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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Der Prinz und der Tod 9. Woche des 2. Jahres Langsam und bedächtig tritt ein uralter Zwerg mit vollkommen ergrautem Bart an Wolmow, den Kartograph aus der Rittermark, heran. Nichts Ungewöhnliches für diese Gegend, die den Namen Etekor trägt und in der immer wieder etliche Zwerge an der Oberfläche zu sehen sind.
Wolmow bemerkt den Zwerg zwar, doch sein leises, undeutliches Murmeln, dessen Worte sich im Bart zu verlieren scheinen, scheint eher auf ein ständiges Selbstgespräch hinzudeuten als auf den Versuch ihn anzusprechen.
Da sich zu dieser Zeit jedoch ohnehin Wolmows leerer Magen bemerkbar macht (denn auf seinen langen Reisen durch Terra, alleine das Ziel vor Augen das Ende der Welt zu erblicken, vergisst der Reiter schon manchesmal aufs Essen und Trinken), steigt er von seinem Pferd ab und setzt sich neben dem Zwerg auf einen Felsen am Wegesrand. Seine gute Ausbildung und sein Anstand lassen ihn dem Zwerg etwas von seinem Proviant anbieten, und dieser quittiert das Geschenk mit einem Brummeln (Wolmow entschließt sich dieses Geräusch als Ausdruck der Zufriedenheit zu deuten, auch wenn er selbst zugeben muss, dass es genausogut mürrisch gemeint sein könnte).
"Hab Dank, Wolmow, Sohn des Isegrein, Enkel des Albuhin, Urenkel des Thiolan."
Verwundert sieht der Angesprochene zu dem alten Zwerg, der sich nun auf einem zweiten, etwas höheren Felsbrock neben ihm niedergelassen hat.
"Ihr kennt meinen Namen?" Keine besonders kluge Frage, wie sich Wolmow selbst eingestehen muss, doch die Verwirrung steht ihm immer noch ins Gesicht geschrieben. Der Zwerg aber scheint nicht wirklich darauf zu reagieren, denn Wolmow kann ihm dabei zusehen, wie das Stück Brot, welches er ihm gereicht hat, soeben irgendwo im oberen Teil seines Bartes verschwindet. Erst nachdem der Zwerg genüßlich zu Ende gekaut hat, schenkt er dem Menschen neben ihm wieder Beachtung:
"Die Geister der Ahnen sprachen zu mir, und sie sagten mir, dass ich dich treffen würde." Wie Wolmow jetzt bereits feststellen muss, kommt jedes Wort des Zwerges derart langsam und bedächtig über seine Lippen (richtiger wäre wohl aus seinem Bart), dass es Wolmow schwer fällt seine Aufmerksamkeit gänzlich auf den uralten Zwerg vor ihm zu richten. "Deine Familie gehört zu den wenigen, die noch von den Älteren wissen, und die dieses Wissen bewahrt haben. Um genau zu sein: Sie wissen noch vom 'Bund der Älteren'", und diesen Worten verleiht er einen bedeutungsschweren Unterton.
"Höre nun die Geschichte, die ich dir erzählen werde:
Es war einmal ein junger Prinz der Menschen, der glaubte an alles, mit Ausnahme von drei Dingen. Er glaubte nicht an Elfen, er glaubte nicht an Zwerge und er glaubte nicht an den Tod. Sein Vater, der König, sagte ihm, dass es solche Dinge nicht gäbe. Da das Reich seines Vaters in den Augen der Menschen schon ewig bestand und keiner hungern musste und es darin weder Elfen noch Zwerge gab, glaubte der Prinz seinem Vater.
Eines Tages aber lief der Prinz vom Palast fort und kam in das Nachbarland. Zu seinem Erstaunen sah er in den Wäldern anmutige Wesen mit spitzen Ohren und auf den Bergen kleine, gedrungene Gestalten, die er nicht zu benennen wagte. Als er weiterging, kam ihm in einer alten Stadt ein Mann entgegen.
"Sind das echte Elfen?" fragte der junge Prinz.
"Natürlich sind das echte Elfen", sagte der Mann.
"Und jene kleinen und gedrungenen Wesen?"
"Das sind echte und leibhaftige Zwerge."
"Dann muss es auch den Tod geben!", rief der Prinz.
"Ich bin der Tod", antwortete der Mann mit einer Verbeugung.
Der junge Prinz kehrte, so schnell er konnte, wieder nach Hause zurück. "Du bist also zurückgekehrt", sagte sein Vater, der König. "Ich habe Elfen gesehen, ich habe Zwerge gesehen, und ich habe den Tod gesehen!", sagte der Prinz aufgebracht. Der König war so sehr entsetzt, dass er auf der Stelle tot umfiel. Die Kunde vom Unheil aber verbreitete sich im gesamten Königreich, bis schließlich alle an den Tod glaubten und starben.
Die Elfen und Zwerge aber sahen, was der dunkle Mann angerichtet hatte, und sie wunderten sich sehr, weshalb der junge Prinz nicht mit ihnen geredet hatte und sie um Rat fragte."
Domron Okosch
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