Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Hintergrund : Die Kaiserchroniken - Tractatus I

Seid gegrüßt junger Hierophant. Zum ersten Mal nun hat sich Eure Herrschaft gejährt und vieles ist geschehen in diesem Jahr der Neuerungen und des Umbruchs.
Ihr fragt Euch warum ich Euch nun, gerade in dem Augenblick da Ihr so viele andere Dinge zu erledigen, Kriege zu führen, und die Zukunft Eures wachsenden Reiches zu planen habt zu mir in meine alte Bibliothek rufe.
Wisset, dass nicht nur die Macht des Schwertes die Größe eines Herrschers bestimmt. Es ist das Wissen der Alten, das Euch wahre Macht verleiht. Die Macht zu sehen, zu lernen und zu regieren. Ein Jahr hattet Ihr nun Zeit Euch als Herrscher Eures Volkes bekannt zu machen und vieles habt Ihr in diesem Jahr bereits vollbracht. In Euren gierigen Augen jedoch sehe ich den Drang nach noch größeren Taten, nach mehr Macht.
Um dies zu erreichen will ich Euch nun, da es an der Zeit ist, einweihen in die Geheimnisse der Vergangenheit. In die Geschehnisse vor dem großen Kataklysmus, dem Sternenfall der Vala und Eurer Geburt.
Doch geduldet Euch mein junger Herr. Zeit habt Ihr genug, mehr als Ihr erbatet, Kriege zu führen und Ländereien zu erobern. Nun wird es Zeit für Euch, Euch mit der Frage Eurer Existenz und Eurer Bestimmung, dem Sinn Eurer Herrschaft zu beschäftigen. Denn nur so könnt Ihr das Wissen erlangen, das Euch wahre Macht nur bringen kann.

Langsam erhebt sich der alte Bibliothekar und geht gestützt auf seinen krummen hölzernen Stock zu einem dunklen großen Regal, das angefüllt ist mit alten, in lederne Einbände gebundenen und mit silbernen und goldnen Beschlägen verzierten Büchern. Er greift zielstrebig nach einem davon, einen schweren dunklen Folianten und schleppt ihn mühsam zum Tisch an dem ihr ihm gegenübersitzt. Mit einem lauten Knall fällt das Buch auf die Tischplatte und der Staub von Jahrzehnten, so scheint es Euch wirbelt hoch in die Luft des ohnehin schon allzu stickigen Raumes. Wie ein liebgewonnenes Kind streichelt der Bibliothekar den Umschlag des Buches und klappt ihn danach auf um vorsichtig die alten Pergamentseiten umzuschlagen und das erste Kapitel des vor Euch liegenden Buches zu öffnen.

