ACADEMIA LIMBOLOGICA publicat
Opus veritatis scientiæque
seit Praios 29 Hal


Der Weg des Blutes
Eine Abhandlung über die Verbindung von Leben und Geist

von
Meister Barius von Charypso, Magister der Academia Limbologica

Balsam Salabunde, die gesamte Magica Curativa, eine Kunst, verbreitet und geachtet im gesamten Weltenrund, die Macht eines jeden Magus, die verbotenen Pforten des Lebens zu öffnen, aber auch die wohl schwärzeste Spielart der geistigen Künste, die Magie des Blutes - all diese Wege der Magie haben eines gemeinsam: Sie vereinigen die Macht des Geistes mit der Kraft des Lebens bzw. überwinden deren unüberwindbare Grenzen.
Die eine Form der Magie wird nun schon solange praktiziert, wie die andere gefürchtet ist, und doch konnte mir bis heute noch niemand erklären, und ich habe viele Diskurse geführt - mit vielen - wie es möglich ist, diese Schranken zu öffnen, worin diese Schranken bestehen, ja was „astrale Energie“ und „Kraft des Lebens“ überhaupt sind. Daher habe ich mich selbst aufgemacht dies zu ergründen, auch wenn ich fürchte, dass für einen Sterblichen dies gar nicht zu ergründen ist.

Das erste Kapitel erschien in Opus no. 15.

Ad Secundum - 2. Kapitel
Blut ist Leben - Der Vampir

Nachdem nun im ersten Kapitel die Erschaffung des Lebens und die Verbindung der genannten drei göttlichen Gaben, Körper - Leben - Geist, geklärt wurden, bleibt dennoch eine sehr wichtige Frage zu klären: Wo im Menschen ist nun, rein anatomisch, die Lebensenergie zu finden?
Mit dieser Frage nun beschäftige ich mich schon seit meiner Studienzeit an der Anatomischen Fakultät zu Havena. Dort schon ist mir aufgefallen, dass Menschen, die schweren Verletzungen erlegen waren, meist starben, nachdem, oder besser weil sie sehr viel Blut verloren hatten. Durch diese Erkenntnisse kam ich das erste Mal vor vielen Jahren zu einem Schluss, der mir noch oft zum Verhängnis werden sollte: Das Blut ist das Medium, in dem die Lebensenergie durch den menschlichen Körper strömt. Von dieser Theorie wurde nun mein gesamtes restliches Leben geprägt. Ob ihr wurde ich über alle Maßen gelobt, verspottet, gehasst, der Hexerei bezichtigt, zum Tode verurteilt, beinahe hingerichtet und schlussendlich kam ich wegen ihr nach Charypso - als Gefangener. Diese gesamte Geschichte wird bald ebenfalls mit allen Einzelheiten im Opus zu lesen sein.

Dort nun, in Charypso, konnte ich diese Theorie endgültig festigen: Als Medicus im Feldlazarett während eines Sklavenaufstandes konnte ich viele Leben retten, da ich begann das Blut derer, die unheilbar verletzt waren und sowieso bald gestorben wären, auf andere zu transfundieren, die nur an einem schweren Blutverlust litten. Binnen kürzester Zeit schon begannen sich diese zu erholen und konnten trotz ihrer schweren Verletzungen zu 90 Prozent wieder in den Kampf geschickt werden. Das Rohr, das ich für die Transfusion benutzte, musste ich an beiden Enden zur Einführung in die Arme der Verletzten zuspitzen und mit einer aus einer Pflanze extrahierten Flüssigkeit, dem - wie ich es nenne - Heparin, bestreichen, um das transfundierte Blut vor der Gerinnung zu bewahren.
Der unwissende Medicus hüte sich jedoch dies mir nachzumachen! Denn viel komplizierter ist dieser Vorgang, als er scheint zu sein! Denn bewahrheitet hat sich, was schon lange gelehrt und doch sehr umstritten ist: Nicht alle Menschen haben das selbe Blut! Wage es nie das Blut eines Sklaven, eines niederen Bürgers oder gar eines Mohas mit dem eines weißen Adeligen zu vermischen. Das Blut agglutiert stante pede im Körper des Empfängers! Nur Menschen gleichen Standes und Volkes dürfen ihr Blut vermischen.
Dies jedoch war nicht die einzige Erkenntnis, die meine Theorie der Bedeutung des Blutes bestärkte. In Charypso habe ich mich ausführlich mit den Vampiren beschäftigt. Sie scheinen Geschöpfe zu sein, die zwar die Gabe des Verstandes nicht aber TSA’s Gabe des Lebens erhalten haben. Sie müssen ebenfalls das Blut der Menschen in sich aufnehmen, um so die Gabe des Lebens zu ersetzen. Das Leben muss also im Blut zu finden sein.
Eine andere Frage ist jedoch: Warum gibt ihnen HESinde ihre Gabe, wo sie weiss, dass TSA die ihre schon verweigert hat? Dies bringt mich zum Schluss, dass selbst solch verfluchte Geschöpfe im Gleichgewicht der Welt nötig und gewollt sind.
Umzubringen ist der Vampir nun natürlich nur, wenn man das zerstört, das er zur Extraktion des Lebens aus dem Blut nötig hat: Das Herz.

