Terra Magica Spielerverein der Freunde des Gepflegten Rollenspiels
Nuntius Magicus - Der Magische Bote

Gordetheys der Schmied
32. Woche des 4. Jahres

In jener Nacht träumte Gordetheys schwer. Erst vor wenigen Monaten war er zum Hammerträger auserkoren worden, und in seiner jugendlichen Begeisterung dachte er noch häufig mit Stolz daran zurück, und schon so manches Mal hatte er auch davon geträumt. Doch diesmal war es anders. Der Traum hatte sich verändert.

'Gordetheys steht im Inneren des Tempels weit im Norden. Alles hier besteht aus Erz und Eis, Eis und Erz. Der Boden, die Wände, das Dach, die Statuen, der Altar, die symbolisierte Esse, in der seine zukünftige Waffe, ein Hammer der Elemente, lag. Griff und Stiel aus lauterem Stahl, der Kopf jedoch aus nimmerschmelzendem Eis, das auch durch die größte Wucht nicht splittern und zerbrechen würde. Ehrfürchtig kniet er nieder, um den Göttern des Tempels seine Ehrerbietung zu zeigen, und senkt den Kopf zum Gebet. Als er ihn wieder anhebt, hat sich die Szenerie komplett verändert. Überall lodern Flammen empor, ein wahres Inferno. Gordetheys spürt die Hitze, sie ist schier unerträglich, doch stellt er verwundert fest, daß sie auf das heilige Eis keinen Einfluß zu haben scheint.
Vor ihm über dem Altar leuchten aus dem Nichts zwei gigantische Augen. Rot und geschlitzt erscheinen sie ihm, Drachenaugen wohl. Und eine Stimme erfüllt den Tempel wie ein gewaltiges Dröhnen: "Dir ist ein anderer Weg bestimmt!"
Dann wird Gordetheys von der Hitze überwältigt und fällt ohnmächtig zu Boden.
Als er wieder aufwacht, ist alles wieder so, wie es sein sollte, Flammen und Augen sind verschwunden. Schon beginnt Gordetheys zu glauben, daß er nur einen Tagtraum gehabt hatte, da sieht er etwas, das ihn mit Bestürzung und unendlicher Freude zugleich erfüllt: Seinen Hammer. Der Stiel war immer noch aus Erz, doch statt des heiligen Eises bestand der Hammerkopf nun aus reinem Feuer. Langsam schließt sich seine Hand um den Griff...'

Schweißgebadet wachte Gordetheys auf. Nur ein Traum! Erleichtert schloss er wieder die Augen. Wie alle in der Varangierkaserne verwahrte er seine Waffe direkt neben der Bettstatt. Was solls. Noch ein wenig benommen beugte er sich aus dem Bett und griff nach seiner Waffe. Und war schlagartig hellwach. Der Kopf des Hammers war eine lodernde, heiße, doch die Form wahrende und offenbar durchaus stabile Flamme!

Noch am selben Morgen quittierte Gordetheys den Dienst bei der Varangiergarde und begab sich beim besten Schmied der Stadt in die Lehre. Jeder Zweifel, jede Unsicherheit war von ihm abgefallen, er kannte seinen Weg. Die Schmiede waren anfangs verwundert über den seltsamen Hammer, den der neue Lehrling mitgebracht hatte, und dessen Hitze er offenbar allein durch seinen Willen steuern konnte. Und so brauchte Gordetheys keine Esse, nur einen Amboß, und seine Glut war um ein vielfaches heißer als alles, was Menschen bisher kannten. Und dann wunderten sich die Schmiede über die unnatürliche Geschwindigkeit, mit der der Lehrling Gordetheys lernte. Wie ein Fisch im Wasser schien er sich in seiner neuen Berufung zurechtzufinden. Nach sechs Tagen hatte sein Können bereits das aller anderen Lehrlinge überflügelt, und wenige Wochen später gab es keinen Sterblichen mehr, der sich mit seiner Kunst messen konnte.

Corsaren von Jacambar


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