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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Die Sorgen des Meisters 41. Woche des 2. Jahres Weshalb ist sie nicht hiergeblieben?, dachte der Meister am Südfenster seines schwarzen Turmes. Sie war gegangen, obwohl er es ihr verboten hatte; obwohl er ihr angedroht hatte, sie nicht mehr aufzunehmen, wenn sie die Stadt nun verlasse...
Nara war fort. Sie war in die Totenzacken in Richtung der Dunkleelfen aufgebrochen, um von ihnen zu lernen. Meister Shantus hatte nichts dagegen, wenn seine Adepten die Lehren anderer Völker zu verstehnen versuchten - das war sicherlich ungemein förderlich und lehrreich für die jungen Magier. Er hatte schließlich vor kurzem selbst vier Adepten ausgesandt, um von fremden Gilden zu lernen und diese zu studieren. Doch Nara Dhorr war nicht vorgesehen gewesen; sie war zu jung, seine jüngste ausgebildete Schülerin - und sie war eine Frau.
Der mächtige Magier setzte sich und sann vor sich hin; er wollte gar keine Frauen ausbilden, er hatte das nie gewollt. Shantus war in dieser Hinsicht dem Volke nahe, sodaß er die Riten und Traditionen einer von Männern regierten Gesellschaft ehrte und zu schätzen gelernt hatte.
Doch Nara war anders gewesen. Sie war stur und lernwillig gewesen und hatte seine Lehren in der Hälfte der Zeit verstanden und war später um nichts ihren Kollegen an Kunstfertigkeit nachgestanden - wenn sie diese nicht alle bald sogar übertreffen würde. Und sie wollte _noch_ mehr erfahren von der Magie und ihren Wirkungsweisen.
Doch Shantus hatte sie nicht gehen lassen wollen. Sie hatte die dunklen Künste nur erlernt, weil Shantus sie zu Anfang begehrt hatte und sie ihn überdies an eine Tochter erinnerte, die er schon immer haben wollte - ganz in seinem Temperament und auch seinen Interessen ergeben.
Letztendlich hatte zweiteres die Oberhand gewonnen, denn er hatte sich seinem Gott Narma verpflichtet und hatte sich somit selbst jegliches Nachgeben persönlicher Begierden untersagt. Das Reich zählte und sein Gott zählte.
Narma... Nara... so ähnlich waren die Namen, daß er letztendlich doch eingewilligt hatte, sie zu unterrichten.
Und das hatte er jetzt davon: Eien sture widerspenstige Person, die sich auf eingene Faust aufgemacht hatte, die Welt und die Magie zu erforschen...!
Nach einem heftigen Streit war sie aus dem Turm und der Stadt geflohen. Und Shantus hatte sie nicht aufgehalten. Er wußte jetzt, daß er mehr für sie empfand, als nur eine Vaterliebe.
Der Magier hoffte, daß seine uneinsichtige Schülerin in den beschwerlichen Wochen auf dem Weg in die Totenzacken ihre Lage und ihren Ungehorsam einsehen würde und umkehrte.
Sollte das nicht der Fall sein, so würde er ihr von der Zackenwacht noch Männer mitschicken, die sie vor aller Unbill bewahren sollten... wenn sie das nicht allein sogar besser konnte.
Reich der dunklen Sonne
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