Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Hjarlthing!
29. Woche des 3. Jahres

IHR wagt es, MICH einen Verräter zu nennen? Das ist ja wohl die lächerlichste Anschuldigung, die ich seit langem zu Gesicht bekam! Wer hat hier bitte schön wen verraten und im Stich gelassen?
Lange habe ich geschwiegen, doch nun ist es an der Zeit, einige Fakten ans Tageslicht zu bringen. Danach möge jeder für sich entscheiden, wer hiet Verräter und wer Verratener ist. Im Übrigen kann ich jede der hier vorgebrachten Behauptungen auch belegen, wer also meinen Worten keinen Glauben schenkt, mag sich direkt an mich wenden, meine Archivare stehen zur ausführlichen Beweisführung jederzeit zur Verfügung.

Als ihr vor zwei Jahren euren Krieg gegen die Naruhim-Zwerge begannt, habe ich hinter euch gestanden, obwohl meine Truppen nie selbst aktiv am Kampfgeschehen teilgenommen haben. Wenn ihr sie brauchtet, hattet ihr immer meinen taktischen Rat und meine diplomatische Unterstützung in eurem kleinen Eroberungsfeldzug. Denn wir waren Teil desselben Bundes, und ich nehme solcherdings ernst.
Als dann die Zwerge in meine Lande einfielen, schlicht, weil sie die nächstliegenden des Bundes waren, haben ich und mein Volk für alle Nordmannen den Kopf hingehalten. Nie habt ihr im Nuntius ein Wort der Klage darüber vernommen, daß sie damit jene bestraften, die mit dieser Angelegenheit kaum etwas zu schaffen hatten. Denn wir waren ein Bund, ein Volk von Brüdern, und ich verließ mich auf eure Hilfe.
Als ich euch bat, die Forderungen der Zwerge zu erfüllen (denn ich hielt keine der geforderten Regionen in meinem Besitz), weil die die Zwergenkrieger mein Reich nahezu vollständig überrannt hatten, antwortete Blotgrim, Herr von Ökstenkjall, ich zitiere wörtlich: "Eher sterbe ich, als Askerdan zu übergeben." Es ging aber nunmal nicht um eure Leiche, sondern um meine.
Als ich euch bat, wenigstens Truppen zu schicken, bekam ich aus Ökstenkjall die Zusage über 70 Mann (die hätten auf dem Schlachtfeld, das einmal Skjartheim gewesen war, sicherlich die Wende gebracht), mit der Begründung, der Rest werde gebraucht, um die eigenen Grenzen zu schützen. Der Feind stand aber nunmal nicht an euren Grenzen, sondern an meinen. Und der Jungfernbund? Der hielt es für besser, seine Truppen gegen die Naruhim zu verheizen, die zu diesem Zeitpunkt keinerlei Anstalten machten, aktiv in das Kriegsgeschehen einzugreifen. Denn wenn diese vernichtet erst vernichtet gewesen wären, dann wäret ihr hoffentlich stark genug gewesen, um Skjartheim, bis dahin selbstverständlich ebenfalls vernichtet, rächen zu können.
Als ich euch darob darauf hinwies, daß ich diese Strategie für nicht zielführend hielt, bekam ich folgendes zur Antwort, ich zitiere abermals: "Das Reichsgebiet des Jungfernbundes ist mehr als doppelt so groß wie Skjartheim, und wir sind sicher, dem Ansturm der Zwerge standhalten zu können. Am besten wäre es, wenn wir den Bund auflösen und jeder für sich weiterkämpft oder kapituliert." Was im Klartext bedeutet, ihr kämpft weiter und ich soll gefälligst kapitulieren. Das ist wahre Freundschaft. Ihr verdrückt euch mit der Beute und laßt mich, der ich am Raub gar nicht beteiligt war, am Galgen stehen.
Zu jenem Zeitpunkt waren alle meine Provinzen an die Zwerge gefallen außer meiner Hauptstadt, und vor deren Toren stand eine Zwergenarmee, die durchaus in der Lage war, auch diese letzte Bastion zu erstürmen. Was blieb mir also anderes übrig? Ich kapitulierte.
Die Kapitulationsbedingungen waren hart, aber erfüllbar. Unter anderem sollte ich jeden zum Zeitpunkt der Kapitulation noch lebenden Krieger, 159 Hünen im ganzen, zur Unterstützung der Zwerge gegen deren Feinde, sprich den Hjarlthing, entsenden, 50 davon nach Islyrn. Selbstverständlich durfte ich euch darüber nicht informieren, die Zwerge sind zwar klein, aber nicht völlig verblödet. Diese 159 Krieger waren fortan für uns bereits tot, gefallen für die Rettung Skjartheims, und wir verübeln euch ihren Tod nicht.

Und jetzt, da ich nichts anderes getan habe als euren Rat zu befolgen, und euch einige der ausgehandelten Bedingungen nicht zusagen, bezeichnet ihr mich als Verräter und wollt mein Reich mit Krieg überziehen. Wahrlich, wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr.
Fein habt ihr das ausgedacht. Wenn ihr es schafft, die Luunar und die Zwerge des Ostens aus dem Krieg herauszumanövrieren, werden die Naruhim unterliegen. Und Skjartheim, ohne Schutz und Freunde, geschwächt durch die Niederlage, ist danach nur noch ein kleiner Happen zum Nachtisch.
Mein einziges Verbrechen bisher war, daß ich euch voreilig meine Freundschaft schenkte. Wenn die Strafe dafür der Tod sein soll, so ist sie in meinen Augen durchaus angemessen.
Zum Abschluß, und auch als Antwort auf eure Anschuldigungen, gebe ich euch folgenden Rat, den letzten, den ihr von mir erhalten werdet:

Tötet die Skjartinger, alle, bis zum letzten. Denn wenn ihr es nicht tut, werdet ihr irgendwann, vielleicht bald, vielleicht in ferner Zukunft, eine Zeche zu zahlen haben, die höher sein mag, als ihr es ertragen könnt. Und wir werden diese Schuld gnadenlos eintreiben.

Skjartulf

Skjartheim


 (c) 2003-2004 Markus Penz