|
|
Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Asha'Zar 50. Woche des 3. Jahres Düsternis umhüllt die goldene Stadt und taucht sie in einen See des Schweigens. Ruhe und Frieden, der Friede des Todes liegen über den Dächern der Häuser und den weiten gepflasterten Straßen. Wie der Zeigefinger einer knöchernen Hand ragt der schwarze Turm der Nekropole hinter dem weiten Forum in den dunklen Himmel und ein kalter Wind zieht wie ein Hauch der Vergänglichkeit durch die Gassen.
Sarul sieht lächelnd und friedvoll auf seine Stadt hinab. Und dann hinauf in den Himmel, in einen Himmel, wie ihn Terra seit ewigen Zeiten nicht mehr sah. Obwohl es Tag sein sollte verlieren sich die Gestirne in Finsternis. Dort wo eigentlich Vala in goldenem Glanz erstrahlen sollte ist ein schwarzblauer Stern zu sehen. Zur selben Zeit scheint der dunkle Stern aus sich selbst in strahlend reinem Licht zu leuchten und dennoch alles Licht der Umgebung in sich aufzunehmen wie ein schwarzes Loch. Hell und doch finster und somit nur durch ein mysteriöses blaues Glimmen zu erkennen herrscht der Stern des Aeon über die Welt.
„Die Zeit ist gekommen, das Ende naht. Der Tag hat begonnen, da die Nacht über Terra regiert. Doch es ist nur der erste der Tage, die keine Tage mehr sind. Und ewig wird bald die Finsternis herrschen und ich, Sarul werde der Kaiser der Finsternis sein.
Hörst du dies, du, der du meine Regentschaft zu rauben gedenkst? ICH bin die Nacht, erwählt zu herrschen und zu sein. Niemand, nicht du und kein anderer wird diese Herrschaft beenden. Dachtest du wirklich ich würde vor einem Menschen den Platz des Kaiserthrons räumen? Dachtest du wirklich so einfach wäre ich zu hintergehn? So will ich dir sagen, dass ich alles weiß was war, was ist und was sein wird auf dieser Welt. Und somit habe ich alles vorhergesehen. Deine Regentschaft, dein Streben nach Macht, nach Meiner Macht und auch deinen Untergang, Calant, Kaiser des Nordens. Warum törichter Mensch konntest du nicht zufrieden sein mit dem was Dein war, warum greifst du nun auch nach Meiner Macht? Warum, Calant von Hervanal, musstest du mich durch SIE hintergehn?
Nun denn, was du getan hast spielt nun keine Rolle mehr, Kaiser, denn siehe Dein Untergang naht. Heute wird die Welt wie sie ist ein Ende finden und alle sollen sehen, dass ich der Herr der Finsternis bin.“
Langsam senkt Sarul seinen Blick und schaut vom Dach der Nekropole hinab in die Ebenen vor der Stadt. Dort inmitten hunderter Fackeln erhebt sich ein gewaltiges Monument. Ein Berg aus Knochen, zusammengetragen von verschiedensten Reichen bildet das Skelett eines gewaltigen Wesens, eines Drachen. Allein der Schädel des Ungetüms ist größer als das Forum Terrenors und sein Körper verdeckt gar die entfernten Schemen der Gebirge.
„Es ist soweit! Aeon, Herr der Nacht, Schöpfer der Welt, siehe, hier ruht dein Sohn. Durch das Blut von Tausend wurden seine Knochen mit neuer Kraft getränkt, nun bring, du Herr der Welt, diese Kraft erneut zum entzünden, schenke uns an diesem heiligen Tag deinen Atem der Schöpfung und führe zurück in diese Welt, den, der seit tausenden Jahren jenseits des Lebens auf seine Rückkehr sinnt.
Somit rufe ich Dich Asha’Zar, Ältester unter den Drachen, spüre die Macht die dir erneut gegeben und komme zu mir, der dich ruft um an Meiner Seite unser beider Schicksal zu erfüllen!“
In dem Augenblick, da Sarul zu Ende gesprochen hat, wird das blaue Glimmen des schwarzen Sterns immer stärker und sein Licht beginnt in die Umgebung des weiten Himmels zu zerfließen. Immer unschärfer werden die Konturen, des mysteriösen Gestirns und mit einem Mal erkennen die staunenden Beobachter wie tausende von winzigen Lichtern, einem sanften Nieselregen gleich, beginnen vom schwarzen Stern herabzuschweben und sich um das Skelett des Drachen zu verdichten. Immer mehr der kleinen Lichtkugeln sammeln sich in Mitten auf und um die Knochen und bald beginnt das gesamte Skelett in bläulichem Schimmer zu strahlen, als plötzlich ein krachendes Geräusch aus den Knochen zu vernehmen ist. Einer nach dem anderen beginnt an verschiedenen Stellen leicht zu bersten und rote Blutgefäße winden sich den Wurzeln eines Baumes gleich aus ihrem Inneren an die Oberfläche und überziehen bald das ganze Gerüst, beginnen miteinander zu kommunizieren und ein Netzwerk aus Adern entsteht. Immer dichter wird dieses Gewebe an vielerlei Stellen und inmitten des noch hohlen Körpers bilden sich in unglaublicher Schnelle viskuöse Massen, die sich immer mehr verdichten und schließlich die Form von Organen erkennen lassen. So füllt sich der gesamte Körper an, bis schließlich an der Oberfläche der äußeren Knochen Muskulatur wie aus dem Nichts zu wachsen beginnt und eine dicke, derbe Haut, die die gesamte Schöpfung überzieht und umhüllt. Als der Prozess schlussendlich beendet ist, beginnen die Lichter des schwarzen Sterns, die noch immer um den Korpus schweben hell zu erstrahlen und jedes von ihnen verdichtet sich zu einer Art diamantenen Platte und legt sich an die Haut des Drachen, der wenige Augenblicke darauf überzogen ist von blau schimmernden Schuppen, die ihm ein atemberaubend schönes Aussehen geben. In jeder der Schuppen scheint sich die gesamte Welt widerzuspiegeln, der Himmel und das Licht des Schwarzen Sterns.
Dann kehrt wider Finsternis ein. Und Ruhe. Die Welt scheint den Atem anzuhalten, in Erwartung, Hoffnung und Angst. Und mit einem Mal setzt der Herzschlag des Drachen ein.
Und der erste Schlag lässt die Erde erzittern, und die Wasser der Meere steigen.
Der zweite Schlag lässt Häuser und Mauern zu Staub zerfallen und die Erde selbst beginnt bis an die Ufer des Meeres zu bersten.
Der dritte Schlag sodann gilt ganz und gar dem Inneren des Drachen und Asha’Zar erwacht.
Totenreich von Terrenor
|
|