Responsio
de errore
filiae et filii satuariae
von
Seiner Spektabilität Gorn Of Dagon,
Spectabilitas der Opulenta Academia Magicae Controllariae zu Hagenbutze,
Magus extraordinarius der
Akademie der geistigen Kraft zu Fasar.
HESinde
zum Gruße, sehr geehrte Leserschaft, liebe Collegae et Collegi!
Mit größtem Interesse habe ich die
bislang erschienenen Ausgaben des Opus studiert und schätze es als ein
fundiertes Fachblatt. Nun habe ich in meiner jahrzehntelangen Laufbahn als
Gildenmagier nie einen Hehl aus meiner Einstellung gegenüber den von mir
wenig geschätzten filiae et filii satuariae gemacht: ich halte eben diese
sine dubio für gefährliche und götterlästerliche Subjekte und in keinem
Falle für Zauberer. Da jedoch meine Informationen eher aus angelesenem
Halbwissen bestanden, wurde mein Forschergeist durch die Beiträge des von
mir geschätzten Ehrenwerten Magisters Rukus Ambrosius geweckt. Viel zu viel
ist bereits im Opus geschrieben, viel zu viele Vermutungen angestellt
worden. Selbst ein heftiger Streit zischen zwei Magi ist entbrannt. Ich habe
mir zur Aufgabe gemacht, die ganze Heimlichkeit um den Hexenkult etwas zu
illuminieren. Daher habe ich beschlossen, auch praktische Versuche durchzuführen.
Durch glückliche Umstände war ich „im Besitz“ zweier Versuchsobjekte!
Es ist mir also eine Ehre, den geneigten Lesern meine Ergebnisse zur Verfügung
zu stellen. Zunächst zum theoretischen Hintergrund:
Ad primo: Wie es schon im Standardwerk „Druidentum
und Hexenkult“ heißt, handelt es sich bei den Hexen (hier und im
folgenden geschlechtsneutral gebraucht) mitnichten um eine respektable
Vereinigung, sondern um einen Kult. Dies bedeutet per definitionam durch die
Heilige Inquisition eine „[...]
unheilige Verbindung mehrerer götterloser Frevler zur Anbetung, resp.
Anrufung von Götzen, dämonischen Abartigkeiten oder widernatürlichen
Kreaturen [...] unter dem Hintergrund der Schmähung der Zwölfgöttlichen
Geschwister, allen voran dem Herrn Praios,
und der Ausrichtung auf die Vernichtung der gläubigen Gemeinschaft.“
Ad secundo: In den Manuskripten Seiner
Hochwürden Kunrad von Marmelund wird die Thesis eines Zusammenhangs der
Namensverwandtschaft zwischen „Hexen“ und „Echsen“ dargestellt, die
nach meinen persönlichen Forschungen einen geschichtlichen sowie
linguistisch-grammatikalischen Hintergrund nicht vermissen läßt und somit
ernsthaft in Betracht zu ziehen ist.
Ad tertio: Alle magietheoretischen
Abhandlungen über die Fluchhexerei stimmen darin überein, daß die
Auswirkung der Flüche rein destruktiven Charakter haben und in keinerlei
Weise oder Abart zum Nutzen der Lebewesen eingesetzt werden kann. Dazu
verweise ich auf das Scriptum von dem Magister Eboreus Kalmaning im Opus
32f. ebenso wie auf das Scriptum von dem Ehrenwerten Magister Rukus
Ambrosius im Opus 9ff.
Unter diesen theoretischen Aspekten bin
ich durch „Forschung am lebenden Objekt“ zu folgenden weiterführenden
Erkenntnissen gelangt:
Zunächst einmal habe ich verschiedene
Charakterstudien durchgeführt, die allesamt zu dem Ergebnis geführt haben,
daß Hexen ein Verhalten ähnlich dem der Katzen besitzen. Sie sind kaum zähmbar,
sehr reizbar und vor allem unberechenbar und voller falschem Stolz.
