Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Hintergrund : Über die Völker des Südens

Im 10. Jahr des Caesar Marius folgte ich, Callus, der Route, die auch die Händler benutzen, Richtung Süden zu den von Sagen umwobenen Gefilden der Wüstensöhne und Ländern der Morgensonne. Wenig ist den Büchern bekannt und die Gelehrten stritten sich ob der Völker, welche dort hausen sollten. Selbst mein Mentor, anerkannt und geschätzt von den Caesaren, konnte nicht über die Wahrheit sprechen. Nur Mutmaßungen standen dem Gelehrten zur Verfügung.

Der Händler Cornelio, für wenig Geld, nahm mich nach Maenia mit. Er erzählte mir von fremdartigen Menschen, welche in Zelten wie die Legionäre lebten und durch die Wüstenei zogen. Barbaren, die den Dung ihrer Tiere essen sollen. Kein Handel, so der voreingenommene Cornelio, soll mit diesen möglich sein. Kein Gold, keine Perlen und kein Geschmeide findet man unter den Wüstensöhnen. Wer in einer solchen steinernen Einöde lebt, mutmaßte meine Unwissenheit, der kann kein Interesse entwickeln an den schönen Künsten und dem Handel. In Maenia angekommen suchte ich nach einer Möglichkeit nach Meduccum zu gelangen. Diese äußerste Provinz, befreundet doch nicht untergeben, bringt Wein in riesigen Fässern nach Terrenor. Selbst den Caesaren wird nachgesagt, sie würden nicht selten die edlen Tropfen der Reben aus jener Region genießen. Nur drei Tage verbrachte ich in Trilis Sophria, ehe ich fündig wurde an Begleitern für die Reise über den Pass nach Tahegr.

Vier Wochen dauerte die Reise. Ermüdend, aber nicht beschwerlich. Am Pass konnte man auf die Steinwüste herabblicken. Keine Wolken trübten den Blick in das öde Land. Unbewohnbar meinten meine Mitreisenden, wunderschön sagte ich. Am Fuße des Berges begann ich mich zu entkleiden, war doch die Temperatur dort wie im  Tartaros. Doch bei Nacht, wenn man Tiere aus der Ferne rufen hörte und der Mond groß über unseren Köpfen prangte, wickelten wir uns in die mitgebrachten Tücher. Am siebenten Tag, da wir in diesem unwirtlichen Lande entgegen waren, begegneten wir einer Karawane von Wüstensöhnen. In helle Laken gewickelt, die selbst ihre Gesichter vor der Sonne schützten, begrüßten sie uns in unverständlichen Worten. In Freundschaft wurde mir warmes Wasser mit Kräutern, trotz der Hitze, angeboten. Zwei Tage zogen wir mit dem Stamm, die sich als Al-Achlah bezeichneten, tiefer in die Wüstenei. Am Morgen des dritten Tages erblickten wir eine Stadt, Adhrarag, hohe Türme von denen fremdartige Stimmen die Kunde der Götter unter das Volk brachten, Krieger mit Schwertern gebogen wie eine Sichel, die sie Krummsäbel nannten, und enge Gassen. Die Häuser waren aus Lehm, keinem starken Regen gewachsen. Dort verließen mich meine Begleiter. Verwundert über die Art der Behausungen und die Art des täglichen Lebens fand ich Unterkommen in dem Palast des Emirs. Der Emir war der Herrscher, ihm unterstellt war die Palastwache, die Stadtwache und das Heer. Er war Richter, Senat und Heerführer. In wenigen Wochen verstand ich die Sprache der Einheimischen.

