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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Finde das Herz der Berge (Teil III) 23. Woche des 2. Jahres Trollpatsch, Sohn des Felsknartsch, hätte sich selbst niemals als intelligent bezeichnet. Viel lieber hörte er Worte wie 'mächtig', 'riesenhaft', 'ungeheuerlich stark' oder ähnliches. Aber eines konnte er nicht leugnen: Manchesmal überraschten selbst ihn die Dinge, die sein Geist da in seinem Trollkopf machte. Ja, durchaus, er war klüger als die anderen seiner Rasse, aber das bedeutete noch lange nicht, dass man ihn deshalb nicht ernst zu nehmen brauchte. Immerhin war er groß, fast so groß wie zwei Zwerge und ebenso stark wie ein...nein, wie zwei...
Verzweifelt blickte sich der Troll um, ob er irgendetwas in seiner Umgebung fände, das ihm als Vergleich für seine Stärke dienen konnte. Doch es wollte ihm einfach nichts einfallen.
Resignierend ließ er sich auf einem mächtigen Felsblock nieder, der am Wegesrand lag. Vorsichtig legte er das schwere, längliche Bündel neben sich ab, das er seit einigen Wochen mit sich trug.
Er musste sich ausruhen, denn schließlich war er schon lange unterwegs gewesen. Vorsichtig blickte Trollpatsch sich in alle Richtungen um. Wie nicht anders zu erwarten war keine Zwergenseele weit und breit zu sehen. Dennoch hob er nur langsam, ganz so als könnte er dabei erwischt werden, den Stoff an, der den Inhalt des Bündels umschloss, beugte sich tief hinab zum Boden und versuchte darunter hinein zu schauen...
Nein, das durfte er nicht! Niemand durfte sehen, was er da mit sich trug, so hatte der Feuerpriester es ihm erklärt. Und zweifelsfrei war auch er mit dem 'Niemand' gemeint.
Er musste sich ablenken, durfte nicht mehr an den Inhalt des Beutels denken. Aber wie sollte er das bloß anstellen, jetzt wo er schon einmal daran gedacht hatte...Wieder einmal verfluchte er seinen Verstand, der ja ausgerechnet bei ihm so gut ausgeprägt sein musste, dass er sich alles merkte.
Essen! Ja, das war eine prächtige Idee. Essen! Das lenkte ihn immer ab.
Wild entschlossen sprang der Troll auf die Beine und rannte in Richtung des nächsten Wäldchens zu. Dort würde er schon etwas Essbares finden.
Eine gute Stunde später sah man den satten Troll zurück zum Felsblock am Wegesrand gehen. Wie ein zum ersten Mal beim Stehlen erwischtes Kind schlich er eilig zum Felsen und versuchte sich dabei möglichst klein zu machen. Dort angekommen ergriff er erleichtert das Bündel und setzte seinen Weg fort. Er nahm sich fest vor, nun keine Rast mehr einzulegen, bis er am Ziel angelangt war - er wusste ja nun um die Gefährlichkeit des Rastens und des Denkens bescheid.
Domron Okosch
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