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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Der Rat zu Hjaldundil 26. Woche des 3. Jahres Die Kanonen waren verstummt, gespenstische Stille lag über dem Schlachtfeld, auf dem zuvor noch Tausende Elben und Zwerge gegeneinander gefochten hatten. Die Gefallenen, Hunderte auf beiden Seiten, waren bereits von ihren Kameraden geborgen.
Die Elben schickten sich an, ihre Begräbnisrituale zu zelebrieren, während ein langer Zug von Wagen die ehrenwert gefallenen Zwerge zurück in die Berge bringen würde, wo sie in einem der verlassenen Stollen ihre letzte Ruhe finden sollten…
Inmitten dieser gespenstischen Stille trafen einige Abgesandte beider Völker aufeinander. Telodin Klingentänzer, der die aufständischen Elben befehligte und drei seiner engsten Vertrauten. Hoch aufgewachsene, schlanke Krieger, deren scharfen Elbenaugen nichts zu entgehen schien. Über ihre Schultern ragten die Enden von Bögen und an ihren Gürteln trugen sie einfache Klingen, die dennoch prachtvoll mit elbischen Runen verziert waren.
Die andere Seite der Abgesandten wurde von Kriegern aus dem kleinen Volke gestellt. Stämmig, breitschultrig und schwer gerüstet, mächtige Äxte auf ihren Rücken geschnallt, standen General Bregolasch und seine Vertrauten auf der anderen Seite des ungleichen Kreises.
Langsam, mit Trauer in seinem Blick, deutete Telodin auf den Boden des Schlachtfeldes. „Hier wollen wir uns setzen und über die Zukunft sprechen, General Bregolasch. Hier auf diesem Felde, auf dem unzählige Eures und meines Volkes ihr Ende fanden.“ Anmutig glitten die Elben in einer fließenden Bewegung in eine bequeme Position auf dem Boden, während sich die Zwerge erst ein wenig missmutig umsahen, um sich dann mit einigem Getöse und lautstarkem Klirren und Scheppern ebenfalls zu setzen.
Einige Augenblicke verstrichen mit bedrückendem Schweigen, dann erhob der Anführer der Zwerge das Wort. „Eine tragische Schlacht war es, die hier geschlagen wurde, Telodin aus dem Volke der Elben. Wir wissen nicht, weshalb Eure Brüder so verblendet waren und dem wahnsinnigen Ajun bis in den Tod gefolgt sind. Sein geistiger Irrsinn muß offenkundig gewesen sein, als er seinen Truppen befahl, sich sinnlos in unsere Geschütze zu werfen. Viele Gefallene könnten bald wieder den Sonnenaufgang über den Wäldern Hjaldundils sehen oder die vertrauten Gerüche und Geräusche der Bingen Thalanzaraks vernehmen, wäre nicht der Wahnsinn über ihn gekommen.
Der Elb nickte. „Wahrlich, General Bregolasch, Ihr sprecht wahre Worte und dennoch dürft Ihr nicht zu hart über meine Brüder urteilen. Sie sahen nur die Geschütze und die mächtigen Äxte, die die Zwerge in diese Wälder brachten. Sie sahen nur die Zerstörung, die mit diesen Werkzeugen angerichtet werden konnte – sie sahen jedoch nicht, dass sie selbst diese Zerstörung in die heiligen Wälder brachten, als sie Ajun bereitwillig in den Tod folgten. Der Wald trauert um die Gefallenen und ebenso trauern wir um unsere Brüder. Jahrzehnte werden nicht ausreichen, um dies vergessen zu machen, aber das Böse ist nun beinahe besiegt und Hoffnung keimt wie ein junger Spross in meinem Herzen, dass die Zukunft wieder Licht über die heiligen Wälder bringen mag. Morgen wird erneut die Sonne aufgehen und goldenes Licht wird durch das satte Grün des Blätterwaldes fallen, der sich nun düster und bedrückend über unseren Köpfen erhebt. Vielleicht mag dieses goldene Licht unsere Herzen erhellen und unseren beiden Völkern Lehre sein.“
„Vielleicht habt Ihr Recht, Telodin Klingentänzer. Vielleicht habt ihr tatsächlich Recht. Wisset, wir Zwerge wollten Eurem Volke nicht die despotischen Zwänge auferlegen, unter denen es die von Euch soeben geschilderten Zustände ertragen musste. Unsere Aufgabe war es, die Wahnsinnsherrschaft des blutigen Drachenreiters zu beenden und dies ist nun beinahe vollendet. Ich trete an Euch heran, um Euch die in Weisheit gesprochenen Worte Dorgram Stahlfaust’s zu übermitteln. ‚Freundschaft war es, die die Völker der Elben und der Zwerge Jahrzehnte verband. Freundschaft soll es auch weiterhin sein, die unsere Beziehungen prägen wird. Das Volk der Elben soll nicht von den Zwergen beherrscht werden, vielmehr soll es eigenständig agieren. Die Streitkräfte der Eisernen Wacht verlassen die heiligen Wälder der Elfen, sowie ihre Mission erfüllt ist und kein Zwerg soll danach mehr ungefragt seinen Fuß abseits der Wege in die Wälder der Elben setzen. Gleichzeitig wird jedoch der Schutz der Eisernen Wacht über die heiligen Haine der Elben erweitert und so es jemanden geben soll, der meint, in den Elben eine leichte Beute zu finden, wird sich mit dem Zorn der Eisernen Wacht konfrontiert sehen. So spreche ich, Dorgram Stahlfaust, und meine Worte seien Gesetz.’“. Langsam senkte der Zwerg nach seiner Rede den Blick und ergänzte: „Dies waren die Worte meines Herrschers und ich fühle mich geehrt, sie dem Freund, den ich in Euch sehe, überbringen zu dürfen.“
Nun erhob sich der Elf aus seiner sitzenden Position und setzte zu sprechen an: „Im Namen meiner Brüder und Schwestern, die ich hier vertrete, danke ich eurem weisen Herrscher für sein Urteil und nehme es mit Freuden an. Friede soll unsere beiden Völker verbinden und in Zeiten der Not sollen Elb und Zwerg nicht mehr gegen sich selbst die Waffen erheben, sondern miteinander, um Feinden dieser neu keimenden Freundschaft vereint zu begegnen.“
Langsam reichte der großgewachsene Elb dem kleinen Zwergen in einer äußerst untypischen, unelbischen Geste seine Hand, in die der stämmige Krieger, der dem Elben kaum bis über den Nabel reichte, kräftig einschlug. „So soll es sein, Telodin Klingentänzer. So soll es sein. Und nun lasst uns zurückkehren zu unseren Kriegern und um die Gefallenen trauern, wie es unsere Rituale vorgeben.“
Mit einer anmutigen Bewegung erhoben sich die restlichen Elben und schulterten ihre Bögen – die Krieger der Zwerge taten es ihnen gleich, auch wenn ihre Bewegungen von Stöhnen und Ächzen begleitet waren. Danach nickte Telodin seinem kleineren Freund nocheinmal zu und leise wie ein Schatten verschwanden die Elben in Richtung der Bäume.
Eiserne Wacht
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