Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Der Piratenschatz I
25. Woche des 2. Jahres

„Eine Saga wollt Ihr hören, Ihr Leute von Kadenz. Ist dies Euer Begehr, obgleich Ihr Ritter, Söldlinge, Knechte, Mägde oder Zauberer seid. Ich sehe Gesichter alt wie jung, die nach neuem gieren und entrückt werden wollen in das Reich der Märchen. Ich sehe Elben und Zwerge durch die Gassen der Kaiserstadt streifen und gar einen Drachen der vor den Hügeln der Stadt weilt, ein alter Freund der Jungfer. Ihr alle mögt so unterschiedlich sein und doch eint euch die Lust nach Abenteuer und nach Geschichte und Ich bin es, ein einfacher Skalde, der Freude am Singen und Erzählen hat, der Euch diesen Wunsch begleichen soll?
Wie sollte ich denn anders handeln als dem Wunsche von so vielen nachzugeben.
Doch höret zufürderst, bevor Ihr meint entrückt zu werden, dass jedes Wort dieser Geschichte wahr ist und sich alles so zugetragen hatte wie es meine Stimme nun verlauten lässt. So höret die Saga von Yslander und dem Blutschatze…

‚Graues Wabern umfängt das Eiland, die roten Strahlen der aufgehenden Sonne kündigen die Nähe des folgenden Tages an. Kalte Seeluft bläst den Geruch von Salz und Seetang in die Bucht von Conos, der sagenumwobenen Piratenstadt, wo die Häuser tatsächlich goldene Dächer tragen und ein jeder Bürger von dem Reichtum des Piratenkönigs einen Teil abbekam. Stolz spazieren sie in weiten Gewänder umher, aus der in den Mogulreichen geraubten Seide gefertigt, schmücken sich mit Gold aus den Imperia des Nordens und leben ein Leben von Königen, geschützt von einer Garde aus Freibeutern, Mördern, Halsabschneidern und Piraten, denen guter Sold, Weiber und Wein alles bedeutet. So ist das Leben auf dieser verruchten Insel, das sich wie eine Pestbeule und ein Geschwür an dem Wohle anderer nährt und fett wird.
Doch dieses Tages ward alles anders, denn Yslander, Kapitän der Firnstecher und Gast des Piratenkönigs Bartholomeus, hatte ein Fest gefeiert und all jene Freibeuter zu sich bestellt, um Ihnen zu zeigen, was es heißt in den Nordlanden zu feiern und zu saufen.
Zwanzig Fässer besten Schnapses wurden angeschlagen und leer gesoffen, in zahlreichen Trinkspielen in Hälse und Rachen hinabgestürzt, bis dass ein jeder vor Besinnungslosigkeit am Boden lag.
Es ward eine Orgie gewesen, wie sie selbst für Conos ungewöhnlich war und man würde den Tag dieses Festes lange nicht vergessen. Wahrlich niemals sollte dieser Tag vergessen werden, doch nicht ob dieses Festes, wahrlich nicht.
Denn es ward bloß eine List der Nordmannen gewesen.
Vom nordischen Eichelschnaps betäubt lagen die Bewohner Conos in ihrem eigenen Sud, da sie sich wieder von Ihrer Dekadenz haben treiben lassen.
Da schlichen fünfzehn Wikinger, von ihrem glorreichen Kapitän Yslander angeführt in den Königssaal des feisten Bartholomeus und griffen nach dem Schatze der dorten lag. Immens ist dieser Schatz und würde selbst eines Drachen Neid auf seinem hohen Horte erwecken. So griffen die Fünfzehn nach der Kiste und schleppten sie auf ihr Boot, die Firnstecher mit Namen, dem ersten Boot, das seit dem Tag des Erwachens durch die Eismeere gesegelt ist, das bereits mit Walen geschwommen ist und die Feuerinsel der Eismeere entdeckt hatte. Mit dieser Nußschale, dessen Name nun ein jeder rechte Seefahrer kennt, segelten die wackren Wikinger die Erbel hinab, blickten ins Orkenland und diesseits in die Reiche der Menschen, passierten sogar die Heilige Stadt Kadenz, einige Zeit vor Unsrem Treffen hier, und kamen schließlich an den Tyreno, wo sie den sagenhaften Wasserfall zum Reiche der Elben erblickten, doch nicht passieren konnten. Und schließlich gelangen sie nach Conos, wo das Schicksal sie zu jenem größten Ihrer Abenteuer trieb.
