Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Grabrede
1. Woche des 4. Jahres

Langsam schritt Koschax, Korgrims Sohn auf den hölzernen Podest, der rasch aufgebaut worden war. Er war in ein geschwärztes Kettenhemd gekleidet, er trug schwarze Beinlinge und Stiefel und seine Haare hatte er streng nach hinten gebunden, während sein Bart vorne im Gürtel steckte. Vor ihm lag der tote Körper Aggrotharrs vom Stein und die Leichname zehn weiterer Riesen.
Koschax wischte sich eine Träne aus dem Auge, sah dann hoch und blickte in die versammelte Gruppe an Zwergen und Elfen, mehr als fünfhundert Köpfe zählten die Trauernden. Dann setzte er an:
"Aggrotharr vom Stein ist tot, und zehn seiner Brüder sind mit ihm gegangen. Lange Jahre war er ein guter Freund der Elfen der Luunar und noch längere Zeit ein Freund von uns. Riese und Zwerg waren stets Brüder und nur die Größe schien sie überhaupt voneinander zu unterscheiden. Viele Kriege durften wir gemeinsam schlagen und viele Schlachten haben wir gemeinsam gesiegt.
Doch nun, da Zeiten der Entscheidung angebrochen sind, in der ein jeder und eine jede tief in sich gehen müssen und erkennen, welchem Pfad sie folgen wollen, der Zeit, in der Geister und Dämonen ihren Platz auf Terra einzunehmen suchen, da war es, dass Freunde gegen Freunde Waffen zogen.
Denn Aggrotharrs Entscheidung schien gefallen und seine Worte waren nicht die seinen, sondern die eines Dämons, der ihn befiel und seine Gedanken verwirrte. Seine Worte waren unklar und seine Taten, die er folgen ließ, ohne jeden Gedanken. Es war an uns, zu entscheiden, welchen Weg wir wählen wollten. Einerseits alle Augen zu drücken und einen Freund ziehen lassen, selbst wenn man weiß, dass dies den Sieg des Bösen bedeuten könnte? Oder seinen eigenen Freund bekämpfen und somit die Sicherheit des Lichts zu gewährleisten?
Viele Dinge geschehen derzeit auf Terra und wir entschieden uns für Zweiteres, auch wenn mir der Klos Aggrotharrs Tod immer noch tief im Halse steckt und mich kaum sprechen, ja kaum atmen lässt.
Möge er aufgenommen werden in die Hallen Valas und dort den Frieden der Ewigkeit erleben, denn kein Dämon kann seine Seele dorthin begleiten. Möge sein Körper, den wir hier und heute vor uns liegen haben, durch Feuer seinen Weg finden und die Seele aufsteigen können, während der Dämon den Flammen zum Opfer fallen wird. Mögen seine Brüder, die ihm stets tapfer gefolgt, an seiner Seite sitzen und gemeinsam mit ihm Speisen und Feiern, bis auf dass wir ihn wieder sehen, wenn wir dereinst in die Hallen Valas aufsteigen werden!"
Dann nimmt Koschax eine Fackel, die ihm von hinten gereicht wird, macht auf dem Podest noch einen Schritt nach vorne, sieht auf zum Himmel und lässt die Fackel auf Aggrotharrs Körper fallen. Zur gleichen Zeit werfen zehn ebenfalls in schwarz gekleidete Zwerge Fackeln auf die Leichname der anderen Riesen.
Schnell entzündeten sich die toten Körper und schwarzer Rauch steigt in elf Säulen gen Himmel, während die Trauernden schweigend in die Hallen Azbandûms zurückkehren...

Volk der Luunar


 (c) 2003-2004 Markus Penz