Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Moroths Ende
25. Woche des 2. Jahres

Moroth stand im Tor der Stadt Drasûl – seiner Hauptstadt in seinem Reich und sah das überwältigende Heer vor sich: Schnell, schlagkräftig, groß.

Er wollte, daß es seines wäre. Plötzlich stieg zum grenzenlosen Haß, den er gegen alles und jeden verspürte, auch der Neid auf.
Doch er konnte nicht verlieren! Es ging nicht!
In eiligen Schritten trat er vor die Mauern, drehte sich um, hob die Arme, wie um sich und seine Männer in Sicherheit zu wiegen. Er erwartete sich Jubelrufe, doch die blieben aus – betroffen sah man auf den Hühnen.

Doch aus dem Tor hervor ritt sein Getreuer, Sir Mortimer, mit einigen Anhängern. Er wollte ihm tatsächlich in die Schlacht folgen! Zuerst überlegte er sich, ihn zurückzuhalten, doch dann drehte er sich erneut um und betrachtete stumm das feindliche Heer.
Da ließ er Mortimer seinen Willen – der hätte so oder anders nicht überlebt.
Einhundert Ritter gegen eintausend...


Da nahm er all seinen Zorn zusammen, machte kehrt und brüllte dem Feinde entgegen, begann zu laufen, zuerst langsam, dann schneller – furchtlos, wissend, unsterblich zu sein – auf den Feind zu. Als er nahe genug heran war, riß er seine Peitsche „Qual“ aus dem Gürtel, sah im Augenwinkel den Drachen fliegen und lachte in sich hinein; der Drache war also tatsächlich dabei! ER hatte ihn herumgekriegt...!

Das Ritterheer, das zuerst weit vor den Mauern gewartet hatte, setzte erst spät zum Sturm an, erst als die wenigen Angreifer den Schutz der Mauern verlassen hatten. Lanze um Lanze senkte sich, Pferde bäumten sich leicht auf und machten einen Satz vorwärts. Die Erde donnerte bald von den Hufen der vielen Ritter, welche gegen den Hühnen und dessen Stadt ritten. Sie hatten ihre Befehle.

Moroth dachte noch, während er seine Neunschwänzige knallen ließ und über fast hundert Meter einige Ritter tot aus dem Sattel schlug und auf magische Weise schwarze Schlieren durch den heran preschenden Feind zog, an Meister Shantus und malte sich aus, wie er ihm habhaft werden würde und ihn bestrafen könnte. Der würde nun in seinem Turm sitzen und sich vor Angst kaum rühren können...
Dann aber war auch schon der Feind heran – Sir Mortimer krachte mit seinem kleinen Keil Getreuer neben dem Halbgott in die Ritterflut – und der Stählerne nahm „Mord“ zu Hand um zu töten – und mit ihm unterzugehen...


Was der Hühne jedoch nicht mehr sah, waren seine eigenen Soldaten die stumm die Mauern der Stadt Richtung Marktplatz veließen – das Tor noch sperrangelweit offen – und die schwarzen Adepten, welche die gesamte Abrüstung beaufsichtigten. Narma hatte ihnen das Vergessen der Furcht vor ihrem einstigen Herrn beschehrt und ihnen Frieden gegeben.

Denn Meister Shantus war keineswegs tatenlos geblieben!
Er hatte die Fäden im Hintergrund gezogen und damit den Halbgott zum Tode verurteilt. Der jedem unliebe Halbgott war seinem Gott und Vater, Narma, den der Stählerne in seiner Verblendung ´Sûl´ genannt hatte, zur Last geworden, denn dieser hatte die Idee des Reiches der dunklen Sonne in den Untergang getrieben. Nun aber sollte Drasûl von neuem erstehen unter einem würdigeren Avatar: _Meister Shantus_, welcher keineswegs verschlagen, sondern vielmehr seinem Gott treu ergeben war.

Moroth war ein Fehlgriff gewesen; dieser mußte nun ausgeglichen werden...!


Das Tor zu Drasûl stand offen, Mönche warteten dort, um nach dem Tod Moroths hinaus zu eilen und die versehrten Ritter des „Feindes“ zu versorgen. Man würde dem Bund der Einsicht Zugang zur Stadt gewähren und den Schrein des Solaris freigeben. Man würde sie die Burg in Brand stecken und den Steinthron des Halbgottes stürzen lassen, damit Moroth keine Möglichkeit mehr gegönnt war, sich je wieder zu materialisieren und er in der Sphäre jenseits des Stofflichen festhinge, von seinem Vater heimgeholt... ins Vergessen.


Und so geschah es auch. Der Halbgott getötet in die Stadt eingeritten, den Schrein geborgen, die Burg versehrt und Moroth an der Wiederkehr gehindert, so jubelte nun das Ritterheer des Bundes wie auch das Volk Drasûls, und dieses wollte nicht aufhören ihre Erretter zu lobpreisen.

Meister Shantus, begleitet von seinen Adepten und Wachen der Stadt, schritt würdig zu den Anführern der Heere hinzu und verbeugte sich zum Danke vor den Erlösern.
In einer Woche, so wußte der volksnahe neue Avatar Narmas zu sagen, würde ein Fest in Drasûl gefeiert werden, das den Grund der Erlösung von Moroth und die Inthronierung des neuen Souveränen, sowie die Treueschwüre der Adeligen hatte. Die Ritter alle wren natürlich geladen.
Er deklarierte das "Reich der dunklen Sonne" nunmehr als neutral und fremdenfreundlich; das Wegrecht stand nunmehr jedem Wanderer wieder zu.
Als Aufgabe habe sich das Reich gesetzt, den Schrein angemessen nach Kadenz zu eskortieren und sich dort bedeckt zu halten was die Kaiserwahlen anbetraf; genaueres würde sich dort klären. Lord Kaligaard würde das Reich der dunklen Sonne vertreten.
Alle Bündnisse mit den ´wahrhaft dunklen´ Völkern wären mit dem Untergang Moroths nunmehr ebenfalls gestorben - mit keiner einzigen Ausnahme.

Hernach verschwand der Meister wieder in den Turm, um seine Studien nicht zu vernachlässigen und daneben noch das Reich wieder aufzurichten.
Überwiegend wolle man sich damit begnügen, als Friedenszeichen derzeit keine Truppen auszuheben, sondern in der Erstellung von Kulturbauten sich befleißen. Zu Ehren der Befreier und als Vertrauensbeweis.


Die Leichname der Riesen, welche zum Verfaulen liegen gelassen worden waren, wurden nun von den Priestern einbalsamiert und für deren überlebende Brüder bereitgestellt, welche nun auch eingetroffen waren, mit samt den wundersamen Hütern der Haine, sagenumwobene Elfen mit großer Kraft.
Die drei Keulen welche als TT - Tor vor dem eigentlichen Stadtmauertor Drasûls aufgestellt worden waren, wurden huldvoll neben sie gelegt.
Man begann, die übrigen Leichen zu begraben.

Alles weitere würde die nächste Wochen bringen.


Reich der dunklen Sonne


 (c) 2003-2004 Markus Penz