So raubten sie nun den Schatz, welchen sie zwischen den Trunkenbolden hindurchtrugen, die sich vor Trübsinn und Übelkeit hin und her wälzten und ihre Finger in den Boden gruben vor Besinnungslosigkeit. Hier hatten die Nordmänner ein Leben wie Könige geführt, tagtäglich mit den Weibern Conos gebuhlt, gehurt und gespielt. Tranken von dem besten Wein und aßen die besten Speisen, welche Ihnen Bartholomeus kredenzte.
Sie lernten auf Conos zu leben wie es die Piraten schätzten und Verschlagenheit und List war das größte Gut, das Ihnen zueigen wurde, denn der Beste ward Ihr Lehrmeister gewesen. Conos selbst ward es und er sollte zum Opfer seines eigenen Lasters werden.
So segelten sie hinfort von Conos, im Golde badend und die Dummheit Conos besingend. Nicht der Schatz ward es, der Ihnen all so viel Freude bereitete, denn vielmehr ihr gelungenes Korsarenstück.
Da fuhren sie nun und besangen und betranken ihr Abenteuer, denn dazu waren sie ausgezogen. Um derlei zu erleben.
Schließlich fand einer der Seeleute zwischen den Bergen an Juwelen ein Schriftstück, das wohl schon unzählige Jahrhunderte überdauert hatte. Zerschlissen und Alt war es und doch wie von Göttermacht instand gehalten. Die Karte des Bartholomeus. Eine Karte, welche seltsame Schriftzeichen zeigte, welche sie allesamt nicht entziffern konnten. Der Weg den die Karte zeigte, wussten sie jedoch zu deuten. Ein Weg zu einem Orte, wo das Schicksal anderer Abenteuer harrte. Das Wissen um diese Karte, ward der Schlüssel, diesen Ort zu finden und das Geheimnis zu lüften.
So traten sie zusammen und beteten an ihre Herrin Gilga, die Jungfer des Nordens und ihre Schutzheilige, welche Ihnen bereits bei diesem Raub beistand.
Yslander galt stets als ein von Ihr begünstigter Kapitän, so hatte er nicht nur das größte bislang dagewesene Seemännische Geschick, das ihn seine Nussschale vom Nordmeer bis ins ferne Südmeer hat schiffen lassen, sondern ward von herausragendem diplomatischem Gespür, das ihn ins Vertrauen des Piratenkönigs geführt hatte. So sprach er die Worte an Gilga, und wahrlich ward Ihr Geist bei Ihnen. So blieb das Wissen um das verborgene Geheimnis bei Ihr und den Weg dorthin wüssten nunmehr zwei zu deuten. Der grämige Seemann sowie das göttliche Kind. Sie wusste nämlich, dass die Abenteuer Yslanders ein Ende finden würden, schon bald und dass das Wissen um den Schatz die Gabe seines Lebens ward, seine Gabe an Gilga. Ihre Gabe ward die nie vergessene Saga Yslanders und seiner Mannen, welche auf Firnstecher ihren Weg ins Abenteuer fanden. ‚

Das Ende dieser Geschichte wollt Ihr nun erfahren? Nun so will ich es Euch berichten… Doch gebt mir noch etwas Bier, denn meine Kehle beginnt nun langsam rau zu werden…“

SO sprach Olkfried Yngrason, dieser Tage in Kadenz der Stätte der Kaiserwahl weilend.

Hüter des Gleichgewichts


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