Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Die Drachenschlacht
3. Woche des 2. Jahres

Die letzten Strahlen der Sonne, die die Nacht zurückhalten, tauchen den Aufmarsch der Armeen wieder in ein irreals rotes Licht. Wie am Beginn des Tages. Die Geräusche der nahen Schlacht erfüllen die Luft, das Klirren von hunderten Rüstungen, das Geräusch, das das Schwert beim aus der Scheide ziehen macht, hundertfach. Der Tod ist nahe.
Das Banner des orksichen Clans, den gespaltenen Schädel eines Menschen, wird in die vorderen Reihen gebracht. Die Orkkrieger sind voller Ungeduld. Die Freude auf die bevorstehende Schlacht verwandelt sich langsam in einen rasenden Wahn. Irrsinn spiegelt sich in den Augen der dämonischen Kreaturen. Jedes Gesicht von Hass verzerrt. Vor ihnen steht Walok. Erhaben, voll von Mut. Seine Schwingen nehmen den Orks beinahe die Sicht auf den Feind. Diese roten ledrigen Schwingen, die den riesigen Leib des Drachen spielerisch in die Lüfte erheben.
Die zuranischen Verteidiger, geordnet, warten auf den Beginn des Kampfes. Rufe erschallen, Befehle werden gegeben. In den Augen der Menschen und Orks gleichfalls steht die Zuversicht. Ihr Kampf ist gerecht. Ihr Tod dient einem höheren Zwecke. Vor ihnen Yrdar, der Weiße, wie ein Zeichen der Reinheit ihres Kampfes. Der Drache strahlt Ruhe aus, die auf die Zuraner übergeht. Seine Stärke ist fühlbar. Nur das nervöse Schlagen des mächtigen Schwanzes zeugt von seinem ungeduldigen Warten.
Plötzlich erhebt sich das rote Omen. Riesenhafte Schwingen lassen den roten Drachen, der die Orks auf das Schlachtfeld geführt hat, gen Himmel steigen. Ein Brüllen des Weißen kündet vom Beginn. Der Boden erbebt, und einige Mannen stürzen, als Yrdar sich vom Boden abstößt. Ein Flügelschlag bringt ihn hoch in die Lüfte. Die Mächte rasen aufeinander zu.
Nur wenige Augenblicke später zerreißen Schreie die Stille. Wie eine Flut aus Leibern walzt sich die Schädelhorde auf die zuranische Kompanie zu.
In den Lüften nähern sich die Drachen. Völlige Ruhe. Nur der Wind, der an den riesigen Wesen vorbeizieht, erzeugt ein stetiges Rauschen. Unter ihnen nähern sich die Armeen. Kaum ein Geräusch, das das Heulen des Windes übertönt. Nur noch wenige Sekunden trennen die Drachen, als sich die Blicke der beiden treffen. Der Augenblick wird zu einer Ewigkeit. Die schwarzen Augen der Bestien wirken kalt und leer. Der Hass ist verschwunden, nur Trauer umspielt sie, als sie aufeinander prallen. Sie wollen sich nicht vernichte, sind sie doch Brüder.
Der Rote fängt sich, seine Klauen noch nicht vom Blut des andern befleckt. Ebenso Yrdar. Walok wendet geschick, als ob er einen weiteren Angriff fliegen wolle, stößt jedoch plötzlich auf die zuranische Armee herab. Ohne Furcht, nahe zu unvorsichtig, rast er auf die vor Schrecken erstarrten Menschen hinab. Nur sein Brüllen reißt die Zögernden aus ihrer Lethargie.
Die Bogenschützen heben ihre Bögen gen Himmel, auf den roten Drachen gerichtet. Ein Hagel aus Pfeilen ergießt sich über Walok, der von Schmerz erfüllt seine Bahn ändert. Das Blut des Drachen regnet zu Boden, ergießt sich über die anstürmenden Orks, verbrennt sie.
Yrdar erkennt die Absicht seines Bruders. Er wendet seinen Flug, zurück zu den Zuranern. Der Weiße trifft den verwundeten Blutsverwandten, drängt ihn aus der Schußlinie der Bogenschützen. Tosend schlagen beide auf. Staub hüllt die Kreaturen ein. Nur leicht kann man die beiden Drachen erahnen, wie sie sich gegenüber stehen. Um sie herum rückt die Armee der Zuraner vor. Ruhe scheint zwischen beiden eingekehrt. Der Hass ist endgültig verschwunden. Frieden in mitten der Schlacht. Dann Trauer.
Yrdar erhebt sich, lenkt seinen Flug in Richtung der orkischen Angreifer. Walok verharrt. In den großen schwarzen Augen des Drachen spiegelt sich die Hundertschaft von Rittern, die auf ihn zurast.

Ruhe.

Als der Nebel des Kampfes sich gelegt hatte, lagen zwei riesige Leiber blutüberströmt am Boden. Um sie herum waren nur noch die Überreste der einst so stolzen Schädel-Horde zu finden, geschundene Leichen. Die noch lebenden Ritter sammelten sich, um den Sieg zu Feiern, der sie viel gekostet hatte. Und während die Jubelschreie der Überlebenden das eiserne Schweigen des verheerten Feldes und seiner Toten für einen kurzen Augenblick verdrängte, lagen die Brüder in Frieden nicht weit entfernt von einander. Ihre verstümmelten Körper verlassen, hatten sie sich im Tode wieder vereint.

Die Drachen


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