Worte des Abschieds
Lange mussten wir mit uns selbst hadern, ehe wir den Entschluss
fassten, das ehrgeizige Projekt Opus veritatis scientiæque
nach mehr als vier Jahren und 176 Ausgaben nun doch zu beenden. Erst mit
dem Beginn dieses neuen Jahres waren wir noch voll der Hoffnung und
planten dieses magiohermetische Blatt mit neuer Konzeption wieder aufleben
lassen, doch blieb uns dieser Erfolg versagt. Doch worin ist die Causa
für das Verblassen dieser einst so stolzen, gelehrten Postille zu suchen?
Ich will nicht behaupten, die Wahrheit zu kennen, doch vermeine ich, das
Problem in den Studierzimmern der Adepten und Studiosi der magischen
Künste finden zu können.
Man mag meinen die Schrecken des Krieges gegen Borbarad und seine
Schergen seien längst ausgestanden, was folgte seien doch kleine Übel
gemessen am Leid, das in jenen Jahren ganz Aventurien heimsuchte. Die Magi,
die in diesen Tagen allerorts gegen die Dämonenbrut fochten, Helden ohne
Zweifel, konnten zu ihren Akademien und Bibliotheken zurückkehren und die
magischen Wissenschaften weiter vorantreiben. Inmitten dieses
kontinentalen Aufatmens war es auch, dass der Opus ins Leben gerufen
wurde, eine Möglichkeit für die Gelehrten allerorts, sich auszutauschen
und ihre Meinung und Erfahrung kundzutun. Und diese Gelegenheit wurde auch
lebhaft genutzt, selten gab es zuvor dermaßen rege Disputationen und
ständig neue Forschungsberichte aus allen Bereichen der Wissenschaften,
nicht allein der magischen. Doch langsam kroch ein lethargischer Dämon in
das Fundament des Opus, die Leserschaft, die ja wesentlich zu dessen
Inhalt beitrug.
Dies führt uns nun erneut in diese Studierzimmer, wo einst die
genialsten Artikel und Essays das Licht der Welt erblickten und die Herrin
Hesinde ehrten. Haben jene
Magi, deren wichtigste Waffe damals der Federkiel gewesen war, diesen
gegen Schwert und Stab eingetauscht, um nun gegen die Heptarchen erneut
ins Feld zu ziehen? Der Götter Segen mit jenen, die das taten, doch kann
dies wahrlich der Grund für die schwindende Forschung und Lehre sein?
Oder ist der Grund dafür, Hesinde
behüte, dass die schwarze Magie der Heptarchen selbst nun viele Adepten
lockt und in ihren Bann schlägt? Nein, ich vermute viel eher, die Hand,
die den Federkiel führte, ist schwer geworden. Das Zeitalter der
größten Helden ist wohl vorbei und nur der Einfältige zählt zu diesen
Helden einzig die, die mit dem Schwerte Ruhm errangen.
Und nun blicken wir oft zurück zu mächtigen Horas-Kaisern,
Magiermogulen und Erzmagiern des Heldenzeitalters und fragen uns, wohin
deren Wissen entschwunden ist. Dass wir jedoch selbst neues Wissen
entdecken und nutzen können, sehen nur wenige als primäres Ziel. Das
Paradigma heißt Altes bewahren, nicht Neues erfinden, doch
ist dies nicht der Gedanke, der dem Opus innewohnt.
Doch sollen meine Worte des Abschieds durchaus optimistischerer Natur sein,
denn dass der Funke des Forschungsdrangs erneut aufflammt, ist
schließlich durchaus möglich. Die Academia Limbologica soll weiterhin
ein Hort der Forschung und hesindianischen Lehre sein und wenn die Zeit
reif ist, mag auch der Opus wieder zu neuem Leben erweckt werden. So
verabschiede ich mich bis auf weiteres von Euch, liebe Leser, und bedanke
mich für die Aufmerksamkeit über vier Jahre hinweg und jede Zeile, die
Ihr zum Opus beigetragen habt.
Möge Hesinde über Euch
wachen.
für die Redaktion,
Meisterin Sheddja
von: Markus Penz Erschienen in Opus no. 177 am 12.3.2003.
Das Wesen der Magie – Das Wesen
der Magier?
Gewiss nicht vorenthalten wollen wir der Leserschaft einen Artikel,
der noch für den Opus aus Kuslik eingetroffen ist.
Die Frage, die ich heute behandeln will, beruht auf einer Beobachtung
die wohl von vielen schon getätigt aber meines Wissens nach noch nie
richtig behandelt worden ist:
Warum entsprechen die meisten Magier vom Wesen her ihren Magierichtungen?
So wird mancher kluger Kopf sich denken, es sei doch ganz gewiss, dass
man sich nun einmal die meiste Zeit mit dieser Magierichtung beschäftigt
und auch einen gewissen Teil davon von seinen Lehrmeistern mitbekommt.
Doch meine neuesten Studien bringen mich in eine viel tiefere Sphäre der
Magie, ein Kapitel, das noch sehr unangetastet ist und gering
ausgeforscht.
Jeder Magier weiß, dass jeder Zauber aus einer hesindegefälligen
Formel, einem hesindegefälligen Muster und einer hesindegefälligen Geste
besteht. Doch was uns bisher noch verborgen blieb, ist dass wir lediglich
versuchten die Magie zu formen, nie jedoch zu erforschen was sie ist. Denn
die Magie besitzt ihren eigenen Willen, einen eigenen Weg, der viel höher
und komplexer ist als es in unseren Kopf passen mag.
Beginnen wir bei der Geburt eines Magiers, eine für alle, mit Ausnahme
der Mutter, recht unspektakuläre Angelegenheit. Doch etwas ist dort schon
unterschiedlich. Denn die Magie sucht sich dieses Kind aus und verschafft
ihm den Weg in auf Dere, nie wird ein Kind, das von der Magie erwählt,
sterben.
Von Anfang an beginnt die Magie das handeln des jungen Magiers zu leiten.
So wird ein Magier, der sich immer liebevoll um seinen am aufgeschürften
Knie blutenden Kameraden mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit den Weg der
Heilung einschlagen, während ein Junge, der von jeher raufte oder
verdroschen wurde vielleicht eher den Weg des Kampfes wählen will.
Dies alles mag noch eine Art Zufälligkeit sein, doch gerade letzthin
durfte ich am Anatomischen Institut zu Vinsalt einem Spektakel beiwohnen,
dessen Größe für meine Studien von ungeheurem Ausmaß waren: Die
Obduktion eines Magiers ergab nichts besonderes.
Das bedeutet wir Magi tragen nichts in uns, dass und von jedem anderen
Bürger Deres unterscheidet, wenn man unseren Stolz und unsere Ehre
wegzählt. Wer also erlaubt es uns, die Magie in uns zu speichern, die
Magie zu verwenden und sie zu formen wie wir es wollen?
Sie erlaubt es uns. Und nur sie bestimmt was unsere Augen sehen und was
ihnen verschlossen bleibt, was uns mit Neugier durchdringt und was uns
kalt lässt. Vielleicht mag sie so manches mal sogar darüber entscheiden
ob uns ein Zauber gelingt oder nicht.
Meine Studien sind noch lange keinem Ende zugeführt und jeder, der
hierüber noch seine Gedanken niederschreiben oder vielleicht eigene
Studienergebnisse aufzeigen will, dem sei geraten, dies doch hier über
den Opus zu tun, den diese Lektüre wird meine Augen bestimmt treffen.
Magister extraordinarius
Thalian Xandros Merion aus Kuslik von: Philipp Radi Erschienen in Opus no. 177 am 12.3.2003. |