Dies mein junger Herr ist der erste Band der Kaiserchroniken von Terrenor.
Wie Ihr wisst herrschte in der Zeit vor den großen Kriegen und dem Feuerregen, der vieles vernichtete ein Zeitalter, in dem die meisten Menschen Terras geeint unter der Führung der großen Kaiser zu Terrenor in einem mächtigen und reichen Imperium lebten. Zuvor war die Menschheit bloß ein unbedeutendes, wenn auch großes Volk, das verirrt in zahllosen Stämmen und Horden die Welt bevölkerte, nur geboren um zu essen zu schlafen zu kämpfen und zu sterben.
Cassius Galian jedoch brachte es schließlich fertig, durch in Legenden und Sagen besungene Heldentaten die fünf großen Menschenstämme des Südens zu einen und eine Hauptstadt zu gründen, die er Terrenor nannte. Somit wurde er zum ersten Hochkönig der Menschen, ein alter Titel der bald schon nicht mehr verwendet werden sollte. In den nächsten Jahrhunderten gedieh das Reich um Terrenor und breitete sich zunehmend nach Süden und Norden aus um schließlich zu dem Imperium zu werden, an dessen goldene Zeit heute nur noch manche alte Stätten erinnern. Viele Kaiser folgten Cassius dem Ersten und 1687 Jahre lang wuchs und florierte das Reich, bis schließlich unter Caesar Saradrin III des Hauses Uldarian die großen Kriege ausbrachen, die im Sternenfall der Vala endeten.
Wie ich in Euren Augen sehe, interessieren Euch diese Kriege Saradrins, wie konnte es auch anders sein. Doch geduldet Euch. Um alles zu verstehen was geschehen ist und wohl noch geschehen wird müssen wir weiter in der Vergangenheit beginnen. Mit der Regentschaft Kaiser Peregrins II aus dem Hause Igerios, im Jahre 707 nach Galian oder 990 Jahre vor dem Sternenfall der Vala.
Warum gerade zu dem Zeitpunkt? Nun das ist einfach. In den Anfangsjahren Imperias, auch wenn es diesen Namen erst 950 p.G. bekommen hat, war die Geschichte des Reiches geprägt von Kriegen und Eroberung, jedoch wurde kaum Wissenschaft noch Bildung verbreitet, weshalb auch nur sehr wenige Aufzeichnungen, meist bloß Sagen und Lieder von Helden und Herrschern existieren. Kaiser Peregrin jedoch war im Herzen seines Wesens, so ist es überliefert, Wissenschaftler und Forscher. So gründete er in seiner Regentschaft die Universitas Terrenoris und die große Bibliothek der Menschen, die heute noch in der Stadt des Goldes stehen müsste und wohl die ältesten Geheimnisse der Welt beinhaltet. Das Reich Peregrins war bereits gewaltig. Es dehnte sich im Süden bis an die Grenzen der Mogulreiche und der Wüsten aus, im Westen an den geheimnisvollen Bannwald, dessen Herkunft bereits unter Peregrin ein Rätsel der Menschheit war und an dem noch viel geforscht werden sollte, und im Norden über den Tyreno hinweg bis an die großen Gebirgsketten und dichten Wälder.
Jedoch gründete Peregrin nicht nur die erste Bibliothek der Menschen und die Universität Terrenors, er befahl auch dass von nun an ein Kollegium unabhängiger und außerhalb der Gerichtsbarkeit stehender Wissenschaftler und Mystiker das Leben der zukünftigen Kaiser so wie alle wichtigen Geschehnisse im Reich dokumentieren sollten. So wurde im Jahre 717 mit dem Schreiben des ersten Tractatus der Kaiserchroniken begonnen.
Ein großer Mann dieser Peregrin und ein weiser noch dazu mögt Ihr nun denken, doch wer die Kaiserchroniken genauer studiert bemerkt, dass es wohl weniger Peregrins eigene Weitsicht als mehr ein bestimmtes Ereignis war, das ihn veranlasste, das alles zu tun, das ihn als den Weisen Kaiser bekannt machen sollte. So erzählt die Geschichte nur beiläufig, doch für den Geschulten nicht übersehbar das Auftreten und die Worte des Atherados von Gerodia im Jahr 717 p.G. oder 1000 vor dem Sternenfall. Dieser Mann, so sagt die Geschichte, kam aus Gerodia nach Terrenor und obwohl ihn wohl noch nie zuvor jemand bemerkt hatte stand er eines Tages plötzlich im Audienzsaal Peregrins und begann lauthals davon zu berichten, dass ihm ein Wesen des Himmels erschienen sei und ihm im Wasser des Meeres Bilder aus der Zukunft gezeigt hätte. Er faselte wirr und sprach vom Ende des Imperiums und dem Beginn der ewigen Finsternis. Der Mann wurde wohl sofort entfernt und in eines der tiefsten Verliese gesperrt, sodass all sein Gesagtes bald vergessen war, doch die Berater Peregrins erkannten wohl einen Funken von Wahrheit in seinen Ausführungen und so wurde just im selben Jahr damit begonnen eine genaue Dokumentation aller wichtigen Geschehnisse zu führen, die Kaiserchroniken. Wie ich sehe überrascht Euch meine Ausführung zutiefst. Nun so will ich Euch noch ein letztes Mal verwirren, bevor unsere heutige Sitzung beendet ist. Hier im Anhang des Buches sind sie niedergeschrieben - Die Prophezeiungen des Atherados von Gerodia. Ich habe einen Auszug für Euch übersetzt. Doch achtet darauf, dass manche Worte der alten Sprache Imperias schwer oder gar nicht und wenn dann nur zweideutig oder mehrdeutig zu übersetzen sind, weswegen ich bei unsicheren Stellen das Originalwort in Klammern beigefügt habe.

Dann reicht der Alte verschwörerisch einen Bogen Pergament unter Eure Augen und erhebt sich sodann um Euch mit Eurer Lektüre allein zurückzulassen.

Das Arcanum Genesis – die Prophezeiungen des Atherados, vom Anbeginn und dem Ende der Welt:

Aus dem Kampf der Eltern wird der Kampf der Kinder entstehn, damit aus dem Kampf der Kinder der Kampf der Eltern entsteht.

Die Pforten des Himmels werden sich öffnen, damit die Macht des Lichtes (Lux) die Welt heimsuchen kann.

Luft und Feuer werden spalten Wasser und Fels, damit neues Leben aus alter Macht entsteht.

Das Zentrum des Lichts (Lumen) wird zur Quelle der Finsternis um die Quelle des Lichts (Lux) zu verfinstern.

Die Mächte jenseits von Leben und Tod werden sich erheben über Leben und Tod um Tod dem Leben zu bringen.

Licht (Lumen) und Dunkel vereinigen sich, damit sie gebären was weder Licht (Lumen) noch Dunkel ist.

Erz und Licht (Lumen) werden eins im Kampf gegen Feuer und Tod.

Mehrmals wird der Bund der Finsternis offenbar, damit der Weg der Finsternis offenbar werden kann.

Das Chaos des Lichts (Lux) wird im Tode zur Ordnung gerufen, jedoch gebiert es nur das Chaos der Macht.

Die aus dem Licht (Lumen) kommen müssen einen die aus dem Licht (Lux) kommen, damit der Pfad zum Licht (Lux) offenbar wird.

Bisher konnten keine weiteren Passagen der Prophezeiungen betreffend unserer Zeit entziffert werden und niemand weiß wirklich, was schon eingetreten ist und was noch seiner Erfüllung harrt.

(Daniel, 2003)

 (c) 2003-2004 Markus Penz