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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Dämonen in der Nacht (Teil 1) 49. Woche des 3. Jahres Jhek, ein Küchenjunge in der Akademie zu Drasûl,
belauscht ein Gespräch zweier Magier und wird erwischt
Jhek, einer der Küchenjungen, die den Magiern in der Akademie zu
Diensten sind, kommt gerade von seiner allmorgendlichen Runde durch
die Schlafsäle der Novizen zurück. In der einen Hand balanciert er
einen Turm aus Schüsseln, in der anderen hält er zwei Wasserkrüge. Man
darf sich einen Küchenjungen an einer magischen Akademie nicht als
unreifen Bengel vorstellen, der pfeifend durch die Gänge hastet und
nichts als Unsinn im Kopf hat. Nein, solche bleiben nicht lange an
einer Magierschule, sie werden früher oder später etwas sehen,
berühren oder einen verbotenen Raum betreten und das wars dann. Kein
Gepfeife mehr. Hätte Jhek kein Geschirr getragen, hätte der unbedarfte
Beobachter ihn niemals für einen Küchenjungen gehalten. Vielleicht ein
ganz junger Novize, aber ein Diener?
Leise und mit konzentriertem Blick geht der Junge in seiner schwarzen
Kutte durch die Gänge, klopft hier und dort an eine Tür und sammelt
das schmutzige Geschirr vom Frühstück wieder ein. Heute bedrückt ihn
etwas, denn die Akademie ist nie ein lauter und hastiger Ort. Hier
wird viel gearbeitet, doch es ist still. Doch heute: ganz anders. Da
und dort hat der Junge leise Stimmen gehört, ein Raunen hier, ein
Köpfe zusammenstecken dort. Er ist verunsichert und macht sich
Sorgen... Hat er vielleicht doch etwas angestellt? Seine Arbeit nicht
mit der angemessenen Ernsthaftigkeit erledigt, die Meister Gaand ihm
immer predigt? "Leise musst Du sein, Junge! Mach ja keinen Fehler, das
wird von den Adepten nicht akzeptiert. Du willst gar nicht wissen, was
sie mit einem machen, wenn Du sie bei der Arbeit störst." Jhek nimmt
diese Hinweise immer sehr ernst, denn auch er hat schon viele Dinge
gehört. Manchmal wacht er nachts schweißgebadet auf und stellt sich
vor...
Jetzt wäre ihm fast eine Schüssel heruntergefallen. Gerade noch mal
gutgegangen! Jhek hat hinter sich ein kratzendes Geräusch gehört und
ist vor Schreck fast gestolpert. Was war das? Er dreht sich vorsichtig
um. Eine Tür, eine geheime Tür, denn an dieser Stelle hat Jhek noch
nie eine Tür gesehen. Dies war immer ein langer Korridor mit Mauern
aus Stein -- ohne Türen. Doch jetzt ist dort eine Öffnung in Wand und
Stimmen sind zu hören. Eigentlich würde Jhek nie einem Gespräch unter
Magiern lauschen, aber er hat Angst, sich zu bewegen. Wenn sie
erfahren, daß er die geheime Tür kennt, dann gibt es zwei
Möglichkeiten. Die billigere ist ein neuer Küchenjunge. Das weiß Jhek
genau, denn dumm ist er nicht. Also drückt er sich so unauffällig wie
mit einer Ladung Geschirr in den Händen nur möglich gegen die Wand
neben der Tür und ist still.
"... ich werde jetzt gehen und mit dem Meister reden, wir wissen
einfach nicht genau, was die Sache für Konsequenzen haben wird und
wir können uns bei solchen Dingen keine Fehler erlauben. Das weißt
Du genau, Ephraim!"
"Das wirst Du nicht tun, Tugon. Es ist bereits entschieden und
Shantus weiß um die Gefahren. Willst Du ihn vor all den Gesandten
blamieren? Das wird Dich Dein Leben kosten! Mach die Tür zu und komm
zurück."
"Blödsinn! Er ist nicht der Stählerne, vergiss das nicht. Er wird
sich meine Kritik anhören..."
Ganz so sicher scheint sich Tugon dann doch nicht zu sein, denn die
geheime Türe schließt sich mit einem Knirschen. Jhek atmet erleichtert
auf. Sein Herz schlägt so laut, er kann nicht fassen, daß ihn die
Adepten nicht bemerkt haben. Er dreht sich um, setzt einen Fuß vor
und stolpert. Seine Kutte ist an einem Mauerstein hängengeblieben und
er fällt nach vorne. Das Geschirr fliegt quer durch den Gang und
zerspringt an der gegenüberliegenden Mauer. Jhek hat nur noch einen
Gedanken: Weg. Laufen so schnell er kann. Er versucht aufzuspringen,
doch zu spät, es geht nicht. Als hätte sich der dicke Lehrling des
Kochs auf seinen Rücken gesetzt. Keine Luft.
Die Tür knirscht wieder auf und eine dunkle Gestalt schaut in den
Korridor.
"Verdammt. Ein Junge aus der Küche. Schnell, helft mir! Er muss uns
gehört haben, als die Tür offen war."
Zwei Adepten, offenbar Tugon und Ephraim, eilen zu dem am Boden
liegenden Jungen. Sein Atem geht flach und Jheks Augen sind vor Angst
geweitet. Dann wird ihm schwarz vor Augen und er versinkt in
angsterfüllter magischer Ohnmacht...
Reich der dunklen Sonne
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