Daraufhin begann ich mit allerlei
Thesen der Magica Clarobservantia sowohl die Hülle als auch den Geist
meiner Versuchsobjekte zu analysieren, was mir nach mehreren Tagen auch zum
großen Teil gelungen ist.
Bei einer ausführlichen Befragung auch
mittels magischer Hilfe ergab sich, daß vieles, was allgemein noch dem
Bereich der phantasia zugeschrieben wird, viel eher der realitas entspricht.
So stimmt es mit der Tatsächlichkeit überein, daß die Convente der Hexen
immer in einem lasziven und enthemmt lüsternen Liebesspiel enden, bei dem
erzwungener Verkehr noch zu den geringsten der frevlerischen Praktiken gehört.
Die Schilderungen meiner „Gäste“ waren derart drastisch, bildhaft und
obszön, daß mir regelrecht schlecht geworden ist. Diese praktizierte Verhöhnung
der wunderschönen Gaben unserer gütigen Herrin RAHja
dient nach der Aussage der Hexen zur Anbetung und Verehrung des Levthan.
Allgemein wird geglaubt, damit sei der Mannwidder gemeint. Meiner Meinung
ist mit diesem Wort aber eher der Levthanstern gemeint, der - wie jeder
Sternkundige mir gern bestätigen wird - das Sinnbild für zerstörerische
Gier ist und somit die Vorkommnisse recht gut umschreibt. Daraufhin
versuchte ich zu ergründen, wie denn die Hexen zu diesem „Töchter
Satuarias“ kommen und was es bedeuten solle. Bei der Antwort blieb mir förmlich
das Herz stehen: da fühlen sich die Hexen doch tatsächlich als direkte Abkömmlinge
von Satuaria, resp. Sumu. Eine der Hexen vor mir hatte sogar die Frechheit,
Satuaria mit der guten Frau HESinde
gleichzusetzen. Welch ein Frevel! Sich als Tochter einer Göttin zu
bezeichnen! Ich habe die beiden daraufhin umgehend der Heiligen Inquisition
übergeben, auf daß ihnen geholfen wird, sich von diesem Irrglauben zu lösen.
Glücklicherweise hatte ich bis zu dem Zeitpunkt die wichtigsten Studien
abgeschlossen, so daß ich nun zur meiner conclusio schreiten kann.
Hexen sind keine eigenständige Rasse.
Vielmehr setzen sie sich aus verschiedenen Humanoiden zusammen. Auch
goblinoide und orkische Arten von Hexenwesen sind bekannt, werden jedoch fälschlicher-,
bzw. irreführenderweise als Schamanen bezeichnet. Hexen sind nicht von
Natur aus magiebegabt. Sie können die Zauberei nicht erlernen und sind
somit auch keine Zauberer. Will heißen, sie bekommen ihre unheiligen Kräfte
von dem Götzen verliehen, dem sie huldigen. Die Macht, die sie bekommen,
richtet sich nach der Macht des jeweiligen Götzen sowie der Intensität und
der Inbrunst der Anbetung. Bei schwächeren Götzen wie denen der Orks sind
umfangreiche Kulthandlungen wie Tänze, gutturale Laute oder ähnliches vonnöten.
Da menschliche Hexen das Wirken ihrer unheiligen Kräfte durch eine
einfache, verbale Äußerung erzwingen können, so sagt dies einiges über
die Machtfülle des von ihnen verehrten Götzen aus. Aufgrund des Bestehens
der bösartigen und verwerflichen Fluchhexerei muß man zu dem Schluß
kommen, daß dieser Götze abgrundtief schlecht ist, das Chaos und das Elend
liebt und allen Lebewesen Schlimmes zufügen will. Welche andere conclusio
kommt einem bei der Betrachtung der Fakten, als die ungeheuerliche und erschütternde
Wahrheit, daß dieser besagte Götze kein anderer sein kann als der – PRAios
steh mir bei –, der keinen Namen hat! Die Behauptung, Kinder Satuarias zu
sein, ist nur ein Blendwerk, um naiven Bürgern die Wahrheit vorzuenthalten,
damit diese nicht gegen die Hexen aufbegehren. Ich bete zu den Zwölfen, daß
uns, werte Collegae et Collegi, nicht derselbe Fehler unterläuft. Ich
hoffe, etwas zur Offenlegung der Wahrheit beigetragen zu haben und bedanke
mich für die Aufmerksamkeit. Zur weiteren Diskussion stehe ich selbstverständlich
gerne zur Verfügung!
