Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

"Für die Familien und die Lieben!"
10. Woche des 2. Jahres

Die Truppen waren unruhig geworden. Die Finten der Kriegerkaste hatten zwar den ersehnten Erfolg gebracht, doch drückte die Untätigkeit auf die Moral der Mannen.
Die Truppen des Maharka Jemul waren ein Geschenk der vielarmigen Götter und des Nozdormu gewesen, der die Seinen in diesem entscheidenden Kampf zu unterstützen suchte. Freudig war die erste Armee des gleissenden Lichtes empfangen, und farbenprächtige Paradeuniformen getragen worden, diesen Tag des Zusammenschlusses des Lichtes zu feiern. Den Göttern und Nozdormu war gehuldigt worden.
Nun aber war Angst in die Glieder der tapferen Streiter gefahren. Über dem Lande Terrenor hatte sich ein stetes Gewitter geformt, dass mit Blitzen und Donner von Unheil kündete. Die Magi und Priester hatten sich daran gemacht die Zukunft aus diesen ungewöhnlichen Gegebenheiten vorher zu sagen. Ihr Ergebnis war von Verderbnis geprägt.

Ungläubig starrt der Heerführer, Vashdrababur, Kind der Kriegerkaste von Gerodia auf die unwirklichen Zeichen vor ihm. Das Pergament fühlt sich rauh an. Beinahe überwältigt ihn die Nachricht, die die Magi Arcanars aus diesen Symbolen erfahren konnten. Die Schwärze der Ohnmacht wird aber von seinem Willen zurückgedrängt. Nun gilt es stark zu bleiben. Langsam erhebt er sein Haupt. Seine Hand faßt einen Becher, der noch unberührt ist. Ein tiefer Schluck leert ihn. Stille erfüllt das Zelt."Bringt mir meine Rüstung, geweiht dem Licht und dem Nozdormu, der uns einst erleuchtet hat. Lasst die Mannen Arcanars antreten. Sendet einen Boten zu dem Heerführer der ersten Armee des gleissenden Lichtes, und berichtet ihm von den neuem Wissen." Ein Untergebener, ein Paria der unteren Kasten, nickt. Weit beugt er sich vor, berührt die Stirn mit seiner Hand und danach die Brust."Erfolg und Ehre mit Euch, edler Vashdrababur." Schellen Schrittes verlässt er das Zelt.
Als das Tuch wieder zurückfällt, und den Eingang schließt, wendet sich Vashdrababur zu seinen Brüdern. Sein Blick ist leer, von Angst erfüllt. Bedächtig schreitet er auf sie zu. Sein rechter Armee erhebt sich, sucht sie zu berühren. Sie greifen, alle drei, gemeinsam nach der Hand des Ältesten. Die Berührung, die Wärme, das Leben gibt ihnen Kraft."Meine Brüder. Ich bitte euch in dieser dunklen Stunde, nur um eines: Spart euer Leben, reitet nach Miris, nehmt meine Frau und meine Kinder und bringt sie nach Arcanar. Betet dort für mich, das die zwölfarmige Göttin des Todes mir die Ehre zu Teil werden lässt, als eines eurer Kinder wiedergeboren zu werden. Nozdormu wird mein Leben in das ewige Rad führen um von ihr beurteilt zu werden. Nehmt mein Vermögen und verteilt es unter den Armen. Sagt jedem, dies sei das Geld, das ein Mann verschenkt, der für die Freiheit und sein Volk gekämpft hat und gestorben ist. Sie sollen sich an mich erinnern. Sie sollen mir folgen. Es ist besser alles zu verschenken, sein Leben zu verlieren, als sich dem Bösen Untertan zu machen." Keine Antwort folgt. Seine Brüder beugen sich dem Wunsch, nicken kurz, und wenden ab. Jeder Blick wäre nur noch mehr Belastung.
Beim Verlassen des Zeltes ignorieren sie die Gesichter der Krieger Gerodias, grüssen nicht, verbschieden nicht. Jedes Gesicht der Totgeweihten wäre nur noch mehr Belastung. Innerlich jedoch fühlen sie die Last, die ihr Bruder auf sie übertragen hat. Der Schmerz und der Tod dieser aller Männer werden sie mit sich nehmen. Sie werden ihre Sorgen, ihre Furcht bis zu ihrem Tode fühlen. Dies ist das größte Opfer, das man von einem Krieger erwarten kann.
Vashdrababur hat gewartet. Seine Brüder haben das Lager verlassen. Er lauscht den Stimmen der Kommandanten, die seine Armee zusammen rufen. Der Ruf von bereits Toten. Wieder bricht die Last der Verantwortung über ihn herein.
Er findet sich bewußtlos am Boden seines Zeltes wieder, der Becher neben sich am Boden. Vashdrababur muß hinaus, seinen Mannen ein Vorbild sein. Er ignoriert den Drang weg zu rennen, die rasende Angst in seiner Brust. Zitternd tritt er hinaus. Die Sonne schmerzt in seinen Augen. Er winkt dem Paria ab ihm nicht die Rüstung zu bringen. Trauer. Er bricht wieder zusammen. In der Ferne seiner Wahrnehmung hört er ein Raunen, das durch seine Armee geht. Wieso zeigt er diese Schwäche? Wurde er nicht vom Anbeginn seines Lebens auf diesen Moment vorbereitet? Er spürt die Hand eines seiner Diner auf seiner Schulter. Blinzelnd blickt er nach oben. Er sieht das Gesicht des jungen Mannes, beinahe noch ein Kind. Eine Krone aus Licht umspielt sein knabenhaftes Gesicht. Vashdrababur spürt die Stärke wieder. Sein Ziel gibt ihm Kraft, sein Kampf ist richtig.
Er springt auf. Alle Schwäche von sich fallen gelassen zerreißt er sein Hemd. Die Wut über die Freveler aus Terrenor, die Bedrohung seines Volkes, scheint ihn wachsen zu lassen. Klar erkennt er die verängstigten Krieger und Kriegerinnen. Mit nackter Brust schreitet er an seiner Armee vorbei, baut sich vor ihr auf. Mit Wut entbrannter Stimme brüllt er, so dass jeder ihn vernehmen kann:
"Kinder Arcanars. Ich stehe heute vor euch, ohne Rüstung, ohne Rang. Meine Haupt erhoben. Meine Faust bereit zum Schlag. Ich bin kein Held, noch ein Gott, aber ein Mann der an die Freiheit glaubt. Ich glaube daran, dass das Gute unser Weg ist. Ich glaube daran, dass unser Tod nicht umsonst sein wird. Keine Freiheit ohne Kampf, keine Freude ohne Leid. Wir werden den Kampf für unser Volk schlagen, wir werden die Leiden für unsere Familien ertragen. Und wenn ihr sterbend am Boden liegt sollen eure letzten Gedanken bei euren Lieben sein, die ihr in euren kommenden Leben wieder sehen werdet, und denen ihr viel Leiden erspart habt. Für Arcanar, für unser Volk!"
Tosender Jubel erschallt, die Angst ist verblasst. Zuversicht hat die Herzen der Kämpfer erfüllt. Ihr Tod ist gewiß. Ein neues Leben auch.

Reich Arcanar


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