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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Der Piratenschatz II 38. Woche des 2. Jahres „Oh Freunde höret nun, denn erzählen will ich euch wieder von Yslander und Bartholomeus. Meinen jetzigen Worten ging die Geschichte von Freundschaft und Verrat, von der Gier beider, von gewaltiger Macht des einen und der füchsischen Listigkeit des einen voran und ich endete damit, dass die List obsiegte.
So lauschet meinen Worten und dem Klang meiner Laute, die Euch bringen sollen in die wogende Südsee, wo das Wasser warm und salzig ist. Wo der Wind Euch Euer Haar aus der Stirn bläst und ihr die Gischt in Euren Gaumen schmeckt. Die Seeluft, ja die See.
Frei und Glücklich ward Yslander nun, und ruderte mit seinen Mannen dahin, in der Strömung gleitend schnellte sein Boot, die wackere Firnstecher dahin. Was er mit ihr bereits alles vollbracht hatte, ‚Mögen die Skalden mich für würdig erachten und meiner besingen wenn ich zurückkehre.’, so dachte er noch, doch ward sein Schicksal grau und ungewiss und er spürte was da kommen könnte.
An die Herrin Gilga richtete er sein Gebet, als er zwischen den Juwelen lag und das erbeutete Schriftstück, das den Weg zu einem bisher unbekannten Orte wies, las. ‚Oh all die Schätze sind doch wertlos wenn ich sie nicht mit ins Grabe nehmen mag. Es verbleibt alles hier auf der Magischen Scheibe, wie Unsre Welt genannt wird, und andere Klauen, die von Gier und Neid getrieben sind werden sich darum schließen, wenn ich erst gegangen bin. Ruhm und Ehre jedoch bleibt und mag in den Sagas auf immerdar fortleben, und so mag der Held einer Saga zum Vorbild weiterer Abenteurer werden in denen er auf immerdar bestehen bleibt. Ob auch mir ein Platz zwischen den Urvätern an der Tafel des Ture zugewiesen werden mag. Mag er mein Abenteuer für würdig erachten? … Dies mag ich selbst nicht ergründen können, ich mag Gilga, der Göttin meines Herzens alleine dies zum Geschenk machen und dir Danken für all jene Zeiten die Du da über mich wachtest.’
Und vor seinem Auge da schwand dahin die frische Seeluft, der helle Tag und machte Platz dem modernden Geruch von nassem Holz und Gebälk, das Rauschen des Meeres wurde leiser und das Fiepen einer gemeinen Schiffsratte ertönte da zu seiner nächsten. Die Gesichter seiner Männer die gerade noch lachend zu ihm blickten schwanden dahin und waren nur noch Schatten seiner Erinnerung. Das Gewand des Hetmannes, sein Kriegsmantel hing nunmehr zerfetzt und zerschlissen von seinem Leib.
Was er in Händen hielt waren nunmehr nicht goldene Münzen, sondern kalter Stahl, von Ketten die sich um seine Gelenke schlossen. Über ihm nicht länger der freie Himmel, nein Balken des Decks waren dort und johlendes Gelächter war dorten zu hören. Piraten!
‚Oh Gilga, dank Deiner Güte mag mir nun der letzte Kampf gewährt werden. Meine Ehre, die meiner ersoffenen Männer und das der Firnstecher mag ich nun durch einen letzten Akt der Würde erretten, selbst wenn ich nicht darauf hoffen darf zu bestehen. In Trümmern ward das Ende der Firnstecher gelegen. In den Fluten eines fremden Meeres versank jenes Stück Holz, das bereits von den größten Strömen der Magischen Scheibe, der Erbel und des Tyreno und nicht zuletzt von den heimischen Gewässern des Lyrnmeeres Tropfen aufgesogen hatte. Ein jeder dieser Tropfen vermochte eine Saga zu erzählen, eine Saga die nun hinfortschwamm in Trümmern, dahintümpelte als Treibholz. Dahingerafften Träumen gleich.’
Dem Horte des Piratenschatzes waren nun diese Splitter hinzugefügt worden. Die Karte an ihrem angestammten Platze. Doch ringsum war die Piratengarde angetreten, jene Schar von Eintausend Freibeutern, die alleine Bartholomeus dienten. Oder vielmehr dem Golde, das er Ihnen verschaffte, die Freiheit zu kapern und rauben und zu handeln wie es Könige alleine sonst tun können.
‚SO stehe ich hier erneut vor Dir Piratenkönig, doch nicht als Freund, denn vielmehr als solcher, dem Du die Ehre und Gnade zuteil hast werden lassen im Kampfe zu sterben. Meine Mannen gingen mitsamt ihrem Schiffe ins Meer und verblieben dort. Mich aber, der ich hier auf Conos einen Teil meiner Schuld zu begleichen habe, holte das Schicksal zurück an diesen Ort, wo Du selbst nun über mich richten magst. Nimm ab meine Ketten und gib mir meine Axt, auf dass ich aufrechten Hauptes in die Halle meiner Väter schreiten kann und mich dorten nicht zu schämen brauche.’
So glitten herab die Ketten und ward ihm ein Beil überreicht, als der Hüne von Conos herantritt. Von der Macht Äons erfüllt, sollte dies ein ungleicher Kampf werden, und doch ein Kampf der Gerechtigkeit. Wie ein Schatten stand er dort, sein Antlitz jedoch möge niemals beschrieben werden, denn es mag nur jener selbst erkennen der ihm gegenübertritt.
‚Gilga’ schrie der Wiking und es war der letzte Ruf den er von sich gab, nachdem der Pirat ihm seine Gnade erwies. Der letzte Hauch des Nordmannes ward alleine Ihr gewidmet.
Möge seine Saga fortbestehen und an manchen Feuern wieder gehört werden! Was ihr davon haltet bleibt einem jeden von Euch selbst überlassen, denn in manchen Augen mag er Held, in manchen bloß ein Räuber sein, manche mögen meinen, dass seine Freiheit ihn in die Gefangenschaft trieb, manche sehen, dass er erst mit seinem Unheil sein Heil erkannte. Was Ihr darin seht, mag Euch kein Skalde der Welt erzählen, denn Ihr selbst habt nun seine Geschichte gelebt. Auf dass viele weitere folgen mögen!“
So sprach Olkfried Yngrason, Skalde der Jungfer des Nordens in Kadenz
Hüter des Gleichgewichts
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