Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

"SÛL!!"
24. Woche des 2. Jahres

Sir Mortimer, der jüngst wieder eingetroffen war, eilte zum Herrn. In seiner Throneshalle saß dieser und ließ sich den Brustpanzer sowie Arm- und Beinschienen, seiner Rüstung aus dunkelviolettem Kristall, die „Macht“ hieß, anziehen.

„Herr, sie sind da! Eintausend Ritter sieht man von weitem kommen!!“
Moroth stand nun auf, um sich auch in den Rest er Rüstung helfen zu lassen; halb weg gedreht von seinem treuesten Vasallen konnte dieser die Furcht des Halbgottes nicht erkennen, die sich kurze Zeit in dessen Gesicht spiegelte. Doch einer der Rüst-Diener hatte es gesehen...
In großem Zorn und einem unwilligen Laut, der nicht im Verhältnis stand zu seinen üblichen Unmutsäußerungen, holte er aus und zerschmetterte dessen Schädel mit einer verkehrten Ohrfeige. KEINER sollte seine Furcht sehen! Keiner.

Da dieser Diener nun ausgefallen war, ging Sir Mortimer selbst seinem Herren zur Hand, und fragte währdendessen leise: „Herr, die Männer fürchten sich; einige hatten schon daran gedacht, aufzugeben oder zu flüchten! ES SIND ZU VIELE... sagten sie.“ Auch Sir Mortimer hatte Angst, doch wollte diese ebenfalls nicht zugeben, deshalb schob er es auf die anderen.
„LASS DIE JAMMERLAPPEN NOCH VOR DE SCHLACHT HINRICHTEN. WENN WIR DADURCH ZU VIELE VERLÖREN, DANN EBEN NUR DEREN WORTFÜHRER. DAS SOLLTE REICHEN! GEH JETZT... ICH WERDE KOMMEN.“

Sir Mortimer tat, wie ihm geheißen und eilte hinaus, zog sein Schwert, ließ im Innenhof einige Ritter vor sich treten, niederknien und die Helme abnehmen. Er wiederholte das Geheiß Moroths und köpfte die ersten beiden, die anderen zwei aber wollten nicht so schnell aufgeben, so entbrannte ein heißer Kampf – zwar half den abtrünnigen Rittern keiner, doch half auch Sir Mortimer NIEMAND!!! Sie warteten nur, was geschähe.

Da rief Sir Mortimer die Macht des Herrn an und erhielt genug Stärke die beiden Feinde niederzuringen, denn ihre Helme lagen ja am Boden. Hernach mit Wunden übersäht hielt er seine Rede vor den mit ihm nunmehr genau einhundert Rittern – geordnet, aeonisch...! Die Abschlußworte waren „... Sie werden keine Gnade walten lassen, egal, was sie Euch zurufen werden. Also habt auch keine Gnade mit ihnen! Viele werden sterben an diesem Tag, doch dann sind sie Sûl näher als jeder andere Mann Terras – doch wir werden versuchen, zu überleben, mit Moroths, des Stählernen, Hilfe – mit unseres Herrschers Hilfe!!!“

Gebannt von der Rede und erfüllt von der Energie des Herrn, die Moroth im Inneren ein letztes Mal sammelte, jubelten die Ritter und reckten ihre Lanzen in die Höhe...

Moroth unterdessen war in Gedanken versunken vor dem Throne gestanden und hatte vor seinem inneren Auge die Schlacht durchgespielt – und ihm war schlecht geworden, bei dem Gedanken, daß er sehr wahrscheinlich scheitern würde. Er bat zu Sûl, ihm zu helfen – da war wieder der Schmerz! Der Schmerz war zurückgekehrt, Sûl war wieder bei ihm! Nun wußte er, was er zu tun hatte. Er würde sich wider den Feind werfen, koste es was es wolle!
Schade, daß er heute keine Riesen schlachten konnte, sonst hätte er dies mit Freude getan!
Er rüstete sich mit seinem Streitkolben „Mord“ und seiner neunschwänzigen Peitsche „Qual“, die er in den Gürtel steckte – mit dieser konnte er seine zerstörerische Kraft über weite Strecken hin ausdehnen.

Als er den Palast verließ, in dem er die letzte Woche so gewütet und alles kurz und klein geschlagen hatte, grübelte er noch über Meister Shantus nach, der sich im schwarzen Turm eingeschlossen hatte. Viele seiner Adepten hatte er früh genug entlassen – diese standen auf der Mauer –, doch Shantus selbst weigerte sich; er habe Wichtiges zu tun... er VERweigerte sich! Er würde einem neuen Herren genauso dienen, wie er ihm gedient hatte... sein bester Schüler – wie enttäuschend wie... verschlagen...
Moroth tobte; sein eigener Schüler hatte ihn hinters Licht geführt! Ein Lugenbold und Betrüger war dieser Mann... er hatte ihn viel zu gut unterrichtet.
Zorn umhüllte nun Moroth und er hatte seine Sicherheit zurück, seine Entschlossenheit.
Er würde am heutigen Tage siegen und er würde sich hernach um Meister Shantus kümmern, diesem „Lügenlaberer“, wie sich der winganer Bengel so unbeholfen ausdrückte... Wingan war das Nächste, was Moroth vorhatte... er MUSSTE also siegen!!!

