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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Als sich die Mächte trafen... 45. Woche des 1. Jahres In Ashub-Ushnag etwas vor Ashub-Shagat, einem der Zentren der orksichen Zivilisation, lagerte das Heer der Zuraner. Schon seit geraumer Zeit hatten sich die Menschen diesen Stützpunkt zur Verteidigung gegen die Bedrohungen aus dem Westen auserkoren. Es war eine Ironie des Schicksals, dass zur Verteidigung das dort ansässige orkische Volk verwendet wurde. Die Macht der Hierophanten des großen menschlichen Reiches war dazu in der Lage. Ashub-Ushnag war das Bollwerk der Menschen.
In der Ferne meinte man die Kriegsmeute der Schädel-Horde, die in der nahen Provinz Shuglur sich niedergelassen hatte, zu erkennen. Die Angst vor einem großen Angriff war spürbar. Um so verwunderlicher war das rege Treiben am Lagerplatz der Armee. Aus Fyr Ashmor waren sie gekommen, auf riesigen Panthern reitend, um sich mit den Kriegsherren der Zuraner zu besprechen. Der Bund der Winganer hatte seine Späher ebenfalls im Lager der Verteidigungskompanie zurückgelassen, um sich über die neuesten Vorgänge am Rande des Menschenreiches zu informieren. Sogar die Schädel-Horde, unter ihrem Kriegslord, Snaga da Brecher, hatten einen Botschafter, einen Todesork, geschickt. In den Zelten der Kriegsherren wurde verhandelt und Pakte geschlossen.
Nur wenig Licht drang an diesem Abend aus den Zelten der hohen Krieger. Davor standen angespannt orkische Wachen, ihre Waffen mit Stolz, die jedem Orke eigen ist, präsentierent. An wenigen Stellen des Feldlagers brannten noch Feuer, um die sich fröstelnde Krieger scharrten, ihre Waffen neben sich.
Weit ausserhalb des Lagers, so dass die Feuer nicht mehr als kleine Funken am Horizont waren, lag ein Wesen von großem Alter. Ruhig, sein Haupt auf seinem gewaltigen Leib liegend, blickten seine großen dunklen Augen auf das Heer. Trotz seines wie Schlaf anmutenden Zustandes beobachtete er genau das Lager, jeder neuer Soldat, jeder neue Botschafter wurde beäugt. Nicht üblich für ihn, Walok, war es, sich in Angelegenheiten eines kleinen Krieges ein zu mischen.
Ein Geräusch ließ das Treiben um die Zelte aus seinem Interesse verschwinden. Er kannte es, konnte beinahe aus dem Augenblick eines Momentes auf seinen Verursacher schliessen. Holz zerbarst und Steine wurden zermalmt, als sich der Drache schnell aufrichtete und seine Flügel ausbreitete. Die Dunkelheit von einem kurzen Züngeln von Flammen aus seinem Maul vertrieben umhüllte den riesenhaften Körper schnell wieder, als sich Walok von der Erde abstieß. Das Lager unter ihm wurde immer kleiner und unwichtiger, schien zu verblassen. Er erkannte den Geruch, frisch. Blut schrie nach Blut. Ein Abgefallener, ein Verräter war entgegen. Er hatte sich von Valun abgewandt.
Ein junger Ork stand nahe des Lagers auf Wache. Seine roten Augen hatten sich auf die Dunkelheit eingestellt und er beobachtete die Einöde vor sich. Würde sich etwas regen, wäre er der erste, der es niederschlagen konnte. Er hoffte, er könnte einen Angriff erkennen, es melden, als erster in die feindlichen Reihen stoßen, ehrenhaft sterben. Er war auf alles vorbereitet. Plötzlich explodierte die Welt. Sein Orientierungssinn versagte ihm den Dienst, er konnte weder oben noch unten unterscheiden. Erst als er Aufschlug, für den Moment bevor die Schwärze der Bewusstlosigkeit seine Sinne einhüllte, fand seine Welt wieder halt. Der Schleier legte sich über seinen Blick. Nur einen gewaltigen roten Körper und Schwingen konnte er noch erkennen, der sich neben seinem zerschundenen Körper niedergelassen hatte.
Das Donnern holte die Krieger aus ihrem Schlaf. Selbst jene, die sich auf Wache befanden, fuhren erschrocken um. Ein Erzittern der Erde folgte. Schreie und das Klirren von Waffen und Rüstungen erfüllten die Luft, bis ein gewaltiges Brüllen dem Lärm ein abruptes Ende setzte. Die Kämpfer standen still, beobachteten, wie sich zwei Drachen, der eine weiß, der ander rot, gegenüber standen. Beinahe verloren lag davor ein einzelner Orkspäher. Tiefes Grollen entsprang der Kehle des roten Drachen. Beide konnten nun jeden Moment die angespannte Situation zur Explosion bringen. Nur wenige Meter, die wie die Länge eines menschlichen Arms wirkten, trennten die beiden Kreaturen. Sie schienen in einem Kampf verwickelt, der sich nur in ihren Köpfen abspielte. Sekunden vergingen wie Minuten, Minuten wie Stunden, ehe sich in die Spannung ein neues Gefühl mischte.
Plötzlich erhob der rote Drache seine Schwingen und verschwand in den dunklen Himmel über Ashub-Ushnag. Der weiße jedoch wandte sich um. Sein Blick schweifte über die Mannen, die sich der Verteidigung ihrer Länder verschrieben hatten, und er legte sich darnieder. Er würde warten und überlegen. Er hatte ein Versprechen gegeben, das er nicht brechen würde.
Die Drachen
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