gelehrten in Vinsalt und Punin 12 Erzdämonen kennen, welche mit ihren Domänen einen spiegelbildlichen Widerpart zu den Göttern bilden.
Wahrheit ist, dass diese Erzdämonen keine Glaubensfragen sind, sondern wissenschaftliche Realität. Nichts Neues so weit, denken sie.
Doch die Antwort liegt im Güldenland. Auch hier kennt man eben 12 Erzdämonen mit fast gleichen Aufgabenbereichen. Ohne 12 Götter zu kennen! Wie kann das sein, fragte ich mich, ich forschte, grübelte, immer in der Furcht wieder den Pfad der Ketzerei zu bestreiten.
Aber wenn man den Leitfäden der Logik folgt, kann es nur ein Ergebnis geben. Die Zwölfgötter kommen uns deshalb so wahr und richtig vor, weil sie den ewigen Übeln der Dämonen spiegelbildlich entgegenstehen. Gesegnet sei Aventurien, welches erkannte von welcher Natur die Dämonenwelt ist. Denn uns gelang es ihnen die richtigen Konzepte entgegenzustellen.
Ewig ist Xarfais Blutrausch, doch wir erkannten dies und stellten ihr das einzig Wirkungsvolle entgegen. Rondras Ehre nämlich. Versteht mich recht, keine Schmähung der Zwölfe soll dies sein, sondern eine Huldigung der höheren Weisheit, welche hinter unseren Glaubensvorstellungen steckt.

Wohl will ich zugeben, dass dies nur eine Theorie ist und mir weitere Texte fehlen.
Doch gepriesen sei Hesinde, die Gegnerin des Großen Blenders, für die große Weisheit, welche sie mir zukommen ließ. Noch ist es mir nicht gelungen die unabhängigen Dämonen und die Diener des Namenlosen in diese These einzuarbeiten. Von Beschwörungen schrecke ich zurück, ebenso vor großen Expeditionen, das erlauben mir meine Pflichten als Vater nicht. Doch hoffe ich auf einen fruchtbaren Dialog.

An dieser Stelle grüße an meinen geschätzten Kollegen Serafin de Rosario, möge dir die Geduld bei deiner Forschung im Bereich der Mutanda Temus nie ausgehen.

Mit freundlichem Gruß an meine hochgeschätzten Kollegen,
Gorgonius von Selem

von: Christoph Huber
Erschienen in Opus no. 155 am 26.5.2002.


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