Sie glauben an nur einen Gott , Wahid, der Eine, der Himmel und Erde erschaffen hat. Weise Männer erzählen von Wahid, helfen dem Volke sich den Regeln des Gottes unterzuordnen. Denn sehr streng sind die Gesetze des Gottes. Völlerei, Mord, Unzucht, Unehrenhaftigkeit und Lug sind schwere Verbrechen, die nicht selten mit dem Tode bestraft werden. Der Emir ist der Gesandte Wahids. Er hält sich an die Regeln des Gottes und befolgt oft die Ratschläge der weisen Männer. Kriege werden nur aus Gründen des Glaubens geduldet, selbst der Emir kann nicht ohne Bestätigung Gottes das Heer in eine Schlacht führen. Die Geschichten berichten von einem Führer seines Volkes, der Krieg aus Gründen der Habsucht führte. Er und sein Volk wurden von himmlischen Plagen vernichtet, denn Wahid duldet keine Verstöße. Es gibt schöne Künste, Theater und Musik. Fremdartig zwar, aber nicht ohne Feinheit. Einige Stücke könnten auch in den Arenen von Terrenor aufgeführt werden. Ihre Geschmeide jedoch leuchten in derartiger Buntheit, dass selbst die Färber Terronors vor Neid erblassen würden. Jeder führt einen Teppich mit sich, den er zu bestimmten Zeiten, nicht wichtig ist der Ort, auf den Boden legt um kniend Wahid zu huldigen. Die Teppich sind nicht gewebt, sondern, wie ich mit meinen eigenen Augen betrachtete, geknüpft. An einem Ort der Stadt treffen sich die Händler. Bazar wird diese Ort genannt. Obst, Tücher, Gewürze werden dort feilgeboten. Zu bestimmten Zeiten ordnet der Emir an in Askese zu leben. Alle müssen Folge leisten. Hernach wird ein großes Fest zu Ehren des einen Gottes gefeiert, wie Priesterinnen den Gott Dionysus feiern. Pferde sind heilige Tiere, denn Wahid selbst soll ein riesiges Gestüt besitzen, wo er Himmelsstuten züchtet. Wer einem Pferd den Tod schenkt, wird an einen Stein außerhalb der Stadt gebunden, wo ihn große Vögel und Wölfe zerreißen.

Einige Monate später, unter großen Würden, wurde von mir die Reise weiter nach Süden angetreten. Meine Karawane brachte mich in die Sandwüste von Sehahaar. Noch weniger Beduinen, so werden die Söhne der Wüste bezeichnet, waren dort anwesend. Die Sonne brannte noch heißer auf uns hernieder. Selbst die Kleider, die der Emir mir zum Abschied schenkte, auf dass sie mich vor der Hitze schützen würden, brachten keine Erleichterung. Kein Wasser brachte uns von der Route nach Taqqif ab. Diese Stadt, so sprach man, solle Adhrarag  an Schönheit übertreffen. Nach Osten gewandt standen wir bald am Fuße eines riesigen Berges. Der Durst trieb uns in die wolkigen Höhen. So nahe am Himmel ist Wasser leichter zu finden, da, so meine Begleiter, Wahids allmächtige Gegenwart dort stärker ist.

Erst am Dach des Gebirges fanden wir eine Quelle, die unseren Durst zu löschen vermochte. Ich betete, war ich doch nahe dem Tode, zu den Götter und sogar zu Wahid. Die Göttlichen mögen gefallen an meinen Gebeten gefunden haben, ließen sie mich hernach doch ein Land von saftigsten Grün erblicken. Meine Karawane, die die Kamele, Wesen die einem Pferde ähneln doch zwei Höcker am Rücken tragen, bereits zurückgelassen hatten, erzählte mir Geschichten über Barbaren, die mit Monstren zusammen leben. Ihr Bund mit bösen Dämonen bescherte ihnen derartig fruchtbares Land, jedoch gaben sie die Möglichkeit auf, in das himmlische Reich Wahids zu gelangen. Sie erzählten von Kriegen gegen diese Verbündeten dunkler Mächte. Ihrer Angst zum Trotze überkam sie jedoch das Verlangen die Wahrheit erkennen zu lernen, als ich ihnen die Geschichten aus meiner Heimat über die Ihrigen erzählte. So stiegen wir hernach herab vom Berge.

