Geheimnisse
der Waldelfen
Rätselhaft und fremd erscheinen uns die Alben, die in den
Wäldern nördlich der Salamandersteine hausen und kaum jemand vermag über ihre
Geheimnisse zu berichten. Dennoch besuchten Gelehrte und Geweihte der Göttin auch diese
finsteren Wäldern.
Viele der folgenden Berichte gelten jedoch nicht allein für die Elfen des Waldes, sondern
auch für ihre Brüder und Schwestern in den Auen oder weit im Firun, wo das Eis nie
schmilzt.Glaube und Magie:
Der Glaube der Elfen beruht auf einem schaffenden Prinzip, nurdra, und
einem zerstörenden, zerza.
nurdra ist die Lebenskraft die allem Lebenden innewohnt. Der Elf
würde vom Wald zum Beispiel nie mehr nurdra nehmen, als dieser
geben kann.
mandra ist die elfische Seelenkraft und die magische Essenz. Es
wäre undenkbar mit mandra gegen nurdra
vorzugehen (z.B. ein Tier bei der Jagd mittels Zauber zu beherrschen).
taubra ist im Gegensatz zu mandra die
(böse) Zauberei, welche sich gegen die Prinzipien der Elfen richtet. Zu nennen wäre vor
allem die Dämonologie, welche die Elfen jedoch auch kaum in ihren Ansätzen zu verstehen
vermögen.
Elfen sehen in ihrer Zauberfähigkeit immer etwas Intuitives und
scheuen sich nicht, sie in allen Lebenslagen anzuwenden. Wenn zum Beispiel ein Busch mit
unreifen Früchten gefunden wird, kann der Elf nach einer Zaubergeste schon die reifen
Früchte ernten. Auch giftige Früchte können eßbar gemacht werden, wenn die Not den Elf
dazu zwingt.
Magie wird von den Elfen auch in Form von Liedern und dem Spiel der
Instrumente gewirkt. Diese Liederzyklen befassen sich meist mit einem bestimmten Thema, in
welchem auch die endgültige Wirkung eingewoben zu sein scheint. So gibt es ein Sorgelied,
ein Schwurlied, ein Bannlied, das Friedenslied und verschiedene
Arbeitslieder. Auch ist eine halbstündige Zaubermelodie bekannt, nach der fast
jeder gewirkte Zauber gelingt. Wie genau diese Zauberlieder magische Effekte hervorrufen
können, vermag auch die modernste Matrixtheorie nicht zu erklären.
Der Name:
Der dritte Namen eines Elfen ist immer der wahre, unveränderliche Name.
Er kann dem Elfen im Laufe seines Lebens offenbart werden, und wird nur bei einer absolut
festen Beziehungen, vergleichbar mit dem Traviabund, an einen anderen Elf weitergegeben,
da dies den Elfen völlig ausliefert. Parallelen zu den Namen der Dämonen scheinen
offensichtlich, können aber kaum weiter untermauert werden. Die anderen Namen gelten
nicht als völlig unveränderlich und einschneidende Erlebnisse können durchaus eine
Änderung herbeiführen. Dies bedingt auch die oftmals seltsam anmutenden zweiten Namen,
oft was der Elf gerne tut, denkt oder wie er sein Innerstes selbst umschreibt.
Recht:
In der Rechtsprechung vertrauen Elfen einzig und allein auf das éo,
ihr natürliches Rechtsempfinden. Sie kennen nur zwei Arten von Besitz. Die erste ist der
sehr intime Besitz, dazu kann aber nur die persönliche Waffe, das Instrument und der
eigene Name gezählt werden. Die zweite Art ist der praktische Besitz, wie Kleidung und
Jagdrevier. Dieser ist aber durchaus respektabel und wenn der Elf sieht, daß ihn ein
anderer nötiger braucht, wird er ihm etwas abgeben. Das mag für den Mittelreicher
befremdlich erscheinen, doch wie kann man das Leben im Wald auch mit dem in der Stadt
vergleichen?
Jagd und Nahrung:
Wenn Jagd auf Großwild gemacht wird, jagt die ganze Sippe gemeinsam. Es wird immer
versucht das Wild mit einem schmerzlosen Schuss zu töten. Nie wird auf schwangere oder
Jungtiere geschossen. Entkommt das Wild dem Jäger mehr als zweimal, so hat es seinen
Respekt verdient und darf entkommen.
Besonders bemerkenswert ist der Fischfang mit dem Bauschmantel des Elfen. Er legt den
Mantel in einen Teich, wartet einige Zeit um ihn dann gefüllt mit kleinen Fischen und
Kaulquappen aus dem Wasser zu heben. Die nahrhafte Suppe braucht nur noch
ausgelöffelt zu werden.