Meister Barius

von: Daniel Junker
Erschienen in Opus no. 27 am 25.7.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Der Weg des Blutes.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Der Weg des Blutes - Teil III.



Welches sind die Zwölf?
Commentariolus des Autors

Stellvertretend für alle, denen es die Mühe wert war eine Reaktion auf meinen Artikel „Welches sind die Zwölf“ zu schreiben, möchte ich nun dem Autor des jüngsten Artikels, Nostromo Sinescrupolos, Adeptus der Dunklen Halle der Geister zu Brabak, antworten. Leider war es mir nicht möglich angemessen auf alle Texte zu antworten.

Er neigt zu der Betrachtung, daß Satinav und Satuaria, wiewohl manches Mal als Geschwister bezeichnet, doch keineswegs beide der SUMU entstammen. Vielmehr stellt er die These auf, Satuaria sei eine Verkörperung des Sikaryan, also der Lebenskraft SUMUs, während Satinav das Nayrakis, den LOSschen Weltgeist also, verkörpert. Denkbar wäre nach ihm dann auch Satinav als einen der Blutstropfen zu zählen, als jenen nämlich, der die von LOS der ganzen übrigen Schöpfung vorangestellte Schöpfung der Zeit symbolisiert. 

Ich dagegen sage, daß es sich hierbei nicht um eine magische Disputatio über einen neuen Zauber handelt. Es geht hier vielmehr um das Verstehen der Schriften über die Götter, die sich unter anderem durch diese offenbarten. Eigene Thesen, wie die obige, möchte ich deshalb nicht aufstellen oder akzeptieren und ich rate auch niemandem dazu selbst welche aufzustellen. Das steht uns nicht zu. Wohl aber können wir versuchen zu verstehen, was die Schriften uns zu lehren versuchen. Ein eklatanter Widerspruch muß uns stutzig machen. Ich bleibe deshalb bei meiner Version, da ich sie durch Studium der Texte belegen kann. Täte ich das nicht wäre ich ein Lästerer. Ich möchte aber dem fleißigen Magus danken für seine These; er hat sich kluge Gedanken gemacht und mir Gelegenheit gegeben einen eigenen Kommentar zu meinem Text zu geben.

Weiterhin stellte er noch folgende Frage:
Gesetzt dem Falle, man würde Kamaluq oder Rastullah als wirkliche Erstgeborene des LOS, also praktisch seinen Kindern unter den Zwölfen gleichgestellt, betrachten. Wie fügen sie sich dann in das Mysterium von Kha, in dem ja gemäß der Überlieferung die überlebenden Götter und Giganten nach ihrem Krieg gegeneinander sich selbst ein Gesetz gegeben haben. Könnte man vermuten, das Gesetz umfasse mehr als 12 Götter? Oder hieße das, nicht alle Götter wären in diesem Gesetz berücksichtigt?

Sehr gute Frage! Ich will nun so argumentieren:
Primo: Das Mysterium von Kha legt alle Ordnung in der Schöpfung fest.
Secundo: Kennen wir denn das Mysterium in seiner Gesamtheit? Oder ist es nicht so, daß uns vom Mysterium nur gewisse Auswirkungen bekannt sind?! Wir kennen eigentlich sogar nur ein Fragment des zwölfgöttlichen Parts der Auswirkungen. Na gut, es heißt in den Schriften es sei in der Ersten Sphäre in Diamant verankert, als Gegenpol zum LOSstern, aber das gesamte Ausmaß und alle Bedeutung sind uns verschlossen. Wie auch, es existieren keine bekannten Schriften oder Ähnliches und in die erste Sphäre zu reisen ist unmöglich.
Tertio: Warum nicht...?! Ist es nicht so, daß auch in der Dritten Sphäre wenige für viele Gesetze erlassen? Und spiegelt die Dritte Sphäre nicht vieles wider, was die Götter erfanden?
Quarto: ...wurde das Mysterium auch dem Namenlosen auferlegt, der sich später dagegen widersetzte?
Quinto: Haben nicht auch wir uns an das göttliche Gesetz zu halten?