Gorn Of Dagon.
Den Beilunker Reitern bekannte Adresse:
famerlor@gmx.de Erschienen in Opus no. 34 am 19.9.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Dissertatio de conventibus filiae satuariae - Partum II.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Responsum et correctura: Responsio de errore filiae et filii satuariae.
Tractatus betreffend die Natürliche &
Übernatürliche Philosophie des Gaius Cordovan Eslam Galotta
Partum III
Im folgenden Artikel präsentiere ich der geneigten Leserschaft des Opus
die Arbeit eines bislang völlig unbekannten Autors, des adeptus minor
Eborëus Zachariad, welcher vor auf den Tag genau einundzwanzig Jahren
Aufnahme fand in den Hallen unserer Akademie. Voll Staunen und ehrlicher
Bewunderung, aber auch mit väterlicher Fürsorge verfolgte ich von da an
den Werdegang meines mir anvertrauten Schützlings. Von Jahr zu Jahr
stellte sich immer deutlicher die einmalige Begabung des adeptus Eborëus
heraus, welcher von HESinde mit einem alles
durchdringenden Geist und Verstand gesegnet war. Und so möchte ich -
nicht ohne Stolz - die Abschlussarbeit des adeptus minor Eborëus
Zachariad hier in meinem Namen veröffentlichen.
Zum Werk an sich muss noch gesagt werden, dass - als ich dem adeptus diese
doch recht schwierige Aufgabe stellte - ich niemals erwartet hätte diese
Brillanz sowohl in den Worten, aber noch viel mehr in den Gedankengängen
meines Schülers vorzufinden, eine Brillanz, welche ich hoffe auch von der
Leserschaft erkannt zu werden. Die Arbeit ist im weitverbreiteten
Responsium (-Stil) gehalten, welcher bedingt, dass auf ein Zitat aus dem
Originalwerk jeweils Stück für Stück geantwortet wird.
So bleibt mir nur noch dem Leser ebensoviel Spaß und Freude an der göttergefälligen
Lektüre dieses Artikels zu wünschen, wie ich sie hatte, als ich dieses
Werk zum ersten Mal in Händen hielt.
Großmeister Erilarion Androstaal
Das folgende Traktat aus dem Nachlass des G.C.E.Galotta, vormals
Hofmagus zu Gareth, stellt eine interessante und offenherzige, wenn auch götterlästerliche
Formulierung seiner verworrenen Gedanken dar, von denen sich der Autor des
vorliegenden Werkes hiermit in aller Deutlichkeit distanzieren möchte.
"Ich erlaube mir deshalb, folgende - anscheinend gewagte,
These aufzustellen:
1tens existieren die Götter in ihrer Sphäre
unabhängig von allen anderen Wesen, wie wir existieren unabhängig von
den Göttern."
Die hier unter Punkt Eins dargestellte These widerspricht grundlegend
nicht nur der zwölfgöttlichen Lehre von der Entstehung Deres, nein,
sondern sie widerspricht auch den Schöpfungsberichten aller mir bisher
bekannten Völker, Kulturen und Rassen. Wie soll es denn angehen, dass die
Götter - von Los im Mysterium von Kha als Wächter des Weltengefüges
eingesetzt - unabhängig von den Wesenheiten der anderen Sphären
existieren?