Neben den Früchten des Waldes und der Jagd kennen die Elfen kaum eine andere
Nahrungsbeschaffung. Auch Milch ist ihnen meist fremd, da sie Muttertiere, welche
Jungtiere aufziehen, nie töten würden und ein lebendiges Tier zu melken käme ihnen nie
in den Sinn.
Auch wenn die Waldelfen Kräuter in Hülle und Fülle besitzen, so sind ihnen Güter wie
Salz sehr kostbar und selten. Die alte weidener Sitte, einem Elfen der auf Besuch kommt,
Zucker und Salz zu überreichen, ist wohl darauf zurückzuführen.
Kleidung und Ausrüstung:
Die Kleidung der Waldelfen ist vornehmlich praktisch und besteht meist aus einem
wildledernen Jagdhemd, einem Lendentuch oder einer engen Hose, sowie den vielgerühmten
Elfenstiefeln, die, ohne festes Sohlenleder, perfektes Schleichen und Klettern
ermöglichen. Die ganze Kleidung ist in Art der Waldelfen reich mit Ornamenten und
Trophäen geschmückt. Bei festlichen Anlässen kommt ein besonderer Überwurf dazu. Eine
Rüstung lehnen Elfen grundsätzlich ab, sollte es aber zu schweren Kämpfen kommen, so
werden eigens für diese Rüstungen aus gehärtetem Leder oder lebendigem Holz
angefertigt, wieder kommt dabei die rätselhafte und eng mit dem Wald verwobene Magie zur
Anwendung.
Der Bogen ist beim Marsch nie bespannt und wird neben dem Köcher am Rücken verstaut.
Nichts darf sich beim Weg durch den Wald verheddern oder hängen bleiben. Auch hat ein
Waldelf fast immer einige Riemen und Tücher dabei, um Sachen zu reparieren oder Wunden zu
verbinden. Dazu kommt etwas Baumharz als Klebestoff und ein Schilfrohr im Köcher, das als
Schnorchel, Blasrohr oder zum Feuer-Anfachen verwendet wird. Der Wasserschlauch ist stets
mit einigen Rationen geminztem Wasser gefüllt.
Besondere Stellung nimmt der Bogen in der Ausrüstung des Elfen ein. Er
wird aus Horn gefertigt und schon beim Spannen sollte seine Güte am Klang der Sehne
erkennbar sein. Die Federn an den Pfeilen dienen auch als Unterscheidung dieser: Das
Schwarz-Weiß des Königsadlers steht für besonders scharfe Pfeile und das Braun der Eule
für die Pfeile zum lautlosen Töten. Da alle Elfen eine besondere, enge Beziehung zu
ihrem persönlichen Bogen haben, werden sie auch ganz wild, wenn jemand versucht, ihn
ihnen abzunehmen. Dies hat einige Stadtherren auch dazu bewogen, den Elfen das Tragen der
Bögen auch in der sonst waffenfreien Stadt zu erlauben.
Kaum etwas ist über die Instrumente der Elfen zu uns gedrungen, welche
sie iama nennen. Diese werden dem Elfen schon bei seiner Geburt
mit in die Wiege gelegt und mit seinem Instrument verbindet ihn ein scheinbar untrennbares
Band. Vielleicht kehrt die Flöte oder Laute auch gar zu ihrem Träger zurück, wenn sie
von ihm getrennt wurde?
Meisterin Sheddja von: Markus Penz Erschienen in Opus no. 20 am 31.5.1999.
Zwiesprache des Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar auf einer seiner Reisen
durch die aventurischen Lande
Ich weiß und Du weißt
es auch, es ist nicht das erste Mal, dass ich Dir schreibe. Im Grunde schreibe ich immer
an Dich und kann nur an Dich schreiben. Du hast es mich oft genug wissen lassen, es sei
ein Fehler, Dich nicht zu verinnerlichen, Dich selbständig zu lassen, mehr noch als ein
Fehler, ein Problem, welches ich noch immer nicht im Stande sei aufzulösen. Aber
besonders nach diesen Tagen muss ich Dir doch heftig widersprechen.Du weißt, ich bin
nicht eingekehrt in Keft, ich habe es gemieden, aus einem Bedürfnis nach Einsamkeit und
einem Unwillen gegenüber den Gesellen der Geselligkeit.
Was ich mir also wünschte waren ruhige Tage für mich, ganz leicht gesagt und auch
nett anzuhören, aus diesem Grund sagte ich mir dies auch andauernd vor und je länger ich
das tat umso mehr befiel mich eine gewisse Panik vor der Einsamkeit. Diese Panik trieb
mich hinaus in dunkle, verlassene Gässchen und einsame Schenken.