Des Nächtens in den ersten Tagen des beschwerlichen Abstiegs entdeckten wir eine Höhle, welche bewohnt von einem alten, ausgemergelten Mann aber nicht mit irgendwelchen Annehmlichkeiten ausgestattet war. Wie in den alten Tagen, bevor die Ratio das Menschengeschlecht über die Tiere stellte, so lebte dieser Mensch. Keine Sprache ließ ihn sich äußern, er möge taub gewesen sein, oder die Einsamkeit ihm zugesetzt haben. Angst erfüllte unsere Herzen befremdet von diesem Menschen, wie Marmor so regungslos, dennoch lebendig.

Erst als wir die dichten Wälder am Fuße des Berges erreicht, und unsere Augen von der Farbenpracht schmerzten, ließen unsere Gedanken von dem alten Manne ab. Geräusche so befremdlich, Geschrei drang aus dem Dickicht vor uns, Insekten von der Größe eines Hundes. Glücklich über unsere Krummsäbel schlugen wir uns einen Weg in den dunklen Wald, wo die Luft schwer und feucht war. Warmer Regen wechselte sich mit feuchter Hitze stündlich ab uns das Atmen immer beschwerlich machend. Maden und Schwärme von Fliegen bohrten sich in unsere Haut. Die Nächte brachten wir in den Bäumen zu, wo wir Schutz vor den Bestien am Boden  suchten, die des Nächtens durch den Wald streiften. Sie waren von reiner Schwärze, so dass man sie kaum zu erkennen vermochte. Krankheiten beutelten uns. Erst nach langer Zeit, ich vermag nicht zu sagen welche Anzahl an Tagen oder Wochen wir in diesem grünen Tartaros zugebracht haben, mussten unsere Säbel keine Äste und Pflanzen mehr aus unserem Weg schlagen. Dort, wo der Wald ein Ende hatte, bestellten Bauern die Felder. Die Felder standen unter Wasser, riesige Monstren trugen Bäume. Die Götter wissen um mein reines Herz, wenn ich erzähle, dass diese Menschen tatsächlich Wesen so groß wie Titanen als Reittiere benutzen. Die fremden Zungen konnten uns nichts erzählen, wie auch sie nichts der unseren verstanden.

Wider erwarten, kündeten die Erzählungen doch von Dämonenpaktierer, offerierten uns die Bauern Speis und Trank. Einige boten uns Geleit in eine Stadt,... noch fremdartiger, noch prachtvoller, noch größer. Es mag die feuchte Luft gewesen sein, doch schienen Engel selbst über den hohen Türmen zu spielen. Wieder wurde ich in den Palast des Herrschers gebeten. In weiten Togae kamen Berater des Herrschers zu mir, um mich meiner Herkunft und Intention zu fragen. Sie zeigten mir Bilder, in ihrer Art mit nichts vergleichbar, das ein terrenorischer Maler hätte schaffen können. Karten, von einer Genauigkeit, so dass die Götter bei ihrer Schöpfung solche Kunstwerke verwendet haben mögen, offenbarten mir meinen Standort. In einer Kammer, bewacht von Mannen, deren Schwerter die dreifache Länge eines Langschwert hatten, brachte ich zwei Monate und sieben Tage zu. Gelehrte umlagerten mich, begierig meine Sprache zu erlernen. Nach zwei Monaten und sieben Tage waren die Gelehrten erfreut und nach zwei Monaten und acht Tagen trat ich vor den Mogul, Herrscher jenes Landes. Zu sprechen war mir nicht erlaubt, denn die Gelehrten legten mich und meine Reise sowie meine Heimat wortgewandt dar. Zufrieden wies der Mogul an, mich zwei Monate und sieben Tage über seine Heimat zu belehren und mich sodann nach Terrenor zu schicken. Und dies war, was sie mich lehrten:

