Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Vom Kaiserschwerte... (Teil I)
22. Woche des 3. Jahres

Die majestätische Palastanlage wächst weiß leuchtend in den stahlblauen Himmel; sandfarbene Türme erheben sich über die Dächer und erstrahlen in der warmen Sonne, die seit der Ankunft der beiden Artefakte und dem Erscheinen des Himmelswesens stets auf Kadenz herabscheint. Das besondere Augenmerk, das sie auf die Stadt richtet, weist den Reisenden aus mehr als hundert Meilen Entfernung den Weg hierher, in die Kaiserstadt; nur ein Blinder kann Kadenz verfehlen, so heißt es allerorten. Die Mauern der Stadt bieten mittlerweile über zwanzigtausend Menschen Schutz und Unterkunft. Die Bewohner der Stadt sind meist einfache Handwerker, doch die Qualität ihrer Erzeugnisse, vor allem natürlich ihrer Waffen und Rüstungen, konnte es beinahe mit denen der Zwerge aufnehmen. Doch heute sind die Bürger von Kadenz ihrem Handwerk und ihrer täglichen Arbeit ferngeblieben, denn heute gilt es einem einmaligen Erlebnis beizuwohnen: Dem Schmieden des Kaiserschwertes.

Auf dem Platz neben dem Palast hat sich eine riesige Menschenmenge versammelt, die sich um den magischen Krönungsaltar schart, der von unzähligen Rittern in den Farben der Königreiche der Menschen bewacht wird. Direkt vor dem Altar steht eine kleine, ungewöhnlich anzusehende Schar: Zur linken sieht man den Kaiser der Menschen, Calant von Hervanal, gewandet in kaiserliches goldbesticktes Purpur und den weiss-goldenen Umhang tragend, den er schon während des Fürstenrates getragen hatte. In der Linken hält er das geheimnisvolle schwarze Szepter, das den Leuten allerlei zum Munkeln gibt, schließlich kennt es niemand und als Kaiserliche Insignie ist es auch nicht überliefert. Neben ihm steht aufrecht ein Troll, der den Kaiser der Menschen 'respektlos' um gut zwei Köpfe überragt. Seine Haut sieht aus wie der Fels der Berge selbst und seine Augen leuchten rotglühend. In seinen riesenhaften Händen jedoch hält er ein längliches Stoffbündel. Auf der rechten Seite, gleich neben dem Troll, steht eine Gestalt, die unterschiedlicher nicht sein könnte: Othil, Sohn des Ruoth, der Gesandte der Zwerge aus dem Domron Okosch, ein weiser und uralter Zwergenprophet. Sein weißer Bart reicht bis zum Boden hinab und seine Augen vermitteln den Eindruck großen Wissens. Gekleidet ist er in eine schlichte, graue Kutte.

Knolan, der alte Feuermagier tritt hinter dem Altar vor, begleitet von vier Lakaien, die einen großen steinernen Bottich tragen, den sie vor den Altar abstellen und sich dann zurückziehen. Auf ein Winken Knolans bringt ein weiterer Lakai einen schweren Hammer, alter zwergischer Machart, für den ein Händler am Vortag gutes Geld erhalten hat, und auch die Eselskarawane mit dem Sternengestein, das mit seinem Funkeln die Menge immer noch in seinem Bann hält, zieht an der Menschenmenge vorbei zum Altar. Der Troll hievt den Stein auf den Altar und auf ein Zeichen von Knolan nimmt er den schweren Hammer, um ein Teil aus dem großen Sternengestein herauszuschlagen. Ein heller Klang, meilenweit noch zu hören, ertönt, als der Hammer mit gewaltiger Kraft geführt auf den Stein niedersausst und noch mehr Neugierige auf den großen Platz lockt. Doch weder Hammer noch Sternengestein hat der Schlag etwas anhaben können und der Troll holt schon erneut aus, den Stein zu spalten. 'Erstaunlich!' murmelt Knolan und hält Trollpatsch zurück. 'Dieser Stein kann so nicht bezwungen werden. Wir werden uns etwas anderes einfallen lassen müssen ...'

Domron Okosch


 (c) 2003-2004 Markus Penz