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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Träume, die der Nordwind bringt 3. Woche des 2. Jahres Dichter Nebel liegt auf den Fluten des Eismeeres. Bis auf ein gelegentliches Plätschern der Wellen stört kein Laut die nahezu unheimliche Stille. Da taucht aus einer dichteren Nebelbank plötzlich der verzierte Bug eines Langbootes auf. Ganz vorne am Bug steht reglos ein hochgewachsener, hagerer Mann mit langen, blonden Haaren und einem buschigen Schnauzbart von ebendieser Farbe. Gut zwanzig kräftige Gestalten an den Rudern treiben das Boot schnell durch das Wasser.
Der Mann im Bug hebt beide Hände an den Mund, bildet mit ihnen einen Trichter und ruft laut: "Tuuuureeee!"
Wenn sich vor ihnen Eisberge oder Klippen befinden sollten, würde Ture ihnen antworten und sie warnen. Er steht horchend da, und auch die Ruderer haben ihre Ruder aus dem Wasser gehoben, um so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen.
"Zwei Strich weiter nach backbord, Sören."
Der Rudermann gehorcht sofort, und die Ruderer beginnen wieder mit ihrer Arbeit.
Viele Stunden scheinen vergangen zu sein, doch ist in diesen Gewässern ohne jeden Anhaltspunkt Zeitgefühl etwas, das nur wenige haben. Da lichtet sich plötzlich der Nebel, und vor ihnen liegt die zerklüftete Küste Harjökulls. Das Boot steuert genau auf die breite Öffnung eines großen Fjords zu. Weit ins Landesinnere windet sich der Meeresarm zwischen hohen Klippen, und erst nach langer Fahrt und zahllosen Windungen sehen die Bootsleute endlich die Langhäuder Ednorodds vor sich. Am Strand steht bereits ein kleiner, etwas gedrungener junger Mann mit einem Buckel und erwartet sie. Er scheint wohl von einem Hirten benachrichtigt worden zu sein, der das Boot im Fjord entdeckte.
Knirschend fährt das Boot auf den Strand auf, und der Blonde springt vom Bug direkt vor den Buckligen.
"Ahoi Tronje Hâlvestan." begrüßt ihn der Bucklige. "Es ist viele Wochen her, seit du von Gjallod aus aufgebrochen bist. Hattest du Schwierigkeiten, die Nordpassage zu finden?"
"Es gab keine übermässigen Schwierigkeiten, Gâlvin."
Gâlvin von Thrale lacht.
"Nicht so bescheiden, mein Freund. Ich stand selbst schon am Steuer eines Schiffes, ich weiß um die Fährnisse einer solchen Fahrt. Durch unbekanntes Gewässer, vor allem in dieser Zeit und ohne jede Verluste, eine navigatorische Meisterleistung, kann ich nur sagen."
"Und wie läuft der Feldzug?"
"Leider darf ich noch nicht selbst eingreifen, bisher berate ich nur unsere Brüder im Westen. Aber wie wärs, wenn wir in mein Haus gehen, auf einen Krug Met oder zwei, und du erzählst mir von deinen Reisen und ich dir von meinen Schlachten."
Dabei legt er dem Blonden die Hand auf die Schulter, winkt auch den restlichen Bootsleuten einladend zu und führt ihn, bereits ins Gespräch vertieft, zu einem großen Langhaus...
Skjartheim
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