Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Die Reisen des Illamvi - Teil 4
46. Woche des 3. Jahres

Aus den Reiseaufzeichnungen des Illamvi

Am südlichen Ende der Welt angekommen, wandte ich meinen Blick gen Süden. Nichts als geschmolzenen Sand konnten meine Augen sehen. Sollte hier wirklich nichts mehr kommen?

Tagelange saß ich am Rand der Wüste unschlüssig wohin ich meinen Weg lenken sollte. Der Aquamarin lag auf meiner Zunge und erfrischte meinen Geist. Ab und zu nahm ich etwas Reis und Brot zu mir. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dort ganz im Süden wurde ich erwartet. Dort in den Süden musste ich gelangen. Doch nur wie? Eine Wanderung auf dem zu Glas gewordenen Sand würde ich nicht überleben.
Tagsüber würde die Sonne mein Blut zum Kochen bringen und nachts – nun die Beduinen erzählten mir Geschichten von Schatten verlorener Seelen, die einst tagsüber von der sengenden Sonne in dem Glas gefangenen wurden und sich nachts versuchten aus ihrem Gefängnis zu entkommen. Was ihnen nach den Sagen nur gelingen würde, wenn sie eine andere Seele an ihrer Stelle ins Glas ziehen.
Auch wenn ich die Geschichten nicht glauben konnte, so war die Dunkelheit in diesen Landen gefährlich geworden. Seit die Menschen von Shahir el Nar der schwarzen Magie huldigten, hatten auch die normalen Schatten etwas beängstigendes.

Lang hin ich meinen Gedanken nach, versuchte einen Weg zu erkennen, eine Möglichkeit mein Ziel zu erreichen. Mittags, als die Sonne direkt im Süden stand, ich nicht direkt in das güldenes Herz Shivas schauen konnte, hatte ich das Gefühl mein Geist löste sich von meinem Körper und strebte der Sonne entgegen. So wie es die alten Gurus immer berichtet hatten, hatte ich für einige Momente das Gefühl als flog ich über die Glaslande. Jetzt im hellen Sonnenlicht hatte ich das Gefühl, als wären die Glaslande nicht bedrohlich. Vielmehr hatte ich den Eindruck, als ob Shiva diese Lande geschaffen hatte, um die Finsternis für immer dort zu verbannen und ewig im Glas einzuschließen. Doch bevor ich weit geflogen war, meldete sich mein Körper und ich schnellte zurück, wie eine Gerte, die wieder losgelassen würde.
Benommen kam ich zu mir, nur die Helligkeit blieb. Selbst als ich die Augen schloss, füllte Shivas Aura komplett meinen Blick. War dies die Strafe dafür, dass ich versucht hatte ihr nahe zu sein?
Ich schloss die Augen und meditierte. Was wollten die Götter von mir, hatten sie mich hierher geführt, damit das letzte was meine Augen sehen würden, Shiva in all ihrer Pracht wäre?
Doch wieso hatte ich immer noch den Drang weiter nach Süden zu gelangen?

Am Abend als die Sonne unterging ließ auch die Helligkeit hinter meinen Augen langsam nach. Schließlich, die letzten Strahlen krochen hintern den Horizont, kehrte die Dunkelheit auch bei mir zurück. Ich zündete meine Lampe an und machte mich zurück in die letzte Oase. Hier könnte ich nichts ausrichten. Ich musste einen anderen Weg finden mein Ziel zu erreichen.

Bei jedem Schritt Richtung Norden wurde mir immer schwerer ums Herz, als wäre ich wieder ein kleines Kind, dass sich zum ersten Mal von zu Hause und den Eltern entfernt und weiß, die Heimat liegt hinter einem.

Tage marschierte ich, als ich an eine kleine Oase kam. Die üblichen kleinen Hütten, um eine kleine Karawanserei, wo Reisende kurz halte machen konnten, um sich für den weiteren Weg zu stärken. Ich freute mich wieder einmal unter Menschen zu kommen und beschleunigte meinen Schritt. Schon hörte ich Lachen und das Spiel einer Flöte, als plötzlich einige Wachen mir den Weg versperrten.
„Halt Spion! Wir haben den Befehl alle deines Volkes umzubringen und wir danken unserem Herren, Radamanthis, dass er uns diesen Spaß erlaubt hat.“
Noch bevor ich etwas erwidern konnte rammte der erste seinen Säbel in meine Leisten. Gerade so tief, dass er das Fleisch zerschnitt aber mich nicht sofort tötete. Er musste diesen Stoß lange an anderen Opfern perfektioniert haben. Nach ihm kamen andere, schlugen, traten oder stachen auf mich ein. Ihr Lachen und ihre boshafte Freude schallte in meinen Ohren, während ich langsam das Bewusstsein verlor. Dies war also das Ende.

Doch noch hatten meine Widersacher nicht genug, mit einem Schwall Wassers brachten sie mich zurück, nur um ihren Spaß weiter fortzuführen. Wie Kinder, denen man ein neues Spielzeug geschenkt hatte, quälten sie mich, bis ich ohnmächtig wurde, weckten mich wieder auf und setzten ihr Spiel fort. Nie hätte ich geglaubt, dass Menschen so verdorben sein konnten. In diesem Wechselspiel zwischen wachem Schmerz und bewusstlosem Frieden, konnte ich nicht anderes,als diese Geschöpfe bedauern. Das Gift Terrenors war tief in das Volk von Radamanthis eingedrungen und hatte ihre Seelen verdorben.

Stunden, Tage oder auch nur Minuten mögen vergangen sein, als ich wieder einmal zu mir kam, doch meiner Häscher waren fort. Wahrscheinlich hatten sie mich endgültig für tot gehalten, oder einfach ihren Spaß verloren und mich zum Sterben in der Wüste zurückgelassen. Ich suchte nach dem Geschenk von Mutter Natur, damit ich von ihr durchströmt wurde, während mein letzter Atmen meinen Körper verlassen würde. Der Schmerz der Wunden, Brüche und was sie sonst noch meinem Körper angetan hatten, war so umfassend, dass er seine Bestimmtheit verlor. Mit dem Aquamarin auf der Zunge schloss ich meine Augen.
Doch der Tod wollte noch nicht kommen. So beschloss ich nicht an diesem verfluchten Ort zu sterben und kroch mit meiner schwindenden Kraft nach Süden.
Ich weiß nicht, wie weit ich kam, noch hat es für mich eine Bedeutung. Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich im Süden die Glaslande sehen kann, die Wüste scheint mich zu umgeben.
Hier werde ich dieses Leben abschließen. Während ich meine wahrscheinlich letzten Worte niederschreibe, so sie vielleicht einem Finder ein Stück Weisheit bringen, näht sich im Süden die Sonne ihrem Zenit. Mit jedem Tropfen meines Blutes, dass in den Sand rinnt schwindet meine Lebenskraft. Und dennoch ist mein Geist klar, den Schmerz hat er überwunden, das irdische hat er überwunden, mir ist als verlassen meine Gedanken meinen Körper und ich sehe mich über mein Buch gebeugt. Meine Hände schreiben, ohne dass ich es ihnen befehle, ohne dass ich beachte, was sie schreiben, als formen meine Gedanken direkt die Buchstaben auf dem Pergament.
War dies der Weg, den die Götter, den Shiva für mich vorgesehen hatte? Konnte ich nur so die Barriere überwinden?

Ich schaue direkt nach Süden, direkt in ihr Angesicht und ich reise weiter ...


26. Woche des 3. Jahres



Reich Arcanar


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