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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Oh heller Mond! 24. Woche des 1. Jahres Hoch steht Luun über der in nächtliche Schleier gehüllten Stadt. Langsam weicht die seltsame Finsternis, die die Gassen auch tagsüber erfüllt und die Dächer der Häuser und Tempel erstrahlen in bläulich silbernem Schein. Völlige Ruhe herrscht in den leeren Strassen und nur der nächtliche Wind weht über den marmornen Caesarenpalast hinweg, der sich königlich über die ewige Stadt der Menschen erhebt. Nur hoch oben, zwischen den Zinnen des schwarzen Turmes, der wie der Finger einer obsidianen Hand vom Palast in den dunklen Himmel ragt, erhebt sich eine einsame Gestalt.
Völlig regungslos steht der junge Mann und blickt über die Stadt, die ihm zu Füssen liegt. Sein langes schwarzes Haar weht sanft im Wind und inmitten seines ebenmässigen Antlitzes strahlen seine blauen Augen als würden sie aus sich selbst heraus leuchten. Seine weiten samtenen Gewänder fallen wallend zu Boden und lassen Sarul, den Herrn über Terrenor in königlichem, ja gar Göttlichen Anmut zu erstrahlen.
Immer stärker wird der Schein des Mondes, je mehr dieser sich dem Zenit des Nachthimmels nähert und als er direkt über dem schwarzen Turm zur kurzen Ruhe kommt hüllt er den selben in helles silbriges Licht. Langsam erhebt Sarul sein Haupt und blickt mit einem Lächeln, das Frieden und ewige Weisheit in sich spiegelt, zu Luun empor. Dann beginnt er zu sprechen und seine klingende Stimme erhallt wie ein vielstimmiger, wundersamer Gesang über der Stadt und den Landen.
"Seid gegrüsst Luun, oh Herr der Nacht und Wächter des Himmels. Nach ewigen Zeiten nun ist es uns bestimmt einander wieder zu sehen. Ja, ich lebe noch. Und wie Ihr seht kann Euer Licht mir nicht mehr schaden. Wunderschön ist es endlich mit eigenen Augen das Leuchten Eures ewigen Wesens zu sehen und den Frieden zu erleben, den Ihr jede Nacht dieser Welt schenkt.
Es war töricht von Eurer Schwester zu glauben sie könnte mich vernichten. Töricht zu glauben sie könnte den Weg des Schicksals aufhalten und dem Unausweichlichen entkommen. Ja, sie hat die letzten Überreste des Botens des Schlafes getilgt, doch sollte seine Rolle im ewigen Plan nicht ohnehin enden? Ihr wahres Ziel doch hat sie verfehlt. Denn mag sie mich auch noch so geschwächt haben, Ihr wisst, dass ich nicht vergehen kann solange Leben diese Welt erfüllt.
Und nun ist die Zeit vergangen, da Ihr mich bekämpfen könnt. Viel zu beschäftigt seid Ihr dem Schwert Nor zu entkommen, das Euch Nacht für Nacht über den Himmel jagt. Den Menschen mag es verborgen geblieben sein, doch ich sehe, wie Eure Macht zunehmend schwindet. Müde seid Ihr Luun, müde des ewigen Entfliehens und des ewigen Kampfes. Mir ist nicht entgangen, dass von Jahr zu Jahr Eure Abwesenheit länger und von Nacht zu Nacht Euer Licht schwächer wird. Bald schon werdet Ihr Euch zum Ewigen Schlaf niederlegen und Euch Eurem Verfolger auf ewig ergeben. Ich weiss, dass Ihr nicht die Kampfeslust Eurer Schwester teilt und insgeheim schon längst erkannt habt, dass Syts Experiment früher oder später enden muss, damit endlich wieder Friede und Ordnung herrschen kann. Die Schatten erheben sich aus der Ewigkeit mein müder Bruder und die Macht der Dunkelheit wächst mit jedem Tag. Heute endlich kann ich euer Licht mit den eigenen Augen wieder erblicken und bald schon wird auch Valas Feuer meine Haut nicht mehr versengen.
Ihr müsst eurer Schwester ehrgeizigem Plan nicht mehr folgen, denn wisset, dass auch sie versagt hat. Seht die Sterne. Wurden sie doch alle geboren mich zu finden doch fliehen sie davon in die ewigen Weiten und bald schon werden sie nicht mehr zu sehen sein.
Ein neues Aufbäumen wird ihr nicht mehr gelingen, das wisst ihr so gut wie ich. Auch die neue Ordnung, die Herrscher, von denen sie glaubte sie würden tun wozu sie nich tin der Lage war, werden nicht verhindern was nicht zu verhindern ist. Im Gegenteil, erkennen doch viele von ihnen bereits, dass nur der Weg der Schatten der ist, der Einsicht ud Ordnung bringt. Wisset, dass der erste Pakt bereits geschmiedet ist und der nächste wird bereits in wenigen Wochen die Tore meiner Stadt durchschreiten um meine Macht zu mehren. Wen also gibt es der dem Weg des Schicksals noch entgegensteht?
Legt euch zur Ruhe mein Freund, denn was geschenen muss wird geschehen. Bald schon werden wir alle vereint in den Weiten der Leere unsere wohlersehnte Ruhe finden. Endlich hat es begonnen und die Welt wird im Arcanum Genesis, dem Geheimnis des Schicksals ihre Vollendung finden."
Als die letzten Worte verklungen sind, schwindet der silberne Schein des Mondes wieder, der den schwarzen Turm umhüllt hatte und Luun setzt seinen Weg über den nächtlichen Himmel fort. Einige Zeit noch erstrahlt die Stadt in seinem hellen Licht doch dann verschwindet er langsam hinter dem Horizont und der Mantel der Finsternis legt sich wieder über Terrenor.
Totenreich von Terrenor
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