Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Die Chronik des gefallenen Schattens (I):
8. Woche des 2. Jahres

Entgegen den Erwartungen aller, hatten die Shirashal des Reiches schon sehr frueh die verlorene Stadt Terrenor wiederentdeckt. Die ersten Kundschafter, waren eine vierkoepfige Einheit gut ausgebildeter Krieger, die flink wie Schatten und leise wie die Nacht von ha-Fyrcodar, den langen Marsch durch den verwunschenen Bannwald antraten.
Ihr Anfuehrer war Maorol, der letzte Sohn des Fangwin. Voller Entschlossenheit und Mut, jedoch ohne Angst betrat Maorol die verbotene Stadt. Hierher war er gekommen, um sein Schicksal zu erfuellen... ein Schicksal, das ihm schon seit Langem offenbar war... zumindest dachte er dies.
Doch die Erfuellung seines Schicksals wurde ihm verwehrt. Er durfte seiner Herrin nicht dienen, wie er es sich von Kindheit an ertraeumt hatte. Doch dies ist eine andere Geschichte... seine Traeume waren zerstoert...
Nach wochenlangem Meditieren und Fasten, einer Zeit, in der er eine neue Aufgabe finden wollte, erfuhr er von der alten Bibliothek zu Terrenor. Ein neuer Sinn war in seine wertlose Existenz gekommen. Er wuerde die Geheimnisse der Bibliothek erforschen um der herrlichen Cryl Jala so zu dienen... koste es was es wolle!
Eines Nachts machte sich Maorol in den weiten Gaengen des riesigen Palastes zu Terrenor, auf die Suche nach Peldrador, dem Hueter des schwarzen Wissens.
Als er diesen endlich gefunden hat, kehrte etwas seiner frueheren Entschlossenheit in seinen Blick zurueck. "Mein Leben ist wertlos... die Aufgabe, die ich immer anstrebte wurde mir verwehrt...", sprach er den maechtigen Nekromanten an. "So lasst mich Nutzen fuer meine Herrin bringen, in dem ich ihr Wissen aus den alten, verbotenen Buechern verschaffe... ich bitte euch!", nun fiel er fast vor dem Alten auf die Knie, ehe er sich eines Besseren entsann und mit grimmigem Blick und geballten Faeuszten, kerzengrade stehenblieb. "In einer Vision habe ich gesehen, wie Rashum brennen wird. Doch ein dunkles Geheimnis ruht ueber dieser uralten Staette der Macht dort. Soviel wurde mir offenbart. Ein Geheimnis, welches seinen Ursprung in Terrenor hat. So lasst mich dieses Geheimnis lueften und was auch immer unter den Fundamenten der alten Feste Rashums verborgen liegt ans duestere Mondlicht bringen. Rashum darf nicht fallen... und ich werde der Schluessel dazu sein. Seid mein Schlosser und lehrt mich die uralten Geheimnisse. Alles wuerde ich darum geben, meiner Herrin zu dienen. Ich, Maorol, der letzte Sohn des Fangwin, bitte euch instaendig um eure Hilfe!". (In der Zwischenzeit war Rashum bereits von den Shadarishbanru aufgegeben worden, doch Maorols Schicksal sollte dies keinen Abriss tun...)
Langsam blickte der Bibliothekar von dem vor ihm liegenden Buch, in dem er gerade las auf und Maorol sah voller Schrecken in zwei voellig leere dunkle Augenhoehlen, die im bleichen Gesicht des Blinden alle Finsternis der Umgebung in sich aufzusaugen schienen. Wie kann diese schreckenerregende und doch bedauernswerte Kreatur der Bibliothekar Terrenors sein, welchem kranken Geist faellt es ein, einen Blinden als Waechter der groeszten Bibliothek der Menschheit einzusetzen, verdammt sein Leben ueber den kostbarsten Buechern zu sitzen und nicht ein einziges betrachten zu koennen? All dies fragte sich Maorol, als der Alte vor ihm mit fluesternd leiser Stimme zu sprechen begann: "Niemandem ist es gestattet diese Bibliothek zu betreten und ihr verheerendes Wissen einzusehen, niemandem bis auf den Kaiser selbst. Ja sogar den Fratres Moriendi, dem Orden des Todes und dem Noctarchen ist es verboten diese Gemaeuer zu betreteten. Geht also fort von hier junger Elf, es waere nicht in Eurem Willen, zu sehen, was hier verborgen liegt.
Ich selbst habe mich diesem Gesetz widersetzt, in Zeiten da noch lebendiges Blut durch meine Adern floss, denn ich war wissbegierig und strebsam und so schlich ich mich in die verbotenen Saeale und las was ich niemals haette lesen duerfen. Doch den Augen des Imperators entgeht nichts, nichts entkommt seinem Geist oder seiner Aufmerksamkeit. Und seine Strafe war schrecklich. Denn wisse, der Herr gewaehrt niemandem den Tod. Nein. Nachdem ich am Galgen erhaengt wurde und meinen letzten Atem ausgehaucht hatte," langsam reckte der Bibliothekar seinen Hals und Maorol sah den, nicht mehr verheilenden Einriss, den der Strick ihm zugefuegt hatte, "veranlasste der Herrscher, dass meine Augen meinem Haupt entnommen und in die entlegensten Gebiete Terras, in die ewige Wueste des Suedens gebracht werden sollten, auf dass sie nie mehr mit meinem Koerper verbunden seien. Dann kuesste er mich und hauchte mir neues Leben ein, auf dass ich in alle Ewigkeit hier das Dasein eines Blinden fuehre. Er kettete mich an diesen Thron und legte mir das Buch auf den Tisch, das zu lesen ich damals anstrebte. So verharre ich hier im Wissen, dass ich es niemals mehr lesen kann, auch wenn es direkt vor mir liegt."
Dann starrte der Alte erneut in Richtung des Shadar und es ward als ob Traenen aus seinen leeren Augenhoehlen rannen, als er erneut mit kehlig kraechzender Stimme sprach:"Aber da Ihr nun schon hier seid, koenntet Ihr nicht so gnaedig sein und einem Alten Mann ein paar der Worte vorlesen, aus dem Buch, dessen Inhalt ihn so sehr geluestet?"
Dann schob der Bibliothekar das Buch vor ihm in Richting des Elfen. Als dieser auf die aufgeschlagenen Seiten blickte, waren diese jedoch leer, bis auf einen Satz, der dort geschrieben stand: "Verdammt seien die, die nach dem verbotenen Wissen streben."

Fyr Ashmor


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