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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Das Erbe Hervnals - I. 1. Woche des 3. Jahres Der Empfang zu Teshkoff war stürmisch, als Calant von Hervanal in seine Hauptstadt einritt. Obwohl niemand davon informiert gewesen war, dass der junge Herr der Mark und Meister des Ordens in seine Heimat zurückkehrte, hatte man es geschafft, vor der Stadt ein Spalier aus etlichen Rittern zu bilden, das sich auflöste, sobald er passierte und sich ihm als Ehrengarde anschloß, so daß der Zug aus hunderten von Reitern bestand, als er das Haupttor der Stadtmauer seiner Geburtsstadt erreichte, die er schon seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.
Teshkoff - die Stadt seiner Vorfahren. Hier hatten vor ihm schon einige Generationen Hervanaler dem Kaiserreich gedient. Die Zwillingstürme einer erst dieses Jahr errichteten Kathedrale prägten markant das Stadtbild und nach einem kurzen prüfendem Blick sah er, dass es gut war, dass es die Macht und Kraft dieses Ortes hervorkehrte und einem jedem schon von weitem sagte, dass hier gläubige Menschen lebten. Einst war hier nur eine kleine Kirche gestanden, und davor ein kleiner Friedhof, der nur für hohe Würdenträger der Mark bestimmt war und jetzt erhob sich dort ein Bollwerk Gottes.
Calant zog sich so schnell wie möglich aus der Zeremonie auf die Burg des Ritterordens zurück, und sandte einen Diener aus, der wenig später mit einem großen, hageren Mann zurückkehrte und ihn sofort in die Halle führte, wo Calant ihn empfing.
"Ich muß euch gratulieren, das Bauwerk ist noch imposanter geworden als es auf den Plänen aussah. Und auch beim Bau selber habt Ihr euch übertroffen. Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass solch ein Bauwerk in so kurzer Zeit hätte errichtet werden können."
Der Neuankömmling verbeugte sich leicht und erwiederte unbescheiden. "Ihr habt den besten engagiert und so habt Ihr das beste bekommen. Außerdem, ..." so fügte er mit einem Lächeln hinzu ", ihr habt mir alle Vollmachten hinterlassen und hunderte Handwerker gedungen, und es waren zusätzlich tausende Arbeitskräfte verfügbar, als die Ernte eingefahren war und wir mußten uns beilen, bevor der Winterfrost uns behindert hätte. Doch damit, dass die Kathedrale ein kleines Wunder geworden ist, damit habt ihr recht."
Ohne Umschweife kam Calant dann zum eigentlichen Grund, weshalb er ihn herbestellt hatte. "Ihr habt mir zugesagt, die Familiengruft der Hervanaler würde bei dem Bau nicht beschädigt. So sagt mir, wie habt ihr dies zustande gebracht, wo der Eingang doch dort war, wo sich jetzt die Kathedrale erhebt? Wie betritt man sie jetzt?"
Der Architekt sah den Ritter eine Weile prüfend an und rief sich ihr letztes Gespräch durch den Kopf gehen. Seit Generationen war der kleine Friedhof mit dem Grufteingang immer sehr streng bewacht gewesen, denn es war Tradition, dass ein jeder jeder Hervanaler mit einem Gegenstand begraben wurde, der ihm im Leben sehr viel bedeutete und der für ihn stand. Der Urgroßvater Calants zum Beispiel, Ridgard von Hervanal, hatte einen ehernen Spaten zwergischer Bauart besessen und eigenhändig hatte er damit beim Ausschaufeln der Bucht mitgearbeitet und als das erste von vielen Handelsschiffen angelegt hatte und antike Tonkrüge und indische Gewürze brachte, die auf dem Landweg weitertransportiert wurden, hatte er vor Stolz Tränen in den Augen gehabt. Er hatte Teshkhoff als Handelshafen groß gemacht und damit seinen Reichtum begründet.
Calant hatte darauf bestanden, dass der neue Eingang zur Gruft gut verborgen und geschützt liegen sollte, um die Ruhe der Vorfahren und ihre teils wertvollen Grabbeigaben auch ohne Wachmannschaften garantieren zu können. Der Architekt brach das kurze Schweigen und erklärte dem Ritter, wie er in die Gruft gelangen konnte.
Dieser bedankte sich kurz und bemühte sich, den plötzlich lästig gewordenen Gast so schnell als möglich loszuwerden. Dann ließ er sich Fackeln und ein Seil bringen und eilte schnellen Schrittes den kurzen Weg durch die zu diesen frühen Abenstunden lebhaften Straßen der Stadt zur Kathedrale von Teshkoff ...
Rittermark Hervanal
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