Ergo darf angenommen werden, daß das Mysterium von Kha für alle Existenzen zwischen der Ersten und der Sechsten Sphäre gilt, auch für andere Götter, so es sie gibt.

Ein anderer Gelehrter warf wohl ein, Raschtul und Rastullah seien Erscheinungsformen derselben Entität. Ich gestehe, daß es Glaubensrichtungen gibt, die dies verkünden. Jedoch stellt sich mir die folgende Frage:
Es heißt in den Annalen des Götteralters - ich zitiere frei - „...wo die Giganten fielen da entstanden die großen Gebirge....“. Was geschieht ergo nun mit einem Gebirge, wenn der Gigant sich wieder erhebt? Ich will das nicht beantwortet haben oder beantworten müssen.

Ad finem danke ich für Lob und Tadel. Ich las beides mit großem Interesse.

Anonymus

von: Daniel Junker
Erschienen in Opus no. 27 am 25.7.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Welches sind die Zwölf?.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Leserbrief zum Thema: Welches sind die Zwölf?.



ACADEMIA LIMBOLOGICA
Die Pforte

Beilage zu Opus no. 27, der 26. Firun 29 Hal.

Wer sich fragt, was rund um die Pforte unter der Bibliothek geschieht und warum der Prozess der zwei Magi Rukus Ambrosius und Thundar Hurlemanoff noch nicht begonnen wurde, der wird wohl Einsicht erlangen, wenn er hört, was in der Akademie geschehen ist... 

