Magische
Harmonien
Gelobt sei der Eine, der mich immer wieder zu stärken und
überraschen weiß mit neuen Erkenntnissen seiner Macht. So will ich nun berichten von
einem unvergessene Ereignis, dessen Zeuge ich auf einer meiner vielen Reisen in den Norden
werden durfte, genauer im Seminar der Elfischen Verständigung. Was in unserer Gildenmagie
als UNITATIO bekannt und beinahe schon als simpler Vertreter der Magica
Communicatia angesehen wird, praktizierte an dieser Schule der hohe Lehrmeister mit
seinen Schülern auf solch unvergessen harmonische Art und Weise, dass ich mich fragte,
wie wir Menschen nur jemals so vermessen sein konnten, zu glauben, wir könnten elfische
Magie in Zaubersprüche, in Gesten und Formeln fassen.
Der alte, nein besser weise Elf, dessen Namen ich mich aus irgendeinem Grund nicht mehr
entsinnen kann, der, trotz seines besonderen Umgangs mit Menschen für jeden anderen Elfen
sicher schon badoc gewesen wäre, er strahlte immer noch soviel
Unergründlichkeit aus, wie es nur einem Elfen eigen ist. Er zog sich mit fünf Schülern
zu einer kleinen Lichtung zurück und bedeutet ihnen, sich zu setzen. Auch ich setzte mich
in einiger Entfernung auf einen Stein, der, wie alles hier, von Unnahbarkeit nur so zu
strotzen schien. Und der Elf sprach zu ihnen, sie Melodien lehrend, er sprach zu mir und
wir alle wurden Sprößlinge seiner Gedanken, die nun auch unsere waren. Und sie sangen
vor ihm und er war froh. Lange aber sangen sie nur jeder für sich allein oder zu wenigen,
während die anderen lauschten, denn ein jeder verstand von all den Gedanken nur jenen,
aus dem er selber stammte, aber langsam lernten sie auch die anderen zu verstehen.
Und indem sie hörten, verstanden sie besser, und es wuchsen
Einklang und Harmonie. Noch nie kam ich mir so verlassen, so fehl am Platze vor, wie in
jenem Augenblick. Aber dennoch erlaubten sie mir den Einblick in ihre Harmonie, und wenn
es wohl auch nur ein kleiner Teil des ganzen Geheimnisses gewesen war, so war es doch für
meinen Geist gerade soviel, dass er es faßte. Und so sprach der Elf irgendwann zu
ihnen: "Aus dem Thema, das ich euch gewiesen, machet nun in Harmonie gemeinsam
eine Große Musik. Und weil ich euch mit diesem Thema angefacht habe, so zeiget eure
Kräfte und führet mir dies Thema aus, ein jeder nach seiner Art und Kunst, wie es ihm
beliebt. Ich aber will sitzen und lauschen und froh sein, dass durch euch solche
Schönheit zum Liede erwacht."
Da begannen die Stimmen der Schüler zu erschallen, wie Harfen und Lauten, Flöten und
Posaunen und sie machten aus seinem Thema eine große Musik; und ein Klang stieg auf von
endlos ineinander spielenden Melodien, harmonisch verwoben, und verlor sich in den Höhen
und Tiefen jenseits allen Gehörs, und die Räume und der Wald quollen über, und die
Musik und ihr Echo hallten hinaus und kehrten wieder als Große Musik zu ihrem
Lehrmeister. Diese Große Musik war durchsetzt von einer solch großen Anzahl in
Impressionen, dass mein Geist zu schwach war, sie im Ganzen zu fassen und so umkam mich
der Schleier des Dunkeln und als ich wieder erwachte, war nichts als Stille, leere Stille.
Achmed ibn Mhukkadin al Ghunar von: Clemens Schumacher Erschienen in Opus no. 22 am 13.6.1999. |