So schritt der Stählerne in den Burghof, wo er in einem doppelten Spalier der Ritter mit lauten Jubelrufen begrüßt wurde, die Lanzen hochgereckt und in Reih und Glied auf starken Schlachtrössern. Bestätigt und voll Kraft stritt er mit Stolz geschwellter Brust einher und wußte zugleich, sie würden für ihn in den Tod gehen.
Sir Mortimer wartete mit einigen seiner Getreuen, um den Herrn nach dem Spalier zu empfangen.

„Alles ist bereit Herr“, meinte der Erste Ritter unter seinem Helm hervor, den er nicht zu lüften wagte, wollte er doch nicht sein banges Gesicht zeigen. Trotz dem, daß der Ritter auf hohem Roß thronte, war er dennoch kleiner als der Hühne – bei weitem.
So schritt der Avatar Sûls vor und der Ritterkeil mit Sir Mortimer an der Spitze hinten drein.
Leichte Reiter hatten die Hauptstraße gesichert und die Bevölkerung am Herbeilaufen gehindert. Mönche gingen nun seit der Burgtor vor und verteilten Weihrauch, Weihsand und Gebete in der Hauptstraße, währden deren Herr ihnen nachschritt und die ängstliche Bevölkerung mit seinen kalten Augen maß.

„Sie kommen um uns zu befreien – die fremden Ritter! Tu Ihnen nichts, Ungetüm!“ Rief es lautstark aus der Menge. Verdutzt hielt der Keil der Ritter, denn Moroth war stehngeblieben, streckte den Arm aus und deutete in die Richtung, wo der Sprecher unter den anderen stehen mußte. Ein „Ja genau!“ war auch von dort zu hören. Bevor sich noch mehr Unmut breit machen konnte, zeigte der Stählerne auf den Ort des Widerstands und kreiselte mit dem schräg nach unten zeigenden Finger, so als wolle er einen Kreis auf den Boden malen.
Und tatsächlich: Schwärze dehnte sich aus, schlug sich wie von Götterhand eine jähe Gasse Blutes von Moroth ausgehend durch die Menschenmenge in die besagte Richtung und verdichtete sich eben dort in einen einige Meter umfassenden Wirbelsturm dunkler Energie. Gekreische und Schreckenslaut wurden darin kurz hörbar, doch ging dies schnell in Panikgeschrei und Trauerbezeugungen der Menge unter.

Einige der Menschen gingen vor Angst auf die Knie und alsbald machte ein jeder aus Angst vor Vernichtung ebenfalls einen Kniefall. Dies setzte sich wellenartig bis zum Tor fort.

Dort angekommen öffnete sich die Flügel des Tores für den Herrn und man sah das stolze Ritterheer des Feindes, Glied um Glied in vollem Glanz polierter Rüstungen erstrahlen.
Angst hatte oben an der Mauer bereits um sich gegriffen, deshalb breitete Moroth die Arme aus, und mit einer horrenden Geschwindigkeit breitete sich eine jähe Welle kaum sichtbarer dunkler Energie aus die den wolkenverhangenen und düsteren Ort Nachtgau nur um ein wenig mehr verdunkelte. Kontrolle. Es war so leicht.
Das Flehen und Jammern verstummte und machte der Entschlossenheit und dem Wahn Platz.

Seraphes der Drache landete zu guter letzt vor dem Tor, als der Feind schon heranrückte; „Du kämpfst also doch noch?“ Dachte sich der Stählerne. Als Antwort – unerwartet und erschütternd meinte jemand in seinem Hirn: „JAAAAAAHHHH.“ Was machte die Echse in seinem Kopf? Aber was sollte es – er mußte sich nun auf den Feind gefaßt machen und höhrte fast gar nicht mehr das immer lauter und ekstatischer werdende Rufen der Soldaten... „Sûl! Sûl! Sûhl!!!“

Sie waren gekommen: Fünfhundert Ritter der Hervanaler und dreihundert Zuraner Ritter und Wingan mit etwas über zweihundert Ritter mit fast einem Hundert leichter Reiter...
„Welch Ehre! Laßt sie nur kommen!!!“ Dachte er sich und stimmte in den Chor ein:

„Sûl! Sûl! S û h h l!!! SÛÛÛHHL! S Û Û Û H H L !!!“

Es würde heute einen Kampf geben.


Reich der dunklen Sonne


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