Ich konnte also weder mit der Geselligkeit noch mit der Einsamkeit meine Spielchen
treiben. Allein dieses Problem schwächte mich schon unheimlich und hinterließ in mir
eine diffuse, unbenennbare Unzufriedenheit. Zu dieser Grundstimmung gesellten sich dann
noch die alte, rostige Liebe mitsamt ihrer Verantwortung und in neuer Auflage das Problem
meiner Sinnhaftigkeit, das gar nicht meines ist, von dem ich aber trotzdem immer wieder
glaube, es auf mich nehmen zu müssen.
Kurz, ich war ausgeschöpft, leer, missbraucht, verzweifelt und ansonsten nicht
besonders wohl auf.
Das alles geschah nach den ersten zwei bis drei Tagen meiner Entscheidung, nach diesen
Tagen war ich so erschöpft, dass ich nur mehr in meinem Zelt lag und die Decke bestarrte,
was nebenbei eine harmlose Spinne, gegen die ich bereits seit geraumer Zeit zu Felde zog,
natürlich schamlos ausnützte, indem sie sich meiner Wasserpfeife bemächtigte.
Nun gegen Ende dieser Zeit also, in der mich
sogar eine Spinne bis aufs Blut zu erniedrigen verstand, geschah es, dass es Abend wurde
und da meine Zeltöffnung nach Djunubi deutete und meine Schlafstätte im Garbi
lag, hätte die Sonne mich eigentlich überhaupt nicht belästigen können. Durch eine
unglückliche Verkettung mir überwollender Umstände kam es natürlich doch zu dieser
Belästigung und zwar hatte ich das Zelt geöffnet, der Himmel hielt sich im Klaren und
die Sonne blendete mich auf der Schlafstatt liegend und das nahende Unheil bis dato
interessiert und angstvoll verfolgend sozusagen hinterrücks über die Spiegelung der
blankpolierten Wasserpfeife. Diese kurze aber intensive Blendung hatte zweierlei Folgen.
Ad primo einen vorübergehenden Verlust der Sehkraft und ad secundo einen Augenblick der
absoluten Verinnerlichung. In diesem Augenblick wurde ich mir selbst aus der Dunkelheit
des verlorengegangenen Augenlichts vorgeführt und ich hatte die, in so konzentrierter
Form nie dagewesene Möglichkeit, mich selbst zu betrachten und ich sah mich, und sah
etwas, das ich zwar kannte, aber ganz offensichtlich nicht von mir war. Es glich Dir wie
ein Ei dem anderen und doch warst es nicht Du. Bald darauf sahen wohl meine Augen wieder
das Äußere, aber ich glaube immer noch geblendet zu sein und bin es wohl auch, denn
diese Erfahrung brannte sich in meine Augen ebenso ein wie in meine Seele.
Und deshalb bin ich mir also ganz sicher, dass Du sehr wohl ein Teil von mir bist,
vielmehr ich jedoch nur ein kleines Teil von Dir.
Meister Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar von: Clemens Schumacher Erschienen in Opus no. 20 am 31.5.1999.
Gedanken zum Gleichgewicht
Teil 2: Welche Auswirkungen hat das natürliche Gleichgewicht?
In Teil 1 habe ich versucht darzulegen, dass
es ein natürliches Gleichgewicht gibt. Nun stellt sich die Frage nach den Auswirkungen
auf Mensch, Elf, Zwerg, die anderen Bewohner der Dritten Sphäre, auf die Bewohner der
anderen Sphären.
"Das direkte Eingreifen eines Gottes in der Dritten Sphäre ist
stets einem Tippen an den Waagschalen gleich, doch dieses Tippen an den Waagschalen, eine
kleine Geste der Gottheit, bedeutet für die Dritte Sphäre Katalysmen: Heerscharen,
Städte, ganze Reiche können untergehen, ja selbst der Lauf von Los, Sumu oder Satinav
mag sich ändern. Das Los einzelner Menschen zählt wenig. Nur Helden und Herrscher, die
das Karma begleitet, können die Dritte Sphäre nachhaltig beeinflussen. Kurz: Es mag
gewaltige Veränderungen geben. Doch letztlich kippt die Waagschale zurück, und das
Gleichgewicht der Sphären ist wieder hergestellt." Ein weiteres Zitat aus
der Offenbarung des Nayrakis. Etwas weniger bekannt.
Was aber bedeutet diese Stelle? Soll das etwa heißen, dass das Eingreifen
eines Gottes keinen Sinn hätte? Dass alles, was wir tun, nur eitel ist? Nichts bewirkt?