Dies würde ja heißen, dass sich die Götter nicht um die Belange der
Menschen - als ein Beispiel - kümmerten, was jedoch durch ihr Eingreifen
im Sinne von Wundertaten ihrer Geweihten im Speziellen, aber auch durch
ihre tagtägliche Präsenz in allen Tempeln Aventuriens im Allgemeinen
widerlegt werden kann. So die Götter in Alveran unabhängig
von uns hier auf Dere existierten, wo läge dann ihr Daseinszweck? Wer würde uns
Menschen dann Erkenntnis und bisweilen auch ein wenig an Weisheit zuteil
werden lassen, wer gäbe das Leben und nähme es auch wieder? - um nur
einige Beispiele zu erwähnen.
Und aus alledem resultiert natürlich, dass auch wir Sterblichen niemals
unabhängig, ja nicht einmal gänzlich ohne die Götter existieren
könnten.
"2tens sind die Götter
von unterschiedlicher Macht, mächtiger jedoch als die, die wir Dämonen
und Geister heißen."
Eine Spezifität der einzelnen Götter ergibt sich nur aus den
unterschiedlichen Bereichen ihres Wirkens und ihrer Machtentfaltung, nicht
aber aus Unterschieden in ihrer Machtfülle selber.
In einem Punkt muss Galotta allerdings Recht gegeben werden: Die größere
Macht der Götter gegenüber den Dämonen wurde bereits des öfteren unter
Beweis gestellt, so z.B. bei jenem denkwürdigen Eingreifen in der Zweiten
Dämonenschlacht.
"3tens sind die Macht und der Einfluss, die diese Wesen in unserer Sphäre besitzen, abhängig von der
Zahl der Gläubigen in dieser Sphäre, von deren Inbrunst, wie auch vom
grundlegend natürlichen Prinzip, welches die Götter verkörpern. Ich stütze
mich hier auch auf ein Werk des hochgeschätzten Rohal, nämlich die "Kunde
von den Sphären" (Offenbarung des Nayrakis, Anm.d.Verf.), ein
Werk, das leider in den Archiven der Praios-Priesterschaft verschlossen
gehalten wird."
Zu ersterem ist zu sagen, dass Galotta hiermit die von Los gewollte
Aufteilung der Prinzipien aller zwölf Götter als ungleich machtvoll
verteilt ansieht. Dies jedoch kann Los niemals gewollte haben! Die Macht
der Götter erstreckt sich auf alle Länder und Reiche Aventuriens, auf
alle Menschen, Zwerge, Elfen, ja alle Lebensformen daselbst, auf alle
Zeiten hin bis zur Ewigkeit, und ich hätte noch nie gehört, dass einer
der Zwölfe durch irgendeinen Casus eingeschränkt wäre in seinem Wirken,
seien es auch die Tage des Gottes ohne Namen. Denn selbst aus diesen
wurden uns Berichte über Wunder und Mirakel eines oder mehrerer der Zwölfe
überliefert.
Der zweite Teil dieses dritten Punktes ist nicht mehr oder weniger als
eine bodenlose Frechheit, eine Verhöhnung, die ihresgleichen sucht.
Hiermit bringt Galotta den Namen, Ruf und Ansehen des wohl weisesten
Magiers, Kaiser und Menschen überhaupt in Verruf, indem er ihn für seine
gestohlenen (siehe Partum I, Anm.d.Verf.) Thesen als Quelle zitiert.
adeptus minor Eborëus Zachariad von: Philipp Schumacher Erschienen in Opus no. 34 am 19.9.1999 als Reaktion oder Fortsetzung zu Tractatus betreffend die Natürliche & Übernatürliche Philosophie des Gaius Cordovan Eslam Galotta - Partum II.
Zu diesem Artikel erschien folgende Reaktion oder Fortsetzung: Tractatus betreffend die Natürliche & Übernatürliche Philosophie des Gaius Cordovan Eslam Galotta - Partum IV. |