Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Auferstehung der Helden
26. Woche des 2. Jahres

Finstere Nacht hat sich über die Meere des Nordens gesenkt, kaum ein Stern dringt mit seinem Licht durch die dichten Nebelschwaden und selbst der Mond ist nur als diffuses Leuchten am Nachthimmel zu erkennen. Die schneidend kalte Luft bringt den Geruch von Salz vom Meer herauf und mit ihr fliegt ein kohlschwarzer Rabe. Er taucht in das Finster einer Gasse ein, scheint seinen Weg genau zu kennen und inmitten der Stille hört man nur einmal ein Krächzen...

Am nächsten Tag liegt die Insel Thjar scheinbar friedlich in den kalten Fluten des Hjannarak. Im Städchen Höddvar werden Fässer zum Hafen gerollt und am Aussichtsposten wachen einige Hünen über das Land rundum. Ihr blickt schweift nicht selten nach Norden wo sich auf einem Hügel ein riesiger Steinkreis erhebt. Ein gewohnter Anblick, wären da nicht die huschenden Gestalten, winzig klein zwischen den über fünf Mannslängen hoch aufragenden Monolithen. Als sich der Abend über das Städchen senkt herrscht auf den Straßen gespenstische Stille und alle Fensterläden sind verriegelt. Selbst auf den Aussichtsposten leuchten keine Laternen mehr, denn diese Nacht gehört allein den Druiden und... den Geistern.

Die Nebelschwaden dieser Nacht scheinen von seltsamen Eigenleben erfült zu sein, wie klamme Finger erstrecken sie sich vom Meer bis zum Steinkreis und werden dort so dicht, dass man kaum die eigene Hand vor Augen erkennen kann. Es wurde auch kein Licht entzunden, wo die Druiden jetzt im Kreise stehen und ihre unheimlichen Gesänge zu Ehren des Totengottes ertönen lassen. Es sind die mächtigsten und weisesten Männer des Nebelreiches, erwählt von den Göttern und mit der Geisterwelt vertraut. Und in dieser Nacht soll etwas vollbracht werden, was noch nie eines der Nordmannenvölker wagte. In die Nebelschwaden scheint plötzlich Bewegung zu kommen, sie bilden einen Strudel rund um den Steinkreis, in welchem sich die Druiden versammelt haben. Und das kundige Auge eines Hierophanten erkennt die gewaltigen Flüsse dunklen Manas, welche sich hier langsam sammeln und verdichten, eine Macht die kaum jemand beherrschen kann und die beim kleinsten Fehler zum Untergang des ganzen Volkes führen könnte. Doch die Druiden wissen was sie tun, sind sich des Risikos bewusst, und wollen den Blutschwur des Hjarltings alle Ehre machen. Einer von ihnen tritt vor, mit einem großen Steinmesser aus purer Schwärze bewaffnet. Er hebt es zum Himmel und ruft die Namen der Götter, welche über die Nacht wachen. Es sind finstere und grausame Namen, die über die Ebene unter ihnen schallen und weit weg einen Hirten in der Nacht das Blut in den Adern gefrieren lassen. Die Namen künden von Macht, Macht über den Tod!
Der Druide lässt das Messer auf den Steinaltar niederfahren und Blut breitet sich darauf aus, als sein Stich das Herz des Opferlammes trifft. Blut, welches das reine Weiß des Felles befleckt und in kleinen Strömen vom Rand des Altars tropft. Es scheint, als würden die Nebel nach den kleinen Lacken greifen, die sich am Boden bilden, sich von ihnen zu nähren und selbst die dunkle Essenz in sich aufnehmen. Und die Schwaden, die um den Steinkreis wirbeln, werden von dunkler Macht beseelt, nehmen das Mana in sich auf und statt Nebelschwaden ziehen sich Schleier purer Schwärze durch die Nachtluft, nehmen einem nicht nur Sicht, sondern auch Gehör, Gefühl und bald auch das Leben...

Dann erhebt der Druide abermals die Arme, ruft einen weiteren Namen. Der Totengott solle nun die Seelen der größten Helden, welche seit der Stunde ihres Todes an der Tafel der Götter feiern, essen und trinken, freigeben. Und schon schießen die Todesschwaden in alle Richtungen davon, erreichen jedes Hügelgrab auf der Insel. Und schon sieht man Schemen, die sich daraus erheben. Schemen die sich zu einem geisterhaften Zug formieren, eine Armee, die selbst dem tapfersten Mann jeden Kampfeswillen raubt.

Und schnell wie der Wind ziehen sie wie eine weiße Geisterhand nach Westen, über das Meer und die Tundren...

Die Wildnis


 (c) 2003-2004 Markus Penz