Vergebens all unser Streben und Mühen? Nein! Denkt zurück an die Mechanik. Was passiert,
wenn eine Kraft auf einer Seite die Waage herunterdrückt? Nun, die Waage neigt sich - es
sei denn, dass genau im gleichem Moment auf der anderen Seite ebenfalls eine Kraft
ansetzte. Aber Kraft bewegt ja nicht nur Waagen - Kraft zerstört auch. Die
"Waagschalen", die zu stark gedrückt werden, vergehen. Sie wurden dem
Gleichgewicht geopfert. Die Weltordnung hat es verlangt. Ein Beispiel? Nun, nehmt einen
beliebigen bekannten Helden - Raidri Conchobair beispielsweise. Wie viele Kämpfe hat er
überlebt? Wie viele Schlachten hat er geschlagen? Alle hat er überlebt - bis auf seine
letzte gegen den Dämonenmeister. Doch wie viele starben an seiner Seite? Treue Gefährten
ohne die ihm der Sieg oftmals nicht möglich gewesen wäre. Er hat nicht nur seine Gegner
überlebt, sondern auch seine Gefährten. Allein gegen den Dämonenmeister musste auch er
sein Leben geben - mit vielen anderen. Wenn das eine Gewicht herausgenommen werden soll,
muss auch auf der anderen Seite ein gleich großes entnommen werden. Aber nicht nur die
"großen Gewichte" sind nötig - nein, auch die unzähligen "kleinen"
wirken stabilisierend. Vielleicht wirken viele "kleine" sogar stabilisierender
als wenige "große"?! Die Beeinflussung eines kleinen Gewichtes verursacht kein
heftiges Schwanken - die eines Großen dagegen sehr wohl. Ein Gedankenexperiment: Wenn wir
uns nun vorstellen, dass es nur drei große Gewichte gäbe, und ansonsten nichts. Was
wäre, wenn eines entfernt würde? Der Zusammenbruch der bisherigen Ordnung. Und so die
verbleibenden Gewichte nicht umverteilt werden, wäre es auch der endgültige
Zusammenbruch.
Können und sollen wir daraus Regeln für
unser Verhalten ableiten? Wir können daraus keine unser zukünftiges Handeln bestimmenden
allgemein gültigen Regeln ableiten. Jeder Mensch - ob reich, arm, magiekundig, mächtig,
ohnmächtig, Bauer oder Adliger - muss sich für sich selbst überlegen, in welche
Richtung er sein "Gewicht" zu welchem Zeitpunkt werfen will. Allein: Es wird
immer Auswirkungen auf die Gegenseite haben. Wir sollen daraus auch keine Regeln ableiten
- auch dies beeinflusst das Gleichgewicht, und ob positiv oder negativ ist schwer zu sagen
- wahrscheinlich aber beides.
Können wir das Schlechte und das Gute dann überhaupt unterscheiden?
(Anmerkung: Der Autor geht hier von einem absolutem Gut bzw. Böse aus) Was ist das Gute?
Ist das Gute per se - im Sinne des Gleichgewichtes - nicht das, was dieses Gleichgewicht
aufrecht erhält? Kann dann nicht - rein hypothetisch - auch das vermeintlich abgrundtief
böse in just diesem Augenblick das wahre Gute sein? Kann der Handelnde dies in diesem
Augenblicke erkennen? Nein! Erst im Nachhinein ist eine endgültige Bewertung als Gut
möglich, da das Gleichgewicht bestehen blieb. Das endgültig Böse dagegen kann man
niemals erkennen - wer sollte das nach dem Ende der Schöpfung auch noch beurteilen? Das
bedeutet nun keineswegs, dass es egal ist, was man tut! Nein, es ist wichtig weiter das zu
tun, was man für das Richtige hält, denn auch Stillstand würde das Gleichgewicht
zerstören. Außerdem zeigt die Weltordnung, wie oben ausgeführt, die Tendenz sich selbst
zu stabilisieren - oft auf Kosten des nachhaltigen Störfaktors.
Wer aber wären die Gewinner eines zerstörten Gleichgewichtes? Nun es
gibt keine Gewinner - wenn die Ordnung zerfallen ist, kann auch das Chaos nicht mehr
existieren und vice versa. Deshalb kann selbst das Chaos eigentlich nur eine andere
Ordnung wollen, ansonsten würde es sich selbst vernichten.
Thundar Hurlemanoff
Absolvent der Academia Arcomagica
Scholaque Arcania Puniensis
- zur Zeit auf Reisen -
Post bitte an: elementarist@geocities.comvon: Florian Kreuzinger Erschienen in Opus no. 20 am 31.5.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Gedanken zum Gleichgewicht - Teil 1. |