Ihre Götter übertreffen in Zahl die Unseren. Lang unterhielt ich mich mit den Gelehrten, Priester der vierarmigen Inkarnation der Gottheit des Lebens, über die Möglichkeit unsere Götter mögen die Ihren sein, nur andere Avatare, mit denen sie sich den Sterblichen zeigten. Die Gottheiten des Bösen jedoch scheinen ebenfalls von allgemeiner Verehrung zu sein, auf dass die Menschen des Mogulreiches... die Unabwendbarkeit und Wichtigkeit des Todes und des Bösen akzeptieren. Tatsächlich zeigten mir Priester der Adler-Inkarantion der Gottheit des Todes die Praxis die Toten, behandelt mit Düften und die Flüssigkeit aus ihren Körpern abgelassen und die Organe entfernt, noch lange als Teil der Familie zu akzeptieren, ja ihnen sogar bei Feiern Wein und Essen zu offerieren. Doch, üblicher ist es, die Toten einem heiligen Fluss, nicht unähnlich der Idee des Styx, zu übergeben, und so ihre Seelen zurück in die Unterwelt zu bringen, wo aus ihnen alle Dinge und Lebewesen der diesseitigen Welt gefertigt werden. Jeder Mensch, so die Gelehrten, wird aus einem früheren gemacht. Manche jedoch würden zu Steinen, wenn sie Verfehlungen begannen hatten. Manche würden zu höheren Wesen, wenn ihre Leben frei von Verfehlungen waren. Ihre Monstren, Elefanten, wie sie sie bezeichnen, sind ein Geschenk ihrer Götter, auf dass sie die Reiche mit ihrer Kraft beschützen und die Arbeiten erledigen. Menschen, die sich in ein höhere Wesen wandeln wollen, Asketen, wie der Mann im Berge, entwickeln unglaubliche Kräfte. Ihrer Gestalt, zerlumpt und ausgezehrt, zum Trotz ertragen sie Schmerzen und vollbringen Kraftakte, wie sie nur die Stärksten unserer Ehrengarden vermögen. Ihre schönen Künste zu beschreiben, ja sie zu beurteilen, fehlt mir die Fähigkeit. Mir wurde nie zu Teil diese unverständlichen Dinge zu verstehen. Wie auch der ausschweifende Lebensstil von manchen hohen Herren. Keinem Gotte kann die Perversion ein Anliegen sein, gibt es doch Gelehrte für die Liebeskunst, die ihr Können doch oft öffentlich zur Schau stellen. Nichts Verwerfliches finden die Gelehrten daran. Doch nur, wenn man den hohen Kreisen angehört. Der Plebs darf bei Strafe derartiges nicht wiederholen. Noch verwirrender ist die Politik. Um dies zu verstehen mögen zwanzig Jahre nicht reichen. Der Mogul ist Herrscher, der hohe Beamte als Berater benennt. Jeder dieser hohen Beamten dient seinem Mogul, auf dass das Land floriere. Doch scheint der Mogul um viele Dinge nicht zu wissen, oder wissen zu dürfen. Spezielle Beamte, ernannt von anderen Beamten, können nach ihrem Willen agieren. Kein Senat, kein Stadtrat ist der Kontrolle fähig. Trotz dieser Unwägbarkeiten ist das Land ein reiches. Geschichten wurden mir auch erzählt, von den Wesen, so grausam, dass sie nur als Dämonen beschreibbar sind. Grüne schuppige Haut, wie Schlangen, Krallen wie Bären, sollen sie ausmachen. Seit unzähligen Jahren, so die Worte des Gelehrten, würden diese Bestien ihr Reich bedrohen. Schon oft wurde gegen sie Krieg geführt, doch nie gelang es sie zu besiegen.

Nach zwei Monaten und sieben Tagen wurden meine Begleiter und ich des Landes verwiesen. Man brachte uns zurück an die Grenzen ihres Reiches, kein Wort mehr auf meine Fragen. Den uns begleitenden Männern des Moguls wurden die Zungen entfernt.

Beschwerlich war die Reise zurück nach Terrenor, doch nichts von Interesse für Euch, werter Leser, ist geschehen. Zwei Jahre war diese Reise ins Unbekannte meine Aufgabe. Ich werde binnen der nächsten zwei Jahre mich wieder auf eine reise begeben, von der ich zu berichten wissen werde.

(Ruggi, 2003)

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