Die Sonne steht hoch über den Goldfelsen, spiegelt sich in den metallbeschlagenen Türmen der prächtigen, in tulamidischem Stil erbauten Akademie. Geschützt vor den kühlen Firunwinden wandert der Großmeister der Akademie durch den Säulengang.
"Ah, Meister Erilarion, gut das ich euch treffe!" Magister Thundar Hurlemanoff war eben dabei die Akademie nach einem gehaltenen Vortrag auf eigene Faust zu erkunden. "Ich hoffe ihr habt Gefallen an meiner Vorlesung gefunden? Ich habe mit Absicht dieses Thema, das mir sehr am Herzen liegt, gewählt. Man kann gar nicht zu gut vorbereitet sein, wenn es um die Bannung dämonischer Entitäten geht. Aber das war es nicht, worüber ich mich eigentlich mit euch unterhalten wollte. Ich wollte euch fragen, ob es vielleicht möglich wäre die ominöse Pforte, die sich in den Gewölben unter der Bibliothek befindet, in Augenschein zu nehmen. Ihr müßt meine Neugier entschuldigen, doch es wäre einfach unvorstellbar eure Akademie besucht zu haben, ohne das große Mysterium innerhalb der Mauern studiert zu haben; und vielleicht vermag ich es ja, euch bei der Auflösung des Mysteriums behilflich zu sein."
"Nun, in den Keller zieht es euch also..." Großmeister Erilarion Androstaal streicht sich nachdenklich über seinen Bart. "Tja, was soll ich sagen? Ihr seid weit herumgekommen und habt gewiss schon viel erlebt, doch seid gewarnt: Bevor sich Meister Barius nicht zu dem Ganzen geäußert hat, würde ich mich an eurer Stelle nicht noch einmal in diese finsteren und stillen Gewölbe wagen... Aber ich sehe schon, ihr habt eure Entscheidung wohl längst getroffen und habt gewisslich auch all die Risiken abgewogen - ich kann euch nur raten, zuvor noch einmal den Hesindeschrein aufzusuchen."
Etwas besorgt aber schließlich doch mit einem Lächeln sieht Großmeister Erilarion den Magus an.
"Aber natürlich, verehrter Erilarion, werde ich zuvor im Hesindetempel die Hilfe der Göttin erflehen - wie stets vor meinen Questen. Denn Ohne I
HRE Hilfe stünde ich heute nicht hier.
Doch um eines möchte ich Euch noch bitten: gebt mir einen Führer an die Seite, der mir den Weg zeigt - es scheint ja immer noch nicht ganz einfach zu sein, bis zur fraglichen Pforte zu gelangen. Ja, und noch etwas: Wenn es mir möglich erscheint die Pforte zu öffnen - ist mir der Versuch gestattet? Natürlich werde ich anschließend einen getreulichen Bericht ablegen - was auch immer geschieht."
"Ich werde das noch überdenken", antwortet der Großmeister.
Nach dem Gespräch mit Erilarion begibt sich Thundar stante pede zum Schrein der Göttin um sie um I
HREN Schutz, IHREN Beistand und die nötige Weisheit bei seinem Vorhaben zu bitten. Als Opfer verspricht er ein Buch über seine Erlebnisse anzufertigen und legt noch das Säckchen von Erilarion, die ihm erteile Kostenvergütung für die beschwerliche Reise, in die Opferschale. Anschließend meditiert er noch für knappe zwei Stunden.
Der Großmeister berät sich inzwischen kurz mit Sheddja, worauf diese Magus Thundar im Hesindeschrein aufsucht.
"Man bat mich, euch in die Bibliothek zu begleiten" sagt sie, als Thundar mit seinen Gebeten geendet hat. "Mittels eines O
CULUS kann man schwache Linien der Kraft in der Bibliothek erkennen und sich an ihnen orientieren. Auch ist die blaue Flamme eines FLIM FLAM als solche zu erkennen, wenn sie auch nichts zu beleuchten vermag. Die Pforte zu öffnen dürfte nicht nur ein schwieriges, sondern auch ein gefährliches Unterfangen sein. Wir bitten, die Pforte erst einer genauen Untersuchung zu unterziehen und dann alle weiteren Pläne dem Rat der Akademie zu erläutern, bevor sie umgesetzt werden. Wann wollt ihr euch in die Bibliothek begeben?"
Thundar sucht kurze Zeit nach den passenden Worten. "Welch Freude und welch Ehre: Das hübscheste Mitglied der Akademie will mich begleiten und führen! Ich danke euch vielmals." Sheddja ist zuerst erstaunt über dieses unerwartet geäußerte Kompliment, dann schleicht sich leichte Röte in ihre Züge. "Ich hatte es mir fast gedacht, dass ein sofortiger Öffnungsversuch nicht erwünscht ist, aber ich wollte die Frage nicht ungestellt lassen", fährt Thundar fort. "Nun, wenn ihr nichts dagegen habt, so würde ich gerne heute noch aufbrechen - wenn eure Pflichten es zulassen auch gerne gleich jetzt. Mehr als den Beistand der Göttin zu erflehen und meinen Rucksack mitzunehmen gedachte ich nicht an Vorbereitungen zu treffen, da ich ja ausgeruht bin. Also, lasst uns zur Tat schreiten!"
Thundar bietet Sheddja sodann seinen Arm an und verläßt den Hesindeschrein. Schon nach wenigen Herzschlägen hat er alles beisammen und Sheddja führt ihn zum Portal der Bibliothek... Sie spricht magische Worte und öffnet es, denn seit einem Vorfall mit zwei Studiosi ist die Bibliothek magisch versiegelt. Trotz strahlendem Sonnenschein herrscht darin nichts als Schwärze. Nach wenigen Augenblicken tritt Sheddja hinein, zuvor lächelt sie Thundar aber noch einmal zu und sagt: "Folgt einfach dem Licht und achtet auf euren Tritt" dann schreitet sie hinein... vor Thundar erhebt sich nun eine schwarze Wand, kein Laut dringt daraus hervor und nichts deutet darauf hin, dass dahinter nicht ein Abgrund, ein Dämonenpfuhl oder vielleicht Borons Hallen warten...
Gespannt lauschte Thundar eben noch Sheddjas Worten beim Öffnen des Portals und prägte sie sich ein. Als sie sich umdrehte und ihn anlächelte, wollte er noch erwidern: Ich werde mich einfach,... doch da war Sheddja schon in die Bibliothek getreten und Thundar beeilt sich hinterherzukommen. Die ersten paar Schritte in die Finsternis macht er möglichst schnell um Sheddja bald einzuholen. Es kostet ihn zwar einiges an Überwindung, doch Thundar verkneift sich den O
CULUS und konzentriert sich nur auf das fahle Flackern des Flim Flam vor ihm. Wenn etwas sein sollte wird er es so wohl rechtzeitig bemerken, denkt er sich. Schon oft hat er unter der Wirkung eines SILENTIUM gekämpft und gezaubert, aber in Kombination mit einer Dunkelheit...
Sobald er nahe genug heran ist, streckt er seinen Arm in Richtung des Lichts aus, tastet bis er Sheddjas Schulter gefunden hat und legt seine Hand locker darauf, was Sheddja unwillkürlich zusammenzucken lässt, schon setzt sie ihren Weg zwischen Regalen, die man sich nur in den Gedanken ausmalen kann, fort. Es geht zuerst entlang der rechten Wand, dann wird nach links abgebogen. Plötzlich stoßen Thundars langsam tastende Füße gegen einen Widerstand, vielleicht Holz... Sheddja aber setzt ihren Weg fort, so hebt auch Thundar sein Bein und schreitet über das doch recht niedrige Hindernis hinweg. Sheddjas Schulter senkt sich nun ruckartig immer weiter ab und Thundar stolperte fast über eine kleine Schwelle - der Beginn einer Treppe? Das muss der Weg zur Pforte sein! Steinerne und rutschige Treppen hinab tastet er seinen Weg hinter Sheddja her - als mit einem Aufblitzen alles Licht ist! Gleißendes blaues Leuchten erfüllte zuerst alles... Gänzlich ungewohnt ist nun das eigene Atmen, das Scharren der Schuhe und das gelegentliche Tropfen von den feuchten Wänden.

"ER HAT WAS?" hört man eine aufgeregte Stimme ausgehend vom Arbeitszimmer des Großmeisters quer durch die Gänge der Akademie hallen. Könnte man einen Blick in diesen Raum hinein werfen, so würde man einen greisen, weißbärtigen Magus in einer braunen, schlichten Robe und mit einem einfachen, schmucklosen Magierstab in der Hand wild gestikulierend vor dem an seinem wertvoll gearbeiteten Schreibpult sitzenden Großmeister auf und ab schreiten sehen. Der sicherlich annähernd 70 Götterläufe zählende Mann scheint vollkommen außer sich zu sein und ereifert sich offensichtlich mit hochtrabenden Worten und lauter, erregter Stimme über die gedankenlose Unverfrorenheit eines ihm allem Anschein nach wenig sympathischen Kollegen: "Diese pseudo-omnipotenten puniner Mäusebeschwörer haben wohl gar keinen letzten Rest an Ehrfurcht vor den Rätseln der Jahrhunderte mehr im Leibe! Was glaubt er denn, warum dieses Portal so sorgsam verschlossen wurde? Und jetzt will er es öffnen? Er allein? Ohne die geringsten Formen der antidämonologischen Absicherung? Er wird uns alle auf direktem Wege in die Niederhöllen befördern! Ich flehe euch an: Wir müssen zu ihnen! Diesem Wahnsinn muss einfach Einhalt geboten werden! Meisterin Sheddja ist in großer Gefahr! Und nicht nur sie! Dieser heißblütige junge Spund hat doch offensichtlich Flöhe unter der Robe! Am Anfang stehen für ihn weder Wort, noch Idee, noch gründliche Forschung, sondern allein die Tat! Damit wird er uns alle ins Unglück stürzen! Ich beschwöre euch im Namen der Zwölfe: Lasst uns ihn aufhalten, bevor es zu spät ist!"
Nach kurzer Unterredung, die jedoch dieses Mal ohne eingehendere Warnung vor den möglichen Gefahren verläuft, die mit der Pforte verbunden sind, begeben sich auch Rukus und Erilarion zum Eingangsportal der Bibliothek. Der Großmeister stimmt noch ein kurzes hesindegefälliges Loblied an. Als er dann die große Halle der Bibliothek betreten will, hört man eine laute, eindringliche Stimme durch den Arkadenhof klingen: "Tut es nicht! Ihr rennt in euer und unser aller Verderben!" Großmeister Erilarion scheint sich bereits auf den F
LIM FLAM zu konzentrieren, doch Rukus dreht sich nach dem hageren, großgewachsenen Mann um, der am anderen Ende des Flurs steht. Das schwarze, glatte Haar ist zerzaust, sein Spitzbart von grauen Strähnen durchzogen, seine ebenfalls schwarze und zerknitterte Robe ziert ein aufgesticktes Pentagramm. Aus unstet flackernden Augen sieht er zu den beiden Magiern herüber, das Gesicht ist blass - fast schon weiß. Für einen kurzen Augenblick treffen sich die seine und Rukus Blicke und des Fremden Augen funkeln voll Zorn. Großmeister Erilarion hat seinen Zauber beendet und bittet Rukus ohne weiteren Kommentar ihm zu folgen - er selbst verschwindet keinen Herzschlag später in der Dunkelheit. Während er das Eingangsportal zur Bibliothek durchschreitet kann er noch einmal die dröhnende Stimme hinter sich vernehmen, die ihn warnen will: "Ihr Narren, ihr wollt doch nicht etwa das Portal zu den Niederhöllen selbst..."

von: Daniel Junker
Erschienen in Opus no. 27 am 25.7.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Dunkle Pforte.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte II.


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