Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Ogerstein - Ritual der Beherrschung
2. Woche des 4. Jahres

Mehr als eine weitere Woche war vergangen, seit die ersten Oger den Beschwörungsplatz erreicht hatten. Dort verharrten sie seit dem regungslos wie das Abbild, welches sie gerufen hatte.
Die ganze Zeit über hatten die Beschwörer unablässig ihre Formeln gesprochen und die Kräfte des Mana kanalisiert, um so den Willen der Oger zu beherrschen. Es war ein wildes Ringen um die Kontrolle, denn die Kreaturen waren nicht so einfach gewillt, die Herrschaft über sich einem anderen Wesen ab zu treten.
Die Vier hatten in den letzten Tagen fast nicht geschlafen und gegessen, doch nahmen sie dieses kaum war, so tief war ihr Trance, so jenseits von allen körperlichen Bedürfnissen.

Verlany hatte es schon eine ganze Weile gespürt, dass noch weitere Oger auf dem Weg waren, doch als diese schliesslich gleich ihren Brüdern den Platz erreichten, da war es auch für sie, wie ein Schock. Die zweite Gruppe umfasste fast dreimal so viele der gefürchteten Wesen, wie die erste Gruppe.
Schweigend umstanden sie den Platz. Wenn nun etwas schief ging, so würde es das Ende der Beschwörer bedeuten, wenn nicht gar der gesamten Provinz.
Alle waren sie beinahe am Ende ihrer Kräfte, doch jetzt war der Moment gekommen, in dem die Zukunft sich entscheiden würde. Jetzt zu versagen konnte, ja durfte, nicht sein.

Mit aller ihnen zur Verfügung stehender Macht leiteten die Beschwörer die letzte Phase der Beherrschungszeremonie ein.
Verlany verließ ihren Platz und nahm Aufstellung in der Mitte eines gleichschenkligen Dreiecks, welches durch die drei anderen gebildet wurde. Diese lenkten sodann all ihre Kräfte direkt auf die Hexe, welche sie in sich sammelte. Gleichzeitig fasste Verlany erneut nach der Manaquelle der Provinz, schied lichtes von dunklem Mana und erfüllte ihren Geist mit der ungezügelten Kraft des Blutes Aeons.
Ihr ganzer Körper begann zu vibrieren unter dem ungestümen Ansturm der Magie und sie brauchte all ihr Geschick und all ihr Wissen, um es beisammen halten zu können.
Immer mehr sammelte sie in sich. Ihr Leib begann pure Finsternis aus zu strahlen und schwarze Blitze zuckten von einem Ende des Beschwörungskreises zum anderen.
Schliesslich wusste sie instinktiv, dass nun der Moment gekommen war. Sie stoppte die Aufnahme des Manas, welches gleich einer Sturmflut gegen ihren Geist schlug, da die Kraft in ihr wie ein Sog auf die Quelle der Provinz wirkte und beinahe von allein mehr zu sich heran zog.

Nun griff Verlany nach dem langen Dolch, welchen sie stets an ihrer Seite trug. Mit einem schnellen Schnitt öffnete sie zunächst ihre Linke, dann ihre rechte Hand. Dunkles Blut, dunkler als es bei einem normalen Menschen sein dürfte, tropfte zu Boden.
In völliger Konzentration bewegte sie ihre Hände nun in komplizierten Mustern und zeichnete mit dem herabtropfenden Blut einen zweiten Bechwörungskreis inmitten des ersten. Dieser Zweite war so voll verwirrender Muster und Symbole, dass kein Zuschauer hätte sagen können, was die einzelnen Zeichen bedeuten sollten, ja nicht einmal, wo ein Symbol begann oder ein anderes endete.
Dies waren die uralten Beherrschungssymbole, welche von einer Hexe zur anderen weiter gereicht wurden. Über Jahrhunderte verfeinert und das best gehütetste Geheimnis dieser kraftvollen Magierinnen. Zusammen mit der Zeichnung intonierte die Hexe einen halb klagenden halb hypnotischen Gesang, welcher nicht mit dem Gehör sondern direkt mit dem Geist wahr genommen wurde.
Einem Oger nach dem andren trat sie nun entgegen und zeichnete den noch immer reglosen Kreaturen ein einzelnes Symbol mit ihrem Blut auf den Leib.
Nach dem Letzten trat die Hexe zurück an ihren Platz in dem blutigen Kreis, welcher mittlerweile in blauschwarzem Leuchten zu pulsieren begonnen hatte.
Dort angelangt breitete sie die Arme weit aus, hob ihr Gesicht gen Himmel und sang die letzte Strophe ihres Beherrschungsgesangs, während sie das in ihr angestaute Manna in langsamem, kontrolliertem Strom auf die Geister der sie umgebenden Oger lenkte.
Mit dem letzten Ton entließ sie den Rest der Kraft Aeons in einem einzigen Schwall, welcher sich auffächerte und zu jedem einzelnen der gewaltigen Wesen einen dünnen, peitschenartigen Auswuchs bildete.
Zeitgleich mit diesem letzten Schlag gegen den Willen der Oger schossen drei weitere Manaströme aus den übrigen Beschwörern zurück in das Zentrum, an welchem die Hexe weilte und die drei Magier vergingen in einem einzigen Aufblitzen purer Energie.

Dort stand sie nun. Verlany die Schöne. Einst gefangen in einem finsteren Turm, nun wie gefangen in einem Netzt, welches sie mit dem Geist eines jeden der gerufenen Oger verband.
Dies war der alles entscheidende Augenblick. Sie hatte alles getan, was in ihrer Macht stand.

(wird fortgesetzt)



Schattentum Arridrool


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