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Nuntius Magicus - Der Magische Bote |
Der Schattenfürst 44. Woche des 4. Jahres Tiefste Finsternis senkte sich über den Steinkreis, welcher sich weit abgelegen auf einem fast unzugänglichen Plateau erhob und die Quelle der Macht umschloss, die hier empor trat.
Auch wenn hier fast immer die wallenden Nebel des Gebirgsmassivs den Blick verschleierten, so war es in dieser Nacht doch anders. Die Schatten schienen dunkler zu sein, und der Nebel wirkte beinahe wie ein lebendes, atmendes Wesen.
Kein Ton war zu vernehmen, kein Tier regte sich in nächtlicher Strebsamkeit, ja selbst das stete Klagen der um die Gipfel streichenden Winde war verstummt.
Dann begannen die Nebel sich zusammen zu ziehen. Aus allen Richtungen strömten sie dem Zentrum des Steinkreises entgegen und gewannen an Dichte. Lange wirbelten sie unförmig im Kreise, doch dann schien eine unsichtbare Macht nach ihnen zu greifen, und wie frischer Ton unter der Hand eines geübten Bildhauers langsam an Form gewinnt, so formten sich auch die Nebel allmählich zu einem Abbild, wobei sie stetig schwärzer, dunkler und unheilvoller wurden.
Dann stoppte der Prozess und das Plateau war frei auch von den letzten Schwaden und inmitten des Kreises stand eine Gestalt welche menschliche Konturen besaß. Doch weder Gesicht noch anderes war zu erkennen. Der Körper der Gestalt war in ständiger, fließender Bewegung und hie und da zuckten kurz substanzlose Fäden hervor, um sogleich wieder mit der Masse des Körpers zu verschmelzen.
Langsam schritt die Gestalt zu einem finstren Rappen mit rotglühenden Augen, welcher vor wenigen Augenblicken noch nicht dort gewesen war und der wütend schnaubte, und mit den Hufen scharrte, welche jedoch den Boden nicht zu berühren schienen.
Die schattenhafte Gestalt griff nach einer dunklen Kutte, welche über den Sattel gelegt war und streifte sie über, als besäße sie wirklich Substanz. Dann zog sie die Kapuze über den Kopf und schwang sich in einer fließenden Bewegung auf den Rücken des unheimlichen Reittieres.
Das Pferd stellte sich auf die Hinterbeine und stieß ein durchdringendes Heulen aus, welches von den Berghängen bis weit hinab ins Tal schallte, dann preschten Tier und Reiter einfach über den Rand des Plateaus und verloren sich in der Nacht.
ER war erschienen!
Zum ersten Mal seit seinem Entstehen hatte der Schattenfürst eine körperliche Manifestation seines Willens erschaffen.
Und im gesamten Schattentum hielten die Bewohner den Atem an.
Schattentum Arridrool
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