ACADEMIA
LIMBOLOGICA
Die Pforte III
Beilage zu
Opus no. 29, der 17. Tsa 29 Hal.
Wer sich fragt, was rund um die Pforte unter der Bibliothek geschieht und warum der Prozess
der zwei Magi Rukus Ambrosius und Thundar Hurlemanoff noch
nicht begonnen wurde, der wird wohl Einsicht erlangen, wenn er hört, was in der
Akademie geschehen ist...
Der Schutzkreis und das Pentagramm sind endlich fertig. Thundar setzt sich dem Portal zugewandt in den Schutzkreis und bittet Sheddja sich ebenfalls in den Kreis zu begeben. Er schlägt die Beine übereinander, lockert sein Schwert in der Scheide, legt den Stab quer über seine Oberschenkel und beginnt zu rezitieren: "ANALUES ARCANSTRUC..."
Plötzlich stößt Sheddja nur für Thundar hörbar einen schrillen Schrei aus, dreht sich ruckartig um und blickt gerade dem Großmeister entgegen, der mit
geschlossenen Augen auf der untersten Stufe verharrt. Sheddja weicht etwas zurück, um den beiden Neuankömmlingen
Platz zu machen und kann sich ein Lächeln beim Anblick der beiden Magier, die ihre Augen krampfhaft zusammenkneifen und nur langsam wieder ihre Umgebung wahrnehmen, nicht verhalten. Thundar ist
ebenfalls erschrocken herumgefahren, hält seinen Stab zum Schlag erhoben und senkt ihn nur langsam wieder.
"Was verschafft uns die Ehre eures Besuches?" fragt Thundar grinsend, als Erilarion und Rukus wieder orientierter wirken.
"Bei Rasthullahs Daunenfedern! Daran könnte man sich ja direkt gewöhnen!" Achmed lehnt sich noch ein Stück weiter in den weichen Ledersessel zurück und legt seine Füße auf den Tisch vor ihm. Er
lässt seinen Blick durch den Raum schweifen: "Jaja, unser Großmeister hat es sich hier schon recht nett eingerichtet. Nur ein bisschen kühl ist es. Hier ein paar Palmensträucher und da vielleicht eine Sitzecke mit echten Bobra´schen
Polstern, dann könnte man hier schon leben. Überhaupt würde der ganzen Akademie ein wenig frischer tulamidischer Wind ganz gut tun."
Achmed erhebt sich langsam, wobei er, von ihm unbemerkt, ein paar Schriftrollen vom Schreibtisch des Großmeisters herunterwirft. Daraufhin macht er sich daran, den Bücherschrank einmal etwas genauer in Augenschein zu nehmen: "Bei Rastullahs
Neun Frauen! Die Sphairologia und noch dazu eine
Originalabschrift aus dem Tulamidya. Dieses Buch wird in unserer Bibliothek gar nicht aufgelistet!" Kurz wandert Achmeds rechte Hand zum Bücherkasten, hält dann aber inne und verschwindet wieder unter der weiten, mit tulamidischen Mustern bestickten Magierrobe.
Achmed seufzt kurz auf, lässt sich dann wieder auf dem kostbaren Ledersessel des Großmeisters nieder und streckt seine Füße auf dem für einen Magier recht penibel aufgeräumten Schreibtisch aus.
"Dieser verdammte Ketzer! Genauso wenig Ahnung hat er wie all die anderen Stupidi in ihrem Wetteifer um das verfluchte Wissen der Verdammten. Muss sich der Mensch denn immer wieder in grenzenlose Gefahr begeben, nur um seinen unstillbaren Wissensdurst zu
befriedigen? Ich habe gelernt! Warum ist es den anderen unmöglich, dies zu tun? Das Tor darf nicht geöffnet werden. Nicht jetzt. Und nicht so! Alles könnte sich dahinter verbergen! Auch ER! Vater, oder wie du dich nennen magst. Verdammtes Wesen! Dämon der Niederhöllen! Niemals wirst
du dich meiner bemächtigen! Einmal habe ich dir entsagt. Dir und meinem verdammten Durst nach Wissen und Macht. Wieder werde ich es tun! Warte nur hinter diesem Tor auf mich. Ich werde zu verhindern wissen, dass du es durchschreitest! - Aber was, wenn nicht. Was, wenn mir die Göttin dieses Mal nicht in selber Weise beisteht? Was, wenn ich mich nicht beherrschen kann? Was, wenn sich SEIN Streben auf diese Welt zu kommen durch mich, durch meinen Körper, SEINEN Sohn, erfüllt? Warum hat ER SEINE ewige Suche nach mir noch immer nicht beendet? NEIN! Und diese Narren werde ich von ihrem Tun abhalten. Das schwöre ich bei meiner Mutter!"
Der alte Mann in seiner braunen, unscheinbaren Robe wirkt ausgesprochen wenig amüsiert über die sich ihm darbietende Situation. Der belustigte Gesichtsausdruck von Meisterin Sheddja scheint ihm recht unangenehm zu sein. Als er den prüfenden Blick seines jungen Collegus bemerkt,
lässt er eilig den Saum der Robe des Großmeisters aus seinen Händen gleiten. Offensichtlich etwas zu spät, wie er aus dem Grinsen des Magiers herauszulesen meint. Verärgert und mit einem Anflug von Schamesröte im Gesicht schreitet er ächzenden Schrittes und schwer auf seinen Stab gestützt an dem
Großmeister vorbei und baut sich zwischen dem Fremden und dem Portal auf. Missmutig
funkelt er seinen puniner Collegus an. Auf die allem Anschein nach ironische Anrede antwortet er
kauzig: "Ehre...?! Das hättet ihr wohl gern! Wisst ihr eigentlich, was ihr da gerade im Begriff..." Irritiert hält er inne. Unendlich langsam und mit vor Anspannung geweiteten Pupillen dreht er sich zu dem Portal um, das er im Grunde zuvor noch keines Blickes gewürdigt hatte... Das Portal aus uraltem dunklem Metall scheint Rukus förmlich böse anzufunkeln, der Schein des Flim Flam wirft unheimliche Schatten und unter den Zhayadrunen
gähnt dieser dunkle, lichtverschlingende Spalt... Als wäre das noch nicht genug, nimmt das Schicksal diesen Moment zum Anlass, quälend langsam roten Dampf oder Rauch aus der Öffnung kriechen zu lassen, der zu Boden sinkt und die Füße der erschreckt Starrenden einhüllt, umwogt und sie umspielt...
Gerade will Thundar zu einer Erwiderung ansetzen - in etwa: Natürlich weiß ich was ich hier
tue. Das was mir der Großmeister auch erlaubt hat, ich analysiere das Portal - als auch er den roten Rauch bemerkt. Thundar packt den Alten äußerst grob an seiner Kutte und reißt ihn nach hinten, aus dem Pentagramm heraus in den Schutzkreis hinein. Wobei ihm ein überraschtes "Hesinde!" entfährt. Er
lässt den alten Collegus nicht sofort wieder los und schaut in Richtung Tor und
versucht zu erkennen, woher der Rauch genau kommt... und er scheint zu lauschen - war da nicht ein
Geräusch?
Erschienen in Opus no. 29 am 15.8.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Die Pforte II.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Die Pforte IV. |