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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Finde das Herz der Berge (Teil IV) 31. Woche des 2. Jahres Nun endlich, viel zu spät, hatte sich der zweite Teil der uralten zwergischen Prophezeiung offenbart. Seit Stunden schon sass Olgrosch, der Sohn des Propheten Othil, in seiner Kate vor den zwergischen Runen und las sie immer und immer wieder:
"Finde das Herz der Berge...",
so hatte der erste Teil begonnen,
"...und entnimm ihm am letzten Tag zwei Monde vor der Kür
je einen Stein besten Erzes
aus Kap Razad und dem Feuerkap.
Schüre die Esse um Mitternacht,
erhitze die Erze, bis sie rot erglühen
und hämmere sie vor dem Morgengrauen.
Mache aus zweien eins
und falte das weißglühende Metall siebenfach zusammen.
Sprich siebenmal den Schmiedevers
und härte das Eisen in Drachenblut."
All dies war bislang geschehen, und nur durch das gemeinsame Wirken dreier Völker der Zwerge war es möglich gewesen. Doch der zweite Teil war um einiges schwieriger zu bewerkstelligen. Dazu würden sie die Hilfe anderer Völker brauchen, auch solcher, die nichts von den Traditionen der Zwerge wussten.
"Lösche es rotglühend im Quecksilber aus Khadum...",
so begann der zweite Teil, und auch dies war bereits durch die Hilfe der Zwerge der Eisernen Wacht geschehen,
"...und tue dies im Namen aller Ahnherren.
Kühle es im Wasser des Tyreno
und schärfe die Klinge auf einem Elfenbeinhorn."
Da war es schon wieder. Diese seltsame altzwergische Rune, die ihm zu schaffen machte, und die er doch nie anders als mit "Horn aus dem Bein eines Elfen" übersetzen konnte. Von Elfenbein hatte er ja bereits gehört, es sollte irgendwo im tiefen Süden zu finden sein. Doch das hier Beschriebene war ganz offensichtlich anderer Natur.
Inzwischen war es bereits dunkel draußen geworden und Olgrosch wollte sich gerade erheben, als es an der Türe pochte. Neugierig öffnete der Zwerg und blickte nach draußen. Genau vor seiner Haustüre, dort, wo normalerweise der Kiesweg vom Hügel hinabführen sollte, stand ein Baum. Dicke Äste und Zweige hingen weit an ihm herab und ein beständiges Rauschen ging durch seine Blätter. Erstaunt rieb sich Olgrosch die Augen, doch der Baum blieb an Ort und Stelle. Da hörte er mit einem Mal ein tiefes, knarzendes Geräusch, so als ob jemand beständig Äste zerbrechen und dabei von einem tiefen Knurren begleitet würde. Zuerst stand Olgrosch einfach nur da und schüttelte ungläubig den Kopf. Doch je länger er diesem seltsamen Geräusch lauschte, desto mehr vermochte er Worte darin zu vernehmen und sie von den anderen Geräuschen zu unterscheiden.
Fast die ganze Nacht dauerte Olgroschs Unterredung mit Traschbart, dem Uralten - denn so nannte sich der Baumschrat - und im Morgengrauen hatte Olgrosch alles über dieses seltsame Elfenbein erfahren, was er wissen musste. Ja mehr noch, der uralte Waldschrat hatte ihm sogar ein Bündel überreicht, welches er vom alten und weisen Elf Ajun, dem Herrscher des Waldreiches Toiresia-Eldesine, übergeben bekommen hatte.
Frohgemut und mit neuer Zuversicht erfüllt - unter anderem auch mit der Zuversicht, dass der Baum vor seiner Haustüre nicht ewig dort verweilen würde - begab sich Olgrosch wieder in seine Hütte und machte sich sogleich daran den Rest der Prophezeiung durchzugehen.
So viel stand noch vor ihnen...